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Ruhe bewahren in Zeiten des Zorns.

Da schlägste die Bildzeitung auf, und das Dreckding schlägt zurück. Soweit, so normal. Torsten Mattuschka hat den 1.FC Union Berlin am Wochenende verlassen und ist nach Cottbus gewechselt. Unübersehbar hatten er und sein Trainer Norbert Düwel verschiedene Vorstellungen darüber, was sie einander zutrauen. Zu wenig, am Ende.

Dass Torsten Mattuschka darüber wütend und verletzt ist, verstehe ich. Dass es ihm nicht entspricht auszuharren, sondern im Zweifel in die Offensive zu gehen, bin ich von ihm gewöhnt. Ohne seine Meinungsstärke, sein Selbstvertrauen und sein pro-aktives Handeln wäre kein so guter Kapitän gewesen wie er es war. Er hat bei Karim Benyamina und bei Jan Glinker gesehen, wie sich Abschiede ankündigen und hinziehen. Die Zeit dafür fehlt ihm. Das ist Teil des Schmerzes: Zu wissen, dass von der Zukunft nicht mehr so viel übrig ist.

Der Grundsatz „Kein Spieler ist größer als der Verein“ funktioniert bei Torsten Mattuschka nur bedingt. Tusche ist der Verein. Dafür hat er gearbeitet. Sehr lange. Länger als Norbert Düwel jedenfalls. Aber kann man Düwel das vorwerfen? Norbert Düwel ist, ich sagte das bereits an anderer Stelle, nicht als Beauftragter für Denkmalschutz zum 1.FC Union Berlin geholt worden. Er hat den Schnitt gemacht, den Uwe Neuhaus nicht durchsetzen konnte. Vielleicht hat er die Tragweite dessen nicht erfasst. Und vielleicht war das gut so. Und ganz vielleicht wird erst der Trainer nach ihm davon profitieren.

Im Grunde müssten alle erleichtert aufatmen. Eine Situation, mit der Spieler und Trainer unglücklich waren, ist beendet. Torsten Mattuschka kann das machen, worin er gut ist: Auf einem Fußballplatz den Takt angeben. Norbert Düwel hoffentlich auch. Ich wünsche es beiden.

Statt dessen, wie eingangs erwähnt, ein Interview in der Bild. Das am wenigsten Kluge, was Torsten Mattuschka in den letzten neun Jahren gemacht hat, und er hat in Sachen Unterhaltung schon so einiges geleistet. Es war nur bis dahin nie instinktlos. Ein Spieler, der eine Zukunft haben will, redet nicht schlecht über seinen Ex-Trainer. Ich möchte Tusche nicht auf diese Art im Gedächtnis behalten. Ich werde also die Berliner Tageszeitungen eine Weile meiden.

24 Kommentare zu “Ruhe bewahren in Zeiten des Zorns.

  1. Nö. Das ist mir zu harmoniesüchtig. Ich finde es absolut scheiße und dumm (aus der Ferne betrachtet), was Düwel macht. Punkt.

  2. Ich kann mich noch an Diskussionen aus der letzten Saison erinnern, dass die Mannschaft zu alt wäre. Die Diskussionen wurden nicht hier geführt, aber sie wurden geführt. Jetzt ändert Norbert Düwel das, aber die Fans sind nicht damit zufrieden.

    Klar war Tusche ein wichtiger Spieler und sicher hat er vieles für unseren Verein geleistet, aber er ist 33, er wird nicht jünger, und wenn Norbert Düwel nicht langsam nach einen Ersatz gesucht hätte, was ich übrigens normal finde, wenn man in ein Team neuen Schwung bringen möchte, dann hätten wir irgendwann vor einem Vakuum gestanden – nämlich dann, wenn Tusche aufgehört hätte.

    Und dann schauen wir doch einfach mal die letzten Jahre an. Wann hat das Team schon mal konstant auf einem hohen Niveau gespielt? Klar war Tusche meist der beste Mann auf dem Platz, aber in der Endabrechnung hat das nicht viel gebracht, und auch deswegen kann ich den Umbruch, den es jetzt in Team gibt und der für einige Schmerzvoll ist, verstehen. Er musste einfach irgendwann kommen und der beste Zeitpunkt dafür ist eben der Trainerwechsel.

    Um den Saisonstart mache ich mir keine Sorgen. Wir haben in der Saison 2012/13 nur einen Punkt nach vier Spieltagen gehabt und ich kann mich auch an keine Saison in den letzten Zweitligajahren erinnern, in dem die ersten fünf Spiele wirklich gut gelaufen sind. Warum sollte das ausgerechnet jetzt anders sein, wo wir einen neuen Trainer haben, der ein ganz neues Spielsystem einführt? Das muss auch erst einmal zu sich finden und ich bin mir sicher, dass wird auch passieren.

  3. absolute zustimmung in allen punkten. tusche hat hier einen vertraglich sauberen abschied bekommen (ich hätte ihn gar nicht gehen lassen für eine solch lächerliche summe). hat er da wirklich nichts besseres zu tun als erstmal rumzumotzen?

  4. Nö. Das ist mir zu harmoniesüchtig. Ich finde es absolut scheiße und dumm (aus der Ferne betrachtet), was Mattuschka macht. Punkt.

  5. Wir alle wollten diese Veränderung, doch den meisten war nicht klar, wie diese aussehen und sich anfühlen wird. Das Tusche auch eine teils grottige Rückrunde hatte und auch in seinen Spielminuten sehr blass blieb haben wir alle gesehen.
    ABER Union tickt doch etwas anders. Ich denke der groß angekündigte Kommunikator ist ND nicht. Punkt. Dieser Umbruch haette mit besserer Kommunikation mit weniger Schmerzen im Fanherzen und groben Abbrucharbeiten am Denkmal stattfinden können. Wir sind anders und so hätte man mit Tusche anders umgehen können. Ich glaube Tusche hätte eine gute Rolle bei diesem Umbruch spielen können und der Trainer sich das Leben etwas leichter machen können. Schade. Ich glaube aktuell bewegen sich viele nicht glücklich im Verein. Ichvwar am Anfang sehr über zeugt von der Verpflichtung ND. Dies ist durch sein Auftretrn leider verflogen. Er muss mich jetzt richtig ueberzeugen. Und ich kann mich anschließen, erst der nächste Trainer wird davon profitieren, denn ich glaube, dass ND keinen langen Aufenthalt bei uns haben wird da er nicht nicht weiss, wie Union tickt. Lasse mich aber gern eines besseren belehren. Tusches Frust kann ich nachvollziehen, sein nachtreten aber nicht.Auch wenn es ein Teamsport ist, hat es sich Tusche verdient, das man ihm als Trainer einen tick respektvoller und mit Bonuspunkte versehen behandelt. Tusche hat im Gegensatz zu ND bereits großes geleistet. Wir als Fans sollen nun ND eine Chance geben, hat er diese auch wirklich Tusche gegeben?
    P.S. Den Spruch Fußball ist ein Geschäft, gewöhnt euch dran, sollte meines Erachtens nur in ganz dunklen Ecken bei Union geflüstert werden. Wer das zu schnell akzeptiert, wird dies auch sofort im Stadion und auf den Rängen spüren. Dann wird mein immer so anderes Union nur noch in den Geschichten, erzaehlt von Altunionern in Köpenicks Eckkneipen, leben.

  6. Musiclover

    Ganz schwache Leistung von Tusche in der BILD. Scheinbar ist er jetzt auch verbal in der 3. Liga angekommen.

  7. Steffi, Tusche redet nicht schlecht über seinen Ex-Trainer, er wehrt sich gegen Rufschädigung. Das würde jeder von uns in seinem Job genauso machen.
    Außerdem ist Düwel nicht sein Ex-Trainer, Düwel hat es ja abgelehnt, ihn zu trainieren und in der Mannschaft zu haben. Als einen der aktuell mindestens besten 11, meiner Meinung nach mindestens besten 5 im Team.
    Noch schlimmer, schlecht geredet über den Ex-Trainer (U.N) hat nur N.D., er hat das nur subtiler gemacht. Indem er den mentalen Zustand der Mannschaft aus der Vorsaison abgeleitet hat. Diese Zitate lassen sich raussuchen und belegen. N.D. hat mit dem Finger auf seinen Vorgänger gezeigt und nicht anders und das macht man sicher nicht.
    Selbst für einen Trainer mit nachgewiesenen Qualitäten wird es dann schwer.
    Dieser Nachweis steht aber bei N.D. noch aus.

  8. Schweissi, ich habe Norbert Düwel nirgends sagen hören, dass Tusche kein guter Fußballspieler ist. Es ist keine Rufschädigung, wie Du es nennst, wenn ein Trainer einem Spieler Aufgaben zuweist, die dem Spieler nicht gefallen. Wenn er sich für einen anderen Kapitän entscheidet. Wenn er ihn auf der Bank sieht. Das sind Entscheidungen auf der Arbeitsebene, die zu treffen von einem Trainer erwartet werden darf. Zitate, die Uwe Neuhaus beleidigen, sähe ich ganz gerne mal. Dass die Rückrunde beschissen war, selbst im Vergleich zu jetzt (Dresden. Sandhausen. Aue), ist offenbar schon vergessen. Dass es Spielern danach ein bißchen an Zuversicht mangelt, ist auch nachvollziehbar.

  9. @all Dass Norbert Düwel nur durch Erfolg überzeugen kann, steht außer Frage. Den hat er derzeit nicht, und letztlich werden Trainer nur daran gemessen. Bloß darum ging es in dem Text nicht.

  10. Danke!

  11. Ich finde, daß auch Tusche das Recht hat, seine Meinung zu sagen! Ok, hätte nicht die BLÖD sein dürfen, aber ansonsten ist er ein Mensch, der ein Recht auf eine Meinung hat, und wenn es dann auch noch um ihn geht, wer wenn nicht er darf darüber reden. Und klar ist er sauer, kann ich verstehen, aber wenn es so ablief ist es auch kein verbales Nachtreten, sonder einfach nur ne Darstellung seinerseits! Und ja, ich find es scheiße, was da ablief!
    Ich denke für mich, daß es gar nicht so sehr um die sportliche Seite geht, mir geht es um eine menschliche, auch um eine 1. FC Union-Seite! Klar, spüieler kommen, Spieler gehen, Spieler werden alt ( leistungsmäßig gesehen ), oder bringen halt die Leistung nicht, oder passen insgesamt nicht rein, keine Frage. Und auch ein Tusche hat den Zenit überschritten, auch keine Frage. Aber Tusche hat sich um den Verein verdient gemacht, er ist eine Identitätsfigur, und leistungsmäßig ist er meiner Meinung nach deutlich besser als andere Spieler, und 45 min wird er noch hinkriegen. Und von Vereinsseite muß ich doch versuchen, solche Spieler zu halten, sie weiter an den Verein zu binden! Wo liegt das Problem, wenn man Tusche hält, ihn weiter Kapitän sein läßt und die Zeit spielen läßt, die er kondi-mäßig hinbekommt. Sorry, aber ich seh nicht wirklich einen Ersatz, oder Nachwuchs, auf seiner Position. Aber selbst wenn, ihn an den Verein binden, ne Nachfußball-Perspektive, Co-Trainer oder Nachwuchs, oder oder…. Aber auf jeden Fall mit Ihm reden.

  12. ich denke, WEIL tusche UNION ist, hat er den mund aufgemacht. WEIL er sieht, WAS sich WIE verändert. weil UNION ihm am herzen liegt.

    er ist professionell genug zu akzeptieren, wenn er die binde abgenommen bekommt und auf der bank sitzt. aber ich denke er steht total auf fairness. ich im übrigen auch.

    für mich fühlt sich das alles unschön an. jetzt noch mehr.

  13. Danke, Steffi. Danke, Präsi für das Prssegespräch auf AFTV. Bei all dem Trubel freue ich mich ganz besonders über unsere Vereinsführung.

  14. Manchmal, da laufen die Dinge halt dumm, obwohl man kaum jemandem einen Vorwurf machen kann. Klingt blöd, könnte aber in der Situation so sein.

    1. Tusche ist entweder Mittelfeldknotenpunkt oder gar nichts. Wenn man ihm nicht die Rolle desjenigen gibt, der das Spiel lenkt, gibt es keine andere Rolle für ihn. Er kann nicht schnell laufen, er kann keine Zweikämpfe gewinnen, damit fallen alle anderen Rollen auf dem Feld flach.

    2. Wenn man die Mannschaft zukunftsfähig machen will, dann muss ihr Spiel auf viele verschiedene Schultern verteilt werden, dann hat aber Tusche auch keinen Wert mehr für diese Mannschaft. Leider.

    3. Das weiß natürlich der Trainer, aber kann man sowas dem absoluten Union-Hero sagen? Diesem Tusche, der so ein geniales Schlitzohr ist, so viel für den Verein getan hat und v.a. wahrscheinlich sogar ein Supertyp ist? Ich weiß nicht, ob ich das als Trainer könnte.

    4. Aber es ist auch logisch, dass Tusche, der von uns allen so geliebt wird, es als extrem demütigend empfindet, dass er kaum spielt und schnell mischt sich dann Ärger hinein, dass es dieser Trainer nichtmal hinkriegt, ihm ehrlich zu sagen, dass er in dem neuen Konzept keine Rolle mehr spielt.

    5. Und weil die Beziehung von Tusche zu uns eben was besonderes war, will er auch nicht alles in sich hineinfressen und gute Miene machen, wo bei ihm keine ist und darum will er das auch loswerden, er will, dass wir auch wissen, dass er wirklich gerne geblieben wäre. Darum das Interview.

    Für mich ist das alles irgendwie logisch, auch wenn wir das alle lieber anders gehabt hätten und es vielleicht auch etwas vorschnell von Tusche war.

  15. @flop du hast die gepunktete Linie vergessen. Die für meine Unterschrift!

  16. ………………………………………………. ;-)

  17. Finde die explizite Drohung von Zingler: „Entweder ihr schreibt, wie wir das wollen, oder wir machen das selbst“ schon verwegen. Und es klingt nicht so, als sei ihm das nur so rausgerutscht oder er sei da etwas übers Ziel hinausgeschossen. Das war klar formuliert.

  18. Aber Henry – das ist doch der Normalfall :) Überall. Jeder Fußballverein hat die Themen, die er öffentlich machen will. Hertha schickt mir durchschnittlich 3 solcher Vorschläge pro Tag. Die vereinseigenen Publikationen dienen dem gleichen Zweck: Selber Öffentlichkeit schaffen. Daneben gibt es Presse, die von sich aus recherchiert. Zu den Themen, die sie für relevant hält. Es ist nur eben nicht so, dass die Vereine die Presse mit Informationen beliefern muss. Oder Spieler für Interviews zur Verfügung stellen muss. (Dahin zielte der Hinweis.) Umgekehrt muss die Presse nicht auf die gesetzten Themen der Vereine eingehen. Wenn das beide Seiten konsequent betreiben, gibt es fiktive, englische Interviews – das ist auch wieder nicht gewünscht. Drum kommt man sich in Grenzen entgegen. Worauf Dirk Zingler konkret anspricht: Seit dem 1.Spieltag wurde im Wesentlichen gefragt, warum Tusche nicht in der Startelf steht. Es hatte ab dem 3.Spieltag niemand mehr Lust, diese Frage wiederholt zu beantworten. Auch da zum Vergleich: Das hält Jos Luhukay genauso. Fragen zum Spiel, zu Spielern, die daran beteiligt waren, werden beantwortet. Fragen über Uhrenpreise und Reservisten nicht. Ich finde es eher absurd, das so etwas klar gestellt werden muss. Das war aber gestern der Fall. Das erklärt sich eventuell nicht aus dem Interview, aber aus dem Kontext der Berichterstattung der letzten Wochen.

  19. @steffi

    Ich möchte Tusche nicht auf diese Art im Gedächtnis behalten. Ich werde also die Berliner Tageszeitungen eine Weile meiden.

    Tagespresse kann man meiden, das ist ja kein Problem. Aber die Tiefenwirkung des Interviews wird bei Union zu betrachten sein, vermutlich über Monate hin.
    Mattuschka, langjähriger Kapitän, hat explizit den Charakter des Trainers in Frage gestellt („Scheinheilig“). Getreu der alten Arne-Friedrich-Weisheit ‚Irgendwas bleibt immer hängen‘ wird der Trainer nicht nur reduziert werden auf die Frage Gewonnen-oder-nicht.
    Der Trainer-Job ist ein pädagogischer. Ein Trainer braucht das Vertrauen, das Standing im Team. Was das angeht, war das Interview eine Handgranate, die der Ex-Kapitän dem Trainer hinterlassen hat, deren Folgen intern bei Union (und im Umfeld) mit Zeitverzögerung zu betrachten sein werden

  20. „Irgendwas bleibt immer hängen.“ Das gilt in meinen Augen leider (!) auch für Tusche. Und das hat er sich vor allem mit diesem Interview – und nicht dem Abgang überhaupt – selbst zuzuschreiben. So leid es mir für ihn tut.
    Klar, die neun Jahre überwiegen definitiv, aber so ein kleiner Stachel piekst halt auch.

    Ich wünsche Tusche alles Gute. Und uns allen ein bisschen mehr Gelassenheit, sollte es nicht sofort Punkte regnen.

  21. Imme de Uhr. Wo wurde das über thematisiert?

  22. Hans-Martin

    @Uwe
    Mit Verlaub – das halte ich für Spökenkiekerei.
    Wie das bei der Mannschaft ankommt, können wir beide derzeit nicht zuverlässig einschätzen, also gibt es auch eine Vielzahl von möglichen Auswirkungen.

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