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Hundert Fußballpostkarten.

Gestern wurde in der Bar Babette die Ausstellung „100 Spiele – 100 Fotos“ eröffnet. Der Fotograf Ian Stenhouse hat in einem Jahr einhundert Fußballspiele in und um Berlin besucht und fotografiert. Die Bilder sind postkartengroß, und manche davon möchte man am liebsten gleich mitnehmen.

Vernissage, Foto: Stefanie Lamm

Natürlich sind die beiden großen Vereine dabei. Aber mit der gleichen Sorgfalt, mit der er Union und Hertha behandelt, hat Ian sich den kleineren und ganz kleinen Clubs gewidmet. Entstanden ist ein Spektrum, das sich am ehesten der Fußball-Woche vergleichen lässt. Viktoria 89, 1.FC Neukölln, Kickers Hirschgarten, Rotation Prenzlauer Berg, VfB Einheit zu Pankow, SV Norden-Nordwest 98 – er hat überall Szenen gefunden, die ihn interessiert haben.

Ian fotografiert für das englischsprachige Fußballmagazin No Dice. Obwohl Fußball sein Thema ist, betreibt er keine klassische Sportfotografie. Auf das Teleobjektiv hat Ian bewusst verzichtet, sagt er. Fußball braucht Raum, das sieht er ähnlich wie Hans van der Meer, den er sehr bewundert. Wenn der Fotograf eine Nahaufnahme haben möchte, muss er dichter ran gehen.


Ian Stenhouse, Foto: Stefanie Lamm

Folgerichtig sind Ians Fußballspieler nicht ins heldenhafte überhöht, sondern stinknormale Jungs in Sportklamotten. Es gibt eine Serie über Schiedsrichter, die entwaffnend unsportlich aussehen. Ian zeigt alle Arten von Fans, auch die unspektakulären, die nur zu fünft sind, und trotzdem begeistert. Manchmal ist auch die Eckfahne die Hauptperson, oder das tief ausgeschnittene Shirt der Frau am Spielfeldrand.

Ian stammt aus dem Grafikbereich, und das sieht man seinen Fotos an. Die Farben leuchten so unwirklich wie Technicolor. Alte Postkarten, von Hand koloriert, haben ihn dazu inspiriert, erzählt er. Er vermittelt dennoch ein sehr reales Bild des Amateurfußballs. „The real thing“, wie er meint. Groß ist die Freude, wenn sich Anklänge davon auch noch im Profibereich wiederfinden.

Die Ausstellung läuft vom 5. Juni – 1. Juli 2012 in der Bar Babette, Karl-Marx-Allee 36, täglich geöffnet ab 18:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Fotografien kann man kaufen. Eine kleine Auswahl findet ihr auch im Netz.

2 Kommentare zu “Hundert Fußballpostkarten.

  1. deberger

    Schöne Ausstellung, schönes Gebäude und verhältnismässig viel Union. Sehenswert!

  2. Großartig!
    Go and get your copy of ‚No dice‘ now! You’ll also find some of the exhibition’s pictures in the current issue.

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