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Zwei echte Originale.

Mit Sepp Maiers WM-Film „We are the Champions“ wurde gestern das 11mm-Fußballfilmfestival eröffnet. Wo Sepp Maier ist, leuchtet das Rampenlicht am hellsten. Ein bißchen überstrahlt es sogar den Film, und die meisten Fragen, die gestellt werden, richten sich eben nicht an den Kameramann, Regissuer und Cutter Maier. Gefragt ist der Fußballer, der Bayernexperte, der Zeitzeuge. Bayern und Basel. Bayern und Hertha. Thomas Kraft. Fußball heute. Fußball früher.

Die Veranstaltung beginnt mit einer Pressekonferenz, die kurzfristig einberufen wurde, weil die Anfragen überhand nahmen. „So, wo is´n ´s Weißbier?“, fragt Maier im Hereinkommen und nimmt damit augenblicklich die anwesende Presse für sich ein. Auf das Klackklackklack, „Und jetzt hier noch einmal hinsehen! Den Kopf gerade!“ reagiert er gelassen. „Ihr seid´s so viele! Stellt euch hintereinander an, dann kann jeder Fotos machen!“ versucht er die unübersichtliche Situation zu ordnen. Dann soll er sich mit Heribert Faßbender vorne hinsetzen. „Ich will aber stehen, ich will nicht sitzen. Da schlaf ich immer ein.“

Den eben aus Barcelona eingeflogenen Faßbender tröstet er. Er habe auch schon mal fünf Tore von einem Spieler reinbekommen. Klaus Fischer. „Das hat´s früher auch schon gegeben.“ Und dann ist man froh, dass Faßbender auch die Moderation der Pressekonferenz übernimmt, weil der Respekt vor Maier offenkundig groß ist und niemand so recht weiß, wie man geschickt zu dem Filmthema überleiten könnte.

Der Film selbst ist unspektakulär, was die filmischen Mittel anbetrifft. Sepp Maier hat im Juni 1990, beginnend mit der Ankunft der deutschen Nationalmannschaft in Italien, die Etappensiege bis zum Finale festgehalten. Der Zuschauer betritt mit der Mannschaft das Hotel, besieht sich den Trainingsplatz, sitzt mit der Mannschaft im Bus, sieht, wie unterschiedlich die Spieler ein Spiel angehen, steht an der Seitenlinie, in der Kabine, wieder im Bus, wieder im Hotel. Die Zäsuren oder Kapitel ergeben sich durch die Abfolge der Spiele. Es gibt keine Erzählspur, keine Erklärungen – der Ton läuft zwar mit, ist aber gar nicht wichtig und selten gut zu verstehen. Wirklich aufregend wird es immer dann, wenn es gelingt, die Spieler zu charakterisieren, und das gelingt oft. Pierre Littbarski war offenbar ein großes komisches Talent. Jürgen Klinsmann scheint noch reservierter als Franz Beckenbauer, und dennoch waren beide Teamplayer. Lothar Matthäus ist naja … Lothar Matthäus. Beckenbauer wiegt das Augenthaler´sche Baby nicht wie jemand, der weiß, wie man ein Kind hält. Bodo Illgner dagegen wird von seiner Frau gut festgehalten. Man bekommt einen Eindruck vom Gefüge der damaligen Nationalmannschaft. Wer geht sich aus dem Weg, wer versteht sich? Die Spiele, das Eine-Runde-Weiter-Kommen verbinden dann wieder.

Der Vergleich zu Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ ist naheliegend und wird denn auch gezogen. 2006 sei gar keins gewesen, wirft Maier ein. Da sei man ja bloß Dritter geworden. Faßbender stellt die Authentizität von Maiers Film heraus. Er formuliert das unglücklich, bei Wortmann haben die Spieler die Bäuche einziehen und auch sonst einiges aus dem Bild nehmen müssen. Dagegen wäre Maiers Film „schon reine Pornografie“ – „Bist Du prüde, oder was? In der jetzigen Zeit?“ entgegnet Maier darauf. Aber den Unterschied sieht er natürlich auch. Bei Wortmann hätten die Spieler viel stärker auf die Kamera reagiert, räumt er ein.

Warum soviele gekommen sind, die seinen Film sehen wollen, versteht Sepp Maier nicht. „Ich glaub die Leute sind alle verrückt.“ Der Film zeige die Realität, und dass Fußball immer das Gleiche ist – Training, Stadion, Spiel, zurück ins Hotel – jahrein, jahraus. Dann sieht man sich Beckenbauer damals und heute an und denkt „Mensch, so schnell wird man alt.“

Maier ist bodennah in seiner Selbsteinschätzung. „Ich bin kein Künstler. Ich habe einfach gefilmt.“ Dass er damit so viel Aufmerksamkeit erregen würde, hat er selbst nicht geglaubt. Ein Zeitdokument ist das, was dabei entstanden ist. Das und die besondere Perspektive – die Nationalmannschaft aus der Sicht der Nationalmannschaft – macht seinen Reiz aus. Wertvoll ist es, weil es unverfälscht ist.

Eine DVD oder weitere Kinovorstellungen außerhalb des Festivals wird es nicht geben.“Ich habe den Spielern versprochen, dass der Film nicht in die Öffentlichkeit kommt.“ Warum er ihn jetzt trotzdem zeigt, wird Maier gefragt. Weil genug Zeit vergangen ist, findet er. Selbst lebenslänglich wären nur 15 Jahre. Von den Spielern glaubt er, habe keiner mehr etwas dagegen.

Ein richtiges Filmfest braucht Stars. Mit Sepp Maier und seinem Film hat das 11mm in dieser Hinsicht einen doppelt guten Griff getan.


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