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Gute Vorsätze.

Donnerstag Abend. Die Helgard von Eddyline schippert über die Spree. Auf dem Boot befinden sich Journalisten, die Medienabteilung des 1.FC Wundervoll und Cheftrainer Uwe Neuhaus. Das Verhältnis der Berichterstatter zum Objekt der Berichterstattung ist nicht immer spannungsfrei. Umgekehrt gilt das selbstverständlich ebenso. Doch auch wenn in diesem Moment keiner dem anderen entkommen kann, ist die Situation sehr entspannt.

Es hat ein bisschen etwas von den guten Vorsätzen und Wünschen zum neuen Jahr. Pressesprecher Christian Arbeit wünscht sich eine deutlichere Kennzeichnung von Fakten und Meinung in den Texten. Dazu gibt er die Abwandlung eines Zitates von Karl-Heinz Müller (Chef der Modemesse Bread & Butter) aus der Berliner Zeitung mit auf dem Weg: „Es gibt Themen, die gehören in die Öffentlichkeit, und andere Themen eben nicht. Union ist ein Wirtschaftsunternehmen und keine öffentliche Einrichtung.“

Die Journalisten wünschen sich dagegen bessere Arbeitsbedingungen. Die Probleme sind bekannt und haben vor allem etwas mit dem zu tun, was der Verein überhaupt nicht hat: Platz. Abhilfe, das ließ Christian Arbeit durchblicken, kann da letztlich nur die neue Haupttribüne schaffen. Alles andere wären neue Provisorien. Pragmatischen Lösungen stünden außerdem die Durchführungsbestimmungen der DFL entgegen. Wer mal mit dem Ligaverband zu tun hatte, weiß, dass die KP China gegenüber der DFL so flexibel wirkt wie ihre minderjährigen Turnerinnen bei Olympia.

Das Verhältnis von Uwe Neuhaus zu den Medien war in der letzten Saison doch arg angespannt. Umso größer ist der Gegensatz seit Beginn der Saisonvorbereitung zu sehen. Der Trainer wirkt wie befreit und gibt sich gelöst. Das erklärte er auch auf dem Boot, als er seine guten Vorsätze vorbrachte: „Ich werde mir Mühe geben, medienfreundlicher zu sein, lockerer zu sein. Aber das wird sicher etwas, denn ich bin so etwas von entspannt nach einem schönen Urlaub.“

Interessant waren vor allem seine Ausführung zur taktischen Aufstellung und zum Kader. Mit Tusche würde sicher wieder das 4-4-2 mit Raute gespielt werden. Ein System, das einfach sehr gut zur Mannschaft passe. Ohne Tusche würde es wahrscheinlicher sein, dass die Mannschaft in einem 4-2-3-1 auflaufe. Den Kader zählte der Trainer wie folgt herunter. Es stünden 27 Spieler im Profikader, wobei Jérôme Polenz nicht mitgezählt werde (-1). Weiterhin wären sieben Spieler der U23 zuzuordnen (-7). Die könnten sich anbieten. Außerdem zieht Neuhaus die zwei Torhüter ab (-2). Am Ende blieben 17 Feldspieler. Nicht viel für eine Saison, aber der Coach legte Wert darauf, dass bei diesen 17 Spielern im Gegensatz zur Vorsaison die Qualität deutlich höher sei. Wenn ich jetzt noch die verletzten Santi Kolk, Torsten Mattuschka und John Jairo Mosquera abziehe (-3) und mir überlege, ab wann Michael Parensen und Patrick Zoundi bei 100 Prozent sind… Nein, das möchte ich jetzt nicht überlegen. Außerdem sind einige der U23-Spieler sehr wohl in der Lage, ihre Chance zu nutzen.

Zurück zu Uwe Neuhaus und seinem Ausblick auf die neue Saison. Ganz oben sieht er Eintracht Frankfurt, St. Pauli, Bochum, Duisburg, Düsseldorf und Fürth. „Bei unserem Saisonziel einstelliger Tabellenplatz bleiben dann nur drei Plätze für uns übrig. Und wenn dann noch eine Überraschungsmannschaft wie das letzte Mal Aue dazwischenkommt, wird es eng. Deshalb müssen wir eine gute und konstante Saison spielen.“ Als Gründe für das Abschneiden der letzten Saison nannte der Trainer zwei Faktoren: zuviele ausgelassene hundertprozentige Torchancen und zuviele individuelle Fehler, die zu Gegentoren geführt haben.

Auf der Helgard war die Stimmung recht ausgelassen. Uwe Neuhaus redete mit den Journalisten auch im kleinen Kreis. Was am Ende der Saison von den Wünschen und guten Vorsätzen bleibt, wird zu einem sehr großen Teil vom sportlichen Erfolg oder Misserfolg der Mannschaft abhängig sein. Das wussten alle Beteiligten vor dem sogenannten Medien Kick-off. Und sie wissen es auch danach.

9 Kommentare zu “Gute Vorsätze.

  1. Wie heißt denn der Fotofilter? Pretty in pink? (scnr)

  2. Wenigstens die Fahne hätten se ma bügeln können ;)

  3. Keine öffentliche Einrichtung? Naja, naja. Der BGH sieht das ja etwas anders (Urteil vom 30. Oktober 2009 – V ZR 253/08 ) „Bei Fußballspielen gewährt der Veranstalter in Ausübung der in Art. 2 Abs. 1 GG garantierten Vertragsfreiheit grundsätzlich jedermann gegen Bezahlung den Zutritt zu dem Stadion. Will er bestimmte Personen davon ausschließen, muss er deren mittelbar in das Zivilrecht einwirkende Grundrechte beachten; ihr allgemeines Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) und das aus Art. 3 Abs. 1 GG folgende Gebot der Gleichbehandlung lassen es nicht zu, einen einzelnen Zuschauer willkürlich auszuschließen.“ Das klingt schon nach öffentlicher Einrichtung, auch wenn es konkret um etwas anderes geht, nämlich die Zuschauer, nicht die Pressevertreter.

    Es ist sicherlich richtig, dass Fußballvereine AUCH Wirtschaftsunternehmen sind. Aber nicht in erster Linie. Sonst müsste man eine Kapitalgesellschaft gründen, keinen Verein. Hier, glaube ich, liegt das grundlegende, große Mißverständnis zwischen Pressevertretern und dem 1.FC Union Berlin. Und zwar schon seit geraumer Zeit.

    Die DFL-Regularien halt ich persönlich für gröblichste Behinderung der Pressearbeit.

  4. lasserein

    öhm, könnte es sein, dass oben falsch zitiert bzw. das schließende anführungszeichen falsch gesetzt wurde!?

  5. @lasserein wo meinst´n, im text oder im kommentar? im kommentar nicht, soweit ich sehe. insofern es per copy/paste dorthin gelangt ist, bin ich mir auch einigermaßen sicher, korrekt zitiert zu haben. wenn man wöllte, könnte man hinter den die quellenangabe umschließenden klammern einen doppelpunkt setzen.

  6. @Steffi. Danke. Schöner Einwurf im Kommentar. Auch deine persönliche Einsxchätzung der DFL-Richtlinien.

    Ein wenig befremdlich war ja dann auch die Vergatterung ex cathedra, was man denn zu tun und zu lassen habe. Auch der Umgang mit einem allseits Foto- & Bild-Journalisten hätte sicherlich netter – und vor allem im Vorfeld – geregelt wrden können.

    Das es hinterher etwas entspannter wurde, war gut. Aber man wird sehen, was übrig bleibt im Alltgsstress.

  7. lasserein

    zum zitat:

    Karl-Heinz Müller (Chef der Modemesse Bread & Butter) aus der Berliner Zeitung mit auf dem Weg: “Es gibt Themen, die gehören in die Öffentlichkeit, und andere Themen eben nicht. Union ist ein Wirtschaftsunternehmen und keine öffentliche Einrichtung.”

    der onkel hat doch nicht wirklich von „Union“ gesprochen!?

  8. Nein. Hat er nicht. Aber der vollständige Satz lautet ja auch: Dazu gibt er die Abwandlung eines Zitates von Karl-Heinz Müller (Chef der Modemesse Bread & Butter) aus der Berliner Zeitung mit auf dem Weg: “Es gibt Themen, die gehören in die Öffentlichkeit, und andere Themen eben nicht. Union ist ein Wirtschaftsunternehmen und keine öffentliche Einrichtung.”

  9. lasserein

    au ja. piekfein überlesen. sorry!

Kommentare sind geschlossen.