Egal, ob es stürmt oder schneit. Der Weg vom U- oder S-Bahnhof zum Olympiastadion eignet sich vor dem Spiel von Hertha BSC gegen Aue bei Temperaturen unter null Grad für die Untermalung durch pathetische Vereinshymnen. Aber bis auf das Stapfen von Winterstiefeln durch den berühmten Berliner Schneematsch und das regelmäßige Ploppen von Kronkorkenverschlüssen war nichts zu hören.
Überhaupt scheint von Selbstbewusstsein und Euphorie nichts mehr zu spüren zu sein. Sprach eine Mitarbeiterin der Presseabteilung von Hertha noch am Freitag sichtlich angestrengt vom bevorstehenden Spitzenspiel, so sah die Realität aus, wie man landläufig die zweite Liga beschreibt. Pässe, die beim Gegner ankommen, Einzelaktionen und viel Gebolze. Dazu das Vertändeln einer erstklassigen Chance durch Ramos. Anstatt den Ball am Torhüter vorbei ins Tor zu schieben, stolpert er ihn an den Pfosten. Erst durch den Elfmeter in der 37. Minute, den Kobiashvili verwandelt, gewinnt Hertha Sicherheit im Spiel.
In der zweiten Halbzeit hat Hertha den Vorteil, dass Aue die Kontertaktik lösen muss. Die Berliner haben mehr Aktionen, die bei konsequenterer Nutzung schneller zum 2:0 hätten führen müssen. Wiederum war es Ramos, der anstatt einige Meter zu gehen, unbedrängt aus 16 Metern abzog. Der kolumbianische Stürmer machte insgesamt eine unglückliche Figur im gesamten Spiel. Nach Lasoggas 2:0 wäre mehr möglich gewesen.
Das Weihnachtsgeschenk für die Fans war die Einwechslung von Andreas Neuendorf, der sein 150. Spiel für Hertha machen durfte. Damit sprang dann letztendlich der Funke über. Auch wenn Babbel in der Pressekonferenz die sportlichen Qualitäten von Neuendorf hervorhob. Das Leuchten in den Augen des Spielers nach dem Abpfiff sprach eine eigene Sprache. „Ich glaube, als ich mein erstes Bundesligaspiel hatte, hatte ich ähnliche Aufregung in mir gespürt. Und ich bin froh, dass ich nicht auf dem Platz gestolpert bin.“
Erleichterung stand auch dem Präsidenten Werner Gegenbauer ins Gesicht geschrieben, der nur einmal auf der Pressekonferenz zusammenzuckte als ein Journalist aus Aue fragte, mit wievielen „Omnibussen und Lastwagen“ die sächsischen Fans nach Berlin gekommen waren. So hatte der Spieltag, der für den Verein ganz im Zeichen der Trauer um den verstorbenen Präsidenten stand, einen glücklichen Ausgang genommen.
O-Ton von Andreas „Zecke“ Neuendorf
[audio:http://textilvergehen.de/wordpress/audio/2010_12_12_hertha_aue_zecke.mp3]O-Ton von Andre Mijatovic
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Überhaupt bin ich der Meinung, Hertha sollte sämtlichen Südamerikanern bezahlten Urlaub bis Frühlingsbeginn geben. Es bleibt dabei: mit denen wird dat im Winter nix.