Blog State of the Union

Union macht es bis zum letzten Spieltag spannend

Nein, Union hat gestern nicht die enorme Chance genutzt, im Aufstiegsrennen einen großen Schritt nach vorn zu machen.

Aber nein, das war kein schlechtes Spiel der Mannschaft von Urs Fischer. Und nein, es fehlte der Mannschaft weder an Elan in ihren Bestrebungen, noch an mentaler Stärke, um ein gutes Spiel zu machen.

Und nein, den Aufstieg hat Union gestern noch lange nicht verspielt.

Dass Union in Darmstadt verloren hat, lag stattdessen daran, dass man offensiv nicht zu genügend klaren Chancen kam (von der verzweifelten Harakiri-Schlussoffensive einmal abgesehen). Und daran, dass Darmstadt seine Chancen effizienter nutzte.

Das war vor allem entscheidend, weil eine Führung für Union ziemlich entscheidend gewesen wäre. Jedenfalls für das Spiel, wie es gestern am Böllenfalltor lief. Denn in jedem Augenblick war offensichtlich, welche Mannschaft es nötiger hatte, dieses Spiel zu gewinnen, und dementsprechend in die Partie investieren musste. Das Spiel war für Darmstadt deshalb aber auch sehr viel einfacher zu gewinnen als für Union. Denn Darmstadt konnte sich so recht entspannt anschauen, ob es zu Chancen kommen würde, weil nicht weiter ins Gewicht fiel, wenn sie das nicht taten.

Allerdings war auch klar, dass Union weiter sehr hohe Risiken eingehen muss, um spielerisch zu guten Gelegenheiten zu kommen. Diese Balance ging gestern nicht auf, auch wenn es in der ersten Halbzeit fünf ordentliche bis gute Torchancen gab. Woran das im Detail lag, habe ich versucht, auf Eiserne Ketten zu analysieren. Ein kurzer Spoiler: Union ist keine Mannschaft für Ballbesitz-Fußball.

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Union-Choreo in Darmstadt: „Rot und weiß? Dit find ick jut!“, Foto: Matze Koch

Auf den anderen Plätzen

Unions 1. Frauen-Team hat gestern im Stadion an der Alten Försterei mit 5:0 gegen Jena gewonnen und damit den ersten Platz in der Regionalliga gefestigt, der für die Aufstiegsspiele zur Zweiten Liga berechtigen würde. Fotos vom Spiel gibt es hier.

Noch einmal richtig spannend macht es das 2. Team der Union-Frauen. Denn das verlor gestern nicht nur 0:2 bei Blau-Weiß, sondern dadurch auch die Tabellenspitze an den SC Staaken. Noch sind 2 Partien in der Saison zu spielen. Das wird wirklich knapp. Aber das kennen wir ja schon von den Männern …

Die A-Junioren haben ihr  Heimspiel gegen den FC St. Pauli mit 1:2 verloren. Aber weil Niendorf ebenfalls verloren hat, sind die Jungunioner nicht mehr  von Platz 10 in der Bundesliga zu verdrängen.

Und sonst so

Ein anderes Thema vom Wochenende betrifft Union zweifach indirekt, nämlich in Form der beiden noch ausstehenden Gegner: Magdeburg und Bochum.

Denn Magdeburg spielte am Samstag in Bochum. Wie Union es in zwei Wochen tun wird, reiste dazu auch die Magdeburger Fanszene mit einem Sonderzug an. Dessen Publikum wurde von der Polizei auf dem Bahnsteig wegen angeblicher Pyro-Einlagen so lange festgehalten, dass die Leute dort erst spät in der zweiten Halbzeit in den Block kamen (den in der Zwischenzeit der Rest des Magdeburger Anhangs aus Solidarität verlassen hatte).

Das ist bei weitem nicht der erste Vorfall in dieser Saison, in dem der NRW-Polizei weit unverhältnismäßige Einschränkungs- und Kontrollmaßnahmen vorgeworfen werden. Mehr dazu gibt es im Magdeburg-Blog „Nur der FCM“ und bei der Magdeburger Fanhilfe auf Twitter zu lesen.

19 Kommentare zu “Union macht es bis zum letzten Spieltag spannend

  1. Das sehe ich anders. Sicherlich gab es zufällige Chancen, aber die Art und Weise wie union spielt ist schon kurios. Das Konzept der langen Bälle und das harmlose pressen ist absolut nicht meins. Da kommt mir zu wenig und man brauch sich nicht wundern, wenn der gegner sich gut darauf einstellen kann. Das Spiel gegen den HSV war in meinen Augen, von der Einstellung der Mannschaft, schon anders zu bewerten. Ich habe gestern kaum Kampf und Leidenschaft gesehen, ausgenommen die letzten 10 min. Das kann man der Mannschaft schon vorwerfen. Ebenso fehlt, wie so oft, die Selbstkritik der Spieler und des Trainers. Die Aussage von Urs, dass das Ergebnisse nicht zum Spiel passe verstehe ich nicht. Union spielt oft ängstlich und auf Sicherheit… Kaum Risiko….

  2. Hajo Obuchoff

    In diesem Fall ist die Bundespolizei schuld, nicht die Bochumer Gesetzeshüter. Ich rate allen betroffenen Magdeburgern, Anzeige gegen die Bundespolizei wegen Freiheitsberaubung zu stellen.

  3. Pierre

    Man kann aber auch nicht ab der ersten Minute Harakiri spielen, dann verlierst du das Ding eh.

    Ich fand die Verwertung der Bälle in Strafraum schwierig, es wirkte teilweise wie auf dem Bolzplatz. Ball rein und mal schauen. Sofern sich mal spielerisch mit flachen Bällen durchgespielt wurde, strahlte es sofort mehr Gefahr aus. Das Spiel über die Flügel lief nicht, da wurde schnell der Ausweg mit dem Halbfeldball gesucht.

    Es wird kommende Woche helfen, dass Magdeburg existenziellen Druck hat

  4. Pierre

    Aus Hamburg erreichte mich gestern noch die Feststellung: es herrscht Aufstiegsangst. Wobei die Rautenfreunde wohl eher einen gefühlten zweiten Abstieg befürchten, als dass sie einen Aufstieg feiern möchten. Es ist quasi eine einjährige Relegation.

  5. Wenn wir Ballbesitz nicht können, dann muss halt was anderes Funktionierendes gespielt werden. Ging ja in weiten Teilen der Hinrunde auch. Klar, von uns wird mittlerweile Aktivität erwartet, weil wir aufsteigen wollen. Aber muss man sich Ballbesitz wirklich aufzwingen lassen? Ich meine mich zu erinnern, dass in letzter Zeit auch schon andere Teams ohne allzu dominantes Auftreten aufgestiegen sind.
    Versteht mich nicht falsch, ich wünsche mir natürlich, dass Union von Anfang bis Ende Druck macht und am liebsten den Ball gar nicht hergibt. Aber wenn das keine großen Erfolgsaussichten hat, zumindest auswärts, sollte ein Plan B her. Auf mich wirkt das Trainerteam diesbezüglich reichlich unflexibel (oder es scheitert an der Umsetzung durch die Spieler).

  6. Martin

    Das war gestern aus meiner Sicht ein ordentlicher Auftritt. Das gesamte Spiel über eigentlich nicht viel zugelassen und genügend Möglichkeiten gehabt, 2-3 Tore zu erzielen. Darmstadt hat sich m.E. ziemlich weit zurückgezogen und da ist es für jeden Zweitligisten nicht einfach hochkarätige Chancen zu kreieren. Da tun sich der HSV und auch Köln (mit Abstrichen) schwer. Und Union eben auch.

    In der Hinserie waren wir m.E. relativ effizient; haben halt aus wenigen guten Möglichkeiten Tore gemacht und hier und da auch glücklich gepunktet. Das fehlt derzeit etwas und liegt aber auch daran, dass uns die Gegner mehr „machen lassen“ bzw. den Ball übergeben um dann selber zu kontern.

    Fehlenden Einsatz werfe ich der Truppe nicht vor. Ich erwarte auch nicht, dass man Darmstadt auswärts an die Wand spielt oder mal locker schlägt; was ja übrigens die Spiele von Darmstadt gegen Köln und den HSV bestätigen. Jedes Spiel ist schwer, eng und kann so oder so ausgehen.

    Ich hoffe, dass wir am Sonntag gegen Magdeburg die Ruhe bewahren. Die werden sicherlich alles reinwerfen, da müssen wir voll dagegenhalten. Ansonsten läuft da die Zeit eigentlich für Union, denn Magdeburg wird irgendwann offensiv drücken und hinten aufmachen müssen, wenn sie die Chance auf den Klassenerhalt wahren wollen. Und spätestens dann müssen wir eiskalt zuschlagen. Aber egal wie das Spiel ausgehen wird: Am letzten Spieltag werden wir noch die Chance haben aufzusteigen und es wird mal nicht ausgetrudelt. Das ist aus meiner Sicht ein weiterer Schritt den Union in Richtung Oberhaus gemacht hat.

  7. Ich denke auch man muss jetzt die Ruhe bewahren. Klar, wir sind enttäuscht ob der liegengelassenen Chance aber realistisch betrachtet konnte man erwarten, dass Darmstadt sich das alles in Ruhe anschaut und eben den Gegner zurechtlegt. Sicher kann man das langsam nicht mehr hören, was der Trainer gebetsmühlenartig runterrattert, Spieltag für Spieltag. Aber er hat nun mal recht! An den letzten Spieltagen alles umzuwerfen und zu experimentieren halte ich für falsch. Wobei die Raute ja nun doch eine Veränderung darstellt. Wir müssen die Ruhe bewahren, auf unsere Chancen spielen und sich der eigenen Stärke besinnen. Er nennt es Hausaufgaben.
    Außerdem konnten wir gestern nichts verlieren, sondern nur gewinnen. Das ist – so doof es klingt – verschmerzbar. Wie so oft bekommen wir diese Saison ein Silbertablett nach dem anderen gereicht. Unfassbar!
    Es wird auf ein Showdown hinauslaufen am letzten Spieltag. Und wenn es nach mir geht: bitte Platz 2 oder 4. Nichts dazwischen!

    (Guss)Eisern(e Pfanne heiß)!

  8. sportanwalt

    @Martin:

    -Das mit den „genügend Möglichkeiten“ hat der Trainer in der PK auch gesagt, wird sogar durch die xG Statistik belegt, allerdings kann ich diese Rhetorik, die sich mittlerweile nach jedem Spiel wiederholt, nicht mehr hören, weil es mir eine zu einfache Erklärung ist.

    -das „nicht austrudeln“ liegt doch (leider) nur daran, dass alle anderen da oben auch verlieren bzw. nicht gewinnen. Hätten wir in den letzten 6 Spielen nicht nur 6 Punkte geholt, sondern 10, wären wir schon fast durch (ich weiß „hätte, hätte“…).

    @Andy: das mit 2. oder 4. sehe ich ganz genauso. Relegation würden meine Nerven wohl nicht aushalten. Ich finde es immer noch seltsam, dass Fischer ausnahmsweise nicht rotiert hat. Und dass wir ausgerechnet jetzt wieder mit dieser blöden Raute spielen, versteh ich nicht (als Überraschungsmoment ok, aber dauerhaft???)

    Eisern.

  9. Stefan

    Ich bin im Übrigen auch nicht unzufrieden mit dem Auftritt gestern und kann mich da Martin nur anschliessen. Ich habe gestern einen engagierten Auftritt gesehen und mit ein bisschen Glück schiessen wir das Tor in der ersten Hälfte, gehen mit 1:0 verdient in Führung…..
    Darmstadt kommt 3 mal durch und macht so 2 Tore. Das kann passieren und ist gnadenlos effizient, leider.
    Schade ist nur, dass ich als Exiler auf einen Heimaufstieg gegen Magdeburg am nächsten Wochenende gehofft hatte….

    Eisern

  10. Martin

    @sportanwalt

    Ich weiß nicht, ob das von Trainerseite „Rhetorik“ war oder nicht. Ich habe die PK nicht gesehen und auch keine Statistik. Was ich da geschrieben habe, ist eigentlich nur mein Eindruck des Spiels. Wahrscheinlich gibt es nicht nur eine Erklärung, da stimme ich zu. Ich bin kein Experte und insbesondere kenn ich die internen Absprachen/Diskussionen/Gedankengänge nicht. Für mich war das ein ordentlicher Auftritt. Und viel mehr verlange ich von der Mannschaft nicht. Ich fand auch den Auftritt von Darmstadt ordentlich; insbesondere haben sie kompakt/gut gestanden, kaum Räume gegeben und die langen Bälle ganz gut verteidigt. Und wenn man dann irgendwie ein Tor macht, dann geht was – gegen jeden in der 2. Liga.

    Zum „Austrudeln“: Kann sein, dass das daran liegt, dass die anderen auch nicht gewinnen. Ich glaube eher, dass die Spiele in der 2. Liga sehr eng sind und im Prinzip jeder jeden schlagen kann. Mein Eindruck ist, dass das mit den Jahren immer schlimmer/enger geworden ist. Diese Saison gibt es m.E. nur den HSV und Köln, die eigentlich deutlich besser dastehen müssten (von den finanziellen Rahmenbedingungen betrachtet). Union gehört wie 5-6 andere Mannschaften eigentlich zu den Kandidaten für Platz 3. Nur um mal Beispiele zu nennen: Paderborn, Regensburg, (vielleicht auch) Heidenheim und (eigentlich jedes Jahr) Sandhausen sind für mich die positiven Überraschungen, während der HSV und Ingolstadt die negativen Überraschungen sind. Das wären dann 1/3 der Mannschaften, die – betrachtet an den finanziellen Möglichkeiten – „überraschen“. Das zeigt mir, dass es in der 2. Liga nicht ganz so einfach ist und daher verstehe ich deinen Ärger über die vergebenen Möglichkeiten Unions in den letzten 7 Spielen. Nur ist es eben so, dass wir aus meiner Sicht bei keinem Gegner 3 Punkte einplanen können.

  11. sportanwalt

    @Martin: stimme Dir bei allem zu. Viele Grüße, Eisern.

  12. Karlkreuzberger

    Aber JA das war ein schlechtes Spiel!
    Nein, diese Truppe hat nicht das Zeug für die erste Liga und ja, sie steht nur da wo sie steht, weil andere Mannschaften noch schlechter sind als sie selbst.
    Das Mittelfeld ist eine einzige Katastrophe. Langen Bälle nach vorne geschlagen wo sie dann auch nicht fest gemacht werden können, zeugt von Unvermögen und Ideenlosigkeit.
    100% tige Torchancen nicht zu machen, grenzt schon an Fahrlässigkeit.
    Fischer versucht das Bestes aus der Truppe rauszuholen, mehr geht einfach nicht. Diese Interviews gehen mir mittlerweile aber auch auf die Nerven, nur noch Schönrederei. (Spieler + Trainer) Ich könnte kotzen!

  13. Strand

    Ob ordentlich oder nicht – der Auftritt war in Summe einfach ungenügend. Ich weiß nicht, ob Union irgendwie speziellen Ansporn braucht (wie z.B. gegen Kiel und HSV), aber mir fehlten vor allem präzises Passpiel oder Zweikampfstärke im letzten Drittel vor dem genrischen Tor.

  14. sportanwalt

    Stimmt, ich habe Dich verwechselt Silberhacke. Sorry! ;)

  15. sportanwalt

    Unser Mittelfeld ist also eine Katastrophe? Mit Schmiedbach, Prömel, Zuji, Gogia, Mees, Hartel, Kroos!!! Hahahahahaha… Geht´s eigentlich noch?

    Die Frage ist, warum nach dem tollen HSV-Spiel die Zweikampfstärke dieses Mal nicht erneut für jeden Fan sichtbar war und warum der Sieg nicht zu mehr Selbstvertrauen und in der Folge zu einem besseren Passspiel geführt hat (genauso ist es, lieber @Strand).

  16. silberhacke

    Naja, Freund aus Kreuzberg, wenn man eh nichts vom Team hält, muss man auch nicht so wahnsinnig enttäuscht sein. Ich habe die Jungs schon wesentlich besser gesehen, weshalb ich mich bei diesen Spielen mit angezogener Handbremse schwer tue. Das wirkt dann alles desolat oder, wenn man so will, unglücklich. Man muss sich nur mal ansehen, wie unsicher allein Trimmel von Beginn an bei der Ballannahme war, oder wieviele Bälle wegen des schwachen Mittelfelds lang nach vorne geschlagen wurden, meist ohne klare Anspielposition, auf gut Glück. Da ist ingesamt viel zu wenig Bewegung. Prömel – ein wahnsinnig dynamischer Typ, einer, der auch mal das Unerwartete macht, entfaltet sich nicht mehr. Schmiedebach – eigentlich ein genialer Spieler mit einem irren Überblick – ein Schatten seiner selbst. Du kannst eigentlich fast jeden nehmen. Es wirkt wie ein pflichterfülltes übergestülptes Sicherheitskonzept, das die individuelle Klasse blockiert. So etwas finde ich unglaublich schade. Das fatale daran ist, dass in dem Moment, in dem dir die entscheidende Einzelaktion den Arsch retten könnte, dir dieses Mittel dann leider nicht mehr zur Verfügung steht.
    Ich wünsche mir, dass das Vertrauen in die eigenen und die Fähigkeiten der anderen zurückkehrt. Magdeburg steht mit dem Arsch an der Wand. Die werden alles rein hauen. Ich erwarte die mega aggressiv. Natürlich gehen dann hinten bei denen die Räume auf Blablabla, aber gewinnen werden wir dieses Spiel nur, wenn wir den Kampf nicht nur aufnehmen, sondern wenn wir ihn führen. Wir müssen das Spiel diktieren. Anderenfalls wird das eine bittere Erfahrung im letzten Heimspiel.
    EISERN

  17. Grübel

    Wenn ich weiss, dass ich nach einer Niederlage nicht schlechter dastehe, als vorher, warum gehe ich dann nicht volles Risiko ???

  18. silberhacke

    Sehr gute Frage.

    • @silberhacke, Grübel: Das Problem ist ja, dass man die Abwägung finden muss, mit der ein Sieg am wahrscheinlichsten ist. Und nicht so sehr, wie gern man das Risiko einer Niederlage für die Chance auf einen Sieg eingeht. Und da ist relativ unerheblich, wie schlimm eine Niederlage wäre.

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