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Die unerwartete Rückkehr des guten Gefühls

Am Ende wollte niemand weg. Denn wenn wir am Stadion stünden, würde alles so bleiben. Für immer. Die Abendsonne. Die Freude. Die Erleichterung. Wie ein Foto. Rahmen drum und aufgehängt. Den Moment eingefangen für eine Ewigkeit.

Festhalten. So wie Rio das singt in seinem Lied. Nun für uns zusätzlich noch untrennbar verbunden mit einer Choreographie, für die es nur ein Wort gibt: episch.

 

Unter der Blockfahne; Foto: Stefanie Fiebrig
Unter der Blockfahne; Foto: Stefanie Fiebrig

An diesem etwas zu kühlen Sommerabend ist es zurückgekehrt. Das gute Gefühl. Dieses scheue Etwas, ohne das im Fußball nichts gelingen will. Diese Beschreibung für etwas Unbeschreibliches. Dieses rational nicht greifbare Etwas, das sich jeder Messung entzieht. Kein Brustgurt eines Fußballprofis kann dem Trainer auf dem iPad auf der Bank hinüberfunken: „Steffen Baumgart, wir haben den Bereich des guten Gefühls erreicht.“

Urs Fischer wusste um die Magie des guten Gefühls. Dieser gallische Zaubertrank, der aus einzelnen Fußballern macht, dass sie zusammen wie ein großes, ganzes lebendiges Gewebe den Platz überziehen. Als ob ein Gehirn 22 Beine hat.

Und dieses gute Gefühl lässt durchschnittliche Fußballer außergewöhnliche Dinge machen. Weil sie dran glauben. Marcel Hartels Fallrückzieher gegen Köln. Kevin Behrens und Sven Michel gegen Leipzig. Und jetzt auch Ilyas Ansah gegen den VfB Stuttgart.

Das gute Gefühl lenkt deine Beine und steuert dich, ohne dass du darüber nachdenken musst. Aber es kommt nicht, wenn du es suchst. Es hört nicht, wenn du nach ihm rufst. Dann rennt es um so weiter vor dir weg. Es kommt erst, wenn du frei bist. Frei von Sorgen. Frei von Druck. Frei von Angst.

Das U in FCU steht für unbesiegbar; Foto: Stefanie Fiebrig
Das U in FCU steht für unbesiegbar; Foto: Stefanie Fiebrig

Vielleicht standen wir deshalb gestern noch ewig am Becherbaum. Am Denkmal. Im Biergarten. An der Abseitsfalle. Selbst auf dem Bordstein vor der Scheiß-Dynamo-Brücke saßen wir Arm in Arm. Weil wir es alle spürten: Das gute Gefühl ist zurück. Genau in dem Moment, in dem wir es ganz dringend gebraucht haben.


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11 Kommentare zu “Die unerwartete Rückkehr des guten Gefühls

  1. Danke für die Beschreibung meiner Gefühle.

  2. Axel Bennewitz

    was für ein wunderbarer Text! Danke!

  3. Kann man den gestrigen Abend poetischer, literaturpreisverdächtiger, authentischer beschreiben ?
    Nö !

  4. Udo von der Gegengerade

    Es gibt Menschen , die können alle Emotionen, Gefühle , Eindrücke in Worte fassen.
    Sebastian , du bist so einer…
    Festgehalten für die Ewigkeit

    • Sven Barkow

      Ja, danke danke , Ihr beide bringt es auf den Punkt. Diese Mail bleibt für immer, ganz oben im Archiv .

  5. Da kriegt man ja Tränchen in die Augen.

  6. Katrin KB

    Für diese Moment, die das Leben bereichern, die uns zusammenbringen und vereint das wirklich schöne am Sport, am Fußball, erleben lassen, für diese Momente sind das genau die richtigen Worte. Danke

  7. herrdoesi

    Genau so war es!

  8. Viiielen Dank für die 1a mit * Zusammenfassung!! Spiegelt alles wieder, was ich/wir empfunden haben. Hach es hallt noch nach….Sehr Schön, dass man dich(euch?) hier wieder lesen kann!
    Mega Choreo, mega Stimmung, mega Fight…
    Ein perfekter Start in die neue Saison!

    • Exilunioner

      Habe ich vorhin vollkommen vergessen, zu schreiben wie schön es ist von euch wieder zu sehen und zu lesen

  9. kleinkeul

    Das Gute Gefühl, auch hier, beim dich lesen.
    Danke und gerne mehr davon.

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