Blog State of the Union

FC Union weltweit, und zurück in Köpenick

Ich hoffe, die Mannschaft des 1.FC Union Berlin kann sich nach dem Stress der Dienstreise nach Madrid schnell erholen. Denn viel Zeit ist  nicht, ehe sie am Samstagnachmittag gegen Hoffenheim zu Hause wieder Bundesliga spielt. Während viele Unioner*innen noch das bei Real Erlebte verarbeiten, muss sich mindestens das Team so schnell wie möglich von den Königlichen auf die Kraichgauer umstellen.

Union Berlin Madrid Hoffenheim
Union muss sich schnell den nächsten Aufgaben zuwenden. Photo: Matze Koch.

In unserem Podcast sprechen wir ein bisschen über das Spiel an sich, aber vor allem ausführlich über die verschiedenen Aspekte des Erlebnisses in Madrid. Dazu haben viele nette Momente gehört, doch rund um das Spiel und die Einlass-Situation auch viel Ärger und Wut. Von den Hammerhearts gibt es ein Statement zum Boykott, nachdem ihre Zaunfahne der spanischen Polizei ein Dorn im Auge war und die Gruppen fast komplett auf den Stadionbesuch verzichteten. Die Traurigkeit und Wut ist im Statement mit Händen zu greifen, zudem wird der spanischen Polizei völlig überzogene oder anlasslose Anwendung von Gewalt vorgeworfen.

Sowohl von Union als auch von der Fan-Interessenvertretung Football Supporters Europe (FSE) gibt es Umfragen, um die Erlebnisse von Fans rund um das Spiel zu protokollieren.

Union im Mittelpunkt der Fußball-Welt

Über den Auftritt in Madrid wird aber nicht nur bei uns gesprochen und geschrieben, sondern mit einer der berühmtesten Bühnen des Weltfußballs kommt auch so viel internationale Aufmerksamkeit für Union wie noch nie. Das reicht von Bemerkungen im Vorbeigehen über die Champions League zu ausführlichen Porträts des Vereins. Die Inhalte, die dabei entstehen, sind mehr oder weniger interessant und kompetent. Die beste Form davon sind Texte von The Athletic. Für diese Plattform begleitet Stuart James Union durch die erste Champions-League-Saison. Er hat mit zwei sehr lesenswerten Stücken von vor und nach dem Spiel gegen Real den Anfang für diese Serie gemacht, und dafür mit vielen Leuten aus Mannschaft, Verein und Fanszene gesprochen (auch mit Oliver, Hans-Martin und mir aus dem Textilvergehen-Team).

Im Text vor dem Spiel spricht etwa Christopher Trimmel darüber, was es für die Mannschaft heißt, die Champions-League-Spiele nicht im Stadion an der Alten Försterei bestreiten zu dürfen, und wie sich andere Spieler dort fühlen:

“It’s one of a kind,” Trimmel says. “When I’m with the Austria national team, I talk to other players from the Bundesliga and they say they don’t want to play here because it’s too loud, because it’s unpleasant, because it creates its very own atmosphere.” […]
“I’m being really honest now, I think playing in the Olympic Stadium is definitely a sporting disadvantage,” Trimmel says. “We simply feel more comfortable here and the atmosphere is different. I think we can beat any team in the world in our stadium.

“Also, in our stadium, it is a no-go to whistle, to leave the stadium earlier and to not support the team. But what happens when you’re in the Olympic Stadium and you’re 4-0 down in the first half to Real Madrid and you’ve got fans there who aren’t Unioners and who don’t know these rules? So there are those dangers. It’s a huge challenge for the fans to create this atmosphere in another stadium.

“But you have to respect the president’s decision, of course, to give more Unioners the chance to witness this special Champions League event live. And, as a team, we are known for overcoming obstacles. We’ve already played in the Europa Conference League at the Olympic Stadium (two seasons ago) and felt very comfortable too. But the big point is, it’s not the Alte Forsterei.”

„Es ist einzigartig“, sagt Trimmel. „Wenn ich mit dem österreichischen Nationalteam unterwegs bin, spreche ich mit anderen Bundesligaspielern und die sagen, sie wollen hier nicht spielen, weil es zu laut ist, weil es unangenehm ist, weil es eine ganz eigene Atmosphäre schafft.“ […]

„Ich bin jetzt ganz ehrlich, ich glaube, im Olympiastadion zu spielen ist definitiv ein sportlicher Nachteil für uns“, sagt Trimmel. „Wir fühlen uns hier einfach wohler und die Atmosphäre ist anders. Ich denke, wir können in unserem Stadion jede Mannschaft der Welt schlagen.

„Außerdem ist es in unserem Stadion ein No-Go, zu pfeifen, das Stadion früher zu verlassen und die Mannschaft nicht zu unterstützen. Aber was passiert, wenn man im Olympiastadion ist und in der ersten Halbzeit gegen Real Madrid 0:4 zurückliegt und dort Fans sind, die keine Unioner*innen sind und die diese Regeln nicht kennen? Es gibt also diese Gefahren. Es ist eine große Herausforderung für die Fans, diese Atmosphäre in einem anderen Stadion zu schaffen.

„Aber man muss natürlich die Entscheidung des Präsidenten respektieren, um mehr Unioner*innen die Chance zu geben, dieses besondere Champions-League-Ereignis live zu erleben. Und wir sind als Mannschaft dafür bekannt, dass wir Hindernisse überwinden. Wir haben bereits in der Europa Conference League im Olympiastadion gespielt und uns dort sehr wohl gefühlt. Aber der springende Punkt ist, dass es nicht die Alte Försterei ist.“

Und auch die Reportage aus Madrid inklusive Schilderungen des Umgangs des Auswärtsblocks mit dem Einlass-Desaster und der daraus folgenden Abwesenheit der Ultra-Gruppen ist sehr lesenswert (Zugang zu The Athletic gibt es für einen Euro pro Monat), allein schon für den ersten Satz: „It is a long way from the fourth tier of German football to the fifth tier at the Bernabeu.“

Einen weiteren schönen Bericht vom Spiel in Madrid gibt es bei der Taz.

Presseschau

Die Berliner Medien beschäftigen sich derweil damit, wie Union nach dem Gala-Termin in Madrid das Bundesliga-Spiel am Samstag gegen Hoffenheim angeht. Wenn die Morgenpost Bezahlartikel) dabei fragt, ob Leonardo Bonucci nach seinen ersten 80 Minuten für Union Robin Knoche als Abwehrchef abgelöst hat, ist das natürlich reichlich überspannt. Und es ist für Samstag auch egal, weil Knoche dann auf keinen Fall spielen kann und Bonucci nach seiner Auswechslung eventuell noch fraglich ist.

Über dieses Wochenende hinaus mache ich mir keine Sorgen über Robin Knoches Standing und seine Rolle in der Mannschaft. Aber ich bin schon gespannt, wie die Besetzung der Abwehrreihe über die Saison aussehen wird. Wie viel und wie oft wird etwa Bonucci spielen? Zumal ich mir eigentlich für gewisse Spiele auch eine Viererkette mit Danilho Doekhi und Diogo Leite sehr vielversprechend vorstellen kann.

Eventuell gibt es heute Mittag ein paar weitere Informationen zum verfügbaren Kader gegen Hoffenheim, wenn Urs Fischer um 14 Uhr seine Pressekonferenz gibt (live auf AFTV). Dort ist auch ein Interview mit Aljoscha Kemlein zu sehen.

8 Kommentare zu “FC Union weltweit, und zurück in Köpenick

  1. https://www.hh04.de/2023/09/union-in-madrid/

    hier das statement der hh zum spiel in madrid.

    ich konnte die stimmen gegen die ultras schon vor diesem statement nicht verstehen – und jetzt noch weniger!

    • @rob void Danke, wir haben es als Aktualisierung noch in den Text hinzugefügt.

    • Riesen Respekt an die Solidarität innerhalb der Szene und an die betroffenen Gruppen selbst. Mit ist klar, dass Ultra mehr als Fußball im Stadion ist – auf der anderen Seite ist Real Madrid auswärts in der Champions League ein so einzigartiges Spiel, dass man diese Werte wirklich mit jeder Faser seines Körpers leben muss, um geschlossen zu entscheiden: Was wir machen, machen wir nur gemeinsam.

  2. und immer wieder spricht mir jnser käpt‘n aus‘m herzen…
    auch ich find‘s immer noch verdammt schade, dass wir unsere spiele nich adaf austragen, auch wenn ich, mein sohn und meine brüder dafür nicht dabei sein könnten oder nur einer von uns…

    in unserem stadion können wir jeden schlagen und der fußballwelt zeigen, was union bedeutet… im oly wird’s halt nen event, egal wie sehr wir uns dagegen wehren werden.

    es fühlt sich einfach nicht richtig an!

  3. Eiserner Uwe

    Rob Void, klar ist, jeder Unioner steht hinter der AF, unserem Wohnzimmer. Ob es uns gelingt, das Oly in einen Hexenkessel für jeden Gegner zu verwandeln, liegt ausschließlich bei uns, eingefleischten Unionern. Wir sollten jeden Fan um uns herum mitnehmen, in (Boonsche)Regeln und Verhaltensweisen, Gesänge etc., so unbekannt einweisen. Ich meine, dann ist es möglich, auch ein Oly in einen Hexenkessel zu verwandeln, unser Team mitzunehmen. Schulter an Schulter, EISERN UNION unvEUROPA ????

  4. Senger, Alexander

    Eiserner Uwe!
    Du hast völlig recht. Es liegt an uns, eingefleischten und treuen UNIONERN, welche Stimmung, wir erzeugen. Vielleicht auch mal wieder völlig ungefährlich, als Fahnentag oder mit Luftschlangen oder rot-weissen Luftballongs. Und es liegt auch an unserer Mannschaft, immer gut eingestellt, von unserem symphatischen Trainer Urs Fischer und seinem bewährten Taem. Aber jetzt gilt es erst mal wieder, sich voll auf die Liga 1, und „Hoffe“, zu konzentrieren und dann gegen, in „HEIDE“, ehe es gegen BRAGA geht. Wünschen wir unserer UNION-Elf Glück und drücken feste die Daumen. Es ist doch Wahnsinn, dass unsere Union-Elf, in der 1. Liga und dann noch so famos, überhaupt spielt. Und nun sogar schon mehrfach INTERNATIONAL. Und Geld braucht UNION, eben auch, für das NLZ, das neue Stadion An der A.F. und die Spieler, übrings auch das Frauentaem, müssen ja auch bezahlt, werden, neben der sportlichen Leitung und Stab. Eisern UNION! Ich bin dankbar, neben etwas stolz. H. E. G. Alex aus dem weinroten und blauen Pankow.

  5. Die Szene will immer wieder über den Verein stehen und benimmt sich wie kleine eingeschnappte Kinder. Sobald sie ihren willen nicht bekommen, gehen sie einfach weg. Die Regeln waren im vorhinein bekannt und wie kann man so naiv sein und glauben, dass man das ganze Material mot rein bekommt. Sorry aber euer Support hat der Mannschaft gefehlt.

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