Blog State of the Union

Misstöne von Christopher Trimmel?

Am Samstag kamen wir alle von einem Christopher-Trimmel-Hoch. In einem wichtigen Spiel hatte der Kapitän sein 300. Union-Spiel gemacht und dabei gut gespielt und gewonnen. Da kam es dann gestern doch ziemlich überraschend, in den Berliner Medien Berichte über Trimmel-Zitate zu lesen, die nicht so nach Freude über das Jubiläum klangen, sondern eher danach, dass es Trimmel wirklich wurmt, dass er in der Rückrunde häufiger hinter Josip Juranovic zurückstehen und von der Bank zuschauen musste.

Christopher Trimmel
Zieht Christopher Trimmel eine Schnute, weil er auf der Bank sitzt? Photo: Matze Koch

Nun kommt es grundsätzlich nicht überraschend, dass dieser Umstand Trimmel in seinem Sportlerehrgeiz nicht unbedingt gefällt. Auch wenn aus unserer Sicht mit Juranovics starken Leistungen und Trimmel weiter als integralem Bestandteil der Mannschaft alles gut war, bzw. ist. Die Frage ist dann, zu welcher Reaktion das führt, und gerade die Union-Mannschaft von Urs Fischer und Christopher Trimmel war in den vergangenen Jahren unter anderem bemerkenswert, weil es nur in wenigen Fällen Misstöne über individuelle Unzufriedenheit gab. Dass da ausgerechnet Trimmel selbst zu einem problematischen Fall würde, hat mich überrascht. Oder besser: Hätte.

Denn ich finde, wenn man Trimmels Aussagen im größtmöglichen Kontext liest, den in diesem Fall der Kicker aufschreibt, klingen sie weniger dramatisch. Ja, es bleibt dabei dass Trimmel darüber spricht, den Anspruch zu haben zu Einsatzzeiten zu kommen und davon auch einen Verbleib bei Union über den kommenden Winter hinaus abhängig macht. Aber wenigstens meiner Lesart nach geht es nicht zwingend um einen anhaltenden Konflikt zwischen Kapitän und Trainer, obwohl Sätze wie: „Mir geht es darum, dass man gesagt bekommt, dass die Chancen gleichstehen. Ich wünsche mir immer nur, dass die Leute zu mir ehrlich sind.“ für sich genommen danach klingen. Bei manchen Aussagen etwa darüber, wie die Kommunikation über Einsatzchancen aussieht, ist das aber eine Frage des Tons und der Interpretation.

Und Trimmel sagt auch: „Ich habe den Konkurrenzkampf immer gern angenommen. Es geht darum, ob man seine Chance bekommen wird. Das sollte man intern klar kommunizieren. Es ist nichts Schlimmes passiert.“

Es würde mich trotzdem nicht wundern, wenn über Trimmels Situation und Aussagen intern klärende Gespräche anstehen, und es hat mich gewundert, dass das Thema zum jetzigen Zeitpunkt vor den finalen Saisonspielen aufkam. Hier die Presse-Beiträge dazu und zu Union:

Noch im Trimmel-Feier-Modus waren Kiek an mit ihrem Podcast zum Spiel gegen Freiburg. Und Union insgesamt wird von Christoph Biermann in seinem Podcast Beer & Honey mit Raphael Honigstein gefeiert. Auch Biermann, der einen engen Draht zu Trimmel hat, spricht in der Folge etwas über seine Situation und sagt: „This week he is a very happy man“.

Und sonst so

Zum internationalen Tag gegen Queer-Feindlichkeit äußert sich der Verein auf Twitter klar: „Fußball für alle. Liebe für alle.“

8 Kommentare zu “Misstöne von Christopher Trimmel?

  1. Trimmels Aussagen haben schon sehr überrascht. So kurz vor dem Saisonfinale. Und die Bedeutung der Worte sind ihm sicher klar gewesen. Umso mehr muss es bei ihm innerlich gekocht haben. Am meisten, glaube ich, hat ihn die unaufrichtige Kommunikation gestört Das wollte er dringend loswerden. Das empfinde ich als ein echtes Alarmsignal. Ist bei weitem nicht eitel Sonnenschein im Club. Zumal immer wieder das Thema grenzwertige Kommunikation auftaucht: Orban, Malmö, Vegi-Wurst etc. Neben Trimmis sportlichen Wert, vermute ich, ist er ganz entscheidend für den Zusammenhalt und die Stimmung in der Mannschaft. Wenn er kommenden Winter gehen sollte, könnte das erhebliche Folgen für das Team haben. Ist mir nach seinen Aussagen deutlich bewusster geworden.

    • BlnMeandor

      Ich finde nicht, dass man die Ebenen hier verwechseln sollte. Was sportlich kommuniziert wird, hat mit dem sonstigen Drumherum weniger zu tun. Das sind auch verschiedene Angestellte, die damit zu tun haben. Sportliches Ruhnert und Fischer je nach Situation. Alles andere i. d. R. der Präsident.

    • Bianka Andersch

      Hast du es im kicker gelesen? Da ist es nicht so aus dem Zusammenhang gerissen wie in der Morgenpost und wirkt ganz anders.

  2. Hoffentlich bekommt er die Kurve und wird seine neue Rolle annehmen, auch wenn er dann kein offizieller Kapitän sein kann. Die Anzahl seiner Spiele und der Spielminuten wird sich weiter reduzieren, sorry.

    Die Erde dreht sich immer weiter und wir alle werden jeden Tag ein Tag älter, leider.

    • Webster

      Eben, mit der Weile ist er Mitte 30, dass ist im Profifußball schon eine Nummer. Sicher wird er, nach seinem Ausscheiden aus der 1. Mannschaft, wenn er es dann auch wirklich will, einen anderen Posten im Verein bekommen. Verdient hat er es sich auf jeden Fall.

  3. Auxiler

    Bernd, guter Beitrag. Interessant finde ich, dass es dieses „Ventil“ der Medienrunden und Interviews gibt, s.a. Interview Sven Michel. Das scheint der Verein ja bewusst einzusetzen; ich hoffe daher auch, dass vorher über die Themen intern kommuniziert wurde.

  4. Sanctus

    Mir ist eine Startelf mit Trimmi lieber. Er bringt gleich den Biss rein, den die Mannschaft braucht. Die Standards von Juranovic sind dabei auch ein Thema. Direkter Freistoß… Feiner Fuss… Aber Ecken und Flanken sind leider ohne Zug

  5. Wuhleblut

    Ganz ruhig. Der Kicker war sachlich, man konnte gut herauslesen, dass es bei Trimmel viel um Ehrgeiz geht. Das was hier kritisiert wird, würde ich nicht an die große Glocke hängen. Er ist Profi und möchte spielen, er ist 1. Kapitän, logisch dass er seine Rolle hinterfragt, wenn er dann nicht spielt. Er hat auch nicht gesagt, das keiner mit ihm spricht oder er vom Trainer im Stich gelassen wurde. Also schön die Füße still halten.

    Die Berliner Gazetten sind mehr auf Klicks und Verkäufe aus, daher wird da auch viel Konjunktiv genutzt und auch das eine oder andere Zitat verkürzt dargestellt, ja sogar wird vom Autor gemutmaßt.

    Trimmi is glücklich, will spielen, findet als Kapitän sollte man öfter aufm Platz stehen. Fertig.

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