Blog State of the Union

Unions Fußball zündet auch in Amsterdam

Der 1.FC Union Berlin, einmaliger Pokalsieger und einmal verhinderter und dreimal tatsächlicher Teilnehmer am Europapokal, hat gestern Abend ein Auswärtsspiel beim AFC Ajax bestritten, dem 36-maligen niederländischen Meister, 20-maligen Pokalsieger, viermaligen Sieger im Europapokal der Landesmeister, der auch die anderen beiden Europapokale einmal gewonnen hat und überhaupt seit fünfzig Jahren zu den ikonischsten Fußballklubs der Welt gehört. Und in diesem Hinspiel um den Einzug in die nächste Europapokalrunde war Union insgesamt mindestens gleichwertig, hat sich das 0-0 und vielleicht mehr verdient, und jetzt echte Chancen auf das Weiterkommen. Alte Försterei.

Für das Spiel der Mannschaft fällt es schwer, neue Worte zu finden. Nicht nur in neuen Superlativen, sondern auch in der Beschreibung des Spiels selbst. Denn was dieses Team ausmacht, ist eben, immer wieder mit voller Intensität, Konzentration und Bereitschaft in Partien zu gehen. Das hat sie auch gestern wieder gemacht, und auch Ajax hat kein Mittel gefunden, um dagegen offensiv so richtig gefährlich zu werden. Wie viele andere Mannschaften vor ihr konnte auch Ajax kaum in das Zentrum spielen und dort jedenfalls keinen Ball ohne Zweikampf verarbeiten und weiterleiten, weil Unions Mittelfeldpressing so druckvoll war wie eh und je. Natürlich gab es einige (wenige) Momente, in denen Union im Strafraum unter Druck verteidigen musste, und obwohl Frederik Rønnow kaum Schüsse halten musste, hatte er einige Momente, in denen er mit guter Antizipation Gefahr abwenden konnte.

Aber Ajax hatte eben die gesamte erste Hälfte überhaupt keine Abschlüsse (Ajax-Fans waren mit dem Spiel übrigens sehr, sehr unzufrieden, zumindest die in diesem niederländischen Podcast). In den ersten Minuten nach der Pause schien sich das kurz zu ändern, aber Union fand wieder ins Spiel und erst in den letzten Minuten wurde es noch einmal wacklig, ein Ergebnis aus dem Hinspiel mitzunehmen. Zwischen diesen Phasen war jedoch Union einem Tor deutlich näher. Innerhalb weniger Minuten hat Josip Juranovic einen gefährlichen Freistoß abgegeben, nachdem Union in einer Umschaltaktion an den Sechzehner kam. Aus dem eigenen Ballbesitz heraus hat sich die Mannschaft unmittelbar danach die klarste Chance der Partie erspielt, weil sich Kevin Behrens sehr gut fallen ließ und einen Pass in die Tiefe gespielt hat, aus dem eine Flanke von Juranovic auf Morten Thorsby wurde, dessen freier Kopfball aus acht Metern aber gehalten wurde. Mit voller Berechtigung auf dem Feld sang der Gästeblock in der Johan Cruijff Arena „Union am Ball, olé olé“. Und dann spielten diesmal Diogo Leite und Sheraldo Becker Jerome Roussillon auf der linken Seite frei sodass er auf Thorsby flanken konnte, und schoss er den Ball wirklich ins Tor. Ausflippung.

Aber eben nicht: Der VAR gibt (Tore für das Konstrukt aus Leipzig nicht) und nimmt (diese Führung für Union zurück). Weil Thorsby nach seiner Brustannahme den Ball wohl wirklich mit der Hand gespielt hat, was dann eben strafbar ist. Eine korrekte Entscheidung, die sich dadurch nicht weniger bitter anfühlt. Zumal es eine so schöne Geschichte gewesen wäre, hätte Thorsby dieses Tor gemacht. Als Ausgleich für seine vergebene Chance zuvor, und weil er, der nicht zur Stammbesetzung im Mittelfeld in dieser Saison gehört, sich in diesem Spiel nahtlos in die Mannschaft eingefügt hat (das ist auch einer der Punkte in Till Oppermanns Analyse des Spiels für den RBB). Alternativen dazu gab es wegen Sperren (Haberer), Verletzungen (Schäfer) und Kadernominierungsbegrenzungen (Seguin) wenige, auf der Bank saßen für das Mittelfeld die jungen Aljoscha Kemlein und Tim Maciejewski. So gern ich einen von ihnen in diesem Spiel für Union hätte auflaufen sehen: Thorsby musste hier Verantwortung übernehmen, und hat das gut gemacht.

Von wegen gut gemacht: Das kann man auch über den Gästeblock und die Stimmung dort sagen. Darüber will ich jetzt aber wirklich nicht viele Worte verlieren, schwelgt einfach in euren Erinnerung daran, schaut euch Bilder oder Videos an und freut euch darüber.

Fakkels, zingen, springen:

Presseschau

In den Berliner Medien gibt es natürlich Lob für das Spiel von Union.

Und die Berichte sehen gute Chancen, im Rückspiel weiterzukommen:

Ja, Union hat vorher noch ein Heimspiel in der Bundesliga, gegen Schalke 04, auch keine triviale Angelegenheit. Aber ich bin jetzt schon sehr hyped für nächsten Donnerstag.

13 Kommentare zu “Unions Fußball zündet auch in Amsterdam

  1. Ich möchte auch noch einmal wertschätzen, dass es genau in dieser geschichtsträchtigen Saison möglich ist, Europa Pokal an der Alten Försterei zu spielen und eben nicht nur im Olympiastadion.

  2. Waschweiber

    Es kotzt mich an wieder nur Bilder von Pyro zu sehen. Hat denn die Mannschaft keine anderen Höhepunkte geliefert?
    Bitte die Strafe der UEFA auch an die Karteninhaber in Amsterdam weiterreichen.
    Union hat sich tapfer geschlagen. und gezeigt das das jetzt entscheidet und nicht die Erfolge der Vergangenheit. viel Erfolg nächsten Donnerstag

  3. Altunioner

    Wunderbare Bilder. Ich bin stolz auf die Mannschaft und stolz auf die Fans. Pyrotechnik ist kein Verbrechen!!

  4. Gibt es denn irgendeine Einstellung, in der das Handspiel klar als solches zu erkennen ist? Ich habe bis jetzt nur Bilder gesehen, wo es nicht eindeutig nachzuweisen ist. Kann sein, muss aber nicht. Und die Ajax-Spieler haben sich ja auch nicht beschwert, haben also offenbar nur eine Brustannahme wahrgenommen.

  5. Torsten Viedt

    Leute bei aller verständlichen,wie auch natürlich angebrachten Euphorie müssen wir zunächst am Sonntag in der AF alles geben,damit die(sicherlich auch müden)Jungs den Dreier eintüten können.
    Und dann in der Bonuswoche irgendwas gegen Ajax,oder in München mitnehmen.

  6. Bin Basti‘s Meinung. Keine Zeitlupe hat ein Handspiel zweifelsfrei nachgewiesen. Dafür hätte es die Draufsicht gebraucht. Das Tor wurde nicht gegeben weil möglicherweise Hand gespielt wurde. Aber was soll‘s? War trotzdem ein legendärer Abend. Mannschaft und Reisekader waren einfach unglaublich und Donnerstag machen wir den Achtelfinaleinzug klar.
    Jetzt gilt es erstmal gegen Schalke nen Dreier zu holen.

  7. Pyro für Alle

    Ohne Pyro können viele Menschen, vor allem Männliche, keine Emotionen spüren.

    Ohne geht nicht.

    Ein Schritt mehr, hin zur Heimblocksperre.

  8. Hat noch jemand Probleme mit RTL+ gehabt? Ich konnte mich weder im Browser, noch im TV, noch in der Smartphone-App anmelden. Erst zur Halbzeit hat‘s im Browser geklappt. Danke für nichts, RTL+.

  9. Würde mich da anschließen, also zumindest im TV wurde aus keiner der gezeigten Einstellungen ein Handspiel ersichtlich. Das sah wirklich eher nach Verdacht aus. Aber was soll’s, in Leipzig hatten wir auch etwas Glück, gestern eben nicht. 0:0 ist ein absolut geiles Ergebnis, um im Rückspiel dreckig nach nem Standart per Kopf weiterzukommen.

    Was jetzt hier auf einmal einige Leute gegen Pyrotechnik haben, erschließt sich mir nicht ganz. Ist etwas passiert? Hab ich was verpasst?

    Auf ins größte Spiel der Vereinsgeschichte! Eisern

  10. Christopher87

    Pyro gehört zu Union wie das donnernde Eisern

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