Blog State of the Union

Nicht verloren, nichts verloren, nichts zu verlieren

Eine halbe Stunde, eine ganze, fast anderthalb nach Abpfiff. Von der Waldseite kommen noch immer laute Gesänge, um diesen Verein und diese Mannschaft zu feiern. Dem muss an diesem Freitagabend doch ein besonders großer, schöner oder emotionaler Sieg vorangegangen sein, oder? Oder?

Oder ein 1-1 gegen Fürth. Das auf dem Platz und auf den Rängen zuvor immer wieder einmal an ‚alte Zeiten‘ in der zweiten Liga erinnert hat, sodass Referenzen auf frühere, oft nicht besonders angenehme, Spiele gegen Unions ‚Angstgegner‘ aus Franken auch in den Ansagen der Capos immer wieder vorkamen.

Ein Spiel, in dem bei Union mindestens eine halbe Stunde lang absolut nichts zusammenlief, und in dem der bereits als Absteiger feststehende Gegner dann nach 33 Minuten in Führung ging, als Union gerade so langsam damit begonnen hatte, im Spiel anzukommen. Und in dem nicht nur das Spiel der Mannschaft, sondern eben auch der Support in der wunderschönen immergrünen Alten Försterei erst irgendwann in der zweiten Halbzeit wirklich Zug entwickelt hat. Auch dieses Anrennen und Ansingen und Schreien gegen einen Punktverlust war aber am Ende eben nur halb erfolgreich, mit Sven Michels nächstem wichtigen Ausgleichstreffer, dem diesmal das darauffolgende 2-1 fehlte. Auch wenn es dafür an Einsatz ganz bestimmt nicht gefehlt hat.

Und darin liegt dann natürlich auch der Grund dafür, dass das Stadion nach diesem 1-1 noch lange laut war. Zum einen, weil die Mannschaft sich ganz offenkundig in diesem Spiel nie hat hängen lassen alles, was sie an diesem Abend konnte, versucht hat, um es zu gewinnen. Dafür wird sie bei Union immer mit Liebe und Hingabe belohnt werden, auch wenn es nicht reicht. Und zum anderen, weil auch der Rückschlag, den Union mit diesem Unentschieden hinnehmen musste – etwas schlechtere Chancen, in der nächsten Saison eine Klasse höher europäisch unterwegs zu sein – natürlich immer noch ein Grund zu feiern ist.

Das heißt natürlich nicht, dass man mit diesem Spiel an sich zufrieden sein muss, kann oder soll. Und das ist auch Urs Fischer ganz sicher nicht. Schließlich hat sich seine Mannschaft gegen Fürth zwar den Ausgleich erarbeitet, über 90 Minuten aber kaum eine wirklich klare Torchance erspielt. Ganz ehrlich, ich kann gerade, nachdem ich das Spiel nur aus der Stadionperspektive gesehen habe, nicht sagen, woran es lag, dass Fürth in der ersten Halbzeit sogar ganz klar spielbestimmend war, und es trotz allen Bemühens und Drucks in der zweiten Halbzeit keine Durchbrüche gab. Union fand jedenfalls keinen Ansatzpunkt, um die Mechanismen, die zuletzt zu Offensive geführt haben, in Stellung zu bringen.

Vielleicht gibt es etwas mehr Analyse, wenn wir heute Abend unseren Podcast zum Spiel aufnehmen. Die Kollegen von Taktik&Suff sind (nach einer krankheitsbedingten Pause, gute Besserung!) mit ihrer Folge schon raus:

Was bleibt nun von diesen 90 Minuten vor dem Abpfiff und denen danach für die anderen 180 Minuten Fußball, die Union in dieser Saison noch vor sich hat? Im Rennen um Europapokal-Plätze ist noch nichts verloren, und hat Union eh nichts zu verlieren. Auf in den Partyzug nach Freiburg.

Dazu, wie die Mannschaft gestern gefeiert wurde, passt übrigens auch, was Taiwo Awoniyi in diesem Interview darüber sagt, wie es sich anfühlt, sein Lied zu hören, auch wenn er mal eine Chance vergeben hat:

Das schreiben die Berliner Medien

Und sonst so

Nicht vergessen: auch morgen ist bei Union Fußball. Der Frauenfußball-Feiertag am 1. Mai ist zurück, mit Spielen der Mädchenmannschaften, der 2. Frauen und der Ersten gegen den Bundesligist Werder Bremen. Los geht das Programm rund ums Stadion um 9 Uhr.

Und wer in dieser Woche nicht zum Fußball-Salon mit Michael Gspurning gehen konnte, kann das Podium mit ihm, Christoph Biermann und Richard Golz jetzt nachhören.

11 Kommentare zu “Nicht verloren, nichts verloren, nichts zu verlieren

  1. Wuhleblut

    „Ganz ehrlich, ich kann gerade, […] nicht sagen, woran es lag, dass Fürth […] klar spielbestimmend war“

    Nun, ein Teil des Problems waren auf jeden Fall die vielen Fehlpässe und die fehlende Bissigkeit.
    Sehr viele Pässe auf die Flügel endeten mit Einwürfen für Fürth. Ebenfalls fiel mir auf, wie oft Spieler von uns ausgerutscht sind.
    Dann waren die Jungs häufig einen Ticken zu passiv und langsam. Selbst Becker kam irgendwie nicht an sein Limit.
    Auch Prömel wirkte müde, hatte viele Fehler im Aufbau und in der Verteidigung.
    Bezeichnend für mich die Situation in der 51:48 Spielminute.
    Er bekommt den Ball von rönnow zugerollt. Prömel läuft und entscheidet spontan wieder Richtung Torwart zu laufen, doch genau da klaut ihm der fürther den Ball, das 20-25m von unserem Tor entfernt.
    Das war alles super unkonzentriert und unüberlegt.
    Auch paar Sekunden vorher der „Rettungsversuch“ von Voglsammer, der den Ball direkt zum fürther Angreifer durchsteckte. Alles bei uns in der eigenen Hälfte.

    Vielleicht war khedira aufgeregt wegen seinem Bruder, der ja auf der Tribüne saß.
    Vielleicht war Prömel mit den Gedanken zu sehr beim Abschied (ist ja sein vorletztes Mal gewesen)
    Vielleicht war die ganze Mannschaft zu sehr auf 3 Punkte fixiert und hatte Angst etwas zu verlieren.
    Für mich waren zu viele Spieler am „schlafen“.
    Was auch mal okay ist, aber eben schade.

  2. Christopher87

    @ wuhleblut … 1. Halbzeit ok . Geht klar an Fürth . 2. Halbzeit waren die Fürther überhaupt nicht Spielbestimmend ! Union hat einfach ein nicht so guten Tag erwischt und es fehlte an allem etwas . Genau das was wir die letzten Wochen sehr gut gemacht haben. Zu dem kommt das Fürth befreit auf spielen konnte und es einige Spieler gibt die sich noch ins Schaufenster legen wollen….

    Schade ja !
    Es geht weiter immer weiter ganz nach vorn

    Mich ärgert viel mehr das 1:4 der Kölner heute . Würde schon gerne international spielen aber bitte nicht conference league . Lieber Europa League und Geld in die Kasse spielen . Und wenn es nicht klappt, HURRA ein weiteres Jahr Bundesliga

    UNVEU

  3. Würde ich zu stimmen:
    Conference League
    +
    OlyStadion
    +
    Dauerregen
    +
    Kälte
    =
    Bitte nicht!
    ;))

    • Ja, das war streckenweise abschreckend, ohne dass es an Union oder der ECL lag. Und dann, wenn’s ganz dicke kommt, im Herbst wieder vor ein paar tausend Nasen, wegen der x-ten Coronawelle. Aber wahrscheinlich gehen wir trotzdem hin…

  4. Jedes Bundesligaspiel ist ein Geschenk für uns. Jedes internationale Pflichtspiel, egal ob EL oder ECL, ist einfach der Wahnsinn! Dafür lässt sich auch das Oly ertragen.

  5. herrdoesi

    Ich hatte den Eindruck, dass die Fürther extrem aggressiv gepresst haben. Dem hatten wir gestern nicht viel entgegenzusetzen. In der 2. HZ fand ich unseren Kampf ganz gut. Leider war aber auch viel Krampf dabei und das Glück wollte auch nicht weiterhelfen.
    Wenn ich heute Bochum gesehen habe, wird unser Restprogramm noch heftig. Also besser erwarten se Nüscht!

  6. Martin

    Nach dem Ausgleich wurde das Unentschieden

    getrübt von unsäglichen BierduscherInnen.

    Leider auch immer von den TextilvergeherInnen befürwortet.

    Ekelhaft!

    • Thorsten

      Ja genau. Ich fand es teilweise auch viel zu laut in Stadion und durch die Choreo und die vielen Schals konnte man die Spieler gar nicht richtig sehen. Hätte bloß noch gefehlt, dass die Chaoten wieder Pyro gemacht hätten. Und dann hat die Waldseite auch noch ewig im Stadion gesungen, so dass die Ordner kein Feierabend machen konnten.
      Unverantwortlich…

    • Thorsten

      Ach so … und nach Bratwurst hat es auch wieder extrem gerochen … hatte ich noch vergessen.

    • Sebastian

      Ich würde an Deiner Stelle eher auf die Bierspritzer*innen und Becherwerfer*innen schimpfen und nicht auf die, welche das Bier dann abbekommen. Als würde sich jemand freiwillig das Bier über den Kopf kippen und Du regst Dich darüber auf…Aber zum Glück gibts erstmal keinen Glühwein mehr im Stadion. Der ist heiß und klebt noch schlimmer.

  7. Chemi66

    Ich will ehrlich sein, da war schon ein wenig Enttäuschung da nach dem Spiel. Weshalb? Weil die Mannschaft vier bärenstarke Spiele in Folge gezeigt hat (gegen Hertha, Frankfurt und 2x Brause Leipzig) und im Vergleich dazu die Leistung gegen Fürth nur durchschnittlich war. Die Fürther hingegen wirkten befreit. Das Remis geht vollkommen in Ordnung.
    Das die Mannschaft nach dem Abgang von K. so wieder auf die Füße fällt hätte ich nicht erwartet. Meine Euphorie nach dem 4. Sieg in Folge in der Liga war gewaltig. Die Mannschaft zeigte in den Spielen (mal abgesehen gegen den Effzeh) eine solche spielerische Dominanz, wie ich sie in dieser Saison nicht mehr für möglich gehalten hätte. Das hat auch meine Erwartungshaltung verschoben. Vor 5 Wochen hätte ich sicherlich die Punkteteilung mit Fürth als okay empfunden. Und so gestehe ich mit etwas Abstand zum Spiel demütig ein, die Mannschaft hat realistisch betrachtet einen Punkt gewonnen und nicht 2 verloren. Auf ein neues zu Urs 100.Bundesligaspiel. Einen besseren Gegner als den SC Freiburg kann es dafür kaum geben.
    Eisern

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