Blog State of the Union

Zahlenromantik

In den letzten Stunden und Tagen ging es nicht nur hier wirklich rund, weil Grischa in der nächsten Saison die Verlockungen Hoffenheims genießen wird. Und auch wenn ich nicht alle Standpunkte teile, empfand ich die sehr kontroverse Diskussion hier in den Kommentaren als „therapeutisch hilfreich“. Danke dafür an euch.

In einem Punkt möchte ich jedoch einer „Argumentation“ bzw. „Kausalkette“, die öfter zu lesen ist, widersprechen.

Die Aufstiegshelden, die uns alle verlassen meine ich. Im heutigen Kurier könnt ihr  zum Beispiel lesen wer noch da ist (Spoiler: Grischa, Julian und Trimmi bei den Stammspielern und Manni und Jakob) und dass irgendwas bei uns schiefläuft. Auch hinter der Paywall der Berliner Zeitung gibt es eine „Die Aufstiegshelden des 1. FC Union werden immer weniger“ Kolumne. Aus meiner Sicht hat sich hier bei uns überhaupt nichts geändert.

Wir haben in Nachwendezeiten 3 Jahre nach einem Aufstieg schon immer ähnlich oder sogar noch weniger verbliebene Spieler gehabt, die mit uns aufgestiegen sind. Wenn ich mir auf immerunioner.de  den Pokalfinalkader von 2000/01 anschaue und mit dem Kader von 2003/04 vergleiche, finde ich als gebliebene Spieler:

  • Robert Wulnikowsi, der sich zumindest beim Aufstieg auf der Bank befand
  • Daniel Ernemann und unseren Keiler Tom Persich in der Abwehr
  • Im Mittelfeld Chibuike Okeke (oh oh)

Und das wars dann auch. Alle Säulen der Nikol, Menze, Isa, Koilov Preisklasse waren weg. Es sieht genauso aus, wenn ich  2008/09 (3.Liga) mit 2011/12 (2.Liga) vergleiche. Da sind die Konstanten Jan Glinker, Stuffi, Kohlmann, Göhlert und unser geliebter Torsten. Update: Ein gewisser Herr Parensen ist im Laufe  der Jahre von der Abwehr ins Mittelfeld gewechselt und muss hier natürlich mit genannt werden.

Aufstiegshelden nach dem Auslaufen. Photo: Matze Koch

Mir ist vollkommen klar, dass die Art und Weise und vor allen Dingen die Umstände der letzten Abgänge von Union Spielern, allein schon wegen der Dimension Bundesliga einzigartig ist. Allerdings sehe ich nicht, dass sich das „Geschäft“ oder irgendwas geändert hat. Ich sehe auch nicht, dass uns als Verein dort etwas außergewöhnliches passiert.

Was für mich anders ist, ist die emotionale Bindung zu den Spielern, da wir zum einen so unfassbar erfolgreich miteinander waren/sind und zum anderen, weil durch die letzten 2 Jahre Pandemiespaß der Blickwinkel dann doch sehr anders ist.

Union in den Medien

In den aktuellen Berichterstattung geht es natürlich noch immer um den „Prömel Fallout“:

Ich finde Trimmies ruhige und geerdete Art, die in den beiden ersten Artikel wieder zum Vorschein kommt sehr angenehm. Das bringt dann doch noch ein wenig mehr runter.

Es ist auch nichts Neues bei Union, dass es einen Umbruch gibt. Das sind wir auch schon gewohnt. Von daher packen wir das wieder an. (Christopher Trimmel)

Der zweite Themenkomplex ist ein Déjà-vu. Max Kruse zockt bei Twitch und generiert Artikel. Seine Aussagen waren auch, wie fast immer, gar nicht sooo dramatisch. Am meisten kann ich mich mit „Oli Ruhnert wird da schon eine Lösung finden mit dem Trainer, dass da auch in der nächsten Saison eine gute Truppe auf dem Platz steht“ anfreunden.

Exilunionerupdate

Rick van Drongelen hat am Wochenende in Mechelen das erste mal von Anfang an gespielt und 3:1 gewonnen.

Tymoteusz Puchacz hat beim 4:0 Auswärtssieg bei Alanyaspor das vierte mal in Folge durchgespielt und mit seinem Team den vierten Süper Lig Sieg in Folge eingefahren. Pawel Wszolek ist mit Legia Warschau mitten drin im Abstiegskampf und wurde beim enttäuschenden 0:0 beim Tabellenletzten Bruk-Bet Termalica in der 63. Minute eingewechselt.

Zumindest bei Rick und Tymoteusz scheint sich die Leihe in Bezug auf die Spielzeit wirklich zu lohnen.

12 Kommentare zu “Zahlenromantik

  1. Wenn ein langjähriger Spieler und Aufstiegsheld den Verein verlässt,ist das bitter und tut natürlich erstmal weh. Nach ein paar Tagen sollte man aber darüber hinweg sein,denn so läuft das nun mal. Union wird auch keinen Vertrag mit einem Spieler verlängern,wenn er nicht mehr gut genug ist und genauso kann ein Spieler das tun,wenn er sich verbessern kann.
    Ich hoffe nur inständig,dass es im Stadion keine Unmutsbekundungen gibt.

    Trimmbos Worte sind allesamt richtig.

  2. Danke für die Recherche! Bei der Aufstellung der Konstanten um den Aufstieg in die zweite Liga fehlt noch Micha, der ja ziemlich gut die Ausnahme im schnelllebigen Fussball(spieler)geschäft verkörpert hat. Er ist in der Kaderaufstellung von der Abwehr ins Mittelfeld rotiert.

    • Oliver Jauer

      Danke für die Rückmeldung. Habe das in der Tat positionsgetreu verglichen und jetzt im Test aktualisiert.

  3. Für mich verdeutlicht die aktuelle Dynamik einmal mehr, warum ich Unionfan geworden bin: wegen Union! Wegen der Stimmung, des Stadionerlebnisses, dem bedingungslosen Support bei jeder sportlichen Lage, usw. und keineswegs wegen Spieler xy oder weil es so toll ist, Leuten beim Fußballspielen zuzugucken. Vor einigen Jahren war es sogar noch eher unansehnlich, was man sportlich im Stadion an der AF geboten bekommen hat.

    Spieler, Trainer kommen und sie gehen, doch meine Liebe zu dir bleibt bestehen!

    Nun gilt es, Unionfan zu sein und das nächste Stadionerlebnis zu genießen. Unabhängig davon, wer da im Uniondress dem Ball hinterher läuft (und letztlich auch in welchem Wettbewerb / welcher Liga).

    • Lieber Oliver,
      Vielen Dank für die Einordnung!! Schön, dass du das etwas relativiert hast. Dein Schreibstil gefällt mir sehr und bereichert das Textilvergehen sehr.
      Vielen Dank

    • Pepe, ich kann dir nur zustimmen. So ähnlich hatte ich es im letzten Beitrag am Ende gepostet.

    • Komisch wird es wenn auf dem Rasen plötzlich Schach gespielt wird :-))
      Wer sich Gedanken zum sportlichen Erfolg macht, ist mindestens genauso Unioner wie der, der wegen der Stimmung im Stadion ist. Die Bewertung von sportlicher Leistung und die Suche nach Ersatz oder Verbesserung bei Verlust, gehört dazu.
      Bin sehr überzeugt, dass G.P. auch gegen Mainz „seinen Fussballgott“ hört.

    • @ThomasJ
      Ich will auch niemandem sein eigenes Unionfan-Dasein absprechen. Für ich ist es eben vor allem das Drumherum, und weniger das auf dem Platz. Meine schönsten Unionmomente haben eher wenig mit dem Ergebnis oder dem Erfolg zu tun. Sollten irgendwann wieder düstere Zeiten kommen, fahre ich bestimmt wieder freudestrahlend mit der S-Bahn zu Auswärtsspielen.
      P.s. Beim Schach läuft niemand einem Ball hinterher, von daher würde mich das weniger reizen ;)

  4. hallo,
    vieles aus dem Artikel und aus dem Interview mit Trimmi sehe ich auch so
    Ich finde das Verhalten von Grischa nicht zu kritisieren. Er hat rechtzeitg Bescheid gesagt, der Verein kann sich rechtzeitg um Ersatz kümmern und wir haben einige Spiele um ihn noch einmal zu sehen und zu unterstützen.
    Das „gefällt“ mir alle mal besser als der Last-Minute-Abgang von Max.
    Alle Beteilgten wissen woran sie sind. Das ist für mich ehrlich und fair.
    Ja, es schmerzt trotzdem.
    Nein, daran gewöhnen möchte ich mich nicht.

  5. Schöne Einordnung , danke!

  6. Ich denke, Union wusste länger Bescheid als bei MK, da ich vermute, das andras Schäfer ihn beerben soll. Von daher ist grischa- so traurig es ist – fair geblieben.

  7. Chris_Union

    Ich kann die Stoßrichtung des Beitrags schon nachvollziehen, aber ich finde, der Vergleich ist unzulässig. Nach den letzten Aufstiegen hat jeweils Union die Spieler ausgetauscht, jetzt verlieren wir Spieler, die wir halten wollen. Das macht doch einen riesengroßen Unterschied in der Wahrnehmung des Verlustes.

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