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So kann sich Unions zweite Reihe nicht empfehlen

Dass Unions Kader in dieser Saison so groß und ausdifferenziert ist, dass es durchaus einige Spieler gibt, die kaum zum Einsatz kommen, war schon mit Ende der Transferperiode abzusehen. Und die Äußerungen von Sheraldo Becker in den vergangenen Tagen über seine Unzufriedenheit mit der Rolle, die er im Kader aktuell spielt, haben auch gezeigt, dass damit zumindest Herausforderungen in der Moderation der Stimmung im Team entstehen (auch wenn es im Profifußball normal und kaum ganz zu vermeiden ist, dass solche Unzufriedenheit bei manchen aufkommt). In dieser Situation hätte das Testspiel gestern gegen St. Gallen vielleicht für den ein oder anderen eine Gelegenheit sein können, sich wieder für mehr Spielzeit zu empfehlen. Doch das ist kollektiv eher deutlich schief gegangen.

Denn Union hat im Test gegen die Schweizer klar mit 1-3 verloren. Und weder Trainer Urs Fischer noch Spieler wie Jakob Busk (der in dem Spiel mal wieder auf dem Platz stand) oder Paul Jaeckel haben der Leistung etwas positives abgewinnen können.

Allerdings sind solche Spiele auf der oben angesprochenen individuellen Ebene auch schwer zu bewerten, weil ein Testspiel in komplett neuer, zusammengewürfelter Besetzung nicht unbedingt repräsentativ für das jeweilige Potential ist. Und so sind die Kritikpunkte, die in den Stimmen nach dem Spiel vorkommen, auch eher welche, die sich auf den Auftritt als Mannschaft beziehen. Allerdings bricht Jaeckel diese Selbstkritik auch auf die individuelle Leistungsebene herunter. Die Unzufriedenheit mit dem Spiel hallt auch in den Medienberichten zu dem Testspiel nach:

Union Sheraldo Becker Test
Sheraldo Becker und die anderen Union-Spieler mit zuletzt weniger Einsatz-Zeiten konnten sich im Test gegen den FC St. Gallen kaum empfehlen. Photo: Matze Koch.

Unions Fähigkeit, sich in der zweiten Halbzeit von Spielen zu steigern, die Felix hier vor ein paar Tagen schon analysiert hat, ist auch Thema der Kolumne von Andreas Baingo.

Außerdem gibt es in der Berliner Zeitung die Notiz, dass bei Union (anders als bei Hertha) ungeimpfte Spieler die bei ihnen notwendigen Corona-Tests nicht selbst zahlen müssten. Wie viele Spieler das betrifft, ist aber unklar. Vor dem Abschluss des Transfer-Sommer hatte es die Info gegeben, dass die gesamte Union-Mannschaft geimpft ist.

Konsequenzen nach Antisemitismus-Vorfällen

Nachdem es beim Europapokal-Spiel von Union gegen Maccabi Haifa zu antisemitischen Ausfällen und Übergriffen gekommen ist, hat der Verein gestern bekannt gegeben, dass einer der Angreifer identifiziert wurde. Das Präsidium hat gegen ihn ein Ausschluss-Verfahren aus dem Verein eingeleitet und „mit sofortiger Wirkung und unbefristet ein Hausverbot für alle Räumlichkeiten und ein Zutrittsverbot für alle Veranstaltungen des Vereins und seiner Gesellschaften erteilt“. Das sind zumindest in Bezug auf diese Person die unmittelbaren Sanktionen, die der Verein nach dem Vorfall aussprechen kann.

Auf einer gewissen Ebene kann Union – weder der Verein im engeren Sinne noch die Gemeinschaft im weiteren – nicht unmittelbar verhindern, dass solche Leute im eigenen Umfeld präsent sind und es zu so einem Vorfall kommt. Was zählt, ist dann eben, wie man damit umgeht. Der Verein und große Teile der aktiven Fanszene haben in Erklärungen zu den Vorfällen eine Haltung dazu zum Ausdruck gebracht, in der anerkannt wird, was vorgefallen ist, und das Problem als in den eigenen Reihen bestehend anerkannt wird. Das ist eine notwendige Bedingung, um sich dann auch aktiv damit auseinanderzusetzen und die Erklärung, so etwas nicht zu tolerieren, in der Praxis zu verwirklichen.

Eine Idee, die Solidarität mit den Opfern des antisemitischen Übergriffs und den Fans von Maccabi Haifa symbolisch auszudrücken, ist diese hier:

Und sonst so

Auf AFTV wird das Wirken der Union-Stiftung Schulter an Schulter Revue passieren gelassen, die der Verein vor fünf Jahren gegründet hat.

Und in den USA haben die Spielerinnen der NWSL gegen die Untätigkeit der Liga und Clubs in Reaktion auf Missbrauchsvorwürfe reagiert. Zuvor war ein Spieltag der Liga auch abgesagt worden. Die Hintergründe des Geschehens erklären etwa dieser Artikel der Sportschau und eine Folge des Rasenfunk-Kurzpasses.

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