Blog State of the Union

Das Unentschieden gegen Leverkusen bringt Union einen Punkt – und ein paar Baustellen

Mit Unions erstem Bundesligaspiel gegen Leverkusen hinter uns haben wir jetzt nach den Wochen der Vorbereitung endlich eine echte sportliche Bestandsaufnahme für die Mannschaft. Wie die allerdings ausfällt, hängt ganz davon ab, auf welche Aspekte des Spiels man sich konzentrieren möchte.

Union Berlin Leverkusen Bundesliga
Union mit Christopher Trimmel kam gegen Leverkusenlange in zu wenige Zweikämpfe und gar nicht ins eigene Aufbauspiel. Photo: Matze Koch

Denn da ist einerseits die Leistung in der ersten Halbzeit, beziehungsweise zwischen Taiwo Awoniyis schönem Tor und der Pause, für die Christopher Trimmel (zu lesen beim RBB) und Urs Fischer nach dem Spiel sehr harsche kritische Wort gefunden hat. Die Mannschaft habe da alles falsch gemacht, was man falsch machen könne. Damit bezog der Trainer sich vor allem auf zu passives Verteidigen, aber auch darauf, dass es Union in dieser Phase nicht gelungen ist, selber kontrollierte Ballaktionen zu haben.

Das Resultat waren zwischen der 10. und 45. Minute zehn zu null Schüsse für Leverkusen, 300 Pässe zu 127, aber trotzdem neun abgefangene Bälle durch die Gäste und nur zwei von Union. Das beste an dieser Phase war also wirklich, dass Union es geschafft hat, nicht in Rückstand zu geraten und im Spiel zu bleiben.

passmap Union Leverkusen
Union hatte wenig spielerische Verbindung im Zentrum. Graphik: Between the Posts.

Denn selbst während dieser Phase hat man schon erahnen können, mit welchen Mitteln Union mehr Erfolg haben könnte. Denn Leverkusen hat durchaus das ganze Spiel über Räume zum kontern angeboten, die Union dann in der zweiten Halbzeit, als es mehr der dazu notwendigen Ballgewinne gab, auch besser genutzt hat. Dabei haben auch ein paar taktische Anpassungen in der Halbzeit geholfen.

Während Urs Fischer nämlich an seinem 532/352-System festgehalten hat, gab es innerhalb dessen einige Umstellungen, die geholfen haben, die Probleme der ersten Halbzeit abzustellen. Die Achter Marcus Ingvartsen und Genki Haraguchi postierten sich etwas zentraler, die Stürmer Taiwo Awoniyi und Max Kruse gingen etwas weiter nach außen, um Druck auf Leverkusens Rechts- und Linksverteidiger zu machen, und Unions Flügelverteidiger Christopher Trimmel und Niko Gießelmann verteidigten etwas höher und aktiver. So war es für das Mittelfeld einfacher, in Zweikämpfe zu kommen, ohne gefährlich aufrücken und ein Loch hinter sich öffnen zu müssen. Das war in der ersten Halbzeit noch ein Problem gewesen, und man konnte gerade Rani Khedira in der Zentrale ansehen, dass er in vielen Situationen keine gute Option hatte. In der zweiten Halbzeit konnten die Achter Leverkusens Doppelsechs stören und Khedira sie dabei absichern.

Damit kam Union defensiv besser ins Spiel, und hatte eben auch noch die angesprochenen Konterchancen. Trotzdem bleiben offensiv, beziehungsweise im Spiel mit dem Ball, einige Fragen offen. Vor allem die, wer sich im zentralen Mittelfeld Bälle abholen soll. In der Aufstellung vom Samstag, ohne Robert Andrich und Grischa Prömel, war davon zu wenig zu sehen. So war es auch kein Wunder, dass wirklich nach vorn getragene Angriffe selten blieben und Union generell nicht allzu viel Offensive produziert hat. Oder, um es mit Christopher Trimmel zu sagen: „Vor allem das Spiel mit dem Ball war nicht mutig genug. Wir haben zu viele Bälle nach vorne gekloppt.“ Hier ist also noch Potential für den weiteren Saisonverlauf.

Das schreiben die Berliner Medien

Der Tipperförster wertet wieder den Spieltag aus:

Podcasts

Wir haben im Podcast gestern über das Spiel gesprochen, und weil wir natürlich auch die Pfiffe gegen Jonathan Tah und Nadiem Amiri und den aktuellen Umgang mit der Pandemie und das Banner im Stadion diskutiert haben, ist die Sendung ein bisschen länger geworden.

Und auch die anderen Union-Podcasts Taktik & Suff, Alte Podcasterei und Kiek an haben ihre Folgen schon veröffentlicht oder machen das demnächst.

Auf den anderen Plätzen

Die Nachwuchs-Teams von Union konnten am Wochenende bei ihrem Bundesliga-Auftakt nicht gewinnen. Für die U17-Jungs gab es ein 0-1 gegen Hannover, für die U19-Junioren ein 0-0 gegen Viktoria 89 und für die B-Mädchen ein Unentschieden nach zwischenzeitlicher Führung und Rückstand in Hamburg.

Und sonst so

Viele Union-Legenden haben sich gestern in Grünau getroffen, als Frank Nussbrücker aus seinem neuen Buch über Wolfgang Matthies gelesen hat:

4 Kommentare zu “Das Unentschieden gegen Leverkusen bringt Union einen Punkt – und ein paar Baustellen

  1. silberhacke

    ganz klar: ein verteiler mit übersicht, sprich andrich hat gefehlt. ich würde auch vorsichtig damit sein, vorschnell auf ihn einzukloppen („arschloch-move“ und was man sonst so liest), denn es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sein fernbleiben schon bestandteil des deals mit leverkusen ist. – willkommen in der schönen neuen welt!

  2. Robert aus Karow

    Ob Andrich bleibt oder nicht, bzw. wie hoch die Transfersumme ist, hängt zum Teil bestimmt auch von der Conference Quali ab. Schafft man die Quali-Runde gibt es mehr Geld (2,9 Mio ?) und mehr Spiele Union ( = bessere Verhandlungsposition + min 6 Spiele mehr). Klappt das nicht, gibt man sich vielleicht auch mit „nur“ 4 Mio. zufrieden.

    • Robert aus Karow

      Haha. Der wurde schnell alt…und Quatsch. ;-)

  3. Bin sehr traurig über diesen Abschied! Richtig sauer!!!
    Mir ist noch nicht klar, wer diese Lücke schließen soll!!
    Wenn das so weiter geht… :(
    u.n.v.e.u.

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