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Finnland, Fußball & Film.

Finnischer Filmabend beim 11mm: Die Komödie „Kulman Pojat“ und der Dokumentarfilm „Kuningas Litmanen“ feierten jeweils ihre Deutschlandpremieren. Zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie eint, dass sie der größten Fußballlegende Finnlands, Jari Litmanen, ihren Tribut zollen. Addiert man sie, kommt Finnland dabei raus.

Kulman Pojat

Kulman Pojat nimmt dabei die Perspektive der Fans ein. Erzählt wird die Geschichte von Petri, der Verkäufer in einem Sportfachgeschäft ist und dort jeden, der nach Eishockeyausrüstung oder Skates fragt, zu den Fußballschuhen schickt. Sein Lebensinhalt ist der örtliche Fußballverein, sein Held heißt Jari Litmanen. Jari heißt, und das ist kein Zufall, auch der Sohn seines besten Freundes. Der ist gerade fünf und soll in Litmanens Fußstapfen treten. Weil sein Vater keine Zeit hat, den kleinen Jari zu seinem ersten Fußballtraining zu bringen, übernimmt Petri das und verliebt sich Hals über Kopf in Jaris Fußballtrainerin Emmi. Hier könnte der Film enden, denn alles ist perfekt. Endlich eine Frau, die Fußball genauso im Herzen trägt wie er!

Weil eine Liebeskomödie aber ohne ein bißchen Drama unvorstellbar ist, erscheint Emmis Ex-Freund Tuukka auf der Bildfläche. Der ist zugleich ihr Mitbewohner, war finnischer Nationalspieler und kickt nun für den Lokalrivalen von Petris Herzensverein. Die Figur des Tuukka lehnt sich wenigstens ein Stück weit an die Biografie von Jari Litmanen an. Die Geschichte des Films ist solide erzählt. Wirklich umwerfend sind aber die Bilder. Zwischen derbe und poetisch ist alles dabei, und wenn in Finnland gesoffen wird, wird eben gesoffen. Wer danach verquer auf der Couch zu liegen kommt, sieht in der Regel nicht gut aus. Selbst wenn sie nur zu viert am Rande eines Fußballplatzes stehen, gelingen Petri und seinen Freunden sämtliche Rituale umfassender Fußballunterstützung: Flitzer, Platzsturm, Transparente, Bengalo, Gesang und Schlägerei. Das Verbot der lachhaften Bettszene kennt man wohl in Hollywood, nicht aber in Finnland. Denn wer über Liebe nicht lachen kann, hat den Ernst der Lage nicht begriffen. Ganz sparsam und zart werden dagegen Freundschaften beschrieben. Männer brauchen keine langen Dialoge, Männern genügt ein tiefsinniges Nicken. Ein bißchen erinnert das alles an die dänische Olsenbande: Es gibt keine ausweglosen Situationen. Ein schöner und ernster, vor allem aber ein unfassbar komischer Film!

Kuningas Litmanen

Der Dokumentarfilm „Kuningas Litmanen“ – König Litmanen rekapituliert die wichtigsten Stationen der Karriere von Jari Litmanen mit Schwerpunkt auf seiner wohl erfolgreichsten Zeit bei Ajax Amsterdam. Charakterisiert wird er als „der Junge der spielen wollte“, und ein ungeheures Aufgebot an Stars lobt seine Qualitäten, die fußballerischen wie auch die menschlichen. Darunter der Trainer, dem er das meiste verdankt, wie er selbst glaubt: Louis van Gaal. Edwin van der Sar, Dennis Bergkamp, Xavi, Zlatan Ibrahimovic, Carles Puyol reihen sich ein und verneigen sich vor ihm.

Ganz klar liegt der Fokus des Films bei Litmanen, dem Sportler. Denn trotzdem auch seine Eltern, beide haben selbst Fußball gespielt, zu Wort kommen und Litmanen persönliche Verluste wie etwa den frühen Tod seines Cousins sehr bewegend schildert, kommt der Zuschauer der Person Jari Litmanen nur wenig näher. Er versteht aber auf Anhieb, was das Fußballpublikum der 90er Jahre an Jari Litmanen hatte: Ein feiner Sportsmann, der den Fußball eben so uneingeschränkt liebt wie die, die ihm dabei zusahen. Fast beiläufig werden aber auch die Schattenseiten des Profifußballs gestreift – Verletzungen, Folgen hinausgezögerter Operationen, die Einnahme von Schmerzmitteln. Nachrücken auf den Platz eines Spielers, der verletzt ist. Selbst verletzt und ersetzt werden. Sich zurück in das Team spielen. Funktionierende und nicht funktionierende Teams. Persönliche Siege, obwohl das Team verliert. Persönliche Niederlagen, während das Team gewinnt. Der Film lässt wenig aus und ist dabei doch völlig unsentimental. Als Litmanen nach der Vorführung auf der Bühne steht, ist klar, dass ihm nichts davon leid tut. Er würde das alles wieder genau so machen. Jedes Mal. Nichts daran ist romantisch. Der Film rückt vieles zurecht, was Fußballfans an Idealbildern mit sich herumtragen. Am Ende steht beruhigender Weise ein großes Trotzdem.

Football Landscapes

Während des gesamten Festivals wird in der oberen Etage die Ausstellung „Football Landscapes“ der beiden finnischen Fotografen Harri Heinonen und Mikko Auerniitty gezeigt. Die machen einen großen Bogen um alles Große, Glänzende und suchen Spuren von Fußball im Alltag, im Wohngebiet, am Strand. Bezaubernd!

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