Der Dokumentarfilm „Mário Filho, O Criador das Multidões“ (Mário Filho, Creator of the Crowds) entstand 2010. Er ist das letzte Werk des vor kurzem verstorbenen Regisseurs Oscar Maron Filho. Porträtiert wird darin der brasilianische Sportjournalist Mário Rodrigues Filho. Das Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro trägt offiziell seinen Namen.
Ein Sportjournalist, nach dem ein Stadion benannt wird, dürfte ein Einzelfall sein. Mario Filho (1908-1966) wird nachgesagt, er habe in Brasilien die Sportberichterstattung revolutioniert. Er war der erste, der wichtige Sportthemen auf die Titelseite hob und sein literarisches Können in den Dienst des Sportjournalismus stellte. Vor allem aber hat er sportliches Geschehen nicht isoliert betrachtet, sondern eingebettet in soziokulturelle Zusammenhänge. Daraus wurden Texte, die anders waren als die bis dato bekannten Spielberichte. Filhos Texte reflektierten die Gefühle des Publikums. Dass dabei Mythen und Heldensagen geschaffen wurden, konnte nicht ausbleiben.
Der Film „Mario Filho“ erinnert an ein Musikvideo, weil die Bildfolgen einen klaren Rythmus haben. Die Spielszenen in schwarzweiß sind Archivmaterial, das den Zuschauer in die Zeit versetzt, in der Mário Filho gelebt und gearbeitet hat. Kurze Interviews mit Wegbegleitern geben Auskünfte zur Person. Längere Passagen aus Filhos Texten werden zitiert, und darum herum sind Szenen aus der brasilianischen Lebenswirklichkeit gemalt, die immer hart gegen Fußballszenen geschnitten werden. Dabei wird sichtbar, was die Zitate anprechen: Wie schwarze Kultur Eingang in den brasilianischen Fußball gefunden hat, und wie sehr Fußball in Brasilien die kulturelle Identität bestimmt.
Der Film hat einen hohen ästhetischen Reiz und konzentriert sich auf Mario Filhos journalistische Tätigkeit. Es ist kein umfassendes Porträt im Sinne eines Lebensweges, sondern nur eine Facette. Die wird aber sehr genau und pointiert erzählt. Sportjournalisten sollten sich diesen Film vor der Weltmeisterschaft 2014 unbedingt ansehen. Und alle anderen auch.
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