Blog State of the Union

Für den Sieg gegen Ingolstadt muss sich Union wahrlich nicht schämen

Ich würde an dieser Stelle gerne schreiben, wie toll das 2:0 gestern Abend gegen Ingolstadt herausgespielt wurde, wie sehr Union von sich überzeugt war. Aber das wäre glatt gelogen. Die Schanzer zeigten den von Daniel vorher angekündigten Jens-Keller-Fußball. Und zwar in gut. Union dagegen zeigte sein Bielefeld-Gesicht. In der Pressekonferenz nach dem Spiel sprach Trainer Urs Fischer vom Druck, der auf der Mannschaft liege und sich so äußern würde. Das mag sein, denn wir sind im letzten Saisondrittel und da geht es weiter darum, konstant Ergebnisse einzufahren. Aber für mich sind das nur unzureichende Erklärungen dafür, warum Union nun schon im zweiten Heimspiel hintereinander den Ball nur rausbolzt, ihn allerdings dann vorne auch nicht festmachen kann. Die einzigen beruhigenden Momente gab es dann, wenn Akaki Gogia und später Suleiman Abdullahi in Dribblings gingen.

„Das muss ich mir zu Hause noch einmal anschauen“, habe ich gestern dreimal sagen müssen. Denn weder den Elfmeter, noch die Rote Karte gegen Almog Cohen konnte ich klar von der Tribüne aus gut 100 Metern Entfernung sehen. Dazu war mir nicht klar, ob der versehentliche Tritt von Robin Krauße gegen Felix Kroos zwangsläufig mit einer Gelben Karte geahndet hätte werden müssen. Im Nachhinein bei der Betrachtung der Szenen auf AFTV muss ich sagen:

  • Elfmeter nach Foul an Kroos: Nun ja. Kann man geben. Aber wenn das  nicht gepfiffen wird, ist das nicht der Untergang des Fußballs.
  • Rote Karte gegen Cohen: Gelb-Rot hätte es auch getan
  • Geld-Rot gegen Krauße: Geht in Ordnung
Banner gegen Videobeweis im Fußball und Video-Überwachung in der Öffentlichkeit, Foto: Tobi/unveu.de

Und setzen wir mal die VAR-Brille auf (über dessen Einführung in der Zweiten Liga wird demnächst abgestimmt), dürften wir zu dem Schluss kommen, dass der hier wohl nirgendwo eingegriffen hätte, weil es keine klare Fehlentscheidung war.

Die Hereinnahme von Abdullahi für Carlos Mané hatte ein epositive Auswirkung auf das Unionspiel. Die beiden Platzverweise hingegen hatten Ingolstadt nicht den Zahn gezogen. Das ist erst durch das zweite Tor gelungen und in negativer Sicht bemerkenswert, was für Probleme Union mit dem Gegner hatte.

Vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim muss sich Urs Fischers Team nun spürbar steigern, denn es ist nicht davon auszugehen, dass die Mannschaft um Marc Schnatterer ähnlich fahrlässig mit Großchancen umgeht wie Ingolstadt. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Partie.

Für die 3 Punkte muss sich Union allerdings wirklich nicht schämen. Sie wurden nicht geschenkt und in einem Spiel, in dem nun wirklich jeder Ball hart umkämpft war, kann man Urs Fischers Team fehlenden Einsatz nun wirklich nicht vorwerfen. Es hat niemand Ingolstadt verboten, ihre zahlreichen Chancen zu verwerten.

Was mich allerdings etwas irritierte, war ein Gespräch in der zweiten Halbzeit. Da wollte ein Nebenmann tatsächlich mit mir diskutieren, wie denn der Kader in der Bundesliga aussehen und auf welchen Positionen man sich nach dem Aufstieg verstärken müsse. Ich habe zwar die Pfanne heiß und bin gerne euphorisch. Aber ich bin nicht blöd. Über eine Bundesligasaison spreche ich erst, wenn etwas feststeht. So lange hoffe ich, dass Union bis zum Schluss im Rennen um die Aufstiegsplätze drin bleibt.

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Fotos vom Spiel findet ihr hier:

Akaki Gogia verwandelt den Abpraller zum 2:0, Foto: union-berlin.com

Nach dem Platzverweis gegen Cohen passierte auf Twitter das hier:

Über die Widerwärtigkeit des Ursprungstweets müssen wir nicht diskutieren und hier wird die Polizei hoffentlich ermitteln. Ich würde das allerdings gerne zum Anlass nehmen, darauf zu achten, wer im Stadion neben euch steht und was sagt. Denn das irgendwer in beleidigender Absicht als „Jude“ bezeichnet wird, ist leider kein Einzelfall. Auch Sprüche wie „Ausländer haben bei uns in der Kurve  nichts zu suchen“ gehören in die Kategorie. Ich habe jedenfalls keinen Bock, mir Sorgen um die Sicherheit von Freunden zu machen, weil sie eine dunklere Hautfarbe haben oder irgendwie als anders wahrgenommen werden.

Twitter: @schanzer

Dieser antisemitische Tweet wird auch in den Medien behandelt: Bild/BZ, Morgenpost/dpa, Kurier/Berliner Zeitung

Beeindruckt haben mich die vielen Antworten auf den Ingolstädter Tweet, die deutlich machen, dass so etwas bei Union keinen Platz hat.

Antwort an Ingolstadt, Twitter: @sumpfi5

Update 12.30 Uhr: Sowohl der DFB als auch Union verurteilen den Tweet auf das Schärfste. Union geht sogar noch weiter und nimmt Bezug auf die sich häufenden Berichte über Diskriminierung im Stadion und fordert Unioner implizit auf, diese bei Polizei und Ordnungsdienst zu melden und zur Anzeige zu bringen, damit diese Leute isoliert werden.

Und sonst so?

Mäßig witzig finde ich übrigens die Vorstellung, dass Union in einer Relegation auf Schalke treffen könnte. Das habe ich gestern mehrfach im Stadion gehört. Das ist gleich auf mehreren Ebenen schwierig: Erstens weil es Relegation ist. Eine Art, im Fußball etwas zu entscheiden, was ich grundlegend ablehne. Zweitens, wegen Steven Skrzybski. Drittens, weil eine Relegationspaarung mit Schalke von vorneherein ein Kräfteverhältnis schaffen würde, in dem der Zweitligist (egal welcher) chancelos wäre.

16 Kommentare zu “Für den Sieg gegen Ingolstadt muss sich Union wahrlich nicht schämen

  1. PaderMike

    Der Tweet geht gar nicht.
    Punkt!
    Dennoch frage ich mich, ob der Absender wirklich aus unseren Teihen kommt, oder nicht aber ein Troll im rot-weißen Gewand ist.

  2. In der PK nach dem Spiel versuchte Urs Fischer die durchwachsene Leistung unseres Teams mit dem gestiegenen „Erwartungsdruck“ zu erklären. Ich denke, da ist tatsächlich was dran. Denn erinnern wir uns zurück: Vor zwei Jahren war Union nach dem 25. Spieltag mit 50 Punkten Tabellenführer (Trainer war damals übrigens Jens Keller) und danach lief nichts mehr zusammen.

    Bin auch sehr auf die kommenden Partien gespannt…

  3. silberhacke

    Ich glaube nicht, dass der Tweet von einem Unioner abgesetzt wurde. Vielmehr glaube ich, dass da jemand Union mies aussehen lassen will. Sollte mich wundern, wenn man dem Typ auf die Schliche käme. Es sieht so aus, als ob der nicht ganz so blöd wäre – schreibt fehlerfrei, verlinkt es mit der englischsprachigen Seite usw. Was auffällt ist, dass er 2 mal „J…….“ und dazu auch „K …“ verwendet, damit auch gar keine Missverständnisse hinsichtlich der Gesinnung des Absenders aufkommen. Und dann die ausführliche Bezeichnung STADION AN DER ALTEN FÖRSTEREI – als klarer Absender und mit „Ö“ statt OE – hat also eine deutsche Tastatur. Schlimmer Typ!

  4. Zuerst einmal, Glück gehabt was den Sieg gegen Ingolstadt betrifft. Die alte Fussballregel, stehst du oben gewinnst du so ein Spiel, stehst du unten trifft eben das Gegenteil ein. Selbsterfüllende Prophezeiung. Ansonsten die PK schauen.

    Zum antisemitischen Tweet fehlen mir einfach die Worte. Ich mag mir nicht vorstellen, dass da ein Unioner hintersteckt. Nein! Was ich aber hoffe ist, das dieser „Widerling“gefunden wird und mit aller Härte zur Verantwortung gezogen wird. In diesem Sinne … Eisern Union.

  5. SirStone

    Der Twitter Account ist alles andere als seriös oder authentisch.

    Vieles für englische Webseiten/Spieleseiten. Ihm gefällt vieles vom DFB, ist gegen Löw und dann einige Likes für Bayern München und BVB.

    Dann findet man wieder etwas gegen Bayern und für Schalke…

    Dann werden Sachen aus Achen geteilt..

    Aber im Grunde gehts da immer nur um Gewinnspiele, englische Seiten, DFB und ich habe mal die Tweets angeschaut: 2019 und 2018 ist nichts weiter zu Union ersichtlich.

    Also alles ehr eigenartig und die Iraner bezeichnete er in einem Tweet als „kopflose Affen“.

    Alles mehr als seltsam

  6. Antisemitismus und Rassismus erlebe ich auf der Waldseite ebenso wie auf der Gegengeraden immer wieder. Dazu kommen teils faschistische Sprüche wie „Berlin – immer Reichshauptstadt“ auf einem „Fanschal“ oder sogar Hitlergrüße. Ich habe bisher immer alles gemeldet oder was gesagt aber passiert ist bisher nicht viel. Die selben Leute stehen am nächsten Spieltag wieder da. Seitdem die AfD stark geworden und in den Parlamenten sitzt, habe ich den Eindruck, dass einige sich wieder trauen, ihre Rechte Gesinnung in die Alte Försterei zu tragen.

  7. Eisernjuho

    Erstes Saisonziel (besseres Ergebnis als im letzten Jahr) erreicht. Gleiche Anzahl Punkte und 12 Tore besseres Torverhältnis als am Ende der letzten Saison.

  8. Honeypie

    Ich frag mich, warum einige nicht glauben möchten, dass dieser widerliche Tweet von einem „Unioner“ stammt. Ja es gibt sie diese Spaten, und nicht zu wenig, in unseren Reihen. Davor darf man nicht die Augen verschließen, auch wenns wehtut.

  9. Christian

    Übrigens auch nicht die feine Art von Ingolstadt, diesen Müll zu retweeten, nur um dem aktuellen Gegner eins mitzugeben. Das hätten sie auch diskreter melden können.

  10. SirStone

    P.S. und damit mich keiner falsch versteht:

    Ja, es gibt auch bei Union Ideoten und Rechte, wie halt fast überall. Diese Gesinnung ist nicht gut und kein Teil von Union. Union ist bunt, offen und inklusiv.

    Es wird sich nie verhindern lassen, das gewisse Leute eine extreme Gesinnung haben. :/

    Doch der Twitter Account ist wirklich nicht so einfach einem Verein zuzuordnen. Am besten selber mal anschauen. Ich habe dort 2019 und 2018 keinen weiteren Tweet zu Union gefunden, ok kann gelöscht sein. Nur zum DFB, BVB, SCHALKE und Bayern.

    Naja und halt dämlichen Misst, wie halt die Abwertung gegen Iraner, welcher er als “ hirnlose Affen “ bezeichnet hat. Der Account ist seltsam und echt eigenartig.

    Ich denke wenn es ein „Unioner“ sein sollte, hätte man mehr über Union gefunden. Wie gesagt kann auch gelöscht worden sein. Doch es ändert nichts an dieser antisemitischen Äußerung.

    Wichtig ist solchen Leute zu verurteilen und WIR müssen zeigen: Bei Union ist kein Platz für Nazis, RASSISTEN und Extremismus.

    Gruß SirStone

  11. Eiserner

    Union hat auf Instagram auch noch einmal deutlich Position bezogen. Leider sind manche Reaktionen von „Unionern“ auch mehr als furchtbar. Viel mag ich dazu nicht mehr sagen. Mich hat von einer Unionerin eine Statusmeldung vom Torhäuschen (Sek 3) sehr gefreut: Es war ein Sticker von Schöner Eisern Ohne Nazis zu sehen.

  12. Ich habe das mit dem „Rausbolzen“ ehrlich gesagt total anders gesehen. Vor allem ganz am Anfang ist Union mit dem hohen Anlaufen der Ingolstädter überhaupt nicht zurecht gekommen, wollte das nach meinem Eindruck immer spielerisch auflösen, was aber nie so recht gelang. Ein Glück, dass Ingolstadt seine vielen Chancen (ich meine, der kicker schrieb von 11:1 Chancen für Ingolstadt in der ersten HZ?) nicht genutzt hat! Ich hätte mir jedenfalls insbesondere am Anfang ab und an einen befreienden weiten Schlag gewünscht…
    Dass Christian Arbeit auf den politischen Hintergrund des 8. März eingegangen ist, hat mich sehr gefreut und ein kleines bisschen stolz gemacht.
    Zum Fremdschähmen dann hingegen der wirklich schlimme antisemitische Tweet. Leider hat auch während des Spiels einer hinter mir auf der Gegengerade Cohen abfällig „Hebräer“ genannt. Es gibt diese Meinungen im Stadion, da muss man sich nichts vormachen. Umso mehr freut es mich, wenn Verein wie Fanszene diesen Vorfall nun zum Anlass nehmen, sich generell gegen Diskriminierung zu stellen.

  13. Glaube zu dem Tweet ist schon viel gesagt worden und die Aufgabe kann es nur sein Zivilcourage zu zeigen wenn jeder das im Stadion oder auch im Netz mitbekommt. Die ist aber glaube ich auch bei einem anderen Thema gefragt. So wie zum Schluss beim Spiel im Stadion. Wie kann es sein daß einige wenn auch nicht wenige, in der Nachspielzeit, anfangen zu pfeifen. Weil wir in Ballbesitz sind und den Ball nur in den eigenen Reihen laufen lassen. Auch hier sind alle Unioner aus meiner Sicht gefragt auf den neben Man(n)/Frau aufzupassen. Allein das ist für mich ein Zeichen wie schwer wir als Unioner damit tun.

  14. Gorilla-im-Nebel

    Habe keine Pfiffe gehört.

    Die Stimmung empfand ich gestern das erste Mal seit Köln wieder richtig richtig richtig gut.

  15. Gorilla-im-Nebel

    Einfach einer der ekelhaftesten Tweets, die ich je gelesen habe.

    Aber wieso wird das direkt Union “zugerechnet”? Es handelt sich um einen anonymen Account, dessen Nutzer erst noch ermittelt werden muss. Und wie andere Kommentare schon zurecht bemerkten: der Account wies bisher ÜBERHAUPT KEINEN Bezug zu Union auf.

    Nazis raus!

  16. uliunion

    Warum aber reagiert der Verein sofort so?

    1. FC Union Berlin
    ?
    @fcunion

    Keine Sorge, @Schanzer, wir sind absolut eurer Meinung und haben hier umgehend die Polizei eingeschaltet.
    Union geht sogar noch weiter und nimmt Bezug auf die sich häufenden Berichte über Diskriminierung im Stadion und fordert Unioner implizit auf, diese bei Polizei und Ordnungsdienst zu melden und zur Anzeige zu bringen, damit diese Leute isoliert werden.
    Grundlos?

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