Blog State of the Union

Urs Fischer und die Bereitschaft, aufzuwenden

Vor ein paar Tagen schon ist bei 11Freunde ein ausführliches Interview von Christoph Biermann mit Urs Fischer erschienen, das fast so etwas wie ein Epilog zu seinem Union-Buch aus der ersten Bundesliga-Saison ist. Darin ist fast jede Antwort von Unions Trainer auf die eine oder andere Weise interessant. Sei es dazu, wie er selber seinen Beruf und sein Leben in Berlin sieht, zu Details des Fußballs von Union oder dem generellen Schema dafür.

Urs Fischer Union Berlin
Unions Trainer Urs Fischer. Photo: Matze Koch.

Wenn du deinen Beruf bestmöglich ausüben willst, brauchst du Bereitschaft dazu. Bei Gesprächen mit möglichen Neuzugängen sagen wir ihnen das auch. Es werden am Schluss zwar nicht alle gleich gut kämpfen, gleich gut laufen, aber jeder muss gewillt sein. Und jeder muss das kollektive Denken haben, sich in eine Mannschaft einzuordnen.

Trotzdem ist Urs Fischer niemand, den und dessen Äußerungen man leicht auf Slogans herunterbrechen kann. Und auch einzelne Aussagen in dem Gespräch sind weniger interessant, als das Bild, dass sich darin insgesamt zeichnet.

Abgesehen davon gefällt mir aber sehr, wie realistisch, selbstkritisch und nüchtern Urs Fischer das Spiel seiner Mannschaft und die Arbeit daran analysiert. Auch das kennen wir von ihm schon so, aber gerade nach so einer erfolgreichen Hinrunde zu lesen, wie sehr ihn die Bereiche stören, in denen das Team seinen Fußball noch nicht so umsetzt wie gewünscht, und wie wenig sich das (Trainer-)Team mit den Ergebnissen zufrieden gibt, gibt mir auch große Zuversicht, dass die Mannschaft weiterhin nicht stagnieren wird.

Und dann ist Urs Fischer auch einfach Urs Fischer:

Du wohnst seit über vier Jahren in einer Wohnung, in der du bislang noch nicht einmal Bilder aufgehängt hast. Wird sich das mit der Vertragsverlängerung ändern?
Nein, ich werde nichts aufhängen. Aber zwei Bilder sind zumindest schon mal an die Wand gelehnt, das ist der erste Schritt.

Was machen die Profis noch?

Die Mannschaft ist indessen natürlich vor allem im Urlaub. Aber trotz der ungewohnten Terminaufteilung steht natürlich trotzdem im Winter auch eine Transferperiode an. Vor der hat Oliver Ruhnert mit einem ziemlich großen Zaunpfahl gewunken, dass Union für einige Spieler, die bisher kaum oder gar nicht zu Einsatzzeiten kommen, Transfers begrüßen würde (zu lesen im Kicker). Das betrifft im Profikader vor allem Levin Ötztunali und Kevin Möhwald, die nicht in der eh schon ziemlich tiefen Rotation im Mittelfeld stehen. Letzteres gilt auch für die Nachwuchsspieler Fabio Schneider und Tim Maciejewski, die ausgeliehen werden könnten.

Ein kleines bisschen unvermittelt kam die Meldung der UEFA, dass Union und die Kontrahenten in der Europa League-Gruppe eine Aktion gestartet haben, geflüchteten Kindern in der Türkei Sportutensilien zu spenden:

Union-Frauen

Die Union-Frauen haben am Sonntag ihr Ligaspiel in Bischofswerda verloren. Auf der Vereins-Webseite gibt es dazu wie immer Spielberichte auf Deutsch und Englisch. Nachdem ich in Bischofswerda war, haben wir eine Podcast-Folge dazu aufgenommen:

Dieses Ergebnis ist für das Team sehr enttäuschend, und, das muss man leider so sagen, lässt den Aufstieg in die zweite Bundesliga für diese Saison angesichts der Konstellation in der Liga schon in relativ weite Ferne rücken. Diesen Aufstieg hat Union vor der Saison zwar nicht offensiv als absolutes Ziel ausgegeben, grundsätzlich dürfte man ihn aber schon angestrebt und sich auch Chancen darauf ausgerechnet haben. Aber gerade diese Regionalliga, in der Viktoria insgesamt sehr dominant auftritt, verzeiht eben wenige Spiele wie das von Union in Bischofswerda. In dem musste Union deutlich ersatzgeschwächt antreten, war die Leistung etwas schwankend und der Spielverlauf unglücklich, was dann alles in der Niederlage zusammenkam.

Unter den angesprochenen Verletzungen ist die von Pauline Wimmer aus dem Spiel gegen Jena besonders bitter: Sie hat sich den Außenmeniskus und das Kreuzband gerissen – und das schon zum wiederholten Mal. Wir wünschen natürlich alles Gute bei der Heilung.

Die 2. Frauen (U23) konnte in der Berlin-Liga wieder gewinnen:

Der Nachwuchs

In den letzten beiden Podcast-Folgen haben wir auch die B-Juniorinnen von Union erwähnt, die gerade eine sehr schwere, noch punktlose Saison erleben, und uns gefragt, wie das zustande kommt und was es bedeutet. Das ist tatsächlich ein relativ komplexes Thema, bei dem es einen genaueren Blick auf die Strukturen im Mädchen- und Frauenfußball braucht, um den Kontext zu erfassen. Denn auch wenn die Klassifizierung der Spielklasse der B-Juniorinnen als Bundesliga es suggeriert, ist das nicht wirklich die höchste Ebene zur Entwicklung von Talenten auf dieser Ebene. Die findet mangels breiter Strukturen im Mädchen-Nachwuchsfußball nämlich eher schon in den Erwachsenen-Frauen-Ligen oder in Ligen mit männlichen Nachwuchs-Teams statt. Deswegen sagen die Ergebnisse eines Teams in der B-Juniorinnen-Bundesliga nicht unbedingt etwas darüber aus, wie es um die Talententwicklung in diesen Jahrgängen steht.

Und a propos Ergebnisse und Talententwicklung: Wir erwähnen hier immer wieder die Ergebnisse der U17 und U19 von Union in der B- und A-Junioren-Bundesliga. Tatsächlich habe ich dabei aber immer auch Bauchschmerzen, weil auch dort reine Ergebnisse nur sehr begrenzt etwas darüber aussagen, wie gut sich die Spieler tatsächlich entwickeln. Auch hier gilt: Dazu muss man sich eigentlich im Detail mit den Mannschaften und Spielern auseinandersetzen und sie anschauen. Dafür fehlt zumindest mir aber ganz ehrlich die Bandbreite, jedenfalls im normalen Rhythmus. Ich bin mir aber auch nicht sicher, was daraus für die Weise, in der wir das Thema hier aufgreifen, folgt. Am vergangenen Wochenende haben die A-Junioren gegen Werbung Leipzig 2-2 gespielt und die B-Junioren nach Rückstand zur Halbzeit 6-2 gegen Viktoria gewonnen:

Union-Termine

Trotz der Spielpause in der Männer-Bundesliga mangelt es auch demnächst nicht an Union-Terminen. Am Mittwochabend um 19 Uhr gibt es im Rahmen des FUMA-WM-Alternativprogramms einen Themenabend zu Sportwetten und insbesondere der Werbung dafür, am Samstag folgt ein Fußball-Hallenturnier. Um an den Veranstaltungen teilzunehmen war eine Anmeldung im Vorfeld notwendig.

Die erste Veranstaltung in dem Programm, ein Bubble-Ball-Turnier, gab es schon am Samstag, die FUMA berichtet auf Instagram davon:

Und Inhaber von Stadionaktien können sich den 19. Dezember als Datum der Hauptversammlung der Stadionbetriebs-AG notieren. Bis zum 14. Dezember soll man die Teilnahme daran anmelden.

5 Kommentare zu “Urs Fischer und die Bereitschaft, aufzuwenden

  1. Olaf Freese

    Irgendwie sympathisch, wenn man den Unterschied zwischen Stadionaktien und Stadionaktionen nicht immer so genau denkt…

  2. Wer 11Freunde nicht im Abo hat: Bei Blendle gibt es auch Einzelartikel auf Abruf: https://blendle.com/signup/kiosk (das Urs-Interview für 89 Cent).

  3. Ich finde es toll, dass ihr euch für den Frauenfußball stark macht. Auch wenn mein Interesse bisher nicht geweckt ist und mein Fokus auf die 1. Herren liegt. Mich würden als Exiler tatsächlich eher die A-Junioren oder eine nicht vorhandene U23 interessieren.
    Ist jedoch ausschließlich mein Interessensergebnis nach mehreren Frauenfussballspielen.
    Grundsätzlich ein riesiges Danke an euren Blog. Grüße aus Mecklenburg

  4. Senfbeilage

    Die Ergebnisse der U19, U17 ist dennoch auch von Interesse, da für die Entwicklung der Talente die Teilnahme an der jeweiligen Bundesliga schon förderlich ist, um den Sprung von der Jugend in den Herrenbetrieb nicht noch größer werden zu lassen bzw. interessant zu bleiben für Leihstationen. Gerade unsere U17 scheint um den Klassenerhalt kämpfen zu müssen.

    • Ja, ich wollte nicht sagen, dass Teamerfolg und Ergebnisse nicht auch einen Anteil an der Entwicklung der einzelnen Spieler und des NLZ insgesamt haben. Nur, dass eine bloße Ergebnismeldung darüber erstmal nicht viel aussagt ohne den dazugehörenden Kontext.

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