Blog State of the Union

Ein weiterer magischer Abend mit Union

Irgendwie wiederholen wir uns hier mit schöner Regelmäßigkeit. Und ich denke, dass in unserem Fall, der aktuellen wahnsinnigen, verrückten und einfach so unglaublichen 1.FC Union Berlin Zeitlinie, man das gar nicht oft genug tun kann. Das was gestern in der zweiten Halbzeit von dieser unfassbaren MANNSCHAFT geleistet wurde, verdient mehr als nur Anerkennung. Das ist einfach nur Liebe, Liebe, Liebe.

Ausrasten in 3, 2, 1…Foto: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Keine Ahnung wie ihr es im Stadion, am Ticker und/oder Stream empfunden habt: Mir fiel es so um die 70. Minute total schwer noch an einen Punkt zu glauben. Wir haben bis dahin viel Ballkontrolle gehabt, viele vernünftige Aktionen im Aufbau auch, allerdings war dann 20m vor dem Tor einfach Schluss. Keine Aktionen im Strafraum, keine gefährlichen Bälle auf das Tor und gefühlt alle Pässe und Flanken etwas zu kurz oder lang und vor allem zu ungenau.

So weit weg von diesem Bild der zweiten Halbzeit war auch die erste nicht entfernt. Wir kamen gut ins Spiel, hatten zwei Chancen durch Janik Haberer und haben Gladbach jederzeit unter Kontrolle gehabt. Chancen gab es keine. Und das lag bei uns daran, dass viele Flanken und Pässe am Ende nicht genau waren. Das Billiard (Hand)Tor zum 1:0 von Rani so nicht zu geben, ist dann wohl leider korrekt so. Nicht ganz so korrekt, und das wird heute oder morgen sicher auch intern besprochen werden, ist es bei einer Ecke Elvedi frei einnicken zu lassen.

Viel Platz. 0:1 Photo: Matze Koch

Die folgenden 5-10 Minuten empfand ich als die einzige Phase des Spiels, in der wir etwas gewackelt haben und schlussendlich (!) auch etwas Glück hatten, dass Thuram seinen Kopfball ganz knapp aufs Tornetz setzt. Apropos Thuram: Ich nehme es einfach als Kompliment für unsere robuste und körperbetonte Verteidigungsarbeit, dass so ein klasse Fußballer mehr auf dem Rasen rumrollt als Torabschlüsse zu suchen.

Die letzten Minuten der ersten Halbzeit haben dann schon angedeutet, wie es bis etwa zur 70. Minute in der 2. HZ weiterging. Union am Ball. Gladbach nicht zu sehen. Der erste Ruck war, für mein Empfinden, auch auf den Rängen ab ca. der 60. Minute spürbar. Wir haben mit mehr Nachdruck gesungen, geschrien und gemeckert. Alles ein paar Grad heißer. Urs hat begonnen zu wechseln und wir haben die große Borussia eingeschnürt. Nur leider keine Aktionen gefunden.

Ein Truthahn kennt keinen Schmerz. Photo: Sebastian Räppold / Matthias Koch

Bis dann Behre mit dem ersten Ball aus Tor eine harte linke kassiert hat und im Vorübergehen das 1:1 macht. Die Zeit danach war auf den Rängen und auf dem Rasen so ziemlich das Beste, was ich bei Union je erlebt habe. Was will man da noch sagen? Rani hat einfach Recht mit „Ich habe in meinen eineinhalb Jahren noch nie so ein Spiel hier erlebt, wo wir den Gegner komplett eingeschnürt haben“.

Bierdusche 3 gab es dann wirklich ein paar Momente später. Wie Trimmi den Ball in die rechte Ecke legt und dann Arme-rudernd in die Kurve abgedüst ist, war einfach großartig. Auch hier. War es leider die korrekte Entscheidung das Tor nicht zu geben. Allerdings konnte man auch hier an den Reaktionen beider Teams sehen, wer hier gerade am Drücker ist. Vor der VAR-Entscheidung standen die Gladbacher gebrochen und verloren auf dem Rasen herum. Nach der Torrücknahme, waren es unsere Spieler die sich gepusht haben. Die weitermachen wollten.

Bezeichnend für die Verzweiflung und Ohnmacht unserer Gegner war dann auch, dass so coole Sportler wie Marvin Friedrich und Christoph Kramer durch Unsportlichkeiten versuchten Zeit zu schinden. Der Eine winkt Bensebaini panisch aufs Feld, damit der Spieler beim Auswechseln länger braucht und der Andere kanalisiert seinen inneren  Neymar nach einer Berührung von Trimmi an der Brust. Beim dann folgenden Freistoß in der 95. Minute war dann so ein „hello darkness my old friend“ für mich. Sie ist irgendwie noch da. Diese Unionangst, dass du jetzt das unverdiente 1:2 fängst. War aber nicht so. Was anderes war:

Was sollste da sagen? Wie kannste adäquat beschreiben, wie es sich anfühlt wenn Doekhi durch die Luft fliegt, du siehst, dass er total frei ist, denn Ball trifft, das Ding noch einmal auftippt und dann das Netz rechts oben zappelt? Was danach in jedem AF-Millimeter außerhalb des Gästeblocks abging? Das geht einfach nicht. Ich bin noch immer fassungslos. Und freue mich, dass „das“ Gefühl noch ein paar Stunden da sein wird. Das es noch nicht als Erinnerung abgespeichert ist. Dass ich fassen und spüren kann, wie magisch das alles war. Meine Güte. Was sind wir privilegiert. Was haben wir für eine Mannschaft. Und was für ein Team drumherum.

Der Sieg von Union in der Presse

Es macht heute einfach Spaß. Ob es der Kommentar von Mathias Bunkus ist, der volle Kanne auf die Gefühlsebene geht, oder die Analysen im rbb und beim kicker. Und all die anderen Beiträge, die uns noch mal in die Alte Försterei mitnehmen. Gibt schlimmere Montagslektüre:

Es gibt seit kurzem Gerüchte und Spekulationen über Abgänge, die diese Artikel betrachten:

Eventuell habt ihr es gestern vor dem Spiel gehört, dass der 14-jährige Joe Bryant aus England bei uns zu Gast war und seine Alte-Försterei aus Lego mitgebracht und dem Verein überlassen hat. Im Bezahlangebot des Tagesspiegels gibt es einen Artikel hierzu:

Und sonst so?

Vor dem Spiel wurden gestern Marvin Friedrich und Andreas Luthe Luthe Luthe verabschiedet. Ich glaube, dass es beiden sehr gefallen hat. Und bitte schaut beim Instagram Post auf den Kommentar von Grischa Prömel.

In Berlin wird aktuell die Mannschaft des Jahres gewählt. Und Trainer kann man auch wählen. Es kann hier eigentlich nur einen Sieger geben.

Im Jahr 2019 hatten wir bei Union auch ne Menge Spaß. Der rbb hat am Samstag um 20:15 in der Reihe „Berlin-Schicksalsjahre einer Stadt“ auch auf unseren Aufstieg geschaut. Wenn ihr mögt schaut die ganze Sendung oder ab 35:55 könnt ihr Euch von Steffi noch mal zurück ins Aufstiegsjahr nehmen lassen:

Das ZDF schaut auf die Energiekrise in Bezug auf das Fußball-Business. Im Beitrag kommen Christian Arbeit und Morten Thorsby zu Wort:

13 Kommentare zu “Ein weiterer magischer Abend mit Union

  1. Danke für die Blumen. Allerdings schriebe ich mich nur mit ein t im Vornamen. Mein Vater war nach meiner Geburt so aufgeregt, dass er mit das zweite t nicht gönnen mochte. Seitdem laufe ich mit diesem Mangel behaftet ganz gut durchs Leben. ;-)

    • Oliver Jauer

      hab ich korrigiert. :-)

    • Wenns tröstet – mit einem zweiten t geht’s auch nicht viel anders =)

      Danke für diesen Text. Er lässt ansatzweise erahnen, was ich gestern verpasst habe. Dennoch freue ich mich für jede:n im Stadion.

  2. Sooooo schön beschrieben was ich auch heute Morgen noch nicht in Worte fassen kann und einfach komplette Zustimmung, danke, Oliver.

  3. Für mich hat BMG dieses Spiel nicht nur verloren, weil sie nahezu jegliche Offensiv-Ambitionen eingestellt haben, sondern auch insbesondere aufgrund der etwas weinerlichen und diskussionsreichen Verhaltensweise in den letzten 20-25 Minuten.
    Am irgendwie überlegenen aber dennoch wenig gefährlichen Spiel unserer Mannschaft hatte sich zu dem Zeitpunkt nicht viel geändert und dennoch kam das Stadion – einfach aus einem Trotz heraus, der m.E. sagte „Nein, DIE dürfen hier SO nicht gewinnen!“. Und, dass die Mannschaft sich diese Entschlossenheit annahm, hat die Atmosphäre nochmals multipliziert.
    Das war rundum gelungen und irgendwie mag ich auch die Ambivalenz, dass das Spiel einerseits ein toller sonniger Fußballnachmittag war und dann am Ende ein rassiges Flutlichtspiel wurde.

  4. Oliver, Zeitspiel wird hier bemängelt? Union hat in seiner Aufstiegssaison sich einen zweifelhaften Ruf als Zeitschinder erarbeitet, der sich gewaschen hat. Und wer gesehen hat im Spiel gegen Bayern letztens mit was für einer Seelenruhe Trimmi von einer Eckfahne zur nächsten spaziert ist, um gemächlich eine Ecke auszuführen, weiß, dass auch der FCU gerne Zeit schindet.
    Alte Regel: Wer knapp führt oder nen Punkt retten will, schindet Zeit. Sei es durch langsames Herausgehen bei ner Auswechslung, sei es ein auszuführender Torwartfreistoß (siehe Rönnow gegen Braga, der zurecht gelb sah) oder plötzlich auftretende Krämpfe kurz vor Schluss.

    Ist jedenfalls oat-geil, wie Union da oben sich festbeißt und wie selbstverständlich noch das Spiel dreht.

    Dennoch, bei aller Eurphorie…bitte nicht die Zeitspielkarte spielen! Das macht Union genauso.

  5. Eisern_13156

    Ich fand es sehr schön, dass wir uns gestern die Zeit genommen haben, Marvin Friedrich und Andreas Luthe vernünftig zu verabschieden. Besser spät als nie ;-) Diesen Umgang mit ehemaligen Spielern sollten wir uns auf jeden Fall bewahren.

  6. Was für ein Spiel!

    Hat die Waldseite in der zweiten Halbzeit eigentlich absichtlich kurz Pause gemacht,weil das Stadion nicht so richtig den Mund aufbekommen hatte?

  7. Eisern_13156

    @egal: bei Taktik&Suff haben sie heute gesagt, dass es einen Notarzteinsatz gegeben hat. Ich selbst habe nichts mitbekommen, da ich auf der Wuhleseite stehe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert