Blog State of the Union

Nur noch 6 Punkte

Nur noch 6 Punkte.

Nur noch 6 Punkte, das sagt nicht nur Urs. Das sagt unsere Seele. Das sagt uns unsere Identität. Das sagen uns viele Spiele in Osnabrück, Torgelow, Aalen und vor der Wende gegen Mannschaften, mit diesem ekelhaften weinroten D im Wappen.

Nur wenn ihr die Interviews mit unseren Fußballgöttern nach dem gestrigen 2:1 gegen Gladbach, egal auf welchem Sender, gesehen habt, dann müsste euch aufgefallen sein, dass es bei allen Spielern

a) immer die Frage nach Platz 4 (und der Championsleague) und danach
b) immer dieses unfassbar tolle (angedeutete) Lächeln gab

Und ich lehne mich aus dem Fenster. Dieses Lächeln hatte nicht nur jeder Spieler, sondern fast jede(r) von uns. Wir träumen nicht. Das passiert wirklich. Platz 4 und 34 Punkte sind kein Zufall. Kein statistischer Ausreißer. Platz 4 und 34 Punkte ist der 1. FC Union Berlin. Wir stehen dort zu Recht. Nicht auszudenken wir hätten in Stuttgart, Leverkusen, Köln oder Frankfurt kein spätes Gegentor gefangen.

Max, Grischa, Trimmi und Vogi nach dem 1:0, Photo: Matze Koch

Liebe Unioner:innen: Wir spielen nicht mehr gegen den Abstieg. Wir spielen für Hoffnung und Träume. Wie groß oder klein jeder von uns Derbysieger-Schnuffis hofft und träumt, ist ja jedem selbst überlassen. Ich zum Beispiel hoffe im Pokal erst mal nur auf „nicht Werbung Leipzig“.

In der Liga schaue ich einfach auf unseren Spielplan. Wir spielen noch gegen Fürth, Bochum, Mainz, Köln, Bielefeld, Augsburg, Stuttgart und Hertha BSC Berlin. Das sind mindestens 6 Punkte. Und das ist zudem ein gutes Argument von weiteren Europareisen zu träumen.

Der Kommentar von Michael Färber in der Morgenpost (+ Abo nötig) fasst es für mich ganz gut zusammen. Wir haben auf dem Weg nach Europa noch einen Gegner. Und Spoiler: das sind wir selber.

Zum Spiel

Die erste Reaktion nach Abpfiff lässt sich hiermit wirklich gut beschreiben:

Je mehr ich mich jedoch mit dem Spiel, den Interviews, den Berichten und auch den Statistiken zum Spiel beschäftigte, desto weniger finde ich das „unverdient“ Narrativ passend.

Wir haben definitiv weniger für das Spiel als Mönchengladbach getan. Wenn man jedoch gegen eine Mannschaft mit einem (laut Transfermarkt.de) Marktwert von 264,30 Millionen pro Halbzeit 2 Chancen zulässt und zudem den Gegner nahezu vollständig vom eigenen Sechszehner fernhält (siehe Heatmap des Spiels), dann hat der Erfolg auch ne Menge mit harter Arbeit zu tun. Und mit brutaler Effektivität.

Schön anzusehen war das Spiel jedoch nicht wirklich. Bis zur 30. Minuten hatte Gladbach eine offensive „Aktion“ nach einem vermurksten Abschlag von Rønnow in der 6. Minute sowie einen Schuss von Neuhaus in der 24. Wir hatten das Glück, dass Zakaria im eigenen Strafraum den Ball mit der ausgestrecktem Arm leicht mit der Hand berührt und dass Handspiele an dieser Stelle noch immer einen Elfmeter nach sich ziehen.

Die in meinen Augen wirklich einzige Phase, wo wir „geschwommen“ haben, war die letzte Viertelstunde in Halbzeit 1. Der Schlüssel für das irgendwie folgerichtige 1:1 durch Koné war der verlorene Zweikampf von Robin im Mittelfeld. Schade, dass das in diesem Moment nicht besser geklappt hat.

Und janz ehrlich. Was ist denn in der 2. Halbzeit noch großartig passiert? Außer dem dummen Gequatsche des Sky Kommentators („die Eisernen“!), einem harmlose Koné Schuss (48. Minute), der Doppelchance von Ginter und Netz in der 77., ein paar guten Flügelläufen von uns und dem Zuckerpass von Niko auf Max, der zum Tor führte.

Das sind die Spielberichte in den Medien

Und sonst so?

Bei Spox gibt es eine Kolumne, die vordergründig über Fredi Bobic und Hertha schreibt. Im Text geht es jedoch um beide Vereine. Beide Trainer. Beide Sportdirektoren. Ein für mich neuer „Wow“ Moment war, dass Herr Preetz angeblich 2020 NEIN zu Max Kruse gesagt hat. Zu alt. Zu Unberechenbar. Tja.

Wie die Faust aufs Auge passt dann auch dieses Statement zu unserer Philosophie auf dem Transfermarkt:

Falls ihr Grischas Besuch im aktuellen sportstudio gestern Abend verpasst habt, schaut einfach hier vorbei:

Der Union Fanclub Sachsenadler mit einer wirklich schönen Geste, zu der sich Vereine wie der 1. FC Köln  und der VfL Bochum gestern zum Beispiel nicht in der Lage sahen.

Auf die Ohren

Wollt ihr raten, wer gestern ne neue Podcastepisode zum Sieg in Mönchengladbach online gestellt hat?

27 Kommentare zu “Nur noch 6 Punkte

  1. Der Nagelsmann heißt mit Vornamen Julian. Zuerst falsch beim ZDF – und jetzt hier.

    • Ich finde den Fehler, den du ansprichst nicht. Was meinst du?

  2. zentralesMittelfeld

    Nach der punktetechnisch außerordentlich starken Hinrunde hab ich insgeheim darauf gehofft, dass man die 40 Punkte schnell erreicht. Nicht wegen Europa League oder CL, sondern weil es den Verantwortlichen einen zeitlichen Vorsprung verschafft, für die nächste Saison zu planen. Vertragsverhandlungen mit neuen, aktuellen und auch abgehenden Spielern werden sehr viel einfacher werden, wenn man schon am 25./26. Spieltag (realistisch gerechnet) „den Klassenerhalt“ hat.

    Gestern hatte ich über weite Teile den Eindruck, man ist mit dem zeitweiligen Unentschieden durchaus zufrieden. Dass 3 Punkte abfallen, ist dafür dann natürlich umso schöner.

  3. Der Guido aus Pasewalk

    Danke für die Erinnerung an Greif Torgelow! Ein echt wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu dieser erfolgreichen Entwicklung.

  4. Darf man nicht „die Eisernen“ sagen?

    • Auf keinen Fall. Diesen Ausdruck gibt es erst, seitdem Union regelmäßig in der Sportschau zu sehen ist. Im Stadion hat den noch nie einer verwendet.

    • @andrea Mir ist es persönlich sehr egal, ob „die Eisernen“ gesagt wird. Es gibt einen Fanclub, der so heißt. Der Verein schreibt das auf der Website auch. Meine Empfindlichkeitsgrenze wird erst überschritten, wenn „Eisern Union“ als Synonym für Union benutzt wird oder „Union“ einen bestimmten Artikel bekommt wie „die Union“.

    • @Hans: Danke, das wusste ich wirklich nicht.
      @Sebastian Fiebrig: Sorry, wenn ich nochmal nachfrage (ich bin noch nicht lange dabei): Findest Du „Unioner“ okay?

    • @andrea „Unioner“ ist doch ganz normal. Aber ich bin wirklich nicht die Union-Polizei und ganz bestimmt nicht der Hüter der reinen Lehre.

  5. Der Sieg geht absolut in Ordnung. Gladbach hat auch nicht viel auf die Kette bekommen. Das Spielglück ist zur Zeit auch auf unserer Seite,allerdings war das zweite Tor auch super herausgespielt.

    Die größte Anstrengung als Unioner ist mittlerweile,dass man seine Erwartungshaltung nicht zu hoch schraubt und die Zeit gerade einfach nur genießt.
    Ein Abstieg ist natürlich sehr unwahrscheinlich,aber trotzdem sollte man erst mal über die Ziellinie laufen,bevor man woanders hinschielt. Da habe ich bei der Mannschaft aber absolut keine Sorgen.

    Ich hoffe auch auf einen akzeptablen Gegner in der nächsten Pokalrunde und dass man dann alles dafür tut diese auch zu überstehen. Die Chance auf das Finale bzw den Titel ist dieses Jahr so groß wie nie.
    An Gladbach hat man aber auch gesehen,wie schnell es vorbei sein kann,wenn man vielleicht schon zu viel träumt.

    So und jetzt erstmal die nächsten Wochen täglich auf die Tabelle schauen :D

  6. Andrea, natürlich kann jeder sagen, was er will. Aber ich finde „die Eisernen“ ziemlich befremdlich. Gefühlt ist das eine Fremdzuschreibung von außen.

    • „Die Eisernen“ haben sich eh‘ fast erledigt!
      Es wird bald „Die Unbezwingbaren“
      heißen! ;))
      u.n.v.e.u.

  7. Als viel schlimmere Fremdzuschreibung betrachte ich immernoch das DSFsche „Union Berlin“. Bis in die 90er hat das auch die (regionale) Medienlandschaft gewusst und auch immer nur vom 1. FC Union gesprochen. Dann kam der Zweitligaaufstieg und das DSF und dort wird bis heute wie auch bei Sky und Konsorten das „Union Berlin“ penetrant durchgezogen. Anscheinend wurde es Anfang der 2000er selbst in der eigenen Fanszene dadurch salonfähig, da es selbst in Liedern zum Besten gebracht wird. Mir wird jedes mal ganz anders, wenn ich das höre. Und wenn dann ein eigener Spieler wie Luthe von „Union Berlin“ spricht, erst recht.
    Auch gestern wieder im Sportstudio von Sven Voss ist es mir übel aufgestoßen… Schade, dass es bis auf die hiesige Lokalpresse von den Medien nicht mehr respektiert wird, wie der Verein heißt. Es gibt auch Gründe, warum der Verein selbst nie von „Union Berlin“ sprechen würde, sondern immer nur vom 1. FC Union.

    Aber schön solche Probleme zu haben ;)

    PS. Es heißt Hertha BSC. Nicht Hertha BSC Berlin.

    • Wuhleblut

      @svenne

      Ich versteh das Problem nicht.
      „Union Berlin“ ist doch nur eine Verkürzung. Genauso wie „1. FC Union“ eine Verkürzung ist.
      Immerhin heißt unser Verein 1. FC Union Berlin

    • Chris_Union

      Ich muss da Svenne sekundieren. Der Misston ist, dass Union bis zum (überregionalen) Aufstieg eigentlich immer nur als 1. FC Union, FC Union, FCU oder Union in den (regionalen=Ex-DDR) Medien benannt wurde. Es war schlicht nicht nötig, Berlin hinzuzusetzen, denn JEDER wusste, wer und was Union ist. Wie z. B. auch bei den Bayern, Juve oder Ajax, um mal die ganz große Identitätskeule rauszuholen :-)

      Mit dem ersten Zweitligaaufstieg musste aber dann auch dem hinterletzten Schwaben in Obertupfingen jeweils zusammen mit der Namensnennung Union zugleich erklärt werden, dass dieses Union ein Verein aus Berlin und nicht etwas aus Magdeburg, Riesa oder Chemnitz ist. Das verkleinert uns gefühlt. Jedenfalls sehe ich das so als Unioner, der mittlerweile schon etwas länger dabei ist.

      Union Berlin ist auch für mich im wording ein absolutes downgrade und auf der selben Stufe wie Union Fürstenwalde oder Union Bestensee.

      That’s it.

    • Chris_Union

      Ich will noch einen weiteren Aspekt ergänzen:

      Union Berlin klingt auch prosodisch scheiße. Weil Berlin jambisch ist, lastet die Betonung auf Berlin und nicht auf Union. Und dabei lässt sich eigentlich Union doch so geil betonen …

  8. @Svenne:
    Dieses Phänomen lässt sich aber generell beobachten. So heißt es „Chelsea London“, „Roter Stern Belgrad“, „Celtic Glasgow“ oder eben „irgendwas Berlin“.
    „Union Berlin“ ist ja immerhin Namensbestandteil. „1. FC Union“ genauso. Da hat es „Hertha BSC Berlin“ oder auch der „B*C Dy*** Berlin“ schwerer.

  9. Wir sind die Kranken

    nee wirklich. Wir haben Probleme, herrlich ;)

  10. @Svenne: was genau stimmt nicht an einer Abkürzung wie Union Berlin? Das ist genauso eine Kurzform wie 1. FC Union, Bayern München, Hansa Rostock usw. (ansonsten wäre ja auch FCU oder nur Union falsch). Solange nicht irgendwas dazugedichtet wird ist doch alles ok.

    • Es hat einfach bis zum Jahr 2000 nie jemand im Umfeld von Union gesagt. Wenn man damit nicht aufgewachsen ist, dann ist es eben befremdlich.

  11. nawatdenn

    Schon mal Hertha Berlin gehört?

    Nee?

    Warum Nich?

    • Musiclover

      Sollte man dringend einführen und penetrant verwenden. Mal kucken, was das auslöst. :)

  12. Christopher87

    Oh Mann

  13. @nawatdenn: Weil sie Hertha Berliner Sport Club heißen. Easy.

  14. …oder doch Ball Spielclub Charlottenburg ? ?

  15. bratwurstunioner

    man muss sich nur mal unsere hymne anhören, um sich einzugestehen, dass wir für große teile des bezeichnungskuddelmuddels selbst verantwortlich sind,
    kultige grüße gehen raus!

  16. FC Union – unsre Liebe, unsre Mannschaft, unser Stolz, unser Verein – Union Berlin, Union Berlin

    ach herrjeh… am Ende sind wir selbst schuld ;)

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