Blog State of the Union

Unions typische Qualitäten können auch Schwächen kompensieren

Das Spiel, das die Mannschaft des 1. FC Union gestern gegen Hoffenheim abgeliefert hat, war von der sportlichen Leistung her gar kein besonders gutes. Aber wenn das jetzt vielleicht klingt, als würde man damit die Leistung des Teams schmälern, ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall: Dass es für so ein Spiel, mit dem Union den Dritten der Liga schlägt und in der Tabelle mit ihm punktemäßig gleich zieht, gar keinen Ausreißer nach oben braucht, unterstreicht nur, wie phantastisch die Saison ist. Und das so ein Sieg emotional unfassbar gut ist, muss man eh niemandem sagen.

Womit Union im Spiel Probleme hatte, war zu verhindern, dass sich Hoffenheim durch die Schnittstellen in Unions Defensive und in die Halbräume spielt. Diese Qualität des Gegners hatte ich hier auch in der Vorschau auf das Spiel erwähnt, und es war im Spiel nicht einmal immer so, dass Union große Fehler gemacht hätte, um solche Aktionen zuzulassen: In Szenen wie der Chance von Hoffenheim nach 40 Minuten war es einfach auch eine hohe Qualität des Gegners, die wirklich schwer zu verteidigen war. In der Pressekonferenz nach dem Spiel fand Urs Fischer aber durchaus auch Aspekte, die seine Mannschaft dagegen hätte besser machen können.

Dass sich das aber trotzdem nicht in besonders vielen klaren Chancen für Hoffenheim ausdrückte, lag daran, dass die letzte Linie von Unions Verteidigung wieder einmal sehr gut funktionierte: Hoffenheim kam zu ziemlich vielen Pässen in den Strafraum, aber auch zu klaren Abschlüssen. Dabei hatten alle Union-Verteidiger gute Szenen, insbesondere auch Bastian Oczipka, dem vielleicht wirklich nicht besonders viele zugetraut hätten, sich so nahtlos in das Team einzufügen wie vergangene Woche in Leverkusen und gestern.

Während es die Defensive also schaffte, den Schaden zu limitieren, der daraus entstand, dass Union nicht wirklich Kontrolle über das Spiel hatte, kam Union am Ende mit nur neun Schüssen (vier aufs Tor) zu ausreichend guten Gelegenheiten für die zwei Tore, die tatsächlich fielen. Das 1-1 war ein perfektes Beispiel dafür, wie aus Pressing auch ohne einen hohen Ballgewinn eigene Offensive entstehen kann: Durch das Anlaufen der Stürmer und von Grischa Prömel zwang Union Hoffenheim zu einem ungezielten Befreiungsschlag, nach dem Union schnell umschaltete und Max Kruse Oczipka Gelegenheit für eine wunderschöne Flanke gab, die Andreas Voglsammer (ein bisschen über Torwart Baumann als Bande) auch mustergültig verwertet hat.

Entscheidend für den Sieg war dann aber die Einwechslung von Sheraldo Becker. Denn mit ihm und seinem Tempo als Element in Unions Kontern wurden diese sofort gefährlicher, und war Max Kruse noch öfter in der Position, den letzten oder vorletzten Pass in einem dieser Schnellangriffe zu spielen – seine Kernkompetenz. So fiel schließlich auch das 2-1, bei dem schon wieder Grischa Prömel abstaubte.

Die Chancen, zu denen Union so kam, waren statistisch sogar deutlich besser als die von Hoffenheim. Nach den expected goals von 1,8 – 0,7 war der Sieg für Union klar verdient.

Deswegen würde ich den Sieg auch nicht ‚glücklich‘ nennen (wie es über Till Oppermanns treffender Analyse des Spiels beim RBB steht). Denn es gab eben schon Gründe dafür, dass Union sich nach dem Rückstand zuerst die Chance bewahrte, das Spiel zu drehen, und dann die Führung anders als vergangene Woche nach dem gleichen Spielverlauf auch verteidigen konnte.

Das sind die Beiträge der Berliner Medien

Union international

Taiwo Awoniyi hat gestern beim Afrika-Cup mit Nigeria auch das zweite Spiel gewonnen und dabei gegen den Sudan auch ein Tor gemacht (dazu auch der Kurier).

Und sonst so

Gefehlt hat gestern im Stadion Wumme:

Auch an dieser Stelle noch einmal beste Wünsche zur Besserung.

11 Kommentare zu “Unions typische Qualitäten können auch Schwächen kompensieren

  1. Musiclover

    Den Satz habe ich noch nicht vollständig durchdrungen. ?

    „Denn es gab eben schon Gründe dafür, dass Union sich nach dem Rückstand zuerst die Chance bewahrte, das Spiel zu drehen, und dann die Führung anders als nach dem bewahrte, das Spiel zu drehen, und dann die Führung anders als nach dem ähnlichen Spielverlauf vergangene Woche auch verteidigen konnte.“

    • @Musiclover – ich denke mal, der Textbaustein hat sich verdoppelt!

  2. Ich widerspreche gleich mal dem ersten Satz denn ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und das Spiel war keineswegs langweilig.

    4 Punkte gegen LEV und 1899, was will man mehr? Wenn wir jetzt noch gegen die unteren gewinnen würden, nicht auszudenken :-)

    • Wer sagt denn was von langweilig? Der Text jedenfalls nicht.

    • Danke Michael, gerade sehr gelacht über Deinen letzten Satz :). Aber um unseren mega Trainerfuchs zu zitieren: „Wir schauen von Spiel zu Spiel…“

      Also ran an die blau-weißen Buletten! Einen eisernen Sieg wünscht uns allen Caro! :)

  3. Gute Besserung, Wumme! Bester Mann…

  4. Für mich einer der bemerkenswertesten Momente gestern war, als Heintz einen bissigen Zweikampf Höhe Mittellinie gewonnen hat und die Gegengerade ausgerastet ist. Erinnerte mich an einen Satz, den ich mal irgendwo gelesen habe. Sinngemäß: „An der Alten Försterei, wo gelungene Tacklings mehr gefeiert werden, als die Deutsche Meisterschaft in Hoffenheim.“ Und dann gabs den ersten „Heinzi! Heinzi!“-Sprechchor. Damit ist Heintz schon bei uns angekommen und hat ein Gefühl dafür bekommen, was bei uns los ist. Selbst bei nur 3000 Zuschauern.

    • Ja, Heintz war beeindruckend solide (wie auch Oczipka). Ich vermute, die Sprechchöre werden sich einbürgern – schon weil es bei diesem Namen so schön einfach ist.

  5. Langweilig? Welches Spiel hast Du gesehen? Ich fand den Spielverlauf eher spannend und hatte teilweise Gänsehaut! Ist keine Selbstverständlichkeit gegen Hoffenheim zu siegen. Wer hätte das gedacht bei Hoffenheim’s Lauf!

  6. In der Audioübertragung von der Sportschau hieß es, dass sich Becker öfter auf die Brust geklopft hat und anscheinend schwer Luft bekommen hat. Da ich das Spiel nicht gesehen habe, frag ich mich ob das nach einem Zweikampf o.ä kam oder ob er wirklich Probleme mit der Lunge hatte?

  7. In meiner Spieltagsanalyse hätte „Heinzi“ nicht gefehlt! Wir konnten ihn in der ersten HZ vor der GG hautnah erleben! Der passt einfach zu uns!
    u.n.v.e.u.

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