Blog State of the Union

Danke für ein grandioses Jahr: Fast alle Union-Leihspieler verlassen den Verein

Ein Profi-Fußballteam ist natürlich auch immer ein zeitlich befristete Zweckgemeinschaft. Läuft es insgesamt gut, ist die Stimmung meistens auch gut. Stimmen die Ergebnisse dagegen kaum, macht sich meist auch individueller Frust breit.

Soweit ich das als Außenstehender beurteilen kann, gibt es bei Union nun schon seit Jahren einen ausgesprochenen guten Teamgeist, der mit einer entspannten und dennoch leistungsfördernden Arbeitsatmosphäre einher geht. Dies ist insofern bemerkenswert, da sich der Kader ja über die letzten Jahre immer wieder enorm verändert hat.

Die Union-Spieler feiern zusammen, Foto: Matze Koch

Auch nach dieser äußerst erfolgreichen Saison wird es wieder einen Umbruch geben. Von allen sieben Leihspielern, die Union für die Spielzeit ausgeliehen hat, werden Stand jetzt nur Keita Endo (Kaufoption gezogen) und Leon Dajaku (Leihende 2022) nächste Saison ein Union-Trikot überziehen.

Gestern gab der Verein den Abschied der Leihspieler Loris Karius, Nico Schlotterbeck, Taiwo Awoniyi, Joel Pohjanpalo und Petar Musa bekannt. Zeit also „Danke“ für ihren Anteil an einer historisch guten Saison zu sagen und einen kurzen Blick auf ihre Spielzeit zu werfen.

Loris Karius wird von Dirk Zingler und Oliver Ruhnert verabschiedet, Foto: Matze Koch

Loris Karius hatte sich im Vorfeld sicherlich nicht ganz unberechtigt Hoffnungen auf den Platz im Union-Tor gemacht. Jedoch gab es kein Vorbeikommen am größtenteils überragenden Andreas Luthe, der zwar fußballerisch seine Defizite hat, aber mit seinen Paraden so wie gegen Leipzig Union immer wieder im Spiel hielt. Karius wurde dabei auch zum Verhängnis, dass er erst zur Mannschaft stieß, als Luthe schon einige klasse Partien gezeigt hatte. Trotzdem gab es zumindest nach außen hin – kleinere Verstimmungen in Interviews sind meines Erachtens normal – nie Stunk und Karius hielt, was es zu halten gab, sodass Union in seinen vier Bundesliga-Einsätzen nur ein Gegentor kassierte.

Getreu dem Motto „ein Schlotti muss immer für Union spielen“ sorgte Nico Schlotterbeck als Teil der Dreikette trotz einiger Verletzungsprobleme immer wieder dafür, dass Unions Defensive auch in dieser Saison sehr stabil stand. Und auch in Sachen Spielaufbau zeigte er vielversprechende Ansätze. Von allen nun verabschiedeten Leihspielern hat der deutsche U21-Nationalspieler Nico Schlotterbeck wohl das größte Potenzial. Mal schauen wie sich die Situation mit den Schlottis entwickelt. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance, dass entweder Nico oder Keven Schlotterbeck nächste Saison bei Union spielen und somit die Schlotterbeck-Serie weitergeht.

Nico Schlotterbeck und Taiwo Awoniyi halten ein paar Momente fest, Foto: Matze Koch

Taiwo Awoniyi hatte gefühlt immer ein ansteckendes Grinsen auf dem Gesicht und verbreitete scheinbar permanent gute Laune. In seinen Einsätzen hat er sich immer voll reingehauen und sich durch seine robuste und schnelle Spielweise immer wieder Chancen mit selbst erarbeitet. Dennoch gehört zur Wahrheit auch dazu, dass er wie Hans-Martin im Podcast richtig analysiert hat, vor allem aufgrund seines schwachen First-Touch oftmals vielversprechende Torchancen ausließ. Zwar fand ich die Kritik einiger Union-Fans im Winter sehr daneben, ein Torjäger wird Awoniyi aber vermutlich nicht mehr unbedingt.

Auch Joel Pohjanpalo kam in seinen Interviews immer sehr sympathisch rüber. Auf dem Platz hatte er dagegen andere Qualitäten als beispielsweise Awoniyi. Er beteiligte sich weniger am Kombinationsspiel und lief sicherlich weniger konsequent den Gegner an als andere Spieler. Dafür gibt es mit Ausnahme von Max Kruse wohl keinen Spieler im Union-Kader, der solche einen Torinstinkt hat wie Pohjanpalo. Bekommt Pohjanpalo den Ball in aussichtsreicher Situation, klingelt es häufig. Aufgrund von einigen Verletzungsprobleme kommt der schnellste Debüt-Torschütze in Unions bisheriger Geschichte allerdings nur auf sechs Bundesligatore.

Eine typische Szene aus dem Bremen-Spiel: Musa und Pohjanpalo drehen nach einem Tor des Finnen jubelnd ab, Foto: Matze Koch

Petar Musa hat nur ein halbes Jahr bei Union verbracht. Immerhin konnte er im letzten Spiel noch einmal vor ein paar Fans spielen. Sehr gerne wäre er mal in der ausverkauften Alten Försterei aufgelaufen wie er einmal im Interview verriet. Auch Musa zeigte immer vollsten Einsatz, beteiligte sich am Spiel und wirkte trotz seiner Größe nie statisch. Sein bestes Spiel im Union-Trikot war wohl das gegen Bremen als er Joel Pohjanpalo zwei Tore bei dessen Dreierpack auflegte.

Alle fünf Spieler hatten entscheidenden Anteil am womöglich größten Erfolg der Vereinsgeschichte und werden somit immer mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht werden. Und mal schauen, vielleicht schlägt ja der eine oder der andere nochmal bei Union auf.

Parkplatzparty

Nicht nur im Podcast wurde die Parkplatzparty ausführlich besprochen, auch Berlins amtierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat sich in einem Interview mit Radio Eins dazu geäußert. Während er insgesamt ein positives Fazit zum Pfingst-Wochenende mit vielen Demos zieht, habe das Pilotprojekt von Union nicht funktioniert. Zwar sei im Stadion alles so gelaufen „wie man es verabredet“ hatte, aber aufgrund der Party werde „es mit Sicherheit da auch noch mal ein Nachspiel geben“.

Stadionfrage Europapokal

Der Kurier schreibt über die vermutlich große Reiselust, die die meisten Union-Fans wohl in Hinblick auf die sensationelle Europapokal-Teilnahme wohl überkommen wird, sodass sich wahrscheinlich Tausende auf den Weg machen werden, egal wo die Reise dann letztendlich hingeht.

Doch auch zuhause müsse die Stadionfrage noch ausführlich diskutiert werden, da ja selbst bei einem großen Rückgang der Corona-Fallzahlen und einer Mitte/Ende August genehmigten Vollauslastung (meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich) der Alten Försterei nur ein Bruchteil der rund 38.000 Union-Vereinsmitgliedern ins Stadion könne.

Ich persönlich vertrete die wahrscheinlich eher unpopuläre Meinung den Umzug ins Olympiastadion aufgrund dessen auf jeden Fall ernsthaft in Betracht zu ziehen. Solch ein Highlight geschieht statistisch nur alle 20 Jahre (und das auch nur wenn man die letzten 20 Jahre betrachtet, eigentlich ist es in Unions Geschichte noch viel seltener vorgekommen) und daher wäre es schon schön, wenn mehr als wohl maximal ein Viertel aller Union-Mitglieder daran teilhaben könnten.

Trimbo zur EM

Union-Kapitän Christopher Trimmel ist in Österreichs EM-Kader berufen worden. Die Woche kann man so machen, herzlichen Glückwunsch!

8 Kommentare zu “Danke für ein grandioses Jahr: Fast alle Union-Leihspieler verlassen den Verein

  1. Sambuca

    Die stadionansicht kann man persönlich verstehen aber ich sag gleich, kommt es so werden einige aktive aus bekannten gründen das Stadion nicht betreten. Es steht einfach nicht zur Debatte für die ein oder andere Person.

  2. Michael

    Dann dürften endlich auch Leute an Karten kommen die mal Union sehen wollen ;-)

    Ernsthaft: Überlegt mal was Union verdienen könnte bei vollem Haus!

    Selbst bei 50.000 und 25€ fürn Sitzer bist du bei 1.250.000€ brutto und die Sitze würden hinterher schön aussehen durch rotweiße Aufkleber :-)

    Zieht man die Stadionmiete ab, die Hertha zahlt (rein rechnerisch 353.000€ bei 6 Mio Miete geteilt durch 17 Spiele), bleibt immer noch gut was übrig.

    Daß das Oly keine Dauerlösung sei, ist selbstredend.

    Und jetzt, auf mich mit Gebrüll ;-)

    • Mathias

      wird gar nicht so viel Gebrüll…. ;-)

      ich finde hier nicht mal die finanzielle Sicht die Wichtigste (wenngleich auch nicht zu vernachlässigen).

      Man kann es auch so sehen: wenn es nicht so gut läuft, kann es am Ende nach einem Europapokal-Heimspiel für uns enden. Zu diesem kann ich dann entweder 10-12 K Zuschauer in die AF bringen, also nicht mal ein Drittel der Mitglieder (vielleicht nur 15% aller, die es mit Union halten). Oder ich gehe nach Charlottenburg und ermögliche fast allen Unionern, an der historischen Nacht Teil zu haben… wär doch was…

  3. Hallo Felix,
    meldest du dich mal bitte bei mir?! Ich habe an textilvergehen.de ne Email geschrieben.

  4. Der Sepp

    „Solch ein Highlight geschieht statistisch nur alle 20 Jahre…“ – Und gerade deshalb sollte es im Stadion An der Alten Försterei stattfinden. Das ist der würdige Rahmen für so ein Spiel. Allerdings mit der Auflage, dass der Stehplatzcharakter nicht dauerhaft dadurch in Gefahr geraten würde. Also nach dem Motto „Im Europapokal konnten wir die AF doch bestuhlen – warum dann nicht auch in der Liga“.

  5. Jörg Lange

    Ich finde, aufgrund dieses phantastisches Ereignisses sollte im Olympiastadion gespielt werden. Soviele Fans hätten dann die Möglichkeit Union zu sehen. Ich liebe diesen Verein und war noch nie life dabei. Auch finanziell wäre das super für Union.

  6. Martin Behnke

    Sollte es ne Regelung geben, dass wg. Pandemie und der letzten Vorkommnisse meinetwegen jeder zweite Sitzplatz belegt werden darf (da wirds in der AF eng) wäre ich in der Conference League auch für nen Umzug.

    Ich würd mir auch gern ALLE Spiele von Union anschauen, weiss aber eben immer: Wenn ich dreimal gehen kann, dann gibt´s zwei andere, die wegen mir GAR NICHT können !

    Inclu Test wäre ich wohl bereit nen 30er (egal gegen wen, ausgelost) zu lacken. Was wäre das für ne Kulisse ? (Abzüglich Auswärtskontingent) 30% der Tickets an die Fanclubs,60% durch Verlosung, und 10% durch Auktion ?

    Ich fand das Olympiastadion im Herbst immer (lol, 4-mal) total furchtbar ! Aber mit 30000 Unionern und im wissen, dass der Verein dann auch wenigstens nen bisschen was davon hat ?

    Und nochmal, Habs schonmal in Zusammenhang gebracht: jeder überschwängliche AHA-Ignorant sorgt dafür, dass tausende Unioner ihr Team künftig ggf. NICHT sehen dürfen !!!

  7. Martin Behnke

    besser 30000 sitzend und geordnet, als 1000 plus Parkplatzentourage, die alles kaputt machen.

    30%Fanclubs/60%Verlosung/10%Auktion… klingt für mich nach nem guten sozialen Mix.

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