Blog State of the Union

Ein Aufstieg mit Gebolze ist genauso schön

Ich habe mir gestern das Rückspiel der Relegation, in dem der 1. FC Union in die 1. Bundesliga aufgestiegen ist, noch einmal angesehen, und war beeindruckt. Einerseits von der Atmosphäre im Stadion, die es so wahrscheinlich noch nie gab, und die man selbst durch Mikros und Kameras gefiltert erahnen kann.

Aber auch vom Spiel von Union.

Denn das bestand eben nicht nur aus „üblem Gebolze“. Das gab es schon, aber Union hat dieses 17. Unentschieden auch gehalten, weil sie (nach einer sehr drückenden ersten Viertelstunde) angefangen haben, Bälle nicht mehr nur hinten heraus zu schlagen, sondern sie vorher zu sichern, etwas Ruhe zu gewinnen und dann, ja, sehr oft mit langen Bällen Sebastian Andersson zu suchen. Das aber eben durchaus gezielt. Und je länger das Spiel dauerte, desto öfter spielte Union auch wieder etwas Fußball. Bis Akaki Gogia zu langen Dribblings in Stuttgarts fast aufgegebener Defensive ansetzte. Und man es Sebastian Andersson nicht verdenken konnte, dass er keine Kraft mehr hatte, einen der Steilpässe hinter diese Abwehr zu erlaufen.

Am Dienstagvormittag waren manche Leute außerhalb von Berlin erstaunt, dass manche Unioner*innen am Dienstag gegen Mittag „schon“ wach waren.

Nun, mal schauen wie sich das morgen gestaltet, nachdem die Mannschaft zuerst um 14:30 im Roten Rathaus empfangen wird, dann um 16 Uhr an der East Side Gallery auf ein Eddy-Line-Boot steigt und nach Köpenick fährt, um dort gegen sechs anzukommen, im Rathaus geehrt und im Stadion gefeiert zu werden. Das wird auch im RBB übertragen werden.

Ans Herz können wir euch auch das 15-minütige RBB Spezial zum Aufstieg legen, das gestern Abend gesendet wurde.

Wir haben gestern einen relativ stark euphorisierten Podcast aufgenommen. Toll daran ist vor allem der Teil, bevor wir anfangen zu reden. Denn David hat uns ein (fünf Minuten langes!) Intro mit den Highlights der Saison gebastelt. Je nach persönlicher Befindlichkeit sollte man also mit dem Hören der Folge nur anfangen, wenn Taschentücher in der Nähe sind…

In den Berliner Medien gibt es in diesen Tagen einmal zu viele Beiträge, um sie hier im Einzelnen aufzuführen. Die konkrete Nachricht aus Unions Pressegesprächen gestern ist, dass es definitiv keine Stadion-Bauarbeiten während der kommenden Bundesliga-Saison geben wird. Sondern erst ab 2020, wenn dann auch die Baugenehmigungen vorliegen.

Nach dem Spiel vom Montagabend gab es auch einige Texte in überregionalen Medien, die lesenswert sind und einen aufmerksamen Blick auf das, was da passiert ist, ausdrücken.

Da ist zum Beispiel Christoph Biermann in 11Freunde, der schreibt: „Einer der wesentlichen Gründe, warum Fußballfans während der Spiele so einen Krach machen, wird zumeist verschwiegen: Angst! Das ganze Gesinge und Gehüpfe und Geschreie ist nämlich oft genug nur Ausdruck schrecklicher innerer Beklemmungen, dass es doch wieder schief geht.“

Saskia Aleythe in der Süddeutschen hat ebenfalls einen schönen Report aus dem Stadion geschrieben, und in seiner Zürcher Heimat (hier: der NZZ) feiert man den „oft unterschätzten und oft erfolgreichen“ Urs Fischer. Die Zeit hat dagegen leider das Thema verfehlt.

Zum Nacherleben der Anspannung und des Staunens darüber, dass Union tatsächlich in die erste Bundesliga aufgestiegen ist, eignet sich dieser Blog-Artikel des Spielbeobachters ganz ausgezeichnet.

Bilder

Es gab am Montagabend so viele Momente, an denen ich mich gar nicht satt sehen kann. Die Pyro-verhüllte Ankunft des Mannschaftsbus. Die schöne Choreo (Nehmt euer Herz in die Hand). Wie das ganze Stadion klatscht und verzweifelt, als Suleiman Abdullahi mit unglaublicher Geistesgegenwart im Wegrutschen den Ball nach vorn spitzelt aber zum zweiten Mal den Pfosten trifft. Und natürlich ganz viel Jubel auf und neben dem Platz nach dem Abpfiff.

Deswegen ist schön, dass es auf unveu.de gleich drei Bildergalerien von Montagabend gibt.

Auch aus dem Gästeblock gibt es Photos von VfB-Bilder. In Ansätzen sieht man dort auch die eine der wenigen Sachen, die an diesem Abend nicht gut waren. Nämlich dass einige Unioner im Augenblick dieses Erfolgs nichts besseres zu tun hatten, als den Gästeblock zu provozieren, und wohl auch Pyro dort hinein zu werfen. Das ist natürlich absolut idiotisch.

Hach

Zum Schluss noch ein Video, das viele schon gesehen haben dürften, das aber so rührend und hinreißend schön ist, dass man es auch sehr gut öfter sehen kann.


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14 Kommentare zu “Ein Aufstieg mit Gebolze ist genauso schön

  1. „Ein Aufstieg mit Gebolze ist genauso schön“ – aber nur der eigene. Ich erinnere mich, wie letztes Jahr alle gekotzt haben, mit welch armseliger Spielkultur Düsseldorf aufgestiegen ist.

  2. Honeypie

    Nö Daniel, die ersten Böller und Raketen in die Partymeute hinein kamen aus dem Gästeblock …

  3. A.Mörl

    Durch kämpfen aufgestiegen !!!!!!!!!!!!! Eisern ihr Fussballversteher ??

  4. honeypie

    @daniel
    Kann ja sein, dass sie nur zurück geworfen wurden

  5. Sorry, da muss ich aus Stuttgarter Sicht widersprechen. Ja, es gab auch bei uns eine gehirnamputierte Fraktion links unten in der Ecke (von vor dem Block aus stehend gesehen), die wie ich später auf Bildern gesehen habe, nach Abpfiff ganz schön was abgefackelt hat. Ob was auf den Rasen geflogen ist, habe ich nicht gesehen, wundern würde es mich bei der Gruppe, die da stand aber nicht und es ist natürlich völlig asozial.

    Die Pyro, die in den Gästeblock reinflog, flog aber in ganz andere Bereiche, nämlich mitten rein, wo wir gerade damit beschäftigt waren, die ganze Scheiße zu verarbeiten. Und was mich viel mehr angekotzt hat als fliegende Pyro (das hatten wir auch im Europapokal in Bratislava schon), waren die Unioner, die wirklich im wahrscheinlich größten Moment der jüngereren Vereinsgeschichte nichts besseres zu tun hatten, als direkt vor den Gästeblock zu rennen und uns zu provozieren. Aber dass es bei Euch genauso Hohlbratzen gibt wie bei jedem anderen Verein auch, ist ja klar.

    Hätte Euren Platzsturm lieber als Unbeteiligter am Fernseher geschaut als so. :(

  6. Hans-Martin

    @Lennart Das war exakt mein Gedanke, schon bevor die Pyro flog.
    Wie bitter und gehässig muss man sein, um in einem solchen Moment nicht das eigene zu feiern, sondern stattdessen Leute zu verhöhnen, die gerade etwas zu verarbeiten haben, das wir auch oft genug so oder ähnlich selbst erlebt haben.

  7. Ich weiß, Daniel, die Antwort ging an honeypie.

  8. Tut mir leid Lennart, aber an der Stelle drehen wir uns aus meiner Sicht im Kreis. Wenn aus dem Gästeblock Fackeln auf feiernde Menschen geworfen werden muss sich der Gästeblock nicht wundern, wenn die Fackeln wieder zurück kommen. Und da ist es mir persönlich auch völlig egal, ob ihr da was zu verdauen oder ob die Menschen auf dem Platz gerade etwas zu bejubeln hatten. In beiden Fällen trifft es Menschen, die gerade garantiert nicht von einer Fackel getroffen werden wollten, aber kommt nichts aus dem Gästeblock geflogen, fliegt auch nichts zurück. So einfach ist das auch mal an dieser Stelle. Und da spreche ich noch nicht mal von diesem Flug-Raketen-Knall-Irgendwas, das Sekunden nach Abpfiff 10m über unseren Spielern explodiert ist – fotografisch übrigens sehr sehenswert festgehalten von euren VfB-Bildern…

    Und das sich bei Tausenden auf dem Rasen auch mal 50-100 vor dem Gästeblock versammeln – weeßte, die Dutzenden Stuttgarter, die am Donnerstag eure beiden Tore (und den Schlusspfiff) mit Stinkefingern, Hand hinters Ohr und Zeigefinger vor dem Mund „bejubelt“ haben, hätten genau DAS verdient gehabt. Quid pro quo. Aber sicherlich war von denen natürlich keiner in Berlin. Ihr (Du) habt jedenfalls wirklich WIKRLICH keinen Grund den Mund aufzureißen und euch (Dich) zu beklagen.

  9. mario draghi

    am Ende kann man so eine Geschichte nicht eindeutig auflösen. Es hat in Stuttgart sehr wohl Provokationen in unsere Richtung geben, sowohl im Stadion als auch ganz persönlich erlebt auf der Rückfahrt Richtung Ulm. Für sowas gibt es für keine „eindeutige“ Antwort. Union sollte aber zumindest achtsam sein, dass sich solche Geschichten nicht auswachsen.

  10. Manchmal wird mir zu sehr vergessen, wo Union herkommt. Wir waren mal ein Verein, wo spätestens zur Halbzeit der Gästeblock leer war. Heute sind wir ein Verein, der sogar den mit Biffzen besetzten Magdeburg-Mob mit Applaus begrüßt (ich dachte, ich höre nicht richtig).
    Wir sollten bei aller gesellschaftlich hippen politischen Korrektheit bitteschön auch nie vergessen, dass es hier immer noch um Fußball geht. Emotionen, Leidenschaft, auch Rivalität und Hass – thats all in! Und wie heißt es im auch oben beworbenen Artikel der 11Freunde: „Bei Union dient alles dem Erlebnis Fußball im Stadion.“ Aber dann bitte auch mit allen möglichen Stimmungen…

  11. keen BLINDER hass!
    wohl aber EISERNER zorn, wenn anjebracht…
    verstehe beispielsweise absolut nicht, was biffen-banner in unserem stadion verloren haben!!?

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