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Steffi Jones im diplomatischen Dienst

Der Rahmen für eine diplomatische Veranstaltung war gut gewählt. Die Hauptstadt-Repräsentanz der Bertelsmann-Stiftung unter der klangvollen Adresse Unter den Linden 1. Dort wollten das Organisationskomitee und die Minister Guido Westerwelle und Thomas de Maizière die Botschafter der 15 teilnehmenden Länder auf die Fußball-WM der Frauen einstimmen. Aber so richtig war niemandem klar, was ihn auf dieser Veranstaltung erwarten würde. Zurück blieb vor allem das Bild von Steffi Jones, die als einzige Frau beim Fototermin von beiden Bundesministern und den Botschaftern eingerahmt wurde.

Schon zu Beginn fiel es Jens Grittner, dem Pressesprecher des Organisationskomitees, schwer, vorfreudige Stimmung zu erzeugen. Er versuchte seine Worte mit Metaphern aus dem Fußball aufzulockern. Die Gäste wurden eingeladen, sich „eine Halbzeit lang“ auf die Reise durch die WM-Vorbereitungen zu begeben. Dazu holte er die „Dreierkette“ Steffi Jones, Thomas de Maizière und Guido Westerwelle auf die Bühne, um „Doppelpässe mit der Politik“ zu spielen. Unweigerlich kamen Erinnerungen an Moderationen von Kulturprogrammen vor Elternabenden in der Schule hoch. Horst R. Schmidt sprach davon, dass die WM der Frauen im Gegensatz zur WM 2006 kein Selbstläufer sein würde. Vor allem die Problematik der Kartenvergabe sei eine andere. Die Worte des DFB-Schatzmeisters Horst R. Schmidt mussten gar nicht weiter ausgeführt. Bisher wurden 500.000 Tickets verkauft. 800.000 verkaufte Eintrittskarten sind für die schwarze Null notwendig.

Guido Westerwelle gab gutgelaunt Anekdoten zum besten und schlug dann am Ende den Bogen vom Sport zu politischen Zielen: „Es ist bei uns selbstverständlich, dass Frauen Fußball spielen können. Das mag vielleicht für einige ungewöhnlich sein. Aber es ist nichts Aufsehenerregendes. Man darf nicht vergessen, wenn hier soviele Frauen bei dieser Sportart in der Welt gezeigt werden, wievielen Frauen das Mut macht in Ländern, die überhaupt nicht die gleichen Chancen haben. Natürlich ist das zuerst ein völkerverbindendes Sportereignis. Aber es ist auch eine schöne politische Botschaft dabei. Das ist vielleicht nicht die große Politik, aber ich glaube, dass sich so in Gesellschaften eine Menge verändern kann. Und man sieht ja auch in diesen Tagen, dass die Freiheitsidee und Wahrung von Fairness und Gleichberechtigung durchaus auch Erfolge hat. Haben sie einmal gesehen, wieviele Frauen in Ägypten und Tunesien auf den Plätzen gewesen sind? Wenn man das in diesen Zusammenhang stellt, dann ist klar, dass das mehr als Sport ist. Da wird auch eine aufklärerische Botschaft verbreitet.“

Leider war von den Journalistenstehplätzen hinten nicht sichtbar, wie die Botschafter von Äquatorialguinea und der Demokratischen Volksrepublik Korea auf diese Äußerungen reagierten. Es ist zwar natürlich etwas anderes, ob ein Außenminister solche Sätze in Berlin oder in Pjöngjang äußert. Aber Innenminister de Maizière sah sich doch genötigt einzugreifen: „Wir freuen uns über den Sport. Wir fördern den Sport. Aber wir instrumentalisieren ihn nicht. Das ist ein wichtiger Punkt.“ Um in der Fußballsprache zu bleiben: Thomas stauchte seinen Mannschaftskollegen Guido zusammen. Der solle nicht Hackespitzeeinszweidrei sondern den geraden Ball spielen. Und dies machte der Minister dann gleich vor, indem er auf die Regierungsgarantien angesprochen sagte: „Wir verbinden Sicherheit und Fröhlichkeit. Natürlich richten wir auch den Blick auf sonstige Kriminalität – vom Taschendiebstahl bis zum Terrorismus. Wir sind nicht der Veranstalter. Aber ohne uns würde es diese Veranstaltung nicht geben.“

Damit wurde deutlich, dass hier vor lauter Politik für Vorfreude auf die WM wenig Platz war. Außer den WM-Wimpeln werden die Botschafter wenig Euphorie mitgenommen haben. Aber vielleicht klappt das ja am 18. März, 100 Tage vor Anpfiff des Eröffnungsspiels, wenn die Trikots der Nationalmannschaft vorgestellt werden sollen.

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