Blog State of the Union

Union off the charts

Seit Unions Aufstieg in die Bundesliga haben Leute Graphiken erstellt, die den Abstand zu den Abstiegsrängen darstellen. Der war meistens komfortabel groß. Und ziemlich oft so weit, dass der Sinn der Übung gar nicht offensichtlich war. Aber diese Saison, in der Union jetzt schon nach knapp mehr als der Hälfte die mythische 40-Punkte-Marke gebrochen hat, durchbricht diesen Referenzrahmen noch mehr, mit einer ausgereizten Plätze-Differenz zum unfreiwilligen Spielklassenwechsel und Punkten, die sich in einer anderen Umlaufbahn bewegen. Wir kneifen uns, aber es ist nicht nur ein Traum.

Union Berlin Klassenerhalt
Zweite Liga, nie mehr. Graphik: @es_flimpert@chaos.social

Im Rasenfunk wird das Spiel am Samstag im Zentralstadion moderiert von Tobi Escher vor allem mit Blick auf Unions „destruktive“ Spielweise besprochen. Als Union-Fans sind wir für diese Debatte die falsche Zielgruppe. Aber auch abgesehen davon finde ich es bemerkenswert, gewagt oder auch etwas abstrus, von einem „sehr schlechten“ Spiel von Union zu sprechen, wenn diese Spielweise immerhin so gut funktioniert, dass ein so starker Gegner bei einem expected goals Wert unter 1 bleibt (zumal die klarsten Chancen für das Konstrukt in der Schlussoffensive der Nachspielzeit kamen). Zudem sollte man bei so einer Einschätzung dringend noch einmal die Erwartungen an Union kalibrieren.

Ja, es gab einzelne Momente, in denen der Gegner das Spiel so verlagern konnte, dass es Union nicht gelang, den typischen Zweikampfdruck aufzubauen, so wie vor Henrichs Sonntagsschuss zur Führung. Aber mit dem Spiel in die Tiefe von „Leipzig“ konnte Unions Abwehr letztlich umgehen und diese Situationen verteidigen. In der Rasenfunk-Analyse wird dann auch angesprochen, wie gut Unions defensive und spezifische offensive Mechanismen funktionieren, insbesondere Rani Khediras Rolle im Pressing, für das er Orientierung und Startschüsse gibt.

Umgekehrt hatte Union zugegeben vor allem in der ersten Halbzeit nicht viele offensive Spielanteile. Ein paar gefährliche Ansätze gab es aber, und eine sehr gute Chance, nachdem Aïssa Laïdouni mal wieder einen traumhaften Steckpass gespielt hat und Sheraldo Becker nur von einer sehr guten Parade am Tor gehindert wurde.

In der zweiten Halbzeit wurde Union dann noch aktiver, kam so nicht zufällig, sondern durch eigenen Druck zu mehr Standardsituationen und so zum Ausgleichstor. Eine Taktik-Analyse, die darauf eingeht, gibt es bei Between the Posts. Dort wird unter anderem die Rolle von Juranovic hervorgehoben, der weit nach vorn rückt, um sich dort ins Kombinationsspiel einzuschalten, während Laïdouni dieses aus dem Halbraum auf dieser Seite angeschoben hat.

Übrigens habe ich an dieser Stelle gestern noch nicht genug über Janik Haberers Tor geschrieben. Dieses unfassbare Tor, an das wir noch lange als eine Verkörperung dieser unfassbaren Saison denken werden. Ein Highspeed-Volley, wie man ihn sich nicht schöner ausdenken könnte. Ein Schuss mit so viel Überzeugung wie das Spiel von Union. Ein knallendes Ausrufezeichen hinter einem Eisern Union!

Janik Haberer Union Traumtor Leipzig
Ein Tor wie ein Blitz zum Union-Donnerhall. Photo: Koch

Presseschau

Union-Frauen

Die Union-Frauen haben vor dem Rückrundenauftakt mit dem Spitzenspiel gegen Viktoria ein letztes Testspiel absolviert: Gegen den HSV (Regionalliga Nord) gab es dabei ein 0-0 (Spielbericht von Union).

Zur Erinnerung: Das Spitzenspiel zum Liga-Jahresauftakt findet an der Dörpfeldstraße, wegen der Kapazitätsbeschränkungen dort gibt es schon im Vorfeld kostenlose Tickets im Zeughaus. Samstag, 14 Uhr.

Und sonst so

Am Wochenende ist Hans Modrow gestorben, kurz nach seinem 95. Geburtstag. Der ehemalige SED- und PDS-Politiker war der letzte DDR-Ministerpräsident vor den freien Wahlen zur Volkskammer, und zur Gründung des Vereins Vorstandsmitglied des 1.FC Union. Der Verein kondoliert.

9 Kommentare zu “Union off the charts

  1. Jens Langanke

    Eine sehr gute Replik auf die aktuelle Rasenfunk-Episode werter Daniel. Union schafft es wie keine andere Mannschaft in der Liga, den Gegnern besonders ihrer offensiven Stärken zu berauben. Das macht offensichtlich einige immer noch fassungslos. Was für andere destruktiv und nur nach Kampf aussieht, passt perfekt zu unserer Union-DNA. Wir sind eben eisern. ?

    • Ich habe mich ebenfalls über das Union-Segment im Rasenfunk geärgert. Deswegen kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen: Danke, Daniel.

    • Das heutige Rasenfunksegment habe ich noch nicht gehört. Das aus der letzten Folge „396 – Götze-Anbetung“ war aber sehr gut und beschreibt unsere taktischen Kniffe ziemlich präzise.
      Ansonsten würde ich die Kritiken von einem Schalker und einem Bochumer nicht ganz so ernst nehmen.
      Schließlich haben wir mit unserer destruktiven Spielweise fast so viele Tore geschossen wie beide zusammen :)

    • Ich habe nun die komplette Folge gehört. Es wird keine Top-Folge werden, schlecht war sie im gesamten nicht. Auf jeden Fall lässt sie mich die Arbeit von Max-Jacob Ost noch mehr wertschätzen. Man merkt in einigen Segmenten, dass das objektive Korrektiv fehlt. Dortmund kommt auch nicht so gut weg…

      Im Unionsegment musste man sich erst einmal freireden und dann kamen die taktischen Details und auf einmal wurde doch relativiert. Ich würde das nicht so ernst nehmen. Als Unbeteiligter ist ein Fußballspiel mit 0,58 zu 1,4 auch wirklich nicht so spannend. Das uns die Vizemeisterschaft „wie Schalke vor ein paar Jahren“ würde ich auch eher als Kompliment nehmen.

      Ein etwas aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat von Benny Grund: „[…] eine Art Diamant mit Timo Werner […]“. Das muss einem als Schalke-Fan auch erstmal über die Lippen kommen. :D

  2. Jens Langanke

    Ausrufezeichen nicht Fragezeichen natürlich…

  3. Ich finde das entsprechende Segment im Rasenfunk erbärmlich und sogar despektierlich.
    Selbsternannte Experten, welche vermutlich nie selbst gegen den Ball getreten haben, äußern sich immer wieder unqualifiziert und geben Quark von sich. Das System unserer Mannschaft sowie deren Auftreten ist alles andere als destruktiv. Es ist strukturiert, zielstrebig und von einem tollen kollektiven Anlaufverhalten geprägt. Das Umschaltverhalten ist sehr gut. Die Befreiung aus der eigenen Hälfte mitunter stark.
    Die anderen Vereine und deren Fans scheinen davon unheimlich genervt zu sein. Gern können sie uns weiter unterschätzen und die Qualität absprechen. Spricht halt nicht für Sachverstand.

  4. JollyJumper

    Auch wenn ich hier Geschriebenes nur wiederhole muss ich mich auch (erstmalig) zu Wort melden. Grund ist die wirklich „interessante“ Analyse des Rasenfunks zu RBLFCU. Grundsätzlich immer auch gern anzuhören, ist den Protagonisten diesmal wohl einiges schief gelaufen! Sicher, man muss Union nicht mögen, aber so offensichtlich die eigene Abneigung in einem Medium vorzutragen und dabei Fakten einfach auszublenden oder zu ignorieren hat mich doch schon mindestens überrascht. Diesmal deutlich keine Empfehlung für den Rasenfunk!!

  5. Deren Neid ist unser Lohn! Eisern Union!

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