Es war noch nicht einmal Zeit für das Aufräumen des Wohnzimmers gewesen. Überall lagen noch Papierschnipsel und Kerzenreste vom frohen Fest herum. Schon ging es jedoch wieder an die Arbeit. Auf nassem leicht vereistem Untergrund. „Guten Morgen!“ ruft es den professionellen Besuchern des Trainings entgegen. Je nach Laune des Angestellten in Trainingshosen kommt es mürrisch, frotzelnd oder frohgemut herüber. In einer normalen Firma würden die Angestellten dem ersten Arbeitstag nach Weihnachten auch nicht anders begegnen.
Kurze Versammlung am Mittelkreis des Kunstrasenplatzes an der neuen Ballsporthalle. Dann laufen die Feldspieler um den Platz während sich alle drei Torhüter mit dem Torwarttrainer separat warmmachen. Der Schneeregen ist mittlerweile in einen Dauernieselregen übergegangen. Kein richtiger Guss. Aber so permanent, dass einem bereits nach kurzer Zeit das Gefühl beschleicht, dass es durch die Sachen regnet. Kibitze für das Rückrundenauftakttraining – keine. Ein Anflug von Normalität? Oder vielleicht auch gar nicht so schlimm. Vor einer Woche das letzte Spiel gehabt. Und in zweieinhalb Wochen geht es bereits wieder los. Wo soll da die Vorfreude herkommen?
Ein mehrfaches Durchzählen ergibt: 26 Feldspieler plus drei Torhüter. Fehlt jemand? Ja, Daniel Göhlert. Ansonsten sind alle wieder da. Auch Karim Benyamina, der sich bereits auf dem langen Weg vom Kabinencontainer zum Kunstrasenplatz mit Shergo Biran um den Ball balgt. Die Lust am Ballspiel ist bei den beiden förmlich mit den Händen zu greifen.
Die Feldspieler werden aufgeteilt in zwei Gruppen. Die Jungen und die Alten. Kurzer Protest eines „Alten“: „Ich bin jung. Ich bin jung.“ Dann geht es los: Sidesteps, Dribbeln, Lauf-ABC, kurze Sprints. Wie beim Training der Kinder, muss auch hier der Trainer ermahnend eingreifen. Und so ruft Uwe Neuhaus ab und zu energisch, wenn jemand den Weg abkürzen möchte: „Um die Markierungen laufen!“ Bei der Gruppe der „Jungen“ fällt auf, dass es einige mehr als sonst sind. Mit Philip Grüneberg, Fabian Fritsche, Marcus Mlynikowski und Boné Uaferro trainieren vier Junioren aus dem eigenen Nachwuchs bei der ersten Mannschaft mit. Vielleicht eine Belohnung für die Länderspielnominierungen? Aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten vielleicht aber auch ein zukunftsweisender Weg? Auf jeden Fall ein Zeichen, dass sich der Weg zu Unions zweiter Mannschaft lohnen kann, wenn diese nach einem möglichen Aufstieg in der Oberliga spielend vielleicht doch zu einem Sprungbrett in die erste Mannschaft wird.
Die Spieler machen derweil Kreisspiele. Einige dürfen zur „Belohnung“ auf dem Nebenplatz sich gegenseitig Medizinbälle zuwerfen. „16 m sind drin!“ Das schaffen kaum Spieler. Ihnen ist die Unlust an dieser Übung anzusehen. Sie wird jedoch stoisch ertragen. Ebenso stoisch trägt heute Björn Brunnemann das rosa Leibchen mit der Aufschrift „Bunki der Woche“.
Neben den Journalisten steht ein unbekannter Mann. Ein Spielerberater. Ein neuer Mann spielt vor. Paul Thomik. Vorher beim VfL Osnabrück. Derzeit ohne Verein. Er fällt während des Trainings nicht weiter auf. Vom Stadion her weht derweil ein kalter Wind in Richtung Kunstrasenplätze.
Zum Schluss ein Trainingsspiel. Nicht alle dürfen mitmachen. Die restlichen Spieler dürfen wieder Medizinbälle werfen. Kenan Sahin hängt sich auf dem verkürzten Platz rein und scheut keinen Zweikampf. Er grätscht, er flucht, er schimpft. Michael Parensen winkt auch im Trainingsspiel des öfteren mit der Hand, um auf eine notwendige Spielverlagerung aufmerksam zu machen. Freistoß. Eine Sache für Mattuschka. Sogar die Medizinballwerfer unterbrechen ihre Übung und schauen hinüber. „Schießt endlich ein Tor!“ ruft einer. Den Freistoß lässt der Torhüter zur Ecke prallen. Während nach dem Spiel die meisten noch ihre vier Runden auslaufen, müssen die anderen sich ihr Auslaufen erst durch Lattenschießen verdienen. Das ganze Training wirkt routiniert, unaufgeregt. Eben wie die momentane Stimmung bei Union.
On Air:
Schönen Dank für die Eindrücke; ich wußte gar nicht, daß die ne erwähnenswerte Trainingspause gemacht haben. Ich hab schließlich auch gearbeitet und kaum einer guckt.
Die Podcastaufnahmen sind allerdings ein beeindruckend akustisches Erlebnis im Ohr, ich dachte manchmal, mich quatscht jemand von hinten an und hätte mich nicht gewundert, wenn mir ein Ball an der Nase vorbeifliegt. Wie soll man dabei Schach spielen?
Apropo, ich hatte das Weihnachtssingen auch während einer Partie im Netz angehört und als dann das „Vater unser“ kam, sofort eine Figur verloren. Das ging mir klar zu weit von dem lieben Pfarrer und werd mal die Altunioner als Veranstalter fragen, ob sie das nicht auch übergriffig fanden. Für meine Begriffe kam da ein bißchen viel von seinem Gott und der ganzen Segnerei, Weihnachten hin oder her. Aber das nur ganz nebenbei. (bin bekennender Bibelleser)
Das erinnter mich daran, daß ich mal bei einem HSV Training dabei sein wollte.
Naja, neues Jahr, neue gute Vorsätze.
Warum trägt man bei UNION den Bunki der Woche, und dazu in rosa ?
[…] Brösel, Bunki, FC St. Pauli, KDV, Klaus-Dieter Vollrath, Mathias Bunkus, Nico Patschinski. Malermario: “Warum trägt man bei UNION den Bunki der Woche, und dazu in rosa […]