Blog State of the Union

Union nervt. Sich selbst. Und uns auch.

Als Erich Berko in der 76. Minute einen Konter von 3 Dresdnern gegen Marvin Friedrich und Torhüter Rafal Gikiewicz nicht ausspielte, sondern regelrecht verdaddelte, bis Christopher Trimmel den Ball auf Atik beherzt abgrätschte, war ich mir sicher, dass Dynamo an diesem Tag kein Tor gegen Union schießen würde. Bei Union hingegen schien vor der Partie die Marschroute ausgegeben worden sein, aus allen (auch nicht vielversprechenden) Lagen zu schießen. Bis auf ein paar Gelegenheiten (Chance gleich am Anfang von Mees und Gogia und dann der Kopfballaufsetzer später im Spiel, der leider knapp übers Tor ging) war da wenig Gefährliches im Spiel zu beobachten. Auf den Punkt bringt das auch die Torschuss-Statistik. 24:7 Torschüsse für Union, davon auf das Tor aber nur 5:2. Die 2 Chancen, die beschrieben habe, hätten allerdings drin sein müssen.

https://twitter.com/LudoUnited/status/1114926392653832192

Union war klar überlegen, erst recht Richtung Ende des Spiels, als Dynamo aufhörte Union schon in der eigenen Hälfte zu attackieren und lieber auf Konter lauerte. Aber so richtig Gefahr strahlte das Team von Urs Fischer in dem Abschnitt auch nicht aus. Halbfeldflanken, harmlose Freistöße, lange Bälle Richtung Sebastian Andersson und später Sebastian Polter waren nicht das, was Dresden unter Druck setzte. Ich habe das Nachsetzen vermisst und das konzentrierte Ausspielen von Situationen im vorderen Drittel.

So blieb von dem Spiel vor allem eine Genervtheit zurück. Weil Union seit ein paar Spielen sich die sich bietende Gelegenheit einfach nicht ergreift. Ich möchte mich nicht daran beteiligen, irgendetwas davon zu schreiben, dass die Mannschaft gehemmt wirken oder zu viel nachdenken würde. Mir fehlt einfach die Freude. Wer hätte denn zu Saisonbeginn etwas darauf gegeben, dass Union diese Position jetzt haben würde? Eben. Das kann man doch mit Lust und Überzeugung ausspielen. Zu Saisonbeginn hätte ich Verunsicherung erwartet. Aber doch nicht jetzt. Im Moment ist irgendwo ein Knoten drin, der ganz dringend zerschlagen werden muss. Am besten gleich am nächsten Freitag beim Spiel gegen Regensburg.

Bei der Übertragung auf Sky (und dementsprechend auch bei AFTV) wurden zwei Szenen gezeigt, wie sowohl Andy Gogia als auch  Sebastian Andersson unglaublich genervt nach ihrer Auswechslung auf der Bank reagierten. Andy Gogia boxte gegen das Dach der Auswechselbank und der schwedische Angreifer warf wütend das Handtuch zu Boden. Ich kann das verstehen. Denn irgendwie kam immer etwas dazwischen und es lag sicher nicht allein an der Leistung der beiden, dass es mit dem Torerfolg nicht geklappt hatte. Beide Situationen haben aus meiner Sicht (ich habe keine Ahnung, was beide in dem Moment gesagt haben) nicht das Zeug zum Skandal, sondern zeigen eher, dass die Mannschaft ganz klar etwas erreichen will.

Andy Gogia und Sebastian Andersson reagierten genervt nach ihren Auswechslungen, Screenshots: AFTV 

Das sind die Spielberichte der Berliner Medien:

Der Sky-Kommentator vermeldete die Gelbe Karte von Grischa Prömel als seine 5. Gelbe und auch die Morgenpost macht das in ihrem Text. Aber da der Mittelfeldspieler bereits in Heidenheim seine Gelbsperre für fünf Gelbe Karten absaß, war das natürlich die 6. Gelbe Karte. Also keine Sorge, Grischa Prömel kann auch gegen Regensburg spielen. Sky blendete das übrigens auch ein, dass es die 6. Gelbe war.

In seinem Kommentar im Kurier, ist auch Mathias Bunkus sichtlich etwas genervt davon, immer dasselbe schreiben zu müssen in den vergangenen Spielen und fordert einen Sieg gegen Regensburg.

Fotos vom Spiel:

Auf den anderen Plätzen

Das erste Frauenteam hat in der Regionalliga Platz 1 verteidigt, da Leipzig-Süd mit 2:1 besiegt wurde. Dabei verletzte sich Josephine Ahlswede allerdings so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Gute Besserung von dieser Stelle.

Das zweite Frauenteam gewann klar mit 9:1 gegen Borsigwalde und da zeitgleich Staaken nur Unentschieden spielte, steht Union weiter auf Platz 1, aber jetzt mit zwei Punkten Vorsprung.

Siegerselfie nach dem 9:1 gegen Borsigwalde, Foto via Hauptstadtarroganz

In der A-Junioren-Bundesliga der Männer hat Union mal ein Überraschungsergebnis hingelegt, indem 2:1 beim SV Werder Bremen gewonnen wurde. Durch diesen Dreier sind nun 4 Spieltage vor Saisonende komfortable 7 Punkte zwischen Union und einem Abstiegsplatz. Angesichts des Verlaufs der Saison wäre der Klassenerhalt ein echter Erfolg für die A-Jugend.

Und sonst so?

Beim ganz hervorragenden Dortmund-Blog Schwatzgelb erschien gerade eine Podcast-Episode zum Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Kostenbeteiligung von Fußballvereinen an den Mehrkosten durch Hochrisikospiele. Zu Gast der in Fankreisen sicher bekannte Strafrechts-Anwalt Andreas Hüttl und Sportschau-Journalist Marcus Bark. Und gerade in Ergänzung zu unserer Episode dazu, die wir zu dem Zeitpunkt unserer Aufnahme noch nicht die schriftliche Urteilsbegründung kannten, bietet die Episode einigen Mehrwert. So stellte Hüttl klar, dass von der gerichtlichen Überprüfung der Polizeieinsätze sicher nicht allzu viel zu erwarten ist, da die Gerichte größtenteils den vage gehaltenen Lage-Einschätzungen der Polizei folgen würden. Auch eine Lösung des Interessenskonflikts, dass hier die Polizei alleine die Art des Einsatzes festlegen könne, der dann bezahlt werden müsse, wird angesprochen. Wie in vielen anderen Fällen bleibe ich auch nach dieser Episode ratlos zurück, denn es bleibt völlig unklar, was jetzt aus dem Urteil folgt. Es bleibt aus meiner Sicht aus  der Politik mutwillig herbeigeführter juristischer Fuckup, der juristisch nicht lösbar ist, sondern nur politisch. Bleibt nur die Frage, wer dabei den längeren Atem hat.

11 Kommentare zu “Union nervt. Sich selbst. Und uns auch.

  1. Ich weiß gar nicht was ihr alle habt, sie spielen wie jedes Jahr zur Rückrunde, wenn es um was geht. Es laufen 11 Verträge aus und einige Spieler wissen, dass sie für die erste Liga nicht das Zeug haben. Es sind in der Mannschaft zu wenige, die wirklich aufsteigen wollen. Jetzt wo eventuell nur noch Relegationsplatz erreicht werden kann, haben sie so ein so keinen Bock mehr, dann müsste man ja zwei zusätzliche Spiele machen und der Urlaub ist schon längst gebucht. Kein Spieler denk daran, dass sie bei Aufstieg eine viel bessere Verhandlungsbasis mit anderen Vereinen haben. Leider sind die Fans daran mit schuld, man kann eine Mannschaft nicht feiern, wenn sie verliert. Ich meine jetzt auch nicht auspfeifen um Gottes willen, aber muss ihn auch mal zeigen, dass man mit dieser Leistung nicht einverstanden ist.

  2. silberhacke

    Ich glaube nicht, dass das, was wir seit drei Spielen erleben, etwas mit auslaufenden Verträgen zu tun hat. Vielmehr dürfen wir an etwas zu tiefst Menschlichem teilhaben. Nämlich am Phänomen der Blockade durch Angst.
    Die Angst, sich ein Gegentor einzufangen ist schlicht größer als die Zuversicht, eines zu erzielen. Die Kreativität leidet sichtlich, bis hin zu ihrer Verbannung.
    Ich habe gestern mit Freunden aus Dresden hinter den Tainerbänken gesessen, und es war sehr schnell klar, dass mit mit heraus gespielten Toren eher nicht zu rechnen ist. Ja, klar, das war schon nervig.
    Ich wünsche der Mannschaft, dass sie sich gegen die Angst auflehnt und befreiter aufspielen kann.
    Allerdings lassen mich die unglaublich vielen Unentschieden und Fischers Aussage in der Pressekonferenz, dass es Maßgabe war, die Tabellenposition zu verbessern, bezweifeln, dass damit wirklich zu rechnen ist.
    Ich wünsche mir, dass sich das Team nicht nur auf Einstudiertes beschränkt. Wenn ich sehe, wie Trimmel dreimal den exakt selben Freistoß tritt, kriege ich ne Krise, weil man spätestens nach dem zweitenmal davon ausgehen kann, dass Dresden sich darauf eingestellt hat.
    Scheiß Angst!

    EISERN immerweiter

  3. Sportanwalt

    Ergänzend zu den Ausführungen von Silberhacke, die ich vollkommen teile:

    Wenn Kreativspieler wie Zuji oder Gogia sich nichts mehr zutrauen, ist das ein ganz starkes Indiz für Verunsicherung.

    Und es waren nicht 3 Freistöße und Ecken, sondern gefüht 25, die immer gleich abliefen :(.

    Und ja, die Aussage von Fischer mit dem ausgegebenen Ziel vor der Saison ist irgendwie befremdlich, wenn man sieht, was man erreichen kann.

  4. Bleibt knapp, ist alles eng. Letzt Jahr war die halbe Liga im Abstiegskampf, dieses Jahr schaut die halbe Liga auf Platz 3.

    Auch wenn ich die letzten Spiele der Saison gerne als reine Party angehen würde, so ist es doch schön, dass Union nach 28 Spieltagen auf dem 3. Platz mit 3P Vorsprung liegt. Big Points können die Verfolger gegen Union nicht mehr holen (Schade ob der vertanen Chancen, ja klar, der März hätte die Vorentscheidung bringen können). Union muss wohl noch ca 12 Punkte holen. Und mal ehrlich: Paderborn, Heidenheim, Pauli und Kiel spielen auch nicht konstant.

    Klar ist es schade die Schwächen der anderen Clubs nicht zu nutzen. Bin gespannt, ob es heute Schützenhilfe im Elbduell gibt, dann könnten wir noch länger nach oben schielen. Es ist einfach richtig spannend.

  5. mario draghi

    mich nervt union nicht. warum auch? relegation ist was besonderes – aber das weiß man natürlich erst, wenn man mal eine (oder mehrere) mitgemacht hat.

  6. Eiserner

    Ich teile Renes Ansicht nicht. Die Spieler werden gute Berater haben und sich stets reinhängen. Außerdem sind es Leistungssportler. Die werden das nicht nur des Geldes wegen, sondern auch des Erfolgshungers wegen machen. Es ist doch geil, den eigenen Kids mal zu erzählen, dass Papa mit seinem Verein aufgestiegen ist oder gegen den großen Kölner Verein zu Hause gewonnen und auswärts unentschieden gespielt hat. Sie müssen ja nun nicht das Wappen küssen oder so (da bin ich ganz bei Jens Keller), aber sie werden alle den Ansporn haben, sportlich erfolgreich zu sein, ansonsten hätten sie ihren Beruf verfehlt.

  7. Karlkreuzberger

    Dieses Abgefeiere der Mannschaft nach einem miserablen Spiel geht mir schon seit langem auf die Nerven. Das ist meiner Meinung nach kontraproduktiv.

  8. Unter dem Strich: einen Punkt aufgeholt.

  9. Eiserner

    In Bezug auf die letzten 3 Spiele ist der Abstand geblieben.

    Ich finde fatal, dass gegen Heidenheim nach dem Führungstor bereits dieses mir noch immer unsympathische Lied gesungen wurde. Danach haben wir 2 in Folge verloren und gegen Dresden nichts getroffen.

    Wann kommt eigentlich der Podcast? Den höre ich normalerweise immer am Sonntag zum Einschlafen.

  10. Der Podcast kommt erst Dienstagabend, weil ich eine podcastrelevante Erkrankung habe (Husten).

  11. Ich stimme da absolut mit Eiserner ein! Ich glaube jeder, der die Chance hat mal im Oberhaus des deutschen Fußballs spielen zu können, wird dafür alles geben. So dann auch die verständlichen Reaktionen von Gogia, Andersson aber auch den Fans. Man konnte schon wieder die Schwächen der Konkurrenz nicht nutzen, hat wieder eine Blockade und gefühlt ging es doch nach Abpfiff nur noch um die Relegation. Das frustriert eben, zeigt doch aber auch, dass Spieler, wie auch das Umfeld, Bock auf den Aufstieg haben. Und natürlich feiern wir unsere Mannschaft, auch wenn sie dreifach nicht den Sieg holen konnten. Damit versuchen wir eben zu zeigen, dass egal was kommt und wenn es der Nichtaufstieg ist, wir trotzdem hinter ihnen stehen. So versuchen wir ihnen die Leichtigkeit auf den Platz zurückzugeben.

    Aus diesem Grund: weitermachen! Sieg holen! Freude am Fußball haben!

    Eisern!

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