Blog State of the Union

Mitbestimmung ist nicht selbstverständlich und vor allem auch anstrengend

Nein, ich werde hier nicht ausführlich von der Fanklubtagung gestern bei Union schreiben. Nicht, weil ich nicht möchte. Sondern weil ich es absolut respektiere, dass es bei der 5. Veranstaltung dieser Art auch darum ging, in einem geschützten Bereich bestimmte Themen offen zu diskutieren. Und ich war nicht als Sebastian vom Textilvergehen dort, sondern als Sebastian, der von seinem Fanklub Eiserne Botschafter dorthin geschickt wurde.

Mir ist es aber ein Bedürfnis die Besonderheit und den Wert dieser Veranstaltung hervorzuheben. Denn sie ist Teil einer Identität von Union. Und zwar des Teils der Mitbestimmung lautet. Und Mitbestimmung ist anstrengend. Es wäre so viel einfacher, sich nur das Spiel der Mannschaft anzuschauen und auf die „da oben zu schimpfen“, weil sie aus unserer Sicht mal wieder alles falsch machen. Stattdessen hat man als eingetragener Fanklub nicht nur die Privilegien, die dieser Status vielleicht mit sich bringt. Sondern man muss sich auch mit Themen auseinandersetzen, die vielleicht nicht schön sind oder für die sicherlich wenige einen Fanklub gegründet haben. Man muss Verantwortung übernehmen oder lernen (und ich nehme mich da nicht aus), dass der eigene Standpunkt vielleicht nicht mehrheitsfähig ist, sich darauf einlassen, dass andere Unioner eine komplett andere Prioritätenliste haben als man selbst. Die Basis ist aber Union. Und der Verein ist keine leere Hülle, sondern dass, was wir Mitglieder daraus machen. Das ist mir nicht erst seit gestern klar. Aber bei der Fanklubtagung wurde das wieder sehr deutlich.

5. Fanklubtagung beim 1. FC Union, Foto: Sebastian Fiebrig

Bei den Männern von Trainer Urs Fischer ist gerade etwas Pause (ob das gut ist oder schlecht, das thematisiert der Kurier). Das Heimspiel gegen den SC Paderborn findet erst in knapp 2 Wochen statt. Sebastian Andersson ist unterwegs mit der schwedischen Nationalmannschaft, während der Rest des Teams am Mittwoch in Erfurt ist, um dort ein Testspiel zu absolvieren. Das steht unter dem streitbaren Motto „Bratwurst vs. Currywurst“. Also zumindest für die Thüringer Fraktion ist das sicher kein streitbares Motto, denn die Überlegenheit der Roster in jeglicher Wurstdiskussion ist aus meiner subjektiven Sicht unangetastet. Umso streitbarer ist das Design und der Preis des Sondertrikots zum Testspiel (79,95 Euro). Erfurt selbst ist in finanzieller Schieflage und vielleicht hilft zumindest der Trikotverkauf etwas.

Ich muss hier an dieser Stelle niemanden von meiner persönlichen Abneigung gegenüber dem Verein überzeugen. Stattdessen ein Tipp für diejenigen, die am Mittwoch in Erfurt sind: Esst doch mal ein Rostbrätel auf Kartoffelpuffer bei Faustfood in der Waagegasse. Ich fand das wirklich gut. Es gibt dort zwar auch Burger, aber die gibt es ja in Berlin auch an jeder Ecke.

Die Bild (nicht online) schreibt, dass Rafal Gikiewicz weiter an den Aufstieg glaubt. Ganz ehrlich: Alles andere hätte mich gewundert.

Während ich gerade beim Schreiben von „State of the Union“ im Zug nach München sitze, hatte ich mir die Episode von „Die blaue Stunde“ von Radioeins angehört, in der Serdar Somuncu mit Presse- und Stadionsprecher Christian Arbeit redet. Das ist eine angenehme Plauderei. Eigentlich wie immer, wenn Christian irgendwo zu Gast ist.

Auf den anderen Plätzen

Das 1. Frauenteam von Union hat gestern mit 4:0 in Lichterfelde beim FC Viktoria gewonnen und damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Denn das Team von Trainer Falko Grothe hat damit Platz 1 in der Regionalliga übernommen. Ich hoffe, dass die Mannschaft diesen auch nicht mehr hergibt und sich Richtung Zweite Bundesliga bewegen wird. Einen Spielbericht gibt es auf der Vereinswebsite und Fotos vom Spiel findet ihr hier.

Bei der 2. Frauenmannschaft ist der Gegner nicht angetreten. Über die Wertung des Spiels wird dann woanders entschieden.

Und sonst so?

Stephan Fürstner hat für Braunschweig beim Torschuss den eigenen Mitspieler angeschossen. Das passiert eigentlich nur, wenn man ganz unten steht. Aber dort befindet sich Braunschweig nach dem 3:0 über Meppen nicht mehr. Seit langer Zeit ist die Eintracht nicht mehr unter dem Strich. Und Stephan Fürstner hat im Spiel auch einmal wirklich getroffen. Die durch einzelne im Stadion bekundete Trauer um einen Chemnitzer Neonazi hat unterdessen auch Eintracht Braunschweig erreicht, weshalb der Verein ein Statement veröffentlicht hat.

Ebenfalls in die Rubrik „Immerunioner“ fällt Collin Qaner, der für Ipswich Town beim 1:1 gegen Nottingham einen Treffer erzielte.

https://twitter.com/Bradleylloyd686/status/1106935822543138816

Die Kategorie dümmste Ausrede gewinnt übrigens der Torwart von Oberligist Askania Bernburg, der erst ein antisemitisches Bild seines Gegenspielers von Chemie Leipzig in seiner Instagram Story teilt und sich dann damit herausredet, er habe das Bild ja nicht selbst erstellt und sagt: „Ich bin nicht der Hellste in der App.“ Als ob ein Tastendruck zum Teilen reichen würde. Die App fragt allerdings vorher noch einmal, ob und mit wem man das Bild teilen wolle. Die ganze Geschichte gibt es bei Sportbuzzer.

9 Kommentare zu “Mitbestimmung ist nicht selbstverständlich und vor allem auch anstrengend

  1. Du hattest mal vor einiger Zeit nachgefragt, zwecks einer Gründung von einem Fanclub. Ist Eiserner Botschafter nun das Ergebnis und von Dir gegründet worden? Wann? Habe ich nie mitbekommen…

    • @tobias Nein, die Eisernen Botschafter gibt es seit 2009 und ich bin dort von Anfang an Mitglied gewesen. Was die Gründung eines Fanklubs unter dem Dach von Textilvergehen betrifft, hatte ich erst einmal die Einführung von verbindlichen Regeln zur Aufnahme von Fanklubs bei Union abgewartet. Aber das zieht sich noch etwas in die Länge. Ich möchte demnächst aber mal etwas zu dem Thema insgesamt schreiben, da ich mir ein paar mehr Gedanken dazu gemacht habe.

  2. Tobias Kern-Mainka

    Alles klar. Dann bin ich gespannt was du da schreibst. Bis dann. Guten Start in die Woche.

  3. Mitbestimmung ist wichtig und richtig, und ja, sie ist nicht immer einfach.

    Dich sich nunmehr seit 5 Jahren verpflichtend zu einer Tagung treffen zu müssen, aus der keinerlei Ergebnisse entstehen und man immer wieder von vorne anfängt, ist frustrierend.

    Aber dafür haben wir immerhin bald einen Zwangsfanrat…

    Sorry, aber ich Teile deine eher positive Beschreibung nicht.

    Viele Grüße,
    Paul

  4. @paul Zu den inhaltlichen Punkten habe ich durchaus meine Meinung, aber das fiel hier ja unter die Prämisse, nichts über den Inhalt zu sagen. Nur kurz dazu: Aus meiner Sicht gibt es Überforderungen, die teilweise inhaltlich und teilweise organisatorisch bedingt sind. Und ja, da gebe ich dir recht. Aber das spricht aus meiner Sicht nicht gegen die Mitbestimmung an sich.

  5. Danke Sebastian, für diese Einschätzung zum Fanclubtreffen, es ist wie du es schreibst, eine Institution der Mitbestimmung und auch Paul hat Recht, wenn er schreibt, dass gar wenig hängen bleibt. Aber genau darum geht es, wir arbeiten alle gemeinsam daran, dass die Ergebnisse der Tagung auch in den Alltag Eingang finden. Die Mitbestimmung und die institutionalisierten Formen, welche dafür gefunden wurden, sollten wir nicht in Frage stellen.
    Ich fand es gestern wichtig meine Einschätzung von Dingen, mit anderen Unionern, ganz in Ruhe abgleichen zu können. Auch die Möglichkeit mit so vielen zu reden und Meinungen auszutauschen, mit denen man sich sonst oft vor dem Spiel nur ein Eisern zuwirft.

  6. Gibt es eigentlich eine offizielle Haltung von Union zum „Videobeweis“ in der 2. Liga?

    Kann Union zwar grundsätzlich egal sein, weil Union ab nächster Saison ja nur noch erstklassig spielen wird, aber am Donnerstag muss der Verein ja trotzdem noch darüber abstimmen, oder ;-)

  7. Das faustfood was du erwähnt hast, ist ja leider genau andere Richtung vom Bahnhof, als der weg zum Stadion… Wehe das ist kein guter tip…

    • @mieze Erfurt ist ja nicht sooooo groß. Das passt also. Und ich hoffe, dass es dir schmeckt. Ich finde ja schon allein die Idee, in ein Jahrhunderte altes Fachwerkhaus einen Indoor-Holzkohlegrill zu bauen, sehr thüringisch :)

Kommentare sind geschlossen.