Blog State of the Union

1-1 gewonnen

Als der Nachrichten-Account des RBB gestern Abend von einem ‚Überraschungssieg‘ von Union in Köln twitterte, waren sie nicht die ersten, die das 1-1 Unentschieden einen Sieg für Union nannten, und war man nicht ganz sicher, ob es sich um ein Versehen handelte, oder ob die Redaktion diesen Witz aufgegriffen hatte.

Dass dieser Gedanke aber so einleuchtend war, fasst den Abend von Unions erstem Auswärtsspiel in dieser Saison schon ganz gut zusammen. Denn das Unentschieden wurde weithin als voller Erfolg in einem Auftritt auf großer Bühne wahrgenommen. So auch der Tenor der Berliner Medien:

sdchmiedebach
Manuel Schmiedebach ließ Dominick Drexler selten an den Ball kommen; Photo: Matthias Koch

Dabei war das Spiel nicht nur im Ergebnis, sondern leistungsmäßig ausgeglichen. Die positive Wahrnehmung aus Union Sicht speist sich also vor allem aus den vielleicht etwas übertriebenen Erwartungen an den Favoriten Köln. Der hat zwar spielerisch tatsächlich großes Potential, das man in einzelnen Momenten auch aufblitzen sah. Doch Union konnte mit seiner Defensivordnung mehr von seinem Plan umsetzen als die Mannschaft von Markus Anfang. Wie genau das funktionierte, was Union richtig gemacht hat und warum die 1v1 Duelle von Ken Reichel gegen Louis Schaub die einzige systematische Schwachstelle waren, habe ich auf Spielverlagerung ausgeführt. Das beste an Unions Leistung war dabei vielleicht neben der defensiven Kontrolle, die es über das Spiel ausübte, wie konstant man auch offensiv Gefahr ausstrahlen konnte.

Photos vom Spiel gibt es bei unveu.de.

Zum Gesamteindruck des Spiels trug sicher auch bei, dass sich dieses Spiel in einem großartigen, vollen Stadion abspielte (man muss betonen, dass Kölns Hymne phantastisch ist) und dass Unions Auswärtsblock seinen Teil zu dieser Atmosphäre beitrug.

Weniger gute Nachrichten greifen Kurier und B.Z. aus Agenturmeldungen und Polizeiberichten auf: Ein Bus von Unionern sei nach dem Spiel in Köln mit Steinwürfen attackiert worden. Zur Vorgeschichte dieser Vorfälle – die natürlich nichts entschuldigt – gehört vielleicht auch das kindische Prahlen mit geklauten Zaunfahnen. Und die wirklich problematische Verbindung von Teilen der Union Ultra Szene zur Gladbacher ‚Sottocultura,‘ die kürzlich etwa damit auffiel, gemeinsam mit rumänischen Nazis zu posieren.

Und sonst so

Aus Charlottenburg meldet der RBB, dass die Stadt einen Umbau des Olympiastadions zu einem Fußballstadion ablehne. Dabei handelt es sich zwar nur um die aktuelle geäußerte Position von Innensenator Geisel. Ein Schritt nach vorn für eine Lösung von Herthas Stadionproblem ist das aber jedenfalls nicht.

Weder Baupläne noch Bedarf gibt es wohl bei diesem Fußballplatz:

14 Kommentare zu “1-1 gewonnen

  1. Sebastian Tetsch

    Die Verbindung zur „Sottocultura“ halte ich nicht für problematisch. Nur weil eine Person von der befreundeten rumänischen Ultrasgruppierung der Gladbacher so ein Logo in der Hand hält, ist doch nicht gleich die komplette Gruppe „Sottocultura“ zu verurteilen und die Verbindung der Unioner Ultras mit den Gladbachern in Frage zu stellen. Schwarze Schafe gibt es leider überall.

    Verstehe was du meinst, aber halte die Formulierung für etwas unglücklich .

    • @Sebastian Tetsch Das seh ich eben anders. Ultra Vereinigungen haben ja schon eine gesteigert enge Beziehung zu den Zeichen und Fahnen die sie zeigen und der Weise, in der das geschieht. Da fällt es mir doch schwer, dass so ein Banner quasi zufällig und von Außen auf so einem Bild landet, dass ja auch kein Schnappschuss ist. Zumindest in der rumänischen Gruppe gibt es also mindestens einzelne Nazis und mindestens werden die darin akzeptiert. Und wenn Sottocultura sich davon nicht klar distanzieren, sind sie als Gruppe damit eben erst einmal verbunden. Und deshalb problematisch und eine Gruppe, mit der man sich nicht assoziieren sollte.

  2. „1-1 gewonnen“ trifft es genau!
    Ich fand Union gestern defensiv stark. Nach meinem Empfinden wurde es immer nur brenzlig nach Ballverlusten und wenn dann die Kölner mal versuchten schnell zu spielen.

  3. Jan Grobi

    Getreu dem Motto: „alles außer Union ist sch…!“ muss man als Ultra unbedingt mit Gladbach posieren. Ich werd’s nie verstehen

  4. sportanwalt

    Wird verdammt schwer, uns zu schlagen…

  5. *klugscheiß*

    kölner hymne?
    wenn ick mich nich irre ham die kölner sich musikalisch in irland bedient: red is the rose. ( z.b. https://www.youtube.com/watch?v=YhI-jSxD9Fw )

    aber warum auch nicht, is n schönet lied…

  6. Jens Otto

    … und wir haben uns mit unserer Hymne, was die Melodie angeht auch bei anderen bedient :-) : http://www.berliner-zeitung.de/sport/union/fanhymne-was-macht-nina-hagens–eisern-union–zum-ohrwurm–28118030 – ob nun bei Johann Pachelbel vor über 300 Jahren oder vor mehr als 70 Jahren bei Alexander Alexandrow :-)

    • @korrox Danke für den Hinweis auf den Song | @Jens Otto Bei allen Arten Hymnen ist es ja traditionell durchaus beliebt, sich die Melodien irgendwo auszuleihen…

  7. Jens Otto

    ich muss noch was los werden: ich finde es richtig das so Sachen wie #Herrenaffe thematisiert werden (man muss auch fargen warum z.B. beim Testspiel gegen Bordeaux i Bereich der Haupttribüne jemand mit einen T-Shirt mit dem Text „… und morgen die ganze Welt“ [ Textzeile aus einem Nazilied https://www.berliner-kurier.de/news/panorama/was-hitler-wirklich-wollte—–und-morgen-die-ganze-welt-6472468%5D und auf dem Rücken ein Galgenstrick rumlaufen darf?, ist mir leider erst später richtig aufgeaffel, da war der schon weg] und wir ganz deutlich klar machen dass so etwas nichts mit unserem Grundverständnis zu tun hat, ich denke dass hier auch die Fanszene wie Szene Köpenick, Wuhlesyndikat z.B. sich noch deutlicher äußern sollten. Was das Theme Köln angeht so finde ich es bedenklich wenn der Eindruck entsteht das die Angriffe der Idioten aus dem Kölner Umfeld auf uns den Grund darin haben das irgendwer zu Rechtsextremen im Gladbach-Umfeld enge Beziehungen pflegt (Rechtsextreme aus Rumänien.. mhh??), es gibt übrigens seit Jahren, m.W. seit Zeiten vor dem Mauerfall eine enge Freundschaft einiger Unioner zu Gladbachern, einfach mal „Eiserne Fohlen“ recherchieren und Dobby fragen, da jedenfalls sind mir keine Rechtsextremen bekannt. Und: machen wir uns nichts vor: solche Meinungen kann man nicht verbieten, man kann nur immer wieder klar machen das wir ein anderes Selbstverständnis haben.

  8. Dem vernehmen nach hatten sich viele unrote Berliner auf den Weg nach Köln gemacht…

  9. Jens Otto

    hier mal die offizielle Meldung dazu: https://www.fc-union-berlin.de/de/union-live/news/verein/Union-Fans-in-Koeln-angegriffen-1831m/ – es wäre schön wenn Daniel den unglücklich formulierten Satz oben: „Zur Vorgeschichte dieser Vorfälle – die natürlich nichts entschuldigt – gehört vielleicht auch das kindische Prahlen mit geklauten Zaunfahnen. Und die wirklich problematische Verbindung von Teilen der Union Ultra Szene zur Gladbacher ‘Sottocultura,’ die kürzlich etwa damit auffiel, gemeinsam mit rumänischen Nazis zu posieren.“ vielleicht mal etwas verändert, so bleibt ein fader Beigeschmack den die Täter von Köln als Entschuldigung für sich nutzen könnten!

    • dazu müsste man aber schon die Parenthese, in der explizit genau das ausgeschlossen wird, ignorieren… Ich denke, dass man diesen Satz durchaus so stehen lassen kann. Denn was auch immer es an Provokationen gegeben hat gehört zum Kontext der Vorfälle, gerade auch, wenn und weil sie diese nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Und zu diesem Kontext gehört dann eben auch eine Einordnung der Beziehung zu Sottocultura. Daraus, dass diese Beziehung etwas ist, das man überdenken oder kritisch beleuchten kann, folgt aber natürlich genausowenig eine Rechtfertigung des Angriffs.

  10. […] einem Kölner Amtsgericht wird aktuell ein Fall gegen einen Kölner Fan verhandelt, der bei einem Angriff auf Union-Fans in Köln im August 2018 dabei war. Darüber berichtet der Kölner […]

  11. […] gegen Gladbach ist, dass es das erste ist, seit Teile der Ultra Szene im vergangenen Jahr eine Freundschaft zu Sottocultura bekundet […]

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