Blog State of the Union

Wir als Unioner sind längst Teil des Establishments

Könnt ihr euch noch alle an die Zeit erinnern, als Union gegen etablierte Bundesligaklubs antrat? Nur dass es da den Schönheitsfehler gab, dass hinter dem Klubnamen „II“ stand? Und wie wir uns über die zweiten Vertretungen in der Regionalliga und später der 3. Liga geärgert haben? „Wettbewerbsverzerrung!“, haben wir damals gerufen. Und heute? Heute finanziert Union Fallschirmzahlungen mit, die Absteiger aus der Zweiten Liga erhalten. 600.000 Euro je Absteiger. Jeder Zweitliga-Klub zahlt 66.666 Euro dafür (DFL-Mitteilung). Ich kann die Argumentation der Klubs nachvollziehen und vor allem die Situation, in der die Entscheidung im April getroffen wurde, als gut zwei Drittel der Vereine noch hätten absteigen können. Und einmalig soll diese Aktion deswegen sein.

In der Morgenpost wird Union-Präsident Dirk Zingler zitiert: „Ein Absteiger hat keinen Wettbewerbsvorteil, da sein allgemeiner Kostenblock und insbesondere seine finanziellen und personellen Verpflichtungen aus einer Teilnahme am Lizenzspielbetrieb der DFL nicht sofort reduziert werden können. Dies ist eher ein wirtschaftlicher Nachteil für den Absteiger, der durch die Summe nicht aufgefangen, sondern höchstens ein wenig abgefedert wird.“ Fallschirmzahlungen werden diese Gelder gemeinhin genannt. Und 600.000 Euro sind selbst für einen Drittligisten nicht sehr viel Geld. Andererseits ist das fast so viel, wie jeder Drittligaklub bisher aus der TV-Vermarktung erhalten hat (das waren 625.000 Euro). Ab der neuen Saison gibt es 800.000 Euro je Verein (DFB-Mitteilung).

Es ist natürlich ein Vorteil für den Absteiger, vielleicht mithilfe dieser Gelder bestimmte Strukturen erhalten und so den direkten Wiederaufstieg anpeilen zu können. Und das zusätzlich zu den von der DFL bereits gezahlten 500.000 Euro Überbrückungsgeld für Absteiger, mit denen die Nachwuchsarbeit erhalten werden soll. Kein Wunder, dass das bei anderen Klubs wie Wehen-Wiesbaden, die nur knapp den Relegationsplatz verpasst haben, auf wenig Gegenliebe stößt und als Wettbewerbsverzerrung bezeichnet wird, gegen die es aber auch keine Handhabe gebe (Hessenschau).

Es sind Fallschirmzahlungen. Um im Bild zu bleiben: Sie geben keinen Auftrieb, aber sie federn den Sturz etwas ab. Welchen Sinn sie haben? Strukturen zu erhalten. Was sie auch schaffen? Das Establishment schützen, zu dem Union als Klub, der in seine zehnte Zweitliga-Saison in Folge geht, zweifellos dazugehört. Wie haben wir uns aufgeregt darüber, dass die Ligen zu closed shops werden, in die reinzukommen kaum noch möglich ist (siehe Flaschenhals Regionalliga zu 3. Liga, dem Union vor 10 Jahren gerade so entgangen ist) und siehe die enormen finanziellen Unterschiede zwischen 3. Liga und Zweiter Liga. Alleine schon die TV-Gelder, bei denen Liganeuling Magdeburg mit 6,7 Millionen Euro in der nächsten Saison fast 10 Mal so viel erhält wie bisher in der 3. Liga und Union vermeintliche 13,5 Millionen Euro (fernsehgelder.de).

Ich möchte die Feststellung, dass Union längst Teil des Establishments ist, nicht als wertend verstanden wissen. Das ist eine wahnsinnig große Leistung des Klubs, die ich mir so vor genau 10 Jahren niemals hätte erträumen können. Aber wir sind jetzt sicher nicht mehr der Verein, der für die große Durchlässigkeit der Ligen steht und kämpft. Höchstens noch für die Durchlässigkeit in die Bundesliga, weil man da auch mal hin möchte. Und so ehrlich müssen wir sein: Hätte es Union getroffen, würden wir die Fallschirmzahlungen begrüßen. Das Hemd ist näher als die Hose.

Was bewegt uns sonst noch?

Die Bild/BZ gibt ein paar Infos zum Stadionbau heraus. Richtig belastbar sind die Aussagen von Dirk Zingler, der Union im Plan sieht, allerdings nicht. Denn weder wissen wir, was beim Stadionausbau aus den Verkehrsgutachten herauskommt, noch kann ich von außen prüfen, ob man wirklich wie behauptet im Zeitplan steht. Was das Clubhaus betrifft, soll es die belastbaren News im Spätsommer/Frühherbst geben.

Was Transfers betrifft, gibt es nur diese Nachricht:

Der Kurier schreibt, welche Spieler sich wo im Urlaub befinden und kalauert wie gewohnt wahnsinnig in der Überschrift. Aber machen wir doch einfach mit:

Jakob Busk ist auf den Malediven:

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Enjoying life??

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Felix Kroos mit Hund auf Sylt, bevor er nach Russland fährt, um sich zumindest das erste Gruppenspiel seines Bruders anzusehen:

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Best time of the year

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Marcel Hartel ist auf Kuba:

Simon Hedlund ist auf Mallorca:

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Perfect night ??????

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Und Kristian Pedersen ist in Dubai mit Delfinen schwimmen gewesen

(mein Lieblingskommentar darunter: „Sea life centre Birmingham?“)

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Baby girl :)

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Und bleiben wir noch kurz bei der leichten Unterhaltung. Ska hat gestern diesen Video-Schnipsel veröffentlicht …

… der diese witzige Unterhaltung zwischen Toni Leistner und Philipp Hosiner als Resultat hatte.

Twitter: @ToniLeistner

Und sonst so?

Beim DFB gibt es Pressekonferenzen, auf denen keine Frage gestellt werden darf (11Freunde). Ob eigentlich noch eine kritische Berichterstattung bei der Nationalmannschaft möglich ist (und erwünscht ist), muss jeder für sich selbst beantworten. Wenn man nur wenige Minuten beim Training die Aufwärmübungen sehen darf und sonst darauf warten muss, wer sich vor die Sponsorenwand setzt … Nun ja. Für alle, die mal wissen wollen, wie so ein „Medientag“ beim DFB aussieht, bei denen sich Reporter mit den Spielern unterhalten können, mit denen sie wollen, sollte diese Beschreibung von Marcus Bark lesen.

Am Freitag nach dem Test-Länderspiel gegen Saudi-Arabien (ungefähr 22 Uhr) wird der DFB-Pokal ausgelost (Kicker). Union hat kein Heimrecht. Ich hoffe, dass es nicht nach Braunschweig, Kaiserslautern, Aue oder Fürth geht).

Und zum Schluss: Eroll Zejnullahu trainiert. Stand jetzt für den Saisonauftakt beim 1. FC Union.

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#offseason @morris.athletics ? ??? ??

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6 Kommentare zu “Wir als Unioner sind längst Teil des Establishments

  1. Vollpfosten

    Der Artikel von Marcus Bark scheint online schon zensiert worden zu sein…das passt ins Bild ;)

  2. Ich würde die 600.000€ Fallschirm gerne unter einem anderen Aspekt sehen: Wir haben die Entwicklung eines Absteigers aus Liga 2 ja vor einigen Jahren selber mitgemacht und wissen, dass das Erste, was darunter leidet die Finanzierung von Personal in Geschäftsstelle und Umfeld ist. Meist Jobs, die man als zweiwöchentlicher Stadiongänger nicht unbedingt mitbekommt. Sicher wird auch das Engagement im Lizenzspielerbereich heruntergeschraubt bei so einem Abstieg aber in erster Linie sind es doch diese Jobs, die dann wegfallen bzw. weggekürzt werden müssen, weil einfach nicht mehr im gleichen Maßstab Geld da ist.

    Ich finde den Gedanken, dass diese 600.000€ eine Wettbewerbsverzerrung sind nicht falsch, möchte aber zu bedenken geben, dass sie potentiell mind. 10 Menschen in den betroffenen Vereinen einen Arbeitsplatz über ein Jahr sichern können – evtl. sogar bis zum Wiederaufstieg. Und unter dem Gesichtspunkt einer sozialen Verantwortung sehe ich in diesen Fallschirmzahlungen dabei dann sogar etwas Gutes.

  3. @robert Ich verstehe den Ansatz, dass man einige Angestellte eines Vereins für mindestens 1 Jahr länger anstellen kann. Ich glaube aber kaum, dass die betroffenen Absteiger dass Geld auch dafür verwenden.

    Da der Druck wieder aufzusteigen so hoch ist, wird das Geld auch mit dieser Priorität investiert werden, d.h. direkt in den Kader.

    Wenn es nach mir ginge, sollte man TV-Gelder und Prämien komplett abschaffen und nur auf Zuschauer und Sponsoren aufbauen. Das würde das aktuell vorhandene Pyramiden-System abdämpfen und es würde auch keine großen Unterschiede mehr zwischen den Ligen geben. Natürlich hat man dann die Mega-Clubs wie Bayern, Dortmund und Schalke mit extrem hohen Mitglieder-Zahlen, aber das wäre dann Demokratie.

  4. @Flo C: Wie die Clubs die Gelder verwenden, ist natürlich nochmal eine andere Frage, ja. Evtl. hätte man ja da Vorsorge bei der Auflage dieser Gelder treffen können. Ich wollte auch lediglich zu Bedenken geben, dass es nicht UNBEDINGT schlecht sein muss und auch theoretisch für gute Zwecke eingesetzt werden könnte. Ob das wirklich passiert… keine Ahnung :)

  5. @robert Vielleicht lassen die beiden Clubs in der Hinsicht mal was von sich hören. Wäre ja mal spannend.

  6. […] Erinnert ihr euch noch daran, dass im Sommer die Zweitligisten auch mit Zustimmung von Union „angesichts der außergewöhnlichen Situation, dass in der abgelaufenen Saison zwei Drittel der Clubs bis zu den letzten Spieltagen um den Klassenerhalt bangen mussten“ Fallschirmzahlungen von jeweils 600.000 Euro für die beiden Absteiger beschlossen haben? Das wurde damals als besondere Aktion angekündigt, Helmut Hack von Greuther Fürth als Vertreter der Zweitligisten wurde weiter so zitiert: „Diese Solidaraktion, die aus der Mitte der Zweitliga-Clubs angeregt wurde, ist den besonderen Umständen geschuldet und daher einmalig.“ […]

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