Blog State of the Union

Wenn Verbände sich vor politischen Entscheidungen drücken: Die Fälle 50+1 und Babelsberg 03

Heute können wir es kurz machen: Marvin Friedrich wird gegen Bielefeld am Montag auf jeden Fall den gesperrten Toni Leistner ersetzen. Oder wie es Trainer André Hofschneider in seiner gewohnten Art ausdrückte: „Wenn sich Marvin beim Aussteigen aus dem Bus nicht verletzt, wird er definitiv spielen.“ (die Pressekonferenz gibt es auf AFTV oder Facebook).

Das sind die Medienberichte zur Startelfgarantie:

Der Kurier nimmt uns mit auf eine Reise in Hofschneiders Vergangenheit, denn dort spielte der aktuelle Union-Trainer von 1998 bis 2002. Wirklich schön ist das natürlich nur, wenn man sich davon auch ein Bild macht. Deswegen hier der Link zu einer Autogrammkarte von 1998, die André Hofschneider als Spieler von Arminia Bielefeld zeigt. Bis auf den Ohrring im linken Ohr, der mittlerweile verschwunden ist, zeigt er sich aus meiner Sicht recht unverändert.

Und sonst so?

Auf den Tagesspiegel-Bericht, wonach die DFL Martin Kinds Antrag auf eine Ausnahme von 50+1, die er für die endgültige Übernahme von Hannover 96 bräuchte, ablehnen will, sorgte gestern für hektische Betriebssamkeit. Sowohl in Hannover, die sich genötigt sahen diese Stellungnahme abzugeben …

… als auch bei der DFL in Frankfurt am Main:

Ich bin da etwas zwiegespalten. Die jetzige Situation mit den Ausnahmeregelungen führt dazu, dass sich die DFL in eine Sackgasse manövriert hat. Entweder sie lässt weiter Ausnahmen zu (in Kinds Fall geht es bei der DFL-Entscheidung darum, ob er über 20 Jahre durchgängig in einem besonderen Maße den Verein gefördert hat, was ungefähr mit dem Engagement eines Hauptsponsors gleichzustellen ist) oder sie wird verklagt und die Regel wird von Gerichten zu Fall gebracht. Statt hier den Schwarzen Peter einfach an die Gerichte weiterzuschieben, würde ich es besser finden, eine rechtssichere Regel für den Einstieg/Nichteinstieg von Investoren auf den Weg zu bringen. So kommt es mir vor, als ob letzten Endes DFL und Martin Kind am gleichen Strang ziehen.

Über unser Gefühl, dass der Fußball längst nicht mehr selbst die Regeln bestimmt, schreibt die Morgenpost in einem Interview mit Gunter Gebauer: „Fußball ist nicht mehr Herr im eigenen Haus“

Das Ultimatum an Babelsberg, die fällige Strafe für die Vorfälle beim Spiel gegen Cottbus zu zahlen ist heute Nacht verstrichen. Über den ganzen Vorfall haben wir euch hier auf dem Laufenden gehalten. Warum ein Verein wie Cottbus trotz Sieg-Heil-Rufen und Hitlergrüßen seiner Anhänger ohne Strafe aus der Nummer kommt, aber Babelsberg in der Urteilsbegründung der Ruf eines Fans „Nazischweine raus“ vorgeworfen wird, sorgt weiter für mehr als nur noch Stirnrunzeln. Dass der NOFV jetzt bei der Durchsetzung des Urteils (Zwangsabstieg) die großen Kanonen auffährt und sagt: „Es geht nicht anders. Die Frage der Glaubwürdigkeit des NOFV steht auf dem Spiel“ (RBB), lässt mich nur noch mit dem Kopf schütteln. Als hätten sie beim NOFV den Schuss nicht gehört. Auch so ein Verband, der sich in eine Sackgasse manövriert hat und sich auf formaljuristische Kriterien zurückzieht, statt das politisch zu lösen.

Harlekins zeigen keine Choreos mehr in der Ostkurve

Bei Hertha wollen die Harlekins keine Choreos mehr machen, weil sie sich vom Verein gegängelt fühlen. Das klingt erstmal merkwürdig. Liest man sich die Stellungnahme der Ultra-Gruppe durch, bleibt mir allerdings die Spucke weg. Da wird mit Artikel 5 des Grundgesetzes in Anbetracht der Kritik an diesem sexistischen Banner argumentiert:

Als ob es eine Freiheit gäbe, solchen Müll öffentlich von sich zu geben. Und als ob ein Verein wie Hertha das auch noch in seinem Stadion zulassen müsste. Ich bin echt fassungslos. Und das Banner war nun echt kein Einzelfall. Aber vielleicht nutzen manche die choreofreie Zeit nun, um ihren moralischen Kompass mal zu justieren.

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