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Dirk Zingler: „Unruhe und schlechter Fußball waren auch vorher da“

photo:koch

Nachdem Dirk Zingler sich in der letzten Woche in einem internen Interview über den Trainerwechsel geäußert hat, erscheint in der heutigen Ausgabe des Kicker ein Interview mit Unions Präsident, in dem er versucht, diese Entscheidung auch gegenüber Journalisten zu rechtfertigen. (Nur Teaser online.)

Es bleibt dabei, dass Zingler keine Details zu den Gründen nennt, die abgesehen der bloßen sportlichen Leistung zur Freistellung von Jens Keller beigetragen haben. Im Versuch, deutlich zu machen, dass die Entscheidung gegen Keller ihre Berechtigung hatte, sagt Zingler, es habe „schwerwiegende Gründe“ dafür gegeben, sich von Keller zu trennen.

Zingler und der Verein insgesamt beanspruchen, eine Fürsorgepflicht wahrzunehmen, über Mitarbeiter öffentlich „nicht schlecht zu reden. Das gehört sich nicht.“ In dem Interview wird deutlich, dass Union sich in einer unmöglichen Situation befindet: ohne diese Fürsorgepflicht zu verletzen, wird eine vollständige Rechtfertigung des Trainerwechsels nicht gelingen.

So bleiben zur Allgemeinen Bewertung der Entscheidung nur die sportlichen Gründe. Zingler macht in Bezug auf die sportliche Situation die Einschätzung der Leistungen seit April deutlich („schlechter Fußball“, „zum dritten Mal in diesem Jahr eine richtig schlechte Phase“) und verteidigt Unions Recht, höhere Ansprüche als Platz vier in der zweiten Liga zu haben.o

Abgesehen vom Trainerwechsel im engeren Sinn deutete Zingler auch an, dass sich im Kader in der Winter-Transfer-Phase durchaus ein paar Änderungen ergeben könnten – welche Baustellen da am dringlichsten sind, ist ja bekannt.

Und schließlich verwahrt sich der Präsident entschieden gegen Anschuldigungen, mit Vorhaben des Vereins wie der Stadionerweiterung private Interessen zu verfolgen – auch und vor allem im Namen der Präsidiumsmitglieder Dirk Thieme und Jörg Hinze. Artikel, die das insinuieren, nennt Zingler „widerlichen Drecks-Journalismus.“

Update von 11.10 Uhr: Kellers Berater Thomas Eichin wehrt sich bereits im Kicker gegen Zinglers Andeutungen, es sei mehr vorgefallen. Langsam nimmt das Ganze Soap-Opera-Charakter an. Und zwar nicht im Guten.

Die Berichte der Berliner Medien zu Zinglers Interview:

In der Mannschaft und dem Trainerteam gibt es derweil schon jetzt eine personelle Veränderung: Michael Gspurning löst Dennis Rudel als Torwarttrainer ab, seine Position als dritter Torhüter nimmt Lennart Moser aus der U19 ein.

Da auch zu Gspurnings Rolle bisher schon gehörte, die beiden jüngeren Torhüter zu coachen, kommt dieser Schritt nicht überraschend. Und Gspurning macht den Eindruck darauf gut vorbereitet zu sein.

Damit lässt André Hofschneider seiner Äußerung, mit den Torwartleistungen nicht zufrieden zu sein, erste Taten folgen. Ob es nach der Winterpause auch einen Wechsel des Stammtorhüters geben wird, fragen sich nicht nur der Kurier und die Berliner Zeitung, sondern wohl auch Jakob Busk und Daniel Mesenhöler.

Einmal Unioner

Am Wochenende durften sich einige Unioner mit guten Ergebnissen in die Winterpause verabschieden – allen voran Eroll Zejnullahu, der mit Sandhausen gegen Kiel gewann und dabei über 80 Minuten im Mittelfeld spielte:

https://www.instagram.com/p/Bc0NHiihGMb/

Aber auch Benni Kessel erreichte nach einer furchtbaren Hinrunde gegen Nürnberg immerhin ein Unentschieden …

https://www.instagram.com/p/Bcz9ojJgyp2/

wohingegen Jan Glinker mit Magdeburg ebenfalls auf Ligawechsel-Kurs liegt:

Und schließlich spielte Collin Quaner für Huddersfield mal wieder von Beginn an und steuerte eine Vorlage zum 4-1 gegen Watford bei:

14 Kommentare zu “Dirk Zingler: „Unruhe und schlechter Fußball waren auch vorher da“

  1. Nicht besonders hilfreich von Zingler, weiterhin so unkonkret zu bleiben. Eichin antwortet schon dementsprechend: http://www.kicker.de/news/fussball/2bundesliga/startseite/713312/artikel_keller-berater-eichin_zingler-zuendet-nebelkerzen.html
    Auch das „dieser kleine Ostverein“-Zitat dürfte als Bumerang zurückkommen, klingt sehr nach dem altbelkannten „immer auf die Ostvereine“.

  2. Und wieder „Es gab da schon Gründe, aber wir sagen sie halt nicht“ … – Zingler ist für mich derzeit absolut unglaubwürdig und er verschlimmbessert das mit jeder Aussage, die er tätigt. Wenn er nicht über die Gründe reden will, dann soll er es lassen. Dann soll er aber auch nicht solch mysteriöse Aussagen treffen, mit denen er versucht, sich in ein besseres Licht zu stellen. Wenn er aber unbedingt was sagen will, dann soll er es konkret machen, dann soll er mitteilen, welche schwerwiegenden Gründe zur Trennung geführt haben.

  3. nachdem ich mich nach dem AFTV-Interview von DZ am letzten Donnerstag eigentlich beruhigt hatte und ich mich damit abgefunden habe dass es wohl gute Gründe gegeben haben muss Jens Keller abzulösen nun das! Was sollen die Andeutungen von Dirk Zingler?, entweder man sagt was wirklich los war oder man hält die Klappe, bei Sascha Lewandowski z.B. hat es doch ganz gut geklappt, er wurde mit Burnout abgelöst und was dann später an sehr traurigen Dingen geschehen war hatte mit uns nicht mehr direkt zu tun. Mit dem Interview hat Dirk Zingler nun wieder die Kiste aufgemacht und statt Ruhe in der Winterpause wird nun das Gegenteil eintreten. Damit schadet Dirk Zingler dem Verein und was den Versuch angeht Kritiker ruhig zu stellen ist nicht nur bei mir das Gegenteil eingetreten. War ich vorher nicht dafür dass Dirk Zingler zurück tritt so bin ich es jetzt! Bei mir hat der nach der Nummer im Kicker auf ewig verschissen, Verdienste hin- und her!

  4. Ich muss euch da etwas widersprechen.

    Die Taktik erschließt sich mir nicht komplett aber ich glaube, dass die Grundidee richtig ist.
    Nicht negativ über Mitarbeiter reden. Er sagt aber dennoch, dass es drei schlechte Phasen dieses Jahr gab, es fehlt Wille und auch die Hierarchie scheint nicht gegeben. Nur diese rein auf den Sport bezogenen Punkte reichen für mich (persönlich) aus. Sollte da noch mehr sein (please insert „Verschwörungstheorie“) – um so richtiger ist die Beurlaubung.
    Der Anspruch außerdem mit den Mitteln das bestmögliche zu erreichen ist selbstverständlich. Und lustlos zwischen 4-7 zu pendeln reicht nicht aus und erfüllt nicht die Erwartungen.
    Wieso jetzt noch ein Kicker Interview hinterher geschoben werden musste, erschließt sich mir nicht. Nachdem JK aber selbst und ziemlich aktiv in den Medien vertreten war, sehe ich diese Art der Medien Einnordung als kleine PR-Korrektur.

    Das Schlusswort ist besonders gut: widerlicher Drecks-Journalismus! Hauptsache Hype, Hauptsache Schlagzeile und Klickraten.

  5. @ Tim: aber wenn das seine Intention war dann ist das nach hinten los gegangen, ich habe ja extra auf den Fall Sascha Lewandowski hingewiesen, da wurde es mit viel Fingerspitzengefühl gelöst, wenn man etwas aufklären will dann soll man das tun und nicht irgend welche wagen Andeutungen machen. Und was di Angriffe auf die Medien angeht: Ursache für die vielen Spekulationen war ja das über einwöchige Schweigen (die dünnen Aussagen am 4. und 6.12. haben überhaupt nichts ausgesagt), und was die OStmasche angeht, das ist mehr als erbärmlich. Wie gesagt: für mich war das alles mit dem AFTV-Interview erledigt, so allerdings bleibt das ungute Gefühl dass hier was vertuscht werden soll, ganz schlechte PR für uns alle!!!

  6. Mann kann sich aber auch wie immer in alles hineinsteigern und in irgendwas hineininterpretieren.

    Ich traue einen unioner zingler präsidenten, der uns schritt für schritt klug und weise professionell gemacht hat mehr, als einen Typen, der davon lebt, Spieler und Trainer zu vermarkten und zu verkaufen.

    Letzterer versucht immer das nötigste, um seine schützlinge gut dastehen zu lassen. Immerhin erwartet ihn so neue Kundschaft, wenn er als glorreicher ritter, der gegen böse Präsidenten kämpft, in den Medien erscheint.

  7. @ Wuhleblut: ersteinmal: das Interview von Zingler im Kicker war zuerst da, alle Reaktionen jetzt sind vorhersehbar, die Schlammschlacht wurde durch das Interview von Dirk Zingler ausgelöst und nicht durch die Erwiederung des Beraters von Jens Keller! und wer so was tut wie Zingler, einfach wage Andeutungen machen und Kritiker auf übelste Art zu beschimpfen kann in der Vergangenheit noch so viele Verdienste haben, mit der Art hat er die mit dem Arsch eingerissen, diese Interview schadet dem Verein massiv, es offenbar einen Stil der vielleicht zu einer Frischbetonbude passt aber nicht zu einem Verein wie Union!

  8. Herrje. nun bleibt doch mal auf dem Teppich.
    1. Sagt DZ in dem Interview, dass man nicht über Nacht und spontan eine solche Entscheidung trifft und das man jeder davon ausgehen kann, dass es schwerwiegende Gründe gab. Wieso denkt eigentlich jeder, dass sportliche Gründe keine schwerwiegenden sein können und hinter allem immer noch viel mehr Geheimnis steckt?
    2. wissen wir doch alle, dass DZ nun nicht der begabteste Rhetoriker aller Zeiten ist. Was möglicherweise dazu führen kann, dass eine Aussage missverständlich ist, oder aber was auch nicht unwahrscheinlich ist, dass in der Reinschrift des Interviews sich möglicherweise „Verknappungen“ oder „Zuspitzungen“ eingeschlichen haben.
    Ich für meinen Teil stehe hinter DZ und auch wenn mal was schief läuft, hat er bei mir mehr Kredit als jeder andere. Jan

  9. Musiclover

    Nach wie vor lässt sich kein durchdachter Masterplan im Handeln bei unseren Führungspersonen entdecken. Erst die ominöse Brandrede, dann eine Trainerfreistellung, die bisher nicht hinreichend begründet erfolgte, nun noch eine Entlassung und weitere mediale Fehltritte. Union gibt gerade kein gutes Bild ab.

  10. @ Musiclover: da hast du recht, ich möchte jetzt eigentlich nur eins: das wir zur Ruhe kommen und Kraft sammeln für die Rückrunde, in diesem Sinne von mir versöhnliche Weihnachtsgrüße. U.N.V.E.U.

  11. Was die Ansprüche angeht, so sollte man bei 4 Punkten Vorsprung auf Platz 15 einfach mal zurück auf den Boden der Tatsachen kommen …..

  12. Einfache Sache…ganz einfach.

    Tabellenplatz 4…3 Spiele ohne Sieg…da ist der Aufstieg in Gefahr. Also weg mit dem Trainer.

    Und alle so: bist du eigentlich total gestört??

    Da müssen „Gründe“ her.

    Alles rein fiktiv. Aber mein Bauchgefühl.

    „Fürsorgepflicht“ setzt dem ganzen Theater allerdings noch die Krone auf. Da wird sich eines solchen Instruments bedient. Willkürlich und wie es einem passt. Hey, Pippi Langstrumpf….

    Unglaublich alles. Unglaublich realitätsfern.

  13. Hajo Obuchoff

    Aus dem Personal bei Union hört man schon unter dem Siegel der Verschwiegenheit andere Töne, die den Trainer abseits der sportlichen Arbeit in einem anderen Licht erscheinen lassen. Da gab es wohl schon schwerwiegende Gründe und bei seiner Geburtstagsfeier (nach dem Spiel gegen Darmstadt) wohl auch den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Mehr von mir hier nicht. Hört Euch einfach selbst um.

  14. @ Hajo Obuchoff: das nennt man Rufmord, entweder man sagt klipp und klar was ist oder man hält die Fresse! Bei Sascha Lewandowski hat man das ja 2016 auch geschafft, da wurde einen gemeinsame Sprachregelung gefunden (Burnout), mit allem was dann Monate später rausgekommen ist hatte Union nix zutun! Ich höre nämlich über dich Hajo auch so einiges, man munkelt da dass du dich so mit eingen zwiellichtigen Leuten triffst, weißt schon….

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