Blog State of the Union

Warum hat Union bei Jens Keller eigentlich die Reißleine gezogen?

Union hat Jens Keller entlassen. Das musste ich gestern erst einmal sacken lassen und kann es heute immer noch nicht fassen. Aber versuchen wir es doch einmal, uns dem Thema nicht über die Gefühle zu nähern oder es im Nachhinein schon immer besser gewusst zu haben oder einfach nur eine Meinung oder Gerüchte zu diesem Thema abzusondern, ohne dass es dafür eine Grundlage gibt. Zum besseren Sortieren teile ich das Ganze in drei Teile auf: Was ist passiert? Was sind die Gründe dafür? Wie geht es jetzt weiter?

Was ist passiert?

Union trennte sich am Montag Vormittag von Trainer Jens Keller und Co-Trainer Henrik Pedersen (Vereinsmitteilung). Beide hatten noch Vertrag bis Sommer 2018 und sind diese Saison mit dem Ziel Aufstieg in die Bundesliga angetreten. Der Verein begründete diesen Wechsel in den Worten von Sportgeschäftsführer Lutz Munack so: „Mit unserer Spielweise und den Ergebnissen der letzten Wochen werden wir nicht den Ansprüchen gerecht, die wir klar formuliert und mit der Gestaltung des Kaders im Sommer deutlich untermauert haben.“ Das Vertrauen, mit den beiden Trainern Konstanz in die sportliche Leistung zu bekommen, sei nicht vorhanden.

Jens Keller oder jemand in seinem Umfeld zeigte sich auch in diesem Moment unglaublich professionell und steckte die Information irgendjemanden bei ran.de, die sie vor Union veröffentlichten, so dass Kellers Erzählung des Vorgehens auch ihren medialen Platz fand. So stammt das einzige Zitat aus dem Text von ran.de: „Ich bin geschockt und kann es nicht verstehen. Wir waren in der vergangenen Woche noch in guten Gesprächen über einen neuen Vertrag.“

Jens Keller und Co-Trainer Henrik Pedersen in ihrem letzten Spiel für Union, beim 1:2 in Bochum, Foto: Matze Koch

Als neuen Trainer präsentierte Union sofort mit der Trennungsmitteilung André Hofschneider, der nicht als Interimslösung vorgestellt wurde, sondern einen Vertrag als Cheftrainer bis Sommer 2019 besitzt. Dass dieses Datum allerdings nicht viel Bindungskraft entfalten muss, haben wir gestern gesehen. Aber es ist schon davon auszugehen, dass Union gedenkt, den Weg in die Bundesliga mit André Hofschneider zu gehen. Der zweite Co-Trainer Sebastian Bönig wird der einzige Co-Trainer der Profimannschaft. In der A-Jugend übernimmt Willie Weise den Cheftrainerposten von André Hofschneider (Vereinsmitteilung).

Was sind die Gründe?

Die Entlassung von Keller hat gestern für viel Kopfschütteln gesorgt. Das dürfte vor allem daran liegen, dass Leute oberflächlich von der Entfernung Union betrachtet haben und diese Entscheidung mit dem Tabellenstand (Platz 4 mit 5 Punkten Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz) verknüpft haben. Und auch mit dem Image von Union, der familiäre und etwas andere Verein zu sein. Dass das auch auf die Trainerposition übertragen wird, hat vielleicht etwas mit der Ausnahme Uwe Neuhaus zu tun, der hier sieben Jahre gearbeitet hat. Ansonsten ist die Kontinuität auf dieser Position bei Union eher nicht gegeben.

Welche Gründe bringt Union für die Trennung an? Eine Frage, die laut BZ auch die Spieler der sportlichen Leitung stellten, denn auf der Hand lag dieser Schritt von Union nicht. Dazu müssen wir uns ein wenig in Forsthaus-Astrologie üben. Denn in der Mitteilung von Union werden zwar einerseits die vergangenen „Ergebnisse“ genannt, aber auch die „Spielweise“. Damit kann einerseits die permanente Anfälligkeit für Gegentore gemeint sein. Oder etwas tiefer betrachtet auch die prinzipielle Spielweise unter Keller mit Gegenpressing, hoch aufgerückten Außenverteidigern, Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte. Kurz mit der Suche nach Umschaltmomenten, die mit klug gespielten langen Bällen über die Außenbahn aber auch viel Raum für den Gegner ließen. Ein Ballbesitzspiel, dass die Kaderqualität auf jeden Fall in der Zweiten Liga hergibt, hat Keller nie favorisiert. War er mit dieser Strategie vor allem in der vergangenen Rückrunde sehr erfolgreich, so hat sich in dieser Saison zwei Mal das Symptom entwickelt, dass Union nicht in der Lage war, knappe Führungen oder Unentschieden zu verwalten und über die Zeit zu bringen. Dazu kommt aber auch, dass in der Defensive durch die Verletzungen von Michael Parensen, Fabian Schönheim und vorher Atsuto Uchida und Marc Torrejon die Alternativen fehlten. Sollte über die prinzipielle Spielstrategie Uneinigkeit geherrscht haben, wäre eine Trennung plausibel. Allerdings gibt es dafür nur die Unzufriedenheit über die Spielweise als Indiz. Die Überraschung von Keller und der Mannschaft spricht dagegen, dass es da einen größeren Konflikt gab.

Dafür gibt es einen anderen Punkt auf der auf der Agenda, der schon ein paar Wochen schwelt und der ist mit der Person Steven Skrzybski verknüpft. Eine Lehre aus der vergangenen Saison lautete: Mehr Konkurrenzkampf und mehr Durchlässigkeit in die Startelf schaffen. Denn Lücken in der Stammelf (durch Leistungstiefs, Sperren oder Verletzungen) konnten in der Rückrunde nicht aufgefangen werden und haben Union mutmaßlich den Aufstieg gekostet.

Steven Skrzybski und Trainer Jens Keller, Foto: Matze Koch

Während es zur Mitte der Hinrunde so aussah, als habe Keller mit Wechseln, die teils verletzungsbedingt zustande kamen wie die von Torrejon zu Schönheim und wieder zurück, oder die Rochaden von Kreilach und Hartel oder Kroos, Prömel und Fürstner jeweils Antworten auf neue Situationen gefunden und damit Stellschrauben, die die jeweilige Ausrichtung von Union (mehr in Richtung Offensive oder mehr in Richtung Defensive) beeinflussen, verfestigte sich der Eindruck in letzter Zeit, dass die Startelf wieder mehr wie eine Stammelf wirkte und so zwar die Spieler auf dem Platz das Vertrauen des Trainers spürten (größter Profteur dürfte Marcel Hartel sein), aber die anderen Spieler auf Bank oder Tribüne außen vor waren und ihnen der Weg in die Startelf wie vernagelt schien.

Während das Spieler wie Damir Kreilach oder Stephan Fürstner professionell klaglos hinnahmen, ließ sich Steven Skrzybski das nicht bieten. Er führte laut Tagesspiegel am 16. November gemeisnam mit seinen beiden Beratern ein Gespräch mit der sportlichen Leitung aus Sportgeschäftsführer Lutz Munack und Sportdirektor Helmut Schulte. Jens Keller war nicht dabei. Eine Woche später schreckte er alle Unioner damit auf, dass er offen über einen Wechsel in der Winterpause sprach, sollte sich an seiner grundsätzlichen Situation nichts ändern (BZ). Der Kurier schreibt jetzt darüber, was am Montag nach den Skrzybski-Äußerungen passiert sein soll: „Exemplarisch aufgetreten, als Keller am Montag Steven Skrzybski zusammenstauchte, dabei aber aus der Truppe keinerlei Unterstützung für seine Rüge bekommen haben soll.“

Viel exemplarischer als Steven Skrzybski sieht man die mangelnde Moderation des Konkurrenzkampfes des vorhandenen Kaders aus meiner Sicht an Philipp Hosiner, der unter Keller sich abrackert und auf dem Feld immer verzweifelter wirkte, wenn er da mal zum Einsatz kam. Beim Abschiedsspiel von Karim und Tusche machte der Österreicher den Anschein, als würde er am liebsten die ganze Party kaputtschießen wollen mit humorlosen Toren gegen körperlich absolut überforderte Alt-Profis. Angesichts der Konkurrenz durch Sebastian Polter ist Hosiners Position sportlich nachvollziehbar, aber für ihn muss es ausweglos erscheinen. Er hat bei einem Zweitligisten fast 1,5 Jahre kaum Spiele gemacht. Dabei wollte er doch bei Union Anlauf nehmen für einen Neustart seiner Karriere.

Wenn es einen Grund gibt, den ich nachvollziehen kann, dann ist es der der mangelnden Moderation des Konkurrenzkampfes mit einer besseren Durchlässigkeit Richtung Startelf. Man kann den Hinweis in der Pressemitteilung auf den für den Aufstieg zusammengestellten Kader in die Richtung lesen. Der Umgang mit Kapitän Felix Kroos war auch wenig überzeugend. Mir ist bis heute nicht ganz klar, ob es bei den Aufstellungen oder Auswechslungen um die Kapitänsrolle oder den spielerischen Wert von Felix Kroos ging. Auch wenn es sich am Ende als Ente herausgestellt hat, wäre der harte Cut bei der Kapitänsrolle vielleicht für alle Seiten besser gewesen, weil er diese Zweifel beseitigt hätte. Bei Uwe Neuhaus wurde kritisiert, dass er als Trainer zu schnell die Spieler getauscht hätte und sie so keine Sicherheit finden konnten, hier ist es jetzt umgekehrt. Allerdings hatte Neuhaus auch keinen Kader mit der hohen individuellen Qualität zur Verfügung.

Bisher habe ich nur über sportliche Gründe gesprochen. Natürlich schweben über allem auch Gründe, die die Gesamtentwicklung des Vereins beeinflussen. Das Ziel Aufstieg soll dieses Jahr erreicht werden, dafür sind die Rahmenbedingungen da: Es gibt keine übermächtigen Bundesliga-Absteiger und die finanziellen Aufwendungen für den Kader sind enorm. Wie sehr Unions Planungen für den Bau des Clubhauses, des Nachwuchsleistungszentrums, des neuen Fanshops im Berliner Zentrum, des Stadionausbaus und die immer wieder erwähnten Verbindungen zur Quattrex Sports AG (Stuttgarter Zeitung) einen Aufstieg schon zum Muss gemacht haben, weiß ich nicht.

Ich persönlich schätze niemanden der Verantwortlichen so ein, dass es heißt Aufstieg oder Tod. Aber dass ein Nichtaufstieg einen Krater im Kader hinterlassen würde, weil Spieler den Verein verlassen, steht außer Zweifel. Und genauso steht außer Zweifel, dass mit Dirk Zingler jemand Präsident ist, der eine Gelegenheit nicht vorbeiziehen lässt, wenn sie sich bietet. Das halte ich für den ehrlichsten Part in der Begründung der Trennung: Man hat das Vertrauen nicht, mit den handelnden Personen das Ziel Aufstieg erreichen. Die logische Konsequenz ist dann die Trennung. Die ganze Entscheidung trägt eigentlich die Handschrift von Präsident Dirk Zingler und auf ihn wird in allen Zeitungsberichten Bezug genommen. Aber er selbst äußert sich nicht. Weder zu den Medienvertretern noch zu den Vereinsmitgliedern.

Wie geht es jetzt weiter?

André Hofschneider als Cheftrainer beim U19-Spiel am Wochenende, Foto: Matze Koch

„Prognosen sind schwierig, gerade wenn sie die Zukunft betreffen.“ Dieses mal Mark Twain oder Winston Churchill zugeschriebene Zitat könnten wir über jeden Text (auch meinen hier) zum Thema Union schreiben. Dieser Move, Jens Keller und Henrik Pedersen könnte sich als die größte Dummheit der Vereinsgeschichte seit der Entlassung von Hans Meyer nach einer niederlagenlosen Saisonleistung von 8 Siegen und 2 Unentschieden im Jahr 1995 herausstellen. Es könnte aber auch der Jörn-Andersen-Moment werden (Mainz entließ den Aufstiegstrainer noch vor dem ersten Bundesligaspiel), der rechtzeitig die Weichen in die richtige Richtung stellt. Mit dieser Unsicherheit müssen Personen leben, die Entscheidungen treffen.

Uwe Bremer von der Morgenpost, mein früherer Kollege als Hertha-Reporter, schrieb gestern, dass schon die nächsten 6 Spiele eigentlich alles entscheiden können. Bleibt Union danach nicht im Aufstiegsrennen dabei, können sie eigentlich schon mit den Aufräumarbeiten beginnen. Die nächsten Gegner sind: Dresden (H) und Ingolstadt (H) und nach der Winterpause Kiel (A), Nürnberg (H), Bielefeld (A) und Düsseldorf (H). Und vielleicht ist es auch dieses Programm, dass Union zum Handeln bewogen hat.

Ich kann über André Hofschneider und seine Art Fußball spielen zu lassen, wenig sagen. Er hat in der wirklich schwierigen Situation, nachdem Sascha Lewandowski erst bei Union aufgehört und sich wenige Monate später selbst getötet hat, die Mannschaft geführt und ihr den Ballast von den Schultern genommen. Es ist müßig darüber zu diskutieren, wieviel Vorarbeit dabei Lewandowski oder Norbert Düwel geleistet haben. Jetzt übernimmt Hofschneider eine qualitativ noch stärkere Mannschaft, die zudem auch intakt ist. Es gibt eine große Kaderbaustelle in der Innenverteidigung, die aber erst im Winter effektiv gelöst werden kann.

Ob André Hofschneider die Qualität von Jens Keller im Umgang mit Medien mitbringt, ist aus Unionsicht vielleicht zweitrangig. Sollte Union im Aufstiegskampf bis zum Schluss mitspielen, dürfte es interessant sein zu sehen, welchen Einfluss das erhöhte Medieninteresse auf den nach außen bisweilen spröde wirkenden Trainer hat. Ich vermute, dass Union sich medial jetzt zunächst in die bekannte eiserne Wagenburg zurückziehen wird. Und je nach sportlichem Erfolg wird sich das wieder öffnen.

Ob Union nach diesem plötzlichen Rauswurf so schnell wieder Trainer mit der Reputation und nachgewiesenen Qualität von Jens Keller bekommt, weiß ich nicht. Aber vielleicht will der Verein das auch nicht.

Präsident Dirk Zingler, Lutz Munack (Geschäftsführer Sport) und Helmut Schulte (Sportdirektor), Foto: Matze Koch

Ein Aspekt, der mir persönlich etwas zu kurz in den aktuellen Betrachtungen kommt: Welche Auswirkungen hat das jetzt auf auf die sportliche Führung bei Union. Die wurde Anfang des vergangenen Jahres aufwendig neu strukturiert, nachdem man vom jahrelang praktizierten Modell des Trainers als sportlich Alleinverantwortlichen abgerückt ist. Als Sportdirektor wurde mit Helmut Schulte jemand geholt, der im Geschäft schon alles erlebt hat. Und als Geschäftsführer Sport, der alles zu verantworten hat, wurde Lutz Munack (seit 12 Jahren für Union tätig) aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum hochgezogen.

Nun schreibt die BZ folgenden Absatz:

Danach sollen dem Vernehmen nach mehrere Spieler bei Lizenzspielerabteilungsleiter Helmut Schulte (60) und Munack vorstellig geworden sein und gefragt haben: Warum muss Keller gehen, obwohl man doch gerade verlängern wollte? Die Antwort: Diese Entscheidung sei von höheren Gremien gefällt worden.

Sollte das stimmen, wäre die sportliche Führung eher eine sportliche Ausführung bei Union, die das Tagesgeschäft verwalten darf, aber eigentliche Entscheidungen, die zu ihrer Kompetenz gehören sollten wie die über einen Trainer, nicht verantworten darf oder will. Dass die endgültige Entscheidung in einem anderen Gremium getroffen wird, ist okay. Aber sie sollte nicht gegen den Willen der sportlichen Leitung getroffen werden (wir wissen nicht, ob sie entgegen den Äußerungen in der Pressemitteilung dagegen war) und vor allem sollte sie diese Entscheidung auch gegenüber dem Personal vertreten. Es wäre wirklich schlechter Führungsstil, das auf „oben“ zu schieben.

Mich lässt das auf jeden Fall daran zweifeln, ob und wieviel Kompetenz und Verantwortung das Präsidium (oder besser gesagt der Präsident) tatsächlich durch die Umstrukturierung abgegeben haben. Denn das eigentliche Ziel der Neuorganisation war die Verteilung von Verantwortung auf viele Schultern.

Jens Keller und Geschäftsführer Sport Lutz Munack bei der Vorstellung des Trainers am 24.06.16, Foto: Matze Koch

Hier gibt es noch einmal alle Berichte der Berliner Medien zur Entlassung von Jens Keller und Henrik Pedersen:

Kommentare gibt es auch genug in den Berliner Medien:

Und um zukünftige Transfers (es gibt aktuell einen Probespieler) geht es auch:

Wir nehmen unseren Podcast heute Abend auf und verschieben den Schwerpunkt „Bau des Nachwuchsleistungszentrums“, den wir eigentlich für gestern geplant hatten, auf Januar.

Das war jetzt ein sehr nüchterner Text. Ich möchte sowohl Jens Keller als auch Henrik Pedersen vor allem mit diesem Bild als Trainerduo bei Union in Erinnerung behalten:

Jubel nach dem Abpfiff beim 1:0 gegen Nürnberg, Foto: Matze Koch

Korrektur von 11.32 Uhr: Hans Meyer wurde nach 8 Siegen und 2 Unentschieden 1995 entlassen. Also nach 10 Spielen und nicht wie zuvor behauptet nach 14 Spielen. Danke an @mariodraghi für den Hinweis in den Kommentaren.

27 Kommentare zu “Warum hat Union bei Jens Keller eigentlich die Reißleine gezogen?

  1. Danke Sebastian für den Versuch List ins Dunkel zu bringen, ich finde das wer auch immer in den „höheren Gremien“ diese Entscheidung SO getroffen hat uns, dem 1. FC Union massiven Schaden zu gefügt hat. Die dürre Meldung auf der Homepage des Vereins öffnet Spekulationen Tor und Tür, vorallem wenn man bedenkt dass noch vor 2 Wochen am 22.11. auf der Mitgliederversammlung Jens Keller von Dirk Zingler ausdrücklich gelobt wurde! Waaas ist danach passiert? nicht nur ich als Unioner und Mitglied erwarte Antworten.

  2. Mario Draghi

    starker text, der auch fingerzeige in diverse richtungen enthält, die von einigen unionern gerne ausgeblendet und von manchen auch niedergebrüllt werden.

    nur eines ärgert mich etwas – dass ausgerechnet uwe bremer zitiert wird, der mir bei herha eher als willfähriger claquer denn als kritischer begleiter bekannt ist (wobei in diesem fall seine einschätzung zutreffen dürfte).

    die kommenden Wochen werden spannend.

  3. Mario Draghi

    PS: die Fakten bei Meyer stimmen übrigens nicht ganz. er wurde nach 10 spielen entlassen und hatte zu dem Zeitpunkt 6 siege und 4 unentschieden. unmittelbar darauf stand das spiel gegen den Tabellenführer tebe an, die ihrerseits (wie ich aus sicherer quelle weiß) gegen Union auch gegen ihren eigenen Trainer spielten (der dann ebenfalls entlassen wurde). so ganz aus heiterem himmel kam die entlassung von hans meyer damals m.e. nicht wegen viele unentschieden unter ihm aufgrund seiner defensivtaktik (z.b. eine Woche davor in dresden)…

  4. Mario Draghi

    PPS: jetzt hab ich selber einen fehler gemacht 10 ligaspiele, davon 8 siege , 2 unentschieden…

  5. Im US Sport gibt es den schön Begriff von WIN NOW Season oder Rebuild Phasen. Wir sind maximal am Peak von WIN NOW. Die Verträge sind auf die Saison und den Aufstieg ausgerichtet und die Chancen sind sehr gut. Daher ist es folgerichtig um den Aufstieg mitzuspielen und daran alles auszurichten. Wenn dies nicht klappen sollte, würde ein Rebuild anstehen und 5+ Leistungsträger gehen. Auch dafür könnte man mit Hofi ein Lösung gefunden haben, der genau diese Transformation moderieren kann.

    Auf der anderen Seite bin ich noch nicht ganz so sicher, wieso dieses WIN NOW in eine Phase fällt, in der wir es schwer in der 1. Liga haben würden. Das Stadion würde dazu noch verkleinert und eine Saison mit 20+ Niederlagen ist sicher kein so großes Marketing für den Verein.

    Also wenn TeVe die Zeit uns Muße hat, nochmal den Aufstieg und den Neubau in einen zeitlichen Zusammenhang zu stellen, dann würde ich das als sehr hilfreich empfinden.

    Ich tippe weiterhin auf noch tiefere Spannungen.
    Aber am Ende ist es egal. Die Mannschaft schafft es aktuell nicht, den einfachen cleveren und erfolgreichen Fussball zu spielen, den sie eigentlich spielen könnte. Das hat dann zum einen mit Verletzungen zu tun aber auch mit der Ansprache des Trainerteams. Die Neuverpflichtungen im Winter sind wichtig. Gleichzeitig ist der Kader teilweise so breit, dass auch Spieler abgegeben werden müssten.

    Danke für die Zusammenfassung Sebastian.

  6. Wenn es wirklich stimmen sollte, dass letzte Woche Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt wurden, passt es überhaupt nicht zum Unionführungsstil der letzten Jahre, sich schlagartig gegen Jens Keller zu entscheiden. Seitdem gab es ja nur das Spiel gegen Bochum. Klar das war nicht gut, aber deshalb Hals über Kopf von der Verlängerung abzukommen?

    Plausibel wäre für mich nur, dass etwas passiert sein muss seit diesen Gesprächen, womit das vertrauen in Keller seitens der Vereinsführung verloren ging.

  7. Mario Draghi

    wobei „unionführungsstil der letzten jahre“ vielleicht etwas durch die Ära Neuhaus verzerrt ist.

    hofschneider ist jetzt immerhin bereits der 12. cheftrainer seit dem antritt von DZ als präsi 2004…

  8. @ Tim: ich habe keine Ahnung vom US-Sport :-) aber trotzdem gut erklärt, was mich wundert ist dass wir vom im Sommer 2016 maximal über eine Stabilisierung der Mannschaft gerdet haben, Hofi durfte ja nicht Trainer werden da er erst seine Ausbildung machen musste, von der 1. Liga war keine Rede, erst so ca. vor einem Jahr gab es erste Hoffnungen in die Richtung, danach dann kam die Diskussion um den Stadionausbau, allerdings nicht vordergründig wegen der 1. Liga sondern weil man auch für die 2. Liga ausbauen müsse. Das Thema 1. Liga wurde erst offensiv durch Dirk Zingler vertreten bei der Vorstellung des Stadionausbaus am 20.6.2017. So jedenfalls meine Erinnerung.

  9. Sebastian,
    teile Dein Zusammenlegen der Puzzlesteine soweit.
    Ich glaube aber, dass ein Schritt in der Betrachtung noch fehlt – und das wird der entscheidende gewesen sein.
    Angenommen Deine Expertise ist korrekt, dass sich soundsoviele Probleme angestaut haben. Dann schätze ich Präsident Zingler so ein, dass er Jens Keller zu sich holt. Und sagt:

    „Wir haben 3, 4, 5 Baustellen (Dominianz verloren gegangen, Unzufriedenheit im Kader wg. wenig Rotation, kein Leitwolf auf dem Platz/außer Polter, Führungsspiel Kroos wird eher geschwächt als gestärkt …). Jetzt, Jens, erklärst Du mir, wie wir die Baustellen abgearbeitet bekommen und mit welchen Maßnahmen Du dafür sorgst, dass wir wieder richtig Schwung aufnehmen.“

    In diesem Gespräch mit Zingler (mag sein, dass Munack und Schulte dabei waren) muss Keller Antworten gegeben haben, die dazu geführt haben, dass Zingler den Martin Kind gegeben hat (Entlassung von Daniel Stendel, obwohl das Ziel Aufstieg nicht außer Reichweite war).
    Keine Ahnung, was dort genau aufeinander geprallt ist. Aber das Resultat ist bekannt (Union hat sich von Keller getrennt).

    Im übrigen teile ich, Sebastian, Deine Formulierung nicht:

    Zingler kommt nicht zu Wort (in den Berliner Medien).

    Korrekt heißt die Beschreibung: Zingler ist trotz Nachfrage (bisher) nicht bereit, sich zu äußern. Was ich als deutlichen Unterschied empfinde.

    • @Uwe Du hast recht, die Formulierung ist missverständlich und ich wollte einfach nur den Fakt ausdrücken. Ich ändere das gleich in: „Aber er selbst äußert sich nicht. Weder zu den Medienvertretern noch zu den Vereinsmitgliedern.“

  10. Altunioner

    Gute Zusammenfassung der Situation. Danke dafür. Meine Meinung ist, dass vom (in der Regel erfolgreichen) Pfad des seriösen Arbeitens abgewichen wird, weil sie den Aufstieg mit allen Mitteln durchzocken wollen. Beim Zocken kann man gewinnen, aber wenn man sich verzockt, ist der Schaden beträchtlich (auch der wirtschaftliche). Aber dann man ja immer noch bei den treuen Fans betteln gehen und wir bluten dann wieder für Union.

  11. @ Altunioner: ich habe bisher von dem Pessimismus wenig gehalten auch nicht von Aussagen die die Mitgliederversammlung mit einem SED-Parteitag verglichen, ich muss allerdings sagen dass ich dabei bin meine Meinung zu ändern, ich habe auch den Eindruck dass man (das Präsidium, vorallem Dirk Zingler) um jeden Preis das ganz große Rad drehen will, damit wären wir dann endgültig in der Realität des deutschen Profilfußballs angekommen und unterscheiden uns nicht mehr von den meisten anderen Vereinen wo Investoren das sagen haben und es um Kohle geht, traurig das Ganze!

  12. Super-Unioner

    Es wird auch überregional berichtet! Hier die Frankfurter Rundschau:

    http://www.fr.de/sport/fussball-bundesliga/zweitebundesliga/union-berlin-kalkuel-statt-kult-a-1400928

  13. @ Super-Unioner: solche Schlagzeilen hätten wir uns sparen können :-( Und da der Verein auf Tauchstation gegangen ist schießen die Vermutungen weiter ins Kraut, einfach nur unnötig das Ganze!

  14. Mario Draghi

    also mal ehrlich: schade um das verlinken des Artikels aus der Frankfurter Rundschau. wir wissen, dass diese Zeitung sonst nie über Union schreibt. welche fundierten Infos kann der Autor also haben? viele harte Fakten stehen eh nicht drin – das meiste sieht aus wie zusammengeschrieben.

    und der „rote faden“ bzw. die Überschrift stimmen dann noch nichtmal, denn dass allein (!) sportliche gründe ausschlagebend waren stimmt nicht. wer die drei art und weise der niederlagen (plus die streng genommen auch die zwei glücklich endenden spiele davor) gesehen hat, der weiß übrigens, dass selbst der sportliche aspekt nicht nur aus drei niederlagen bestand.

  15. Mario Draghi

    PS: irgendwas stimmt mit meiner Bildschirmanzeige (Server/time-lag?) nicht, deshalb sind hier ständig fehler drin…

  16. All in!
    Alles auf Rot!
    Alles auf Aufstieg!
    Unsere Siege waren selten souverän.
    Diese Spielweise ist zwar eine feine Strategie aber zu störanfällig (da müssen Laufwege und Passgenauigkeit 100% sitzen – sonst sieht es böse aus, siehe auch bei Dortmund)
    Diese Spielweise war am Ende formalistisch und ausrechenbar (selbst ohne Polter haben sie so gespielt als wäre Hosinier Polter).
    Wir waren nicht in der Lage, einfach auch mal schmutzig und grätschend zurück zu kämpfen (siehe Bochum). Vom Ergebnis-Verwalten mal abgesehen haben wir auch nie hinbekommen. Hofi hat, wenn ich mich recht entsinne, einen der besten Punktedurchschnitte ever bei Union.

  17. Zunächst ein Lob an Fiebrig für die sachkundige Analyse, die ich gerne zu ergänzen möchte, weil sie die Entscheidung zur Entlassung Kellers und zur derzeitigen Situation des Vereins erläutert:

    1. Finanzen: Fakt ist, dass der Verein nicht schuldenfrei ist. Es bestehen weiterhin Verbindlichkeiten gegenüber Michael Kömmel in Millionenhöhe – der auch weiterhin Mitglied der Stadion AF AG ist. Aufsichtsrats-, Präsidiumsmitglieder sind auch noch an der Stadion AG beteiligt. Die Aussage: alles sei finanziell in Ordnung ist falsch. Der Verein hat weiterhin Verbindlichkeiten in Millionenhöhe. Und das Präs-Mitglied Thieme ist gleichzeitig VS bei der Stadion AgGund gleichzeitig der Planer als Inhaber der afprojekt GmbH (Eigengeschäfte…), naja…
    2. Vereinsstruktur: Tatsache ist, dass alle Entscheidungen durch DZ getroffen werden – die Erweiterung der GF und des Präsidiums bedeuten nur, dass andere zustimmen dürfen oder können. DZ ist der Präsident. Punkt. Und er entscheidet alles.
    3. Sportlich: Wir alle wünschen uns eine erfolgreiche Mannschaft, die auch noch attraktiv spielt. Ich bin bei jedem Spiel in der AF und häufig auch auswärts dabei. Mein Eindruck: Ja, es gibt verbesserungswürdige Dinge bei der Aufstellung, bei einzelnen Spielern, bei der Taktik. Aber: wie vermessen, größenwahnsinnig sind wir eigentlich, dass wir denken, wir kaufen einen teureren Kader, einen kompetenten und sehr angesehenen Trainer und schwupps steigen wir auf. Meinen wir jetzt auch das Geld Tore schießt?? Ich denke, wir sollten auch geduldig sein.
    4. Strategisch: Die Parole lautet Aufstieg. Ja, das wünschen wohl die meisten von uns. Aber bitte um jeden Preis? Nur mit Riesen-Etat, 8 Trainerwechseln in 10 Jahren, frustrierten Spielern aus den eigenen Reihen, mit Stadionausbau usw. Nein. Wir wollen attraktiven Fussball unter den ersten 20 Mannschaften – aber nicht um jeden Preis.
    5. Union-Kultur: „Der Name „Alte Försterei“, der Schlachtruf „Ei­sern Union“, die Grund­haltung, für den Verein und untereinander ein­zustehen, ge­hören seitdem zum Selbstver­ständnis eines jeden Unioners.“ (so die Satzung)
    Wo bleibt diese Kultur? Stehen wir wirklich zueinander – und nicht nur auf den Rängen oder beim „Weihnachtssingen“?
    Die Vereinsführung ist da gefragt, oder was meint ihr?
    6. Fazit: Ich bin kein schwarz-weiß-Maler, keiner, der einfach mal ne Meinung raus haut. Aber: ich denke, wir sind an einem Scheideweg UNIONER, alles was da passiert, gibt mir sehr zu denken….
    EISERN!

  18. Im Sinne der Vereinskultur und der Außenwirkung (auch aufgrund des Schweigens von Vereinsseite) teile ich die geäußerten Bedenken. Andererseits: Wenn die Mannschaft mit Hofi aufsteigt, wird das wohl nur noch die wenigsten interessieren.

    Entscheidend ist der Erfolg. Und den hat der Präsident sicher nicht ganz grundlos gefährdet gesehen. Bis auf das FCK-Spiel gab es doch diese Saison so gut wie kein Spiel ohne Zittern. Viele Punkte wurden nur mit Glück geholt, etliche unnötigerweise verschenkt. Angesichts der in den nächsten Spielen anstehenden Gegner, nämlich einigen direkten Aufstiegskonkurrenten, und der zuletzt extrem verunsichert wirkenden Mannschaft kann ich den Zeitpunkt des Trainerwechsels nachvollziehen. Soll nicht heißen, dass ich genauso gehandelt hätte. Aber für solch harte Entscheidungen gibt es halt Leute in Führungspositionen. Manche ziehen es knallhart durch, andere sitzen es lieber aus und hoffen, dass es sich von alleine einrenkt. Am Ende wird auch der Präsident an dieser Entscheidung gemessen werden. Warten wir’s ab.

  19. frau_elster

    Wirklich guter Kommentar von Sebastian! Wie so viele hat mich der Schritt überrascht, was allerdings vor allem daran liegt, dass zuvor an Trainern unter denen auch eher dürftig gespielt wurde,
    spielerisch kaum Fortschritte zu sehen waren oder Lösungen für offensichtliche Probleme nicht kamen (Neuhaus und Düwel) relativ lange festgehalten wurde. Es wurde mit Verlauf der Hinrunde immer rumpeliger, was da so gespielt wurde und daher finde ich in Anbetracht der Qualität des Kaders und des berechtigten Ziels Aufstieg den Schritt richtig. Ambitionen und Wille zum Erfolg muss der Verein schon vorgeben, sonst sind Leistungsträger schnell weg.
    Harte aber vertretbare Entscheidung. Schade für Jens Keller. Ich fand ihn sehr sympathisch.

  20. Bernd Kausch

    Matthias, Du hast alles genau so dargestellt wie ich es auch sehe und weshalb ich seit einiger Zeit das Stadion nicht mehr betrete. Würde sowieso nicht klappen weil man keine Karte bekommt…
    Zusätzlich kann ich anmerken gestern beim Fantalk bei Sport1 gehört zu haben das Jens Keller in Köln gesehn wurde,schon vor der chaotischen Entlassung von Herrn Stöger. Gesagt von Peter Neururer. Also wenn er da mal Trainer werden sollte, wer weiß was da Wahres dran ist…

  21. […] man dieser Argumentation folgen kann, ist absolut klar. Und die Details dazu haben wir hier im Blog auch schon ausführlich behandelt. Munack spricht im Interview davon (schaut euch bitte die Videoversion des Interviews an und nicht […]

  22. […] stehen, auch weil das eigene Gegenpressing nicht recht funktionierte. In Berlin analysierte „Textilvergehen“ Kellers Spielweise nach dessen Entlassung wie folgt: „Denn in der Mitteilung von Union […]

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