Blog State of the Union

Wie alle bei Union lernen müssen, trotz gestiegener Ansprüche Geduld zu bewahren

Ich finde es gerade sehr interessant, wie Unions aktuelle Wir-gewinnen-nicht-Phase beurteilt wird. 4 Spiele dauert sie mittlerweile an. Mal wird auf die Polter-Schiedsrichter-Problematik verwiesen, mal auf die vielen Gegentore, dann wieder auf die nicht genutzten Chancen und immer wieder auf einzelne Spieler, die vermeintlich gerade ein Problem hätten (ganz vorne aktuell in der Verlosung sind da Kapitän Felix Kroos und Andy Gogia). Allen Erklärungsversuchen gemeinsam ist, dass sie viel mehr von den gestiegenen Ansprüchen und Erwartungen bei Union, bei den Fans und bei den Medien erzählen als sie tatsächlich zur Analyse beitragen.

Das Braunschweigspiel war eine emotionale Herausforderung für uns alle; Fotos: Tobi/unveu.de

Ich persönlich finde das eigentlich sehr gut, denn mich hat es in der jüngeren Vergangenheit doch mehrfach gestört, wie leicht zufrieden manche mit Platzierungen des Teams waren, als Union im Bereich der Ausgaben für das Team bereits zur Spitzengruppe der Zweiten Liga gehörte. Nun dürfte es nur noch ein oder vielleicht zwei Teams geben, die tatsächlich mehr als Union investieren und der Aufstiegsplatz ist das Ziel. Und darauf wurde nun von Vereinsseite wirklich alles gesetzt.

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Zur gleichen Zeit im Vorjahr stand Union mit 2 Punkten besser da. Aber das dürfte aus Unionsicht weniger das Problem sein als der aktuell gefühlte Trend des Wir-können-nicht-gewinnen. Der sollte durchbrochen werden, bevor sich da etwas im Kopf festsetzt. Und die Partie in Sandhausen (die gestern nach einem kuriosen Handspiel im Strafraum keinen Elfmeter gegen sich erhielten. Ein Sandhäuser nahm den Ball in die Hand und wollte einen Freistoß ausführen, weil er einen Pfiff vernommen haben will. Glück für ihn, dass zumindest der Schiedsrichter-Assistent den Pfiff auch gehört hatte) dürfte nicht einfacher werden, weil sich das Team von Kenan Kocak auf hervorragende Konter versteht, wie gestern Kaiserslautern beim 1:0 leidvoll erfahren musste.

Also wird wieder etwas von Union verlangt werden müssen, das sie offensichtlich erst lernen müssen in diesem Jahr: Geduld. Eine Eigenschaft, die wir in Perfektion nur im ersten Spiel bei Ingolstadt gesehen haben. Manchmal bleibt eben das Gefühl, dass Union um so ungestümer anrennt, je länger der Offensive das Tor verwehrt wird. Dabei ist vor allem kurios, dass in drei der letzten vier sieglosen Spiele eine Führung hergegeben wurde. Aber wie ich schon gestern schrieb, gab es zumindest gegen Braunschweig bereits eine deutliche Verbesserung zu sehen, indem das Spiel über Kurzpässe und viele sichere Zuspiele geduldig aufgebaut wurde. Kompliziert wurde es dann nur bei Zuspielen in das Angriffsdrittel, bei denen der Gegnerdruck viel stärker war, die Zuspiele nicht mehr so präzise kamen und versucht wurde, schnell zum Abschluss zu kommen, selbst wenn die Position oder Spielsituation nicht vielversprechend war.

Eine längere Analyse, die sich mit Verbesserungen und Verbesserungspotential im Unionspiel auseinandersetzt, könnt ihr bei Daniel von Eiserne Ketten nachlesen: „Eigentlich gut“.

Hier gibt es alle Berichte der Berliner Medien:

Steven Skrzybski war gestern beim Arzt (Kurier). Ob Routine oder etwas Ernsthaftes, ist Spekulation.

Die freakigen Sonntagsergebnisse lassen Unions „Defensivproblem“ mit einem Gegentor in der Partie gegen Braunschweig übrigens in einem anderen Licht erscheinen:

Und sonst so?

Es gab so einige Aufreger gestern, wie der heftige Zusammenprall des Wolfsburger Keepers mit Stuttgarts Kapitän Christian Gentner. Ich bin gespannt, wie groß die Schnittmenge derjenigen ist, die gestern einen Elfmeter forderten und gleichzeitig froh waren, dass es im WM-Finale 2014 keinen Strafstoß gegen Neuer gab.

Dank des auf Twitter sehr aktiven Schiedsrichter-Podcasts Collinas Erben können wir hier mal die Stellungnahmen von Hellmuth Krug zu beiden Fällen gegenüber stellen:

Neuer vs. Higuain im WM-Finale:

Casteels vs Gentner:

Aber die wirklich heftigste Szene war die hier im Spiel zwischen Jena und Meppen, die regeltechnisch absolut korrekt war, aber unserem Gerechtigkeitsempfinden zutiefst zuwider läuft. Bei jedem Kreis- oder Bezirksligaspiel würde es danach zu einem Großeinsatz der Polizei kommen:

7 Kommentare zu “Wie alle bei Union lernen müssen, trotz gestiegener Ansprüche Geduld zu bewahren

  1. Unser Problem ist doch nicht so sehr das ungestüme Anrennen – jenes resultiert immerhin hin und wieder in Toren. Vielmehr ist es das Nicht-mehr-Anrennen bei eigener Führung. Ballbesitz ist schließlich die beste Verteidigung.

  2. Ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung bzgl. Meppen -Jena nicht. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel und nicht der Spieler. Basta! Mir geht diese Pseudo-Moral schon lange auf den Kecks. Es war regelkonform. Und ich finde es vom Karma auch super, dass besagter „Bösewicht“ das 2:2 gemacht hat. Sehr gut

  3. Karmatechnisch hätte er sich beim jubeln den Fuß brechen müssen…aber so ist das halt mit diesem Pseudo-Karma, tzzzzzzz

  4. Was mir im Stadion sehr negativ aufgestoßen ist, waren die (sorry, aber tendenziell) älteren Männern, die direkt nach dem Gegentor nur noch Hass aus der Lunge bekamen. Da hieß es, wir spielen wieder wie in der Regionalliga und schlechter. Jeder Pass wurde in der Hoffnung begutachtet, fehlzuschlagen, damit man wieder losschreien kann.
    Da ist mir die Lust am Linken Flügel der Waldseite sehr vergangen.
    Ich kann die letzten Ergebnisse gut hinnehmen, wenn man bedenkt, was für starke Gegner wir, oft auch auswärts, hatten.

  5. „Die freakigen Sonntagsergebnisse lassen Unions “Defensivproblem” mit einem Gegentor in der Partie gegen Braunschweig übrigens in einem anderen Licht erscheinen:“
    Sind im übrigen die Samstagsergebnisse gewesen :D

  6. @Konne Ich war auch in dem Bereich und hab mich kurzzeitig wie in den 90ern gefühlt. Da war die Stimmung auch oft voller Frust und übertriebener Ansprüche.

    Hab am Freitag dann einfach noch lauter gesungen, um die nicht zu hören.

    Irgendwie ist das schon lustig, Union hat vermutlich die beste Mannschaft seit der Gründung und manche gehen trotzdem nur ins Stadion, um Frust abzulassen. Ich persönlich bin einfach nur froh darüber, dass ich die aktuelle Union-Zeit miterleben kann.

  7. Bin selbst ein alter Mann, komme aber jedes Mal mit Freude ins Stadion. Natürlich, wer mag schon Gegentore. Da rutscht auch ein kurzes Scheiße über die Zunge, aber mehr aus Mitgefühl mit unserer geilen Mannschaft. Was die Geduld betrifft, so meine ich, dass dieser Anspruch auch für das Publikum gilt. Und der größte Teil, so glaube ich, hat Geduld. Ich auf jeden Fall. Und am Freitag sah ich auch das Team sehr geduldig bis zu Ende spielen. Leider zählte das sich dann noch nicht aus.

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