Blog State of the Union

Das immer gleiche Märchen von der Ausgliederung

Vor der Pressekonferenz heute um 13 Uhr (live auf AFTV) können wir es kurz machen: Es gibt noch 4 Spiele und der Abstand zu Platz 2 und Platz 3 beträgt gerade einmal 3 Punkte. Aus meiner Sicht muss man sich jetzt von der Niederlage gegen sehr stark aufspielende Stuttgarter nicht verunsichern lassen. Und das Schöne ist, dass mit dem Spiel gegen Sandhausen am Freitag Abend wenig Zeit bleibt, sich viele Gedanken zu machen und vor allem zu schauen, was die Gegner im Aufstiegskampf so alles fabrizieren.

Was ich ganz interessant finde an der aktuellen Situation ist, dass sowohl Stuttgart als auch Hannover sich jetzt zum Saisonende vereinsinterne Baustellen aufmachen, die das Verhältnis zu den eigenen Fans und Mitgliedern nachhaltig beeinflussen können. Wobei ich da bei Stuttgart noch das Gefühl habe, dass der aktuelle Erfolg einiges in der Auseinandersetzung um eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein übertünchen könnte. Andererseits hat der Verein ein Video zur Promotion der Ausgliederung veröffentlicht, bei dem ich mich frage, ob er seine Mitglieder für eine willensschwache, nicht zurechnungsfähige Masse hält:

Also jenseits der Aufmachung für eine hyperaktive Klasse voller 6-Jähriger gibt es zwei Punkte, bei denen ich als VfB-Anhänger mal die Augenbraue lupfen würde:

  • Mitbestimmung: Die Stimme der Mitglieder zählt in der neu zu schaffenden AG, sagt das Werbevideo. Über einen Vereinsbeirat, der nur aus Mitgliedern besteht. Dieser schlägt das Präsidium vor, das den AG-Aufsichtsrat bestellt, der den AG-Vorstand beruft. Mir wären das zu viele Schleifen. Letztlich kommt dabei heraus: Die Stimme zählt nicht mehr, denn woher weiß ich als Mitglied, welchen Einfluss eine Person im Vereinsbeirat letztlich noch auf den Vorstand hat?
  • Investition: Einerseits wolle man das Geld durch die Kapitalerhöhung in der AG (im Endeffekt wären um die 100 Millionen Euro Erlös möglich) und den damit verbundenen Einstieg von Investoren, die dann knapp 25% der AG-Anteile halten würden, nicht für Stars ausgeben, sagt das Video. Um dann doch zu sagen, man würde das Geld in die Profimannschaft stecken. Als Zucker gibt es dann noch die Investition in Infrastruktur und Jugendabteilung. Dafür müssten aber aus meiner Sicht wohl auch Jugend und Infrastruktur in das Eigentum der AG wandern oder aber irgendwelche Verträge zwischen AG und e.V. geschlossen werden, um das abzusichern. Was häufig übersehen wird: Dieses Kapital durch Investoren fließt nur einmal. Das in Spieler zu investieren ist hochspekulativ und nicht anderes als eine Wette. Würde das Geld investiert in bleibende Werte wie Infrastruktur, sähe das auch in der Bilanz des Vereins anders aus. Aber dazu gibt es zumindest im Video keine konkreten Pläne, die genannt werden. Als VfB-Fan wäre ich jedenfalls skeptisch.

Als Außenstehender werde ich sowieso immer hellhörig, wenn ein Zweitligist von Europapokal spricht und Tabellen simuliert, in denen man sich plötzlich wieder ganz vorne hinter den Bayern wiederfindet. Kann man ja mal bei Hertha fragen, wie schnell so etwas nach einem Aufstieg aus der Zweiten Liga geht. Da macht Hertha aus meiner Sicht aktuell viel mehr richtig, indem sie ihre Entwicklung mittel- und langfristig absichern wollen und das Investorengeld zur Schuldentilgung und dem Rückkauf von Rechten genutzt haben.

Wirbel um Antrag bei Hannover 96

Etwas anders ist die Situation bei Hannover 96, bei dem zur Jahreshauptversammlung ein Antrag auf Satzungsänderung vorliegt, mit dem die 50+1-Regel als verbindlich in die Satzung des Vereins aufgenommen werden soll. Hier opponiert ein Teil des Vereinsvorstands selbst dagegen und hat ein Schreiben an die Mitglieder verfasst, um diese zur Ablehnung des Antrags zu bewegen. Hier gibt es etwas Hintergrund zu dem Schreiben des Vorstands. In diesem Jahr könnte Martin Kind theoretisch eine Ausnahme von der 50+1-Regel beantragen und damit die Mehrheit an den ausgegliederten Vereinsgesellschaften übernehmen.

Das Mantra der Vereinsführungen in Stuttgart als auch in Hannover ist immer dasselbe: 50+1 und die Struktur eines e.V. würden sie in der Weiterentwicklung bremsen. Argumente jenseits von einmaligen Beteiligungen durch Investoren bleiben sie aber aus meiner Sicht schuldig.

Das sind die Beiträge der Berliner Medien zu Union heute:

Bei den Stuttgarter Nachrichten gibt es auch noch eine Taktik-Analyse zum Spiel vom Montag.

Übrigens schön zu sehen, dass Torsten Mattuschka seinen Spirit auch auf die A-Jugend der VSG Altglienicke, die er als Co-Trainer betreut, überträgt ?

 

Wer sich nicht bereits in Fürth eingedeckt hat, kann heute ab 11 Uhr ein Ticket für den letzten Spieltag erstehen.

Unseren Podcast zum Spiel in Stuttgart gibt es hier: Teve290 – Relegation ums Verrecken nicht! Außer vielleicht doch.

3 Kommentare zu “Das immer gleiche Märchen von der Ausgliederung

  1. ‚veröffentlicht, bei dem ich mich frage, ob er seine Mitglieder für eine willensschwache, nicht zurechnungsfähige Masse hält‘

    Glaub mir bitte, dass viele es erstens sind und zweitens der Vorstand genau davon ausgeht. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

  2. Jan Grobi

    Das Schlimme an der Ausgliederung ist, dass es indirekt auch uns trifft. Durch Kapitalerhöhung sind immer nur die Spielergehälter gestiegen, nie das Leistungsvermögen.

  3. […] Leser hat uns gestern an einen State of the Union Artikel von vor knapp zwei Jahren erinnert, in dem es darum ging, was bei Stuttgart und Hannover so passiert. Das waren in der […]

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