Blog State of the Union

Jubel wegen Polter und Wehmut wegen Brandy

Gestern, kurz nachdem Union diesen Tweet verschickte, musste ich mal kurz ausflippen. Ich gab meinen Kollegen im Büro kurz Bescheid, dass es gleich peinlich werden könnte, und jubelte dann ausgelassen.

Und mit diesem Gefühl war ich nicht alleine:

Wirklich nicht:

Jegliche Zurückhaltung wurde aufgegeben:

Etwas konstruktive Kritik wurde an Unions Musikgeschmak geübt.

Aber das war es schon. Sebastian Polter ist wieder bei Union. Und wenn man sich dieses Bild aus London anschaut, dann sieht es tatsächlich aus wie eine Heimkehr. Der Kontakt zu Union war sowieso nie abgerissen.

Nur ich sollte nicht mehr so leichtsinnig sein mit den Überschriften. Denn als ich gestern schrieb „Sebastian Polter würde ich sogar das RyanAir-Ticket nach Berlin bezahlen“, wusste ich noch nicht, dass er heute tatsächlich mit RyanAir nach Alicante zur Mannschaft ins Trainingslager fliegt. Ich hoffe, dass Union mir jetzt nicht die Rechnung für Ticket und Gepäck zuschickt.

Aber kommen wir zu den Fakten: Sebastian Polter bekommt einen Vertrag bis 2020, was Union die Optionen auf einen Weiterverkauf lässt, wenn er sich so entwickelt, wie wir das hoffen. Über die Ablösesumme gibt es zwei verschiedene Versionen: 3 Mio Pfund schreiben die britischen Journalisten. Im Tagesspiegel schreibt Matze Koch von 1,6 Mio Euro. Die niedrigere Summe klingt für mich plausibler. Was für Bundesligisten wie ein Schnäppchen klingt, ist aber für Union damit mindestens doppelt so hoch wie der letzte Rekordtransfer (Simon Hedlund soll im Sommer 2016 für kolportierte 850.000 Euro gekommen sein).

Über den Einfluss auf das Gehaltsgefüge können wir nur spekulieren. Hier nennt der Tagesspiegel etwa eine Million Euro pro Saison. Ich bin bei der Summe skeptisch. Ganz einfach, weil wir alle immer davon ausgehen, dass es festgeschriebene Gehälter gibt, wie wir das von uns kennen und dabei ständig vernachlässigen, dass bei Fußballprofis ein großer Teil erfolgsabhängige Prämien sind. An die Million (mit allen Erfolgsprämien) glaube ich bei Bundesliga-Aufstieg, aber nicht in der Zweiten Liga, wenn der Aufstieg nicht gelingt.

Gegenüber der Liga ist die Verpflichtung von Sebastian Polter allerdings ein fettes Zeichen, das sagt: Aufstieg jetzt! Nürnberg beispielsweise muss seinen Top-Torjäger Guido Burgstaller jetzt im Winter zu Schalke ziehen lassen (Kicker).

Und für Union hat dieser Transfer auch verschiedene Auswirkungen: So hat Trainer Jens Keller jetzt mit Sebastian Polter tatsächlich eine Alternative zu Collin Quaner als Zielspieler, ohne dass er sein gesamtes Spielsystem umstellen muss. Und Collin Quaners Verhandlungsposition für eine Vertragsverlängerung im Sommer ist nun sehr geschwächt. Ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass der Angreifer noch im Winter wechselt, wenn es ein entsprechend gutes Angebot gibt. Die Auswirkungen für Philipp Hosiner sehe ich nicht so dramatisch. Für ihn geht es jetzt vor allem darum, gesund zu bleiben und sich Einsätze zu erkämpfen. Und wenn alles gut läuft, kommt er zu seinen Einsätzen. Jens Keller hat ja in der Hinrunde bewiesen, dass er nicht dogmatisch am Ein-Mann-Sturm festhält und auch in der Zweier-Variante spielen lässt.

Wir müssen mal noch über diesen Cliffhanger von Sebastian Polters BFF Toni Leistner sprechen. Wenn Sebastian Polters Verpflichtung die erste Überraschung ist, was ist dann die zweite? Toni Leistners Verbleib bei Union? Bisher war ich immer der Überzeugung, dass der Verteidiger nur im Falle eines Aufstiegs bei Union bleibt. Oh man, ich knabbere schon wieder an meinen Fingernägeln so aufgeregt bin ich.

Facebook: Toni Leistner

Hier noch einmal in der Übersicht die Texte aller Berliner Medien über Sebastian Polters Rückkehr zu Union:

Sören Brandy: Ein Abschied der ans Herz geht

Kurz vor der Verkündung von Sebastian Polters Wechsel zu Union, hatte der Verein den Transfer von Sören Brandy zu Arminia Bielefeld verkündet. Der Angreifer, dessen Vertrag bei Union zum Saisonende ausgelaufen wäre, unterschrieb dort für 2,5 Jahre. Mit ihm verliert Union eine Identifikationsfigur und einfach einen guten Typen. Aber sportlich hat die Entscheidung für ihn absolut Sinn.

Wie sehr im Reinen Sören Brandy mit der Gesamtsituation ist, zeigt nicht nur das wirklich tolle Abschiedsinterview in der BZ, sondern auch die Abschiedsbotschaft an die Unionfans via AFTV. Ich fand das bei Mönchengladbach schon toll, wie sie nach der Entlassung von Schubert dem Trainer die Möglichkeit gegeben haben, sich zu verabschieden. So etwas hat Stil. Und vielleicht ist das auch die Evolution von Union, das man so etwas immer besser hinbekommt. Kein Vergleich zum Abgang von Tom Persich vor 11 Jahren (für diejenigen, die sich nicht erinnern, hier der BZ-Artikel von damals)

 

Der Weggang von Sören Brandy lässt ein paar Fragen offen:

Wer übernimmt die Position des bestgekleideten Unionspielers?

Wer übernimmt jetzt die Sache mit den Gelben Karten?

Und wie kann Sören Brandy im Heimspiel gegen Bielefeld am 12. Februar richtig verabschiedet und daran gehindert werden, gegen uns ein Tor zu schießen?

Eins ist zumindest klar: Sebastian Polter übernimmt die Rückennummer 9 von Sören Brandy:

Testspiel gegen Heidenheim

AFTV überträgt heute live ab 15 Uhr das Testspiel gegen Heidenheim. Das findet ohne Sebastian Polter statt, der erst am Abend zur Mannschaft stoßen wird.

5 Kommentare zu “Jubel wegen Polter und Wehmut wegen Brandy

  1. Ist das mit Persich dein Ernst, Sebastian? :D

  2. Keine Frage. Aber abgesehen davon, dass man immer zwei Seiten betrachten müsste, sich meist aber nur eine Seite zu Wort meldet – abgesehen davon halte ich einen Vergleich mit einer Geschichte, die 11(!) Jahre her ist für äußerst fragwürdig. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir schon seit Jahren unsere Spieler, Trainer und Funktionäre meist stilvoll verabschieden.

  3. Auch mich würde es nicht wundern, wenn Collin schon im Winter das Weite sucht. Sonst droht die Tribüne, weil er vom Spielertyp einfach zu ähnlich zu Polti ist. Philipp Hosiner ist da etwas anders, macht daher mehr Sinn, ihn als Alternative auf der Bank zu haben (oder gleichzeitig im 2-Mann-Sturm, falls es den mal wieder geben sollte).

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