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Was die Verteilung der TV-Gelder damit zu tun hat, ob die Bundesliga ein closed Shop wird

Heute um 13.30 Uhr werden wir endlich erfahren, worum im Moment so viel herumgeheimnisst wurde: Wie verteilen sich die Milliarden aus den neuen TV-Verträgen? Wie wird das Geld zwischen Bundesliga und Zweiter Liga aufgeteilt? Bisher ist da der Schlüssel bei 80/20, was bedeutet, dass 20 Prozent des Geldes aus den nationalen TV-Erlösen an die Zweite Liga gehen. Im Tagesspiegel gibt es noch einmal eine gute Zusammenfassung über die verschiedenen Interessen, die sich im Grund auf drei Gruppen aufteilen lassen: Die Zweitligisten, die nicht mehr ganz so wettbewerbsfähigen Bundesliga-Teams (Team Marktwert) und die Klubs, die vor allem dank der regelmäßigen Erlöse aus der Champions League einen riesigen Wettbewerbsvorteil in der Bundesliga haben.

Steven Skrzybski und Maxi Thiel, Foto: Matze Koch

Wie gestern schon erwähnt, gehe ich kaum davon aus, dass die Zweite Liga ihren Anteil von 20 Prozent halten können wird. Aber aufgrund der Steigerung des Gesamterlöses (der Tagesspiegel schreibt, dass sich die Zahl um 85 Prozent erhöht hätte), wird trotzdem in absoluten Zahlen mehr Geld an die Zweitligisten ausgeschüttet werden. Das heißt aber wahrscheinlich auch, dass sinkende TV-Erlöse in Zukunft (durch steigende Streaming-Nutzung) die Zweitligisten stärker treffen werden.

Team Marktwert wollte zusätzliche Kategorien in die Ausschüttung einbringen, die berücksichtigen, wie viel ein Klub zum Wert der Liga beiträgt. Das ist ein interessanter Move, weil bisher neben dem Sockelbeitrag, den jeder Klub erhält, ein leistungsabhängiger Betrag ausgeschüttet wird. Laut Kicker sollen diese zusätzlichen Kategorien auch so kommen. Allerdings hat die DFL den Bericht des Sportmagazins stark dementiert.

Ich bin bei den Kriterien skeptisch, weil sie sich alle relativ leicht manipulieren lassen. Der Tagesspiegel bringt das Beispiel mit der Zahl der Auswärtsfans, die durch subventionierte Fahrten hochgetrieben werden können. Aber auch so etwas wie TV-Quoten ist nicht einfach so vergleichbar. Es ist für einen Bundesliga-Klub ein entscheidender Unterschied, ob er ein Einzelspiel am Samstag zur Zeit der Bundesliga-Konferenz hat oder am Sonntag ohne diese Konkurrenz. Es wird ab der nächsten Saison für Zweitligisten entscheidend sein für die TV-Quoten, ob parallel dazu ein Bundesliga-Spiel stattfindet oder nicht.

Dazu kommt, dass Sky zusätzlich zur Quotenmessung durch die GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) eigene Zahlen ermitteln will (die eben vielleicht auch SkyGo mit einbeziehen). Welche Zahlen nimmt man dann? Wird die Spielplan-Macher demnächst der Ruf der Manipulation ereilen, weil sie mehrere Derbys für denselben Tag ansetzen?

Und letztlich möchte ich einwerfen, dass bei aller Liebe zu Traditionsklubs (was auch immer das sein soll?) die DFL den Wettbewerb torpedieren könnte. Denn so kann sich meinetwegen der HSV mehr Geld sichern, obwohl er seit Jahren nur noch durch Misswirtschaft auffällt und null Innovationskraft zeigt. Werden damit also nur die Beharrungskräfte gestärkt und Neues wird es noch schwerer haben als so schon?

Man sollte sich also schon die Frage beantworten, was man möchte. Für mich sieht es so aus, als ob es vor allem um Besitzstandswahrung geht und darum, die Bundesliga mehr und mehr zu einem closed shop zu machen, in dem es fast unmöglich ist, reinzukommen. Sportlich wäre ein play off der letzten drei der Bundesliga und der ersten drei der Zweiten Liga ein weiterer Schritt in diese Richtung.

Auf jeden Fall ist das Thema höchst komplex und ich bin gespannt, welche Lösung uns die DFL heute präsentiert. Sicher ist, dass die Liga ihren Laden wieder im Griff hat. Denn bis auf beim Kicker habe ich nirgendwo etwas mit Substanz über die Verteilung gelesen. Und das, obwohl alle 36 Klubs darüber Bescheid wissen.

Update von 13.50 Uhr: In diesem pdf findet ihr die Ausführungen der DFL zur neuen Verteilung der TV-Gelder.

6 Millionen aus der linken in die rechte Tasche?

„Der 1. FC Union kann mit einer Mehreinnahme von mindestens sechs Millionen Euro pro Saison planen. Möglich wird dies durch die Übernahme der Rechte am Ticketing und Catering im Stadion an der Alten Försterei“, meldet die Morgenpost. Weil der Verein diese Rechte durch einen 20-Jahresvertrag vom Stadion übernimmt. Effektiv dürfte das aber keine Auswirkungen auf die Bilanz für die Lizenz-Unterlagen haben, weil dort ein Konzernabschluss aller Gesellschaften, an denen der Verein beteiligt ist (also auch die Stadion AG) vorgelegt wird. Die Stadion AG soll sich laut Dirk Thieme auf die Infrastruktur konzentrieren.

Ansonsten in den Medien:

2 Kommentare zu “Was die Verteilung der TV-Gelder damit zu tun hat, ob die Bundesliga ein closed Shop wird

  1. Musiclover

    Sehr viel Spekulation in deinem Text. ;)

    SID schreibt etwas von einer „komplizierten Verteilungsformel“:

    http://www.sport.de/news/ne2515395/buli–co-ende-der-6-milliarden-euro-frage/

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