Blog State of the Union

„Was hältst Du eigentlich von Red Bull?“

„Du musst unbedingt mal zu Union“, sagte ich gestern einem amerikanischen Bekannten, als wir gemeinsam im Hops & Barley ein Bier tranken. Er ist New Yorker und erst seit 4 Tagen in Berlin. Eigentlich wollte er von mir nur wissen, was er alles gesehen haben muss, wenn er die nächsten Monate in Berlin arbeitet. Und Fußball stand da wahrscheinlich gar nicht auf seinem Plan. Aber andererseits wollte er wissen, wie die Deutschen ticken, weil seine Oma aus Deutschland in die USA ausgewandert ist. Was gibt es da besseres als Fußball?

Vor Anpfiff. #choreo #fcunion #eisernunion #unionberlin #stadionanderaltenförsterei #unveu Foto: @gglnx

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Neben den üblichen Tipps wie Tempelhofer Feld neige ich mittlerweile dazu, allen Besuchern, die länger in Berlin bleiben, zu sagen, dass sie sich vor allem außerhalb des S-Bahnrings bewegen sollen. Denn ich habe das Gefühl, dass viele Leute Berlin mit dem Tarifbereich A verwechseln. Also raus nach Köpenick und schau Dir mal ein Spiel von Union an. „Du stehst da im Stadion und darfst bereits Mittags Bier trinken, ohne schief angeschaut zu werden“, sagte ich. Ein ungläubiges Lächeln huschte über sein Gesicht.

Ich merke in solchen Momenten immer wieder, wie besonders die Stadionkultur in Deutschland im Allgemeinen und bei Union im Speziellen ist. Denn allzuoft nehme ich das als gegeben hin, weil ich es ja eigentlich nicht anders kenne. Und dann mosere ich schon mal über maue Stimmung, obwohl es doch wahnsinnig großartig ist, dass ich einfach stehen und das Spiel sehen kann. Und dass ich Freunde mit ins Stadion nehmen kann, ohne generalstabsmäßig planen zu müssen, dass sich all unsere Sitzplätze nebeneinander befinden.

Ausgehfertig. #fcunion

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„Was hältst Du von Red Bull und dem was sie gerade in Deutschland im Fußball machen?“, fragte er mich plötzlich. Ich war etwas überrascht, denn ich hatte nicht erwartet, diese sehr spezielle Gretchen-Frage gestellt zu bekommen. „Es ist ein Franchise“, antwortete ich. „Es könnte überall sein.“ Er nickt und erzählt mir etwas von der Besonderheit, dass deutsche Klubs vor allem in Fanbesitz seien. Stellt sich heraus, dass er im Economist über deutsche Fußballkultur und Red Bull gelesen hat. So ist das. Mit zunehmender räumlicher Entfernung von einem Thema geht immer auch ein bisschen die Sehschärfe verloren.

Ich muss ihn leider enttäuschen und sagen, dass der FC Bayern zwar wahnsinnig viele Mitglieder hätte, aber die FC Bayern München AG mit Aktionären wie Audi, Allianz oder Adidas doch der eigentliche Kern des Klubs sei. Und dort hätten die Vereinsmitglieder im Prinzip nichts zu sagen. Vom Gegner am nächsten Spieltag, Hannover 96, der ab nächsten Jahr dank Ausnahmeregel von 50+1 vollständig an den Unternehmer Martin Kind fallen könnte, ganz zu schweigen. „Aber so lange es noch sportlichen Aufstieg und Abstieg gibt, ist die Liga kein Franchise, in das man sich einfach einkaufen kann“, sage ich. Und wir verabreden uns tatsächlich für ein Union-Heimspiel.

Fantreffen mit Collin Quaner und Kenny Prince Redondo

Ein paar kleine News-Happen zu Union heute: Um 19 Uhr beginnt das Fantreffen mit Collin Quaner und Kenny Prince Redondo in der Haupttribüne (Infos auf der Vereinswebsite). Über Redondo und wie er an Muskelmasse zugelegt hat, berichtet Bild/BZ.

„Wir sind Union“

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Union hat mittlerweile über 13.000 Mitglieder und bezeichnenderweise ist Mitglied Nummer 13.000 jemand, der aus Großbritannien kommt (mehr hier). Was mich dazu bringt, dass Bundesligisten auf ihren Social-Media-Kanälen mehr und mehr ausländisches Publikum anziehen und der Anteil lokaler (also deutscher) Fans sinkt. Vor allem das Facebook-Wachstum verschiebt sich immer mehr ins Ausland. Hier gibt es einen interessanten Beitrag, der das ganze mit Zahlen unterfüttert. Ein krasses Beispiel ist der FC Bayern, bei dem von den rund 39 Millionen Page-Likes nur 6,3 Prozent (2,4 Millionen) aus Deutschland kommen. Ob und wie sich das auf Stadionbesuche, Merchandise und so weiter auswirkt, ist noch eine andere Sache.

Ich habe mir mal zum Spaß angeschaut, wo Union im deutschlandweiten Ranking von Sportseiten auf Facebook liegt (Daten sind von Social Bakers):

fblikes_union

Der Trend von besonders vielen ausländischen Fans bestätigt sich hier zumindest nicht. Aber deutschlandweit ist zumindest noch Potential nach oben. (Wobei ehrlicherweise diese Zahl nichts darüber aussagt, wie viele Leute Union tatsächlich über Facebook erreicht).

Union vor exakt einem Jahr

Der Kurier beschäftigt sich heute mit der Heimserie von Union. Denn die letzte Niederlage gab es vor fast einem Jahr gegen den SC Paderborn unter seinem damaligen Trainer Stefan Effenberg. Eine Niederlage, die zu Aussortierungen von Spielern, einem Kapitänswechsel und letztendlich zu einem Umschwung in der Mannschaft führte (hier zur Erinnerung der Kicker-Artikel zu den Maßnahmen von Trainer Sascha Lewandowski). Der Kurier attestiert Union jedenfalls Selbstvertrauen ohne Ende.

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