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Susanne Kopplin: Von Beruf gute Fee

Dieser Text von Steffi über Susanne Kopplin erschien zuerst im Oktober 2011 Köpenicker Magazin Maulbeerblatt.

Sie füllt und leert fünf Waschmaschinen und drei Trockner, während wir uns unterhalten. Zwischendurch faltet sie noch einige Körbe Wäsche, räumt Sporttaschen aus, prüft eine Bestellung und bereitet die Beflockung von Trikots vor. Susanne Kopplin ist kein Mensch, der untätig sein kann. Genau damit hat sie sich ihren Job bei Union eingehandelt. Weil ihr, wie sie sagt, langweilig war.


Foto: Stefanie Fiebrig

Zu Union kam sie vor 16 Jahren wegen ihres jüngsten Sohnes. „Ich war gar nicht so für Fußball.“ Aber Björn Kopplin träumte schon damals davon, Fußballprofi zu werden. „Ich habe zwei Kinder, und ich habe immer gesagt, wenn die Träume haben, die sie leben wollen, und sie brauchen dabei meine Unterstützung, werden sie sie bekommen.“ Also hat sie ihn zum Training gebracht.

„Wenn die so klein sind, stehst du die ganze Zeit daneben und wartest. Ich bin kein Typ, der stehen möchte. Ich möchte was tun.“ Sie hat in der Wartezeit auf andere Kinder aufgepasst, mit ihnen gespielt. Das blieb nicht unbemerkt. Sie könne wunderbar mit Menschen umgehen, hieß es. So hat Susanne als Betreuerin angefangen. Nebenberuflich, versteht sich.

Foto: Stefanie Fiebrig

Gelernt hat sie Elektromontierer im Werk für Fernsehelektronik. Später hat sie zur Möbel- und Bautischlerin umgeschult. Technisch-organisatorische Mitarbeiterin der Jugendabteilung nennt sich das, was sie jetzt macht. „Auf Deutsch heißt das Mädchen für alles.“ Außerdem ist sie Mannschaftsleiterin der zweiten Mannschaft. Jemand hat sie mal gefragt, ob sie hier die Waschfrau sei. Herablassend klang das, und sie hat geantwortet: „Nö, ich bin die Susi.“

Die Wäsche macht sie auch, aber eben nicht nur. Ihr untersteht die gesamte Logistik der Jugendabteilung. Schiedsrichterbögen, Spielerpässe und Verpflegung müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Niemand möchte die Stutzen des Mitspielers in seinem Spind vorfinden. Susanne ist ansprechbar, wenn die Kinder aus der Schule zum Training kommen. „Die wollen erzählen können, die wollen einfach jemanden haben, der versteht: Ich komm jetzt von der Schule, ich bin fertig, das und das ist passiert.“ Aber sie steht auch den Eltern zur Seite, die sich hilfesuchend an sie wenden, weil ihr Kind Bundesligaprofi werden will.

Foto: Matze Koch

Immer wieder hat sie überlegt, ob sie nicht etwas davon aufgeben soll. „Weil es ganz schön viel ist, und ich ja auch noch eine Familie hab. Aber ich hänge an den Jungs. Mein Sohn hat gesagt: Mutti, das ist genau dein Ding! Die Kinder mögen dich, bleib da!“ Eine Lieblingsaltersgruppe hat sie nicht. „Die sind alle toll. Die Kleinen kommen wegen Bonbons und hüpfen dann vor dir her wie die Springbälle, das ist niedlich. Die mittleren, die sind ein bisschen frecher – aber auch gut.“

Als Susanne in der Tischlerei aufhören musste, fehlte bei Union ein Zeugwart. „Zu Weihnachten stand ich hier und habe ein paar Stunden Wäsche zusammengelegt und alles geordnet, ausgeholfen. Und dann ist es ein Job geworden. Ich wollte nur bis Sommer bleiben. Das war im Februar ‘95. Ich wollte zurück in meinen Beruf, ich habe den gerne gemacht. Und dann haben sie überlegt, wie sie mir sagen sollen, dass sie mich eigentlich hier behalten wollen.“


Foto: Stefanie Fiebrig

Ohne Leute wie Susanne Kopplin würden Fußballvereine nicht funktionieren. „Das ist hier nicht nur ein Job. Das machst Du entweder aus Überzeugung oder du lässt es einfach sein.“ Die Arbeit am Wochenende, die flexiblen Arbeitszeiten verlangen ihr viel ab. „Bei allem Stress, den du drumherum hast, du hast immer irgendwas Lustiges, jeden Tag. Aber vielleicht ist das eine Lebenseinstellung von mir.“

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