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Norbert Düwel ist der Chef-Trainer, nicht der Chef-Sündenbock

Holger Bahra ist seit gestern nicht mehr Torwart-Trainer bei Union. Sein ohnehin im Sommer auslaufender Vertrag, der nicht verlängert worden wäre, ist damit nicht vorzeitig beendet. Bahra ist freigestellt, wie das im Juristendeutsch heißt. Ob Union juristisch damit durchkommt, hängt davon ab, ob der Torwarttrainer auf Wiedereinstellung klagt. Wie Arbeitsgerichte die ständige Verlängerung befristeter Verträge einschätzen, konnten wir bei der Trennung von Hertha und dem langjährigem Torwarttrainer Christian Fiedler beobachten. Machte trotz befristeten Vertrag eine Ablöse von schlappen 410.000 Euro, plus zu zahlendes Gehalt und Prämien insgesamt 579.000 Euro. Der feine Unterschied: Fiedler wurde gekündigt, Bahra nicht.

Foto: Matze Koch

Auch bei der Ursachenforschung zur Trennung von Bahra, den alle als knorrigen Mann mit bärbeißigem Humor kennengelernt haben, gibt es kleine und feine Unterschiede. Es gehört wenig Phantasie dazu, dass der Torwartwechsel von Daniel Haas zu Mo Amsif am Wochenende der Auslöser für die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit gewesen ist. Doch der inhaltliche Grund dürfte weiter reichen als bis zu Norbert Düwels Schreibtisch.

Denn bereits unter Uwe Neuhaus gab es Überlegungen, sich von Bahra zu trennen. Auch weil keine Weiterentwicklung der Torhüter zu sehen war. Warum Neuhaus diesen Schritt nicht gegangen ist, bleibt Spekulation. Aber es ist nicht die einzige zögerliche Personalentscheidung die der ehemalige Union-Trainer getroffen hat. Sichtbar war der Konflikt für Außenstehende, als im Mai 2012 die Verträge von Bahra und Co-Trainer André Hofschneider unterschiedliche Laufzeiten bekamen. Hofschneider ist seitdem unbefristet dabei, Bahra bekam seitdem immer nur noch einen Jahresvertrag.


Foto: Matze Koch

Für etwas gefährlich halte ich den Zustand, dass schon wieder Düwel im Fokus ist. Natürlich hat er die Entscheidung getroffen, sich von Bahra zu trennen. Aber dieser Entschluss hängt auch schon seit fast drei Jahren in der Luft. Ebenso wie sich Neuhaus nie an die Personalie Mattuschka herangetraut hat, ist auch hier Düwel mit dem Erbe des vorherigen Trainers belastet.

Es ist Düwels Neuheit im Trainergeschäft zu verdanken, dass er ohne eigenes Trainerteam zu Union kam und sich auch auf dieses Experiment mit den ehemaligen Co-Trainern von Neuhaus eingelassen hat. Ich würde behaupten, dass das nur wenige gemacht hätten. Aber irgendwie wäre es gut, das übernommene Erbe auch zu kommunizieren. So schön es ist, wie der Verein Konflikte intern halten kann, so überraschend sind dann die Trennungen für Außenstehende und Fans. Denn im Moment ist Düwel aus Fansicht derjenige, der Mattuschka vergrault und Bahra gefeuert hat.

Kleiner Hinweis von mir: Auch unter der „Lichtgestalt“ Uwe Neuhaus war nicht alles gut ;)

Etwas strittig ist die Nachfolge von Bahra. Union bleibt beim Credo: Wir verkünden etwas, wenn es etwas zu verkünden gibt. Der Kurier wirft Ronny Zeiß aus Leipzig ins Rennen und meint, Integrationstrainer Pablo Garcia würde für Bahra aushelfen. Der Tagesspiegel sieht dagegen Fitness-Coach Daniel Wolf beim Training mit den Torhütern zu und meint, dass schon heute der Neue seinen Einstand geben könnte. Das wäre dann laut Tagesspiegel und Bild Dennis Rudel von den Kaizer Chiefs aus Südafrika.

Und wenn schon Personalien im Tagesspiegel, dann richtig: Auch U23 Trainer Jaspert wird Union verlassen. Aber erst zum Saisonende. Ein Angebot aus dem Ausland soll es sein.

Außerdem erschien in der BZ: So will Schönheim am Freitag in Darmstadt punkten

1 Kommentar zu “Norbert Düwel ist der Chef-Trainer, nicht der Chef-Sündenbock

  1. Ich finde es immer traurig, wenn ein Mensch seine Arbeit und damit sein Einkommen verliert, aber es geht hier ja um Fußball und da steht eben die Weiterentwicklung des Teams im Mittelgrund und wenn sich da auf bestimmten Positionen keine Fortschritte mehr zeigen, dann kann durchaus ein Personalwechsel sinnvoll sein. Ich glaube, da sollte dann auch niemanden der schwarze Peter zugeschoben werden.

    Ich hoffe für Bahra, dass er schnell wieder einen neuen Job findet, und dass er dort dann auch wieder viele Erfolge feiern kann.

    Ich möchte aber schon noch anmerken, dass mich die Entwicklung von Torhütern, die zum 1.FC Union Berlin kamen, doch schon immer etwas verwundert hat. Da kamen Talente, die in der Anfangszeit super waren, sich dann aber nicht weiterentwickelt- bzw. verschlechtert haben. Ich möchte das nicht an Bahra festmachen, aber dieser Wechsel könnte für alle Beteiligten auch etwas gutes haben – wir werden es dann in der Zukunft sehen.

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