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Ein bisschen Glasnost wagen

Foto: Stefanie Fiebrig

Es war fast schon eine kleine Revolution, die einen Tag vor dem ersten Spieltag in Karlsruhe (0:0) beim 1. FC Union stattfand. Mitbekommen haben sie allerdings nur sehr aufmerksame Leser. Ganz am Ende der offiziellen Spielvorschau fand sie statt. Dort stand:

Folgende 18 Spieler stehen im Aufgebot für das Spiel am Sonntag: Haas, Puncec, Köhler, Özbek, Brandy, Amsif, Kopplin, Eggimann, Gomaa, Mattuschka, Kreilach, Skrzybski, Jopek, Trimmel, Nemec, Nebihi, Schönheim, Leistner

Was bei anderen Vereinen üblich ist, den Spieltagskader öffentlich bekannt zu geben, wurde in den Jahren unter Kim Il Uwe Neuhaus als geheime Verschluss-Sache behandelt. Der Trainer war der Ansicht, dass er damit dem Coach der gegnerischen Mannschaft, der morgens zum Kiosk läuft, um sich alle Berliner Zeitungen zu kaufen, einen Vorteil verschaffen würde.

Norbert Düwel ist in der Inszenierung so etwas wie der junge Mikhail Gorbachev, der mit Umbau und Transparenz, die bleierne Zeit des Stillstand während der letzten Jahre der Amtszeit von Leonid Brezhnev Uwe Neuhaus bei Union aufbrechen möchte. Dieser Umbau, auch bei über Jahre fest auf den Posten sitzenden Funktionären Spielern, ruft Widerstand hervor. Wie kann man den verdienten Genossen Kapitän Torsten Mattuschka nicht nur entmachten, sondern auch noch mit einem Platz als Ersatzmann in Karlsruhe brüskieren?

Veränderung schmerzt

Es ist vor allem ein Bruch mit der Gewohnheit, der diese Reflexe hervorruft. Denn bei Lichte betrachtet, ist sich die Mehrheit einig, dass mehr Wettbewerb Konkurrenz her muss, will sich Union weiterentwickeln. Doch Veränderung tut nun einmal weh. Auch emotional. Norbert Düwel ist gut beraten, die Mehrheit auf seinem Weg mitzunehmen, die Notwendigkeit des Umbaus, für den nicht alle Mittel der Welt zu Verfügung stehen, weiter zu kommunizieren.

Doch bei aller Kommunikation. Am Ende wird der Weg des Union-Reformers nach Erfolgen beurteilt. Was nützt der beste Wille bei Perestroika und Glasnost, wenn der Klub danach schlechter dasteht? Dann würde sie anfangen, die Sehnsucht nach der Zeit der Stabilität unter Neuhaus.

Düwel weiß, was dagegen hilft. Erfolg, Erfolg und nochmals Erfolg. Deshalb ist heute Abend das erste Heimspiel der Saison gegen Fortuna Düsseldorf (20.30 Uhr, Alte Försterei) so wichtig. Ein Sieg zur Profilierung von Norbert Düwel. Und drei Punkte gegen eine mögliche Neuhaus-Nostalgie.

Den Kader gab Düwel vor dem Düsseldorfspiel allerdings nicht bekannt. Vielleicht ist zu viel Transparenz am Anfang doch nicht gut.

Die Berliner Medien schrieben heute:

Hörertreffen vor dem Spiel

Wir machen ein kleines Treffen für Leser und Hörer des Textilvergehens zum Saisonstart. Ihr findet Steffi, Hans-Martin und mich ab 18.30 Uhr auf dem kleinen Rasenstück vor der Uniontanke. Lasst uns gemeinsam auf eine hoffentlich erfolgreiche Saison anstoßen!

Habt keine Scheu vor dem kleinen Team vom ZDF (Journalist und Kamerafrau). Die wollen im Zweifelsfall nur von euch wissen, warum ihr unseren Podcast hört. Das ist aber freiwillig ;)

 

 

 

 

1 Kommentar zu “Ein bisschen Glasnost wagen

  1. Scheint so, als ob die kleine Revolution beim Heimspiel ihr Kind gefressen hat.

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