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Futiklub ist auch keine Alternative

Sich über den Doppelpass bei Sport1 aufzuregen ist ähnlich sinnvoll, wie einen Acker dem Erdboden gleichzumachen. Unbestritten fehlt in Deutschland ein substantieller Fußball-Talk. Eine Runde, in der nicht ständig Platitüden wiedergegeben werden, die ich mir auch beim Kick der Alten Herren von Fortuna Pankow anhören kann. Ich erwarte von Journalisten, die sich zu solchen Runden einladen lassen, dass sie sich mit Detailwissen einbringen und der Moderator es zulässt, dass dieses Wissen auch ausgebreitet wird.

Nun gibt es seit einiger Zeit den Futiklub aus Berlin, der auf den ersten Blick den Anschein macht, genau diese Wünsche zu erfüllen. Positiv ist, dass kein Ehemaliger aus dem Fußballgeschäft extra an den Tisch geschoben werden muss. Trotzdem vergibt die Sendung Chancen im Minutentakt wie in der letzten Zweitliga-Saison John Jairo Mosquera. Die aufwendig aussehende Produktion steht in keinem Verhältnis zum Inhalt, der mit einer solchen Phrasendrescherei daherkommt, dass ich schon zwei Minuten später nicht mehr weiß, worum es überhaupt ging. In der letzten Sendung über die aktuellen Innenverteidiger der Nationalmannschaft wird Mats Hummels Posterboy-Qualität attestiert und dann in einer Art und Weise über ehemalige Innenverteidiger (Waldhof-Schule, ha ha…) schwadroniert, dass die Klischeeschwarte nur so kracht. Detaillierte Ausführungen sind nicht vorhanden und zitiert werden nur wirklich abgehangene Sprüche.

Mir persönlich missfällt der selbstgefällig daherkommende Ton und diese Berliner Hipster-Attitüde sehr. Das soll bestimmt unglaublich selbstironisch sein, kommt bei mir aber noch schlechter an, als der zweiunddrölfzigste Frisurenwitz der 11Freunde. Die Oberflächlichkeit ist fast noch schlimmer als bei der Doppelpassrunde. Schade. Vielleicht hätte der Futiklub weniger auf die Verpackung achten und mehr Wert auf den Inhalt legen sollen. Zuletzt noch: Arne Friedrich fordern? Als Sendung aus Berlin? Seriously?

Adresse: www.futiklub.com (Leider nicht als Video-Podcast abonnierbar)

Ich möchte nicht nur kritisieren, sondern empfehle ausdrücklich zwei meiner liebsten Sport-Talks:

12 Kommentare zu “Futiklub ist auch keine Alternative

  1. Gunter Grack

    Vollkommen richtig. Diese schwadronierenden Salonlöwen tun dem deutschen Fussball nicht gut. Aber wenigstens sehen sie besser aus als die 11Freunde.

    Gruss

    Grack

  2. quietschie

    alter verwalter, wusste ja nicht, dass man so einen schwachsinn überhaupt produzieren kann. vorallem der habitus dieser möchtegern schlaumeier ist ja das ekelhafteste was es gibt. da bekommt man doch glatt phantasien, dass da mal mitten in so einer sendung eine gepflegte hooligan truppe guten tag sagt

  3. Comedian Harmonists palavern über Fußball und qualmen die Bude voll. Wat für ein Quatsch, aber ick gloobe da gibt es echt ne Menge Typen von. Brauch man nicht.

  4. „(Leider nicht als Video-Podcast abonnierbar)“ – aber zumindest so abonnierbar, dass man nicht immer diese furchtbare Homepage sehen muss:

    http://vimeo.com/user4831041/videos/rss

    Vielleicht findet sich ja sogar ein Podcatcher, der mit den verlinkten Flashfiles umgehen kann. Dann kannste sogar ein Videopodcast draus machen ;)

  5. Hey,nichts gegen Fortuna Pankow! Da hab ich von 7 bis 15 gespielt.Ok,damals hiess es noch Motor Pankow,aber wenn ich in der Fussballwoche Union,Union Zwee,den Unionnachwuchs sowie die Tabelle der VFF Ü32 Kleinfeldliga durchhabe schau ich immer nach Fortuna Pankow.

  6. hi leute,

    ich hab gleich mal reingeschaut, voll krass mann! ey da habn wir in berlin endlich n raucherverbot und die hauen sich da die kippen weg wie nichts. und dann so was zu erzähln wie eine generation verteidiger ausgefallen und abwehr trainer, ey was fürn quatsch! aber so is es immer, fett die kohle am start und voll mit aufwand müll produzieren. find ich echt schade dass da nicht andere dagegen halten, so mit weniger prenzlberg arroganz und mehr so von fans zu fans. muss ja nich immer so voll die gedanken kacke sein. vielleicht macht ihr ja mal so was sebastian, ihr seid doch och von der presse, oder?
    und was der quetschie sagt, da sollte mal echt n trupp jungs rein – und voll rein da.
    ich mach gleich mal n post bei mir das da die keene zuschauer kriegen.
    haut rein, euer stiefel

  7. Hallo liebe Blogger,

    ich bin Mitproduzent des Futiklubs und gerade auf diesen Beitrag gestoßen. Erstmals möchte ich sagen, dass wir Eure Kritik aufgenommen haben und auch bei uns inhaltlich zu Denkanstößen führt. Dafür ein herzliches, und ehrliches Danke. Auch für das Lob über die technische Umsetzung freuen wir uns, und ich als Bildgestalter hinter den Kulissen, ganz besonders.
    Was ich dem aber hinzufügen möchte, und was in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Punkt ist, ist: Der Futiklub ist komplett selbstfinanziert und kostet den Herren am Tisch Woche für Woche bares Geld, es steht also kein Sponsor dahinter der unsere vermeintliche Selbstverherrlichung finanziert.
    In dem Zusammenhang finde ich es schade, dass ein ernstgenommener Versuch die deutsche Talklandschaft zu beleben, derart verunglimpft wird. Wenn wir bei Euch kein Publikum finden, ist es OK. Dennoch finde ich eine etwas menschlichere Grundhaltung wenn es um die Beurteilung neuer Formate und Formatversuche geht durchaus angebracht. Wenn es jemand besser kann, darf er es gern versuchen! Wir sind diesen Schritt gegangen, und auch wenn es nicht auf Gegenliebe stößt, haben wir unsere Daseinsberechtigung. Ein Kommentar a la „ich mach gleich mal n post bei mir das da die keene zuschauer kriegen“ steht in diesem Zusammenhang für sich.

    No hard feelings und beste Grüße
    Andreas

  8. Lieber Andreas, das mit dem Aufwand sehe ich und habe das auch im Artikel gewürdigt. Außerdem bin ich der Meinung, dass ich mit meinem Text den Futiklub nicht verunglimpft, sondern meine, zugegebenermaßen nicht sehr wohlwollende, Meinung geäußert habe. Das hängt damit zusammen, dass es inhaltlich für mich nicht besonders gehaltvoll war.
    Meiner Erfahrung nach hat das vor allem etwas damit zu tun, wie weit man selbst von einem Thema weg ist. Das heißt, dass ich selbst kaum aussagekräftig über die deutsche Männer-Nationalmannschaft reden kann, weil ich nie mit jemand von denen gesprochen habe. Das disqualifiziert nicht den Talk als solchen, sondern führt bei mir dazu, dass ich immer versuche, mindestens eine Person im Gespräch zu haben, die inhaltlich im Stoff ist. Der Rest kann seine Meinung haben, denn Meinung ist wichtig. Aber sie muss sich eben auch mit der Realität abgleichen lassen.
    Das Argument des selbst finanzierten und kostenlosen Projekts verstehe ich, auch wenn ich es nicht teile. Denn die inhaltliche Qualität hat ja eher wenig damit zu tun. Es bedeutet für mich, dass ihr das Projekt gerne und von Herzen macht und auch die Kritik entsprechend persönlich nehmt. Deshalb verstehe ich auch, dass Du die zum Teil heftige Kritik in den Kommentaren so nicht stehen lassen willst. Aber die Kommentare habe ich nicht geschrieben und wir redigieren die auch nicht, wenn sie keine Beleidigungen oder ähnliches enthalten.
    Ich wünsche Euch viel Erfolg mit dem Projekt, denn eines empfinde ich mit Sicherheit nicht: Schadenfreude.

  9. Ich hoffe mal, dass das hier nicht ausartet. Nur soviel Herr Fiebrig, Berliner Kurier, wenn ich richtig informiert bin. Und offensichtlich noch nicht lange genug dabei: Stefan Osterhaus, Florian Haupt und ich sind seit über zwölf Jahren im Geschäft, da fällt das ein oder andere Nationalmannschaftsspiel ab, schauen sie einfach mal ins Archiv, werfen Sie auch einen Blick in die NZZ. Bitte also keine Schlaumeiereien wie „Wenn ich keine Ahnung habe, dann hole ich mir jemanden, der…“. Von sich auf andere zu schließen, das ist ein alter Hut, bringt weniger als es einem einhandelt. Bei Kollegen ist das eine umso heiklere Angelegenheit. I
    Sie können gern Fan von Pankow 07 sein, oder werfen Sie uns Schnöseligkeit vor und Phrasendrescherei, nur zu, probieren Sie sich aus. Aber seien sie auch immer der eigenen Grenzen gewahr. Und verlangen Sie niemals, dass andere einen alten Vorstadtklub cool finden sollen, nur weil sie da emotional heimisch sind. Das gilt auch für andere Vorlieben.
    Bleiben Sie offen, auch für Leibfremdes.
    Cheerio und wenn ich einen Wunsch äußern dürfte: Bitte nicht noch mehr Wellen machen, das sind wir nicht wert und ihr Blog auch nicht.

  10. Lieber Martin Henkel,
    ich breche Diskussionen ab, die Argumente ad hominem beinhalten. Denn meiner Erfahrung nach geht es bei der Verwendung solcher rhetorischen Mittel nicht um die sachliche Auseinandersetzung, sondern nur um Diskreditierung.

  11. Interessant, dass genau Sie das schreiben… „Sachliche Auseinandersetzung“ aus Ihrer Tastatur ist vom selben Kaliber wie das Wort friedfertig aus dem Mund eines Hooligans. Ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht.

  12. Also ich finde den talk total abgefahren, herrlich die verpackung und die jungs sind echt jut druff. Übrigens ham die mehr Ahnung vom Fußball als hier behauptet wird. und was der grack schreibt, stimmt. sehen besser aus als die 11 Freunde.
    Diego rules!

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