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Wenn kämpfen nicht mehr reicht.

„Nein! Zack, zack in den Raum!“, ruft Unions Trainer Uwe Neuhaus und unterbricht die Übung am Mittwoch gleich zu Beginn. Patrick Zoundi sollte nach Pass von Marc Pfertzel von außen mit dem Ball am Fuß in Richtung Strafraum ziehen und nicht einfach auf der Grundlinie der Kugel hinterher rennen. Gestenreich erklärt der Coach seine Vorstellungen vom schnellen, dynamischen Spiel in der Offensive. Das Mittel der Wahl gegen Alemannia Aachen unter Trainer Friedhelm Funkel. Bei der Wiederholung der Übung zieht Zoundi am Strafraum-Eck einen Verteidiger auf sich, passt zu Savran, der Glinker im Tor keine Chance lässt.

So einfach wie in diesem Moment im Training ist es für Halil Savran nicht mehr, sich bei Union in Szene zu setzen. Der 26-jährige kommt einfach nicht mehr zum Zug. Die Neuzugänge Silvio und Simon Terodde stehlen ihm die Show. Und selbst Mosquera trifft. An der Seite des Trainingsplatzes stehen Savrans Berater Gerd vom Bruch und Daniel Scheinhardt. „Aufsetzer kannst Du aber nicht“, ruft Uwe Neuhaus und schießt einen Ball Richtung vom Bruch. Doch der 70-Jährige nimmt den Ball locker an und spielt ihn zum Trainer zurück. Der muss über die Zukunft des Stürmers Halil Savran entscheiden.

Während sich beide Berater nach dem Training um seine kleine Tochter kümmern, trabt Savran zu den wartenden Journalisten. Er wirkt durch seine Körperhaltung immer etwas linkisch, doch der Stürmer beobachtet die Fragesteller genau, schaut ihnen in die Augen. Und dann fallen Sätze wie: „Ich trainiere, biete mich an“, „Ich haue mich voll rein“ oder „Was passiert, weiß nur der Trainer.“ Platitüden. Aus Selbstschutz. Nur keine Angriffsfläche bieten. Nicht den Journalisten, aber auch nicht intern. Es ist verständlich für einen Spieler, der bei vielen bereits als abgeschrieben gilt. Das Label „Gewogen und für zu leicht befunden“ prangt unsichtbar auf Savrans Stirn.

Nur zweimal bricht Halil Savran aus der Rolle des durch und durch professionellen Fußballers aus. Gleich am Anfang. Er wird auf seine Tochter angesprochen, seine Vater-Rolle. „Wenn mich die Kleine zu Hause anstrahlt und sich die Tür hinter mir schließt, ist die Situation vergessen.“ Die Situation, die für ihn bei Union so viel besser sein könnte. Als er auf Shergo Birans Schicksal angesprochen wird, der von Union nach Dresden wechselte und jetzt drei Ligen tiefer beim BFC spielt, weist Halil Savran den Vorwurf des sportlichen Abstiegs weit von sich: „Ich kenne Shergo Biran gar nicht von Angesicht zu Angesicht. Außerdem ist er ein ganz anderes Alter! Ich habe mich hier persönlich und sportlich entwickelt. Das ist keine verschenkte Zeit.“

Aber Savran fehlt der Anschluss in einer Offensivabteilung, die den Ball nicht mehr mit Dribblings, sondern mit direkten Pässen nach vorne bringt. Und es sieht momentan nicht so aus, als ob er den noch finden würde.

1 Kommentar zu “Wenn kämpfen nicht mehr reicht.

  1. halil ist meiner meinung nach ein vorbild, an fleiß und disziplin. mag ja sein, dass es für diese mannschaft nicht reicht – ok, so ist das manchmal im leben – aber was karim benjamina an talent hatte und teilweise verlottern lies, muss sich halil alles erarbeiten und er arbeitet dran. ich wünsche dem jungen nur das beste und erfolg, am liebesten natürlich bei union. ein feiner kerl, der sich bisher alles hart erarbeitet hat – irgendwie verkörpert er auch die tradierten uniontugenden: kopf runter und durch, rennen, kämpfen, ackern.

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