Blog

Fußballkrimi.

Aufgrund von Wetter wird, wie ich eben zu lesen bekomme, das Spiel gegen Rostock heute nicht stattfinden. Ein bißchen leid tut mir dabei die in ihrem Hotel gefangene Rostocker Mannschaft. 18 Männer. Eine meterhohe Schneeverwehung. Raus kommt keiner. Und alle rufen: Jawohl! Ein Kammerstück!

(Bei Agatha Christie geschieht in solchen Szenerien innerhalb der ersten fünf Minuten Schreckliches, und dann kommt Miss Marple. Oder wie hieß der bärtige Belgier? Hercule Poirot. Genau. Wir erinnern uns: keiner kann raus. Aber immer, immer, immer kann der Detektiv rein.)

Es beginnt damit, dass der Brotaufstrich, der „in Geschmack und Konsistenz an Nougat erinnert“ unerwartet verschwindet. Taucht zum Frühstück einfach nicht auf. Gemurmel erhebt sich und schwillt an zu Ärger, Ärger macht sich Luft und entlädt sich in Sätzen wie „Nee, ich will keine Marmelade – da haste doch nichts drauf.“ Die gesamte Truppe ist total unterzuckert. Als erstes wird der FrühstücksSportdirektor beschuldigt. Der bestreitet alles, stampft eingeschnappt auf die teuren Hotelfußbodenfliesen, dass es nur so scheppert und geht türenschlagend in sein Zimmer, Wii spielen. Unschöne Zwischenfälle ereignen sich derweil an der Rezeption. Worte werden gewechselt, die von wenig Zuneigung sprechen, und ehe man sich´s versieht, wechselt auch eine Blumenvase ihren Standort. Sie zerbirst klirrend im Spiegel hinter dem Empfangstresen. Vielleicht war´s auch der Spiegel, der klirrte – das weiß man hinterher ja nie so genau. Nachdem nun das Eis gebrochen ist – und der Spiegel und die Vase auch – kommt Leben in die Eingangshalle. Schaulustige gesellen sich hinzu, man munitioniert sich mit den Überresten des Buffets, die treffsicheren Stürmer in vorderster Reihe. Jemand wirft eine Melone ein. Die Kellner entzünden Wunderkerzen.

Die Frage nach dem Brotaufstrich gerät darüber etwas in den Hintergrund der Betrachtung. Dafür bekommt die Schreiberin dieser Zeilen Hunger und überlässt die Fortsetzung der Geschichte Dir, geneigter Leser.

(Ich gebe zu: ich bin noch gar nicht aufgestanden. Ich stell mir das vom Bett aus alles ganz bildlich vor und bin gar nicht traurig, dass es in dem putzigen kleinen Dorf, in das ich nachher fahre, kein Internet gibt. Und gleich bringt mir jemand ne Schokoladenstulle vorbei. Ich geb solange ein Lied aus.)

3 Kommentare zu “Fußballkrimi.

  1. Da ist es ja fast schon schön, dass das Spiel abgesagt wurde, sonst häte ich das ja nicht lesen können. Tack så mycket.

  2. hättehättehätte. tz @ me.

  3. Was macht die Rostocker Mannschaft im Hotel? Wo ist unsere Manschaft?
    Und was soll das heißen, Jemand wirft eine Melone ein. War es nicht Biran, der sich eine Melone eingeworfen hat?
    Jede Menge falsche Spuren gelegt, aber mich legst du damit nicht rein. War bei Philip Marlow in der Lehre.
    Leider arbeite ich gerade an einem anderen Fall, bin jedoch sicher, daß der verschwundene Brotaufstrich nur von der Leiche unterm Büffet ablenken soll. Die Leiche heißt gefährlicher Neuzugang und ist nun ungefährlich, zu niedriger Puls. Außer dem Trainer und dem Büffetdirektor mußte noch jemand wissen, für welche Position der Tote vorgesehen war. Alle tun unschuldig und spielen angeblich unbekümmert mit dem Essen…….ich muß derweil los.

Kommentare sind geschlossen.