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Schulter. Brust. Hand. Sieg.

Ohne eigentliche Winterpause ging es wieder los. Ungewohnter Zeitpunkt: 15. Januar. Ungewohnter Anblick: Marco Gebhardt auf der Tribüne. Auch Michael Bemben nicht einmal mehr im Kader, in den er sich kurz vor Jahresende erst wieder hineingespielt hatte. Dafür nahm der neun Jahre jüngere Paul Thomik auf der rechten Verteidigerseite seine Position ein. Ede hatte aufgrund einer Nagelentzündung am Fuß noch Rückstand und saß auf der Bank. Das ging in den letzten zwei Wochen sehr schnell. Thomik und Ede sind dabei und Gebhardt und Bemben raus. „Menschlich schwierig“, hört man so im Stadion. Auf der anderen Seite die für die zweite Liga notwendige Verjüngung angegangen. Und allemal ehrlicher als der Umgang mit Tom Persich.

Nachdem sich Oberhausen im Trainingslager im Süden größtenteils auf den sanitären Anlagen aufgehalten hatte, kamen Sie gestern mit Betonmischer in das Stadion an der Alten Försterei. Das wäre letztes Jahr sicherlich mit Begeisterung aufgenommen wurden. So aber wurde der Ball, kam er mal in Strafraumnähe, weggeköpft oder rausgeschlagen. Schön ist anders. Mehr als die vage Hoffnung auf einen Konter hatte die Mannschaft nicht im Gepäck. Ein Presschlag, der seinen Weg an das Lattenkreuz des 1. FC Wundervoll fand, war so ziemlich das einzige, was nach vorne gefährlich war.

Union versuchte zwar ein konstruktives Spiel aufzuziehen, blieb aber zu oft in den Abwehrreihen hängen. Auf ein allzu starkes Aufrücken wurde verzichtet. Lieber die Null hinten halten, als einem 0:1 hinterherzurennen. Am Ende hatten die Guten 64% Ballbesitz. Häufig wurde der Ball hinten herum gespielt, was aus der Quote der gelungenen Pässe (80%) abzulesen ist. In der gegnerischen Hälfte sinkt der Wert der gelungenen Zuspiele auf 60%. Brunnemann bemühte sich und rieb sich, oft hart angegangen, auf. Ansonsten war es schön, zu sehen, wie souverän zum Beispiel Göhlert und Rauw als Innenverteidigerduo oder Peitz im defensiven Mittelfeld ihren Dienst versahen. Wenn es kritisch wurde, waren sie auf den Posten.

Das Tor. Bei nur fünf Schüssen auf das Tor (drei durch Union) während des gesamten Spiels, verdient der entscheidenden Spielzug etwas mehr Beachtung. Pappas schießt Mosquera an, der den Ball unhaltbar abfälscht. Sah schön aus. Und entfachte Jubelstürme an den heimischen Empfangsgeräten. Nur mit welchem Körperteil hat er den Ball abgefälscht? Oberhausens Trainer Luginger monierte in der Pressekonferenz, jemand sage, dass es im Fernsehen nach Handspiel ausgesehen hätte. Was der Trainer wohl damit sagen wollte? Mosquera selbst sprach davon, dass der Ball von der Schulter abgelenkt wurde. Der Zentralorgan der deutschen Fußballberichterstattung bestimmte die Brust als das entscheidende Körperteil.

Egal, wie Mosquera sein siebtes Saisontor schoß. Union beendete die Serie von sechs sieglosen Spielen in Folge und blieb seit langer Zeit mal wieder ohne Gegentor. Um das ganze endgültig positiv zu sehen: Der 1. FC Wundervoll ist bereits seit vier Spielen ungeschlagen. Hammerserie! Wird Zeit, dass wieder vom Durchmarsch geschrieben wird…

1. FC Union Berlin – Rot-Weiß Oberhausen 1:0 (0:0)

1:0 Mosquera (60. Min)

Karten: Razic, Stoppelkamp (beide Oberhausen)

Zuschauer: 9.118

Noten_18a

http://twitter.com/rudelbildung/status/7796665032

7 Kommentare zu “Schulter. Brust. Hand. Sieg.

  1. Wieder mal ein schöner Spielbericht, dem ich nur hinzufügen möchte, daß die Torvorbereitung von Tuschi gebhardtesk war und Glinker zweimal schön aufgepaßt hat.

  2. Da haste recht mit Tusches Pass. Allerdings sah Glinker beim Rauslaufen einmal – ähem – unglücklich aus, aus meiner Perspektive wirkte es fast wie rotwürdiges Handspiel, war es aber zumindest lt. kicker nicht, bewegte Bilder hab ich noch keene gesehen.

  3. @keano Das mit dem Rauslaufen von Glinker habe ich auch von einem Betreuer von Oberhausen gehört. Selbst habe ich es nicht gesehen. War wohl zu dem Zeitpunkt Kinderpunsch holen…

  4. Aufstieg jetzt!!

    Kam eigentlich nur für mich der „Wiederanpfiff“ der Rückrunde viel zu früh oder geht das noch jemandem so? Ich finde, zwei drei Wochen mehr hätten auch nicht geschadet, gerade um eventuelle Neuzugänge ins Team zu integrieren. Jetzt muß das alles so on-the-fly passieren.

    Gerade bei Ede habe ich das noch nicht so richtig gesehen, dass der da mannschaftsdienlich weiß, was er tut. In Einzelaktionen war er sicher gut und vor allem: Schnell! Aber so im Verbund… naja, wird noch.

    Thomik hat mir eigentlich ziemlich gut gefallen. Einziger richtiger Ausfall war für mich leider wieder mal Mosquera. Wieviele Chancen brauch er eigentlich? Gut, man kann sagen, schweres Spiel, unbequemer Gegner in Sachen Taktik, er war einzige wirkliche Spitze (hab ich übrigens auch nicht verstanden die Aufstellung, Uwe) und der Platz war sicher alles andere als optimal. Aber man findet halt immer irgendwas und ich hätte tausendmal lieber einen Spieler von der Kategorie eines, ja ich sags jetzt, Patschinski da vorne, der halt aus jedem Platz noch was macht und bei dem man auch sieht, dass ihm manche Dinge einfach zu recht egal sind, als unsere zwei Schönspieler da vorne momentan. Ich sehe halt einfach nicht, dass Karim und Mosquera uns da vorne auf längere Zeit tragen können – dazu kommt zu wenig.

    Aber ich will ja gar nicht meckern, ich bin zufrieden mit den drei Punkten und sicherlich war das alles noch der Winterpausenrost, den sich die Jungs da erstmal ablaufen mußten und nächste Woche sieht das alles schon wieder ganz anders aus. Bestimmt… hoffe ich zumindest.

  5. @robert Mosquera ist nun einmal der Stürmer, der vertikal angespielt werden muss. Das ist gegen eine Mannschaft mit einer Taktik wie Oberhausen sie gespielt hat, nicht so einfach. Benyamina hat vielleicht noch etwas Rückstand, deswegen durfte er nicht gegen Hannover spielen. Zusammen gefallen mir beide gut, da Benyamina häufig Räume für Mosquera schafft.

    Jetzt mal ehrlich: Ein Spiel ohne Gegentor tat doch mal wieder gut oder?

  6. Jaja… Du hast ja recht. Aber ehrlich gesagt, hatte ich so ab der fünften Spielminute auch nie wirklich Angst, dass wir uns tatsächlich eins fangen könnten.

    Und zu Mosquera: Es ist ja nun nicht so, dass er am Freitag das erste Mal seine Rolle als Stürmer vergeigt hat. Sicher, man muß ihn entsprechend anspielen und in Szene setzen, aber das ist ja in den zurückliegenden Spielen oft genug passiert und er hat ein ums andere Mal bewiesen, dass er selbst aus guten Chancen nichts macht. Mein Vergleich mit Patschinski kam doch genau aus diesen Überlegungen. Stürmertypen wie Mosquera sind mir einfach zu ballverliebt im Strafraum bzw. an der Strafraumgrenze. Was mir bei ihm fehlt ist einfach der Wille (vielleicht auch das Selbstvertrauen?) mal aus 20 Metern abzuziehen. Das sehe ich sowohl bei Benyamina als auch bei Mosquera nicht und ich bin mir sicher, dass dieser Drang, immer noch einen Meter in den Strafraum zu gehen, uns schon das eine oder andere Tor gekostet hat.

    Noch dazu scheint es ja den Gegnern in letzter Zeit immer einfacher zu fallen, Mosquera vorne aus dem Spiel zu nehmen, da er, wie Du schon sagtest, eigentlich nur dann wirklich gefährlich ist, wenn er im Strafraum angespielt wird. Läufe in den 16er oder gar ein Spielaufbau ab der Mittellinie sind bei ihm eher nicht zu erwarten bzw. nicht erfolgreich. So einen Stürmer kann ich mir als Trainer doch genau ausgucken und dann entsprechend kalt stellen. Hat in den letzten Spielen ja auch ganz gut geklappt. Ich würde mir mehr Vielseitigkeit wünschen. Aber das sage ich ja schon seit Monaten ;)

  7. Ich gleube, Neuhaus will mit Beton hinten durch die Rückrunde. Gefällt mir auch nicht, bringt aber ein paar Punkte mehr.

    Beeindruckt war ich von den letzten 20 Minuten. Nach der Führung gibts meißtens das große Flattern, aber Oberhausen durfte noch nicht einmal versuchen über die Mittelinie zu kommen, die hatten den Ball nie mehr als über zwei drei Stationen, der Ball war immer in unseren Füßen.
    Das war stark!

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