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Klassiker oder Derby? Nee, Abstiegskampf!

Heute Abend spielt der 1. FC Wundervoll gegen die Jungs vom FC Hansa. Da kommen Sie wieder geflogen die Etikette und ehe man sich versieht, hat man eines an der Stirn kleben. Batsch – Ostklassiker. Batsch – Osthit. Batsch – OstDerby.

Fangen wir von hinten an. Ostderby: Berlin und Rostock trennen 194 km. Wenn man ein Derby auf diese Entfernung bezieht, könnte die Partie Hamburg gegen Bielefeld auch als solches durchgehen. Beide Städte trennen 196 km. Auch sonst haben Berlin und Rostock wenig gemein. Nicht die gleiche Region. Nicht am gleichen Wasser. Gemeinsam ist beiden zum Teil der Geschichtsverlauf nach Kriegsende bis 1990.  Da waren Berliner außerhalb von Berlin nicht wohlgelitten. Aber das ist Geschichte und heute so nicht mehr zu spüren. Rivalität zwischen den Städten also: Keine.

Ostklassiker. Insgesamt spielten beide Vereine 28 mal gegeneinander. Herausgekommen ist dabei die ausgeglichene Statistik von 9 Siegen, 9 Unentschieden und 10 Niederlagen für Union. Im Vergleich dazu spielten Jena gegen Erfurt bisher 77 Mal gegeneinander. Dresden gegen Magdeburg 64 Mal. Und der letzte Vergleich der jeweiligen ersten Mannschaften datiert vom 18.04.1989 und war ein 1:1 an der Alten Försterei. Wenn man das so sieht, ist jede Partie von Mannschaften, die einmal in der DDR-Oberliga gegeneinander gespielt haben, eine Art Ostklassiker.

Letztendlich noch Osthit. Über die chronische Erfolglosigkeit und häufigen Spielklassenwechsel von Union in der Zeit vor 1990 muss man nicht allzuviele Worte verlieren. Bei den Rostockern sieht es etwas anders aus. In den sechziger Jahren häufig mal zweiter Platz und auch das ein oder andere Pokalfinale verloren. Ansonsten ging es auch für sie meist gegen den Abstieg. Gewonnen haben sie Meisterschaft und Pokal in der NOFV-Oberliga 1990/91 und sich damit für die Bundesliga qualifiziert. Hitverdächtig…

Vielleicht sollte man die Vereine, die MDR-Derbys untereinander ausspielen, vielleicht noch mit dem Attribut Ost versehen. Aber Rostock und uns könnte man damit in Ruhe lassen. Heute geht es für beide Mannschaften um drei Punkte gegen den Abstieg. Das ist, was zählt.

12 Kommentare zu “Klassiker oder Derby? Nee, Abstiegskampf!

  1. Hm, über das Label „Ost“ haben wir doch gestern Abend in punkto Slebstgefühl und Identifikation leider was ganz anderes schon gesehen.

    Und bei aller beriechtigten Kritik an einer Fehl-Etiktetierung. Was macht das Spiel denn dann so besonders? Warum ausverkauft? Warum ist das ein Hochsicherheitsmatch, wenn da nicht über die Untergangene hinaus Rivalitäten enstanden sind? Bei uns vornehmlich im Jungvolk. Ich weiß. Bei denen aber mehr als das. Und die kann man nicht in Ruhe lassen. Die kleben sich den Osten und mehr als das selber an die Stirn. Trotz ihrer Norddutschen – immerhin spielklassentechnisch bis 45 geltenden Herkunft. http://de.wikipedia.org/wiki/Norddeutscher_Fu%C3%9Fball-Verband

    Schlag doch mal ein andere, knallige und vor allem kurze Bezeichnung vor. Ich bin mir sicher, auch das würde ich gerne in Beschlag nehmen.

  2. Nur damit beim nächsten Mal die genauere sprachliche Unterscheidung gemacht werden kann: ab welcher Kilometerzahl fängt denn ein Derby an? HSV – Hannover (154km) geht gemeinhin noch als Nord-Derby durch. Hamburg – Wolfsburg (168km) ebenfalls. Bayern – Nürnberg 162km. Die Grenze scheint also irgendwo zwischen Kilometer 168 und 194 zu verlaufen. Stuttgart – Freiburg ergo demnach kein Derby. (206km)

    Rivalitäten zwischen den Städten Hamburg und Wolfsburg? Zwischen Stuttgart und Freiburg? Ebenfalls Fehlanzeige.

    Es macht keinen Sinn verzweifelt nach Fakten zu suchen, die aus einem Derby ein offiziell sanktioniertes „Derby“ machen. Es geht mehr darum, was die „Leute“, „Zuschauer“, „Fans“ und andere Beteiligten fühlen. Die Einstufung als Hochsicherheitsspiel sagt da mehr als Kilometertabellen aus. Am ehesten kann man vielleicht mit dem „konkurrieren innerhalb einer räumlichen Einflusssphäre“ argumentieren. Im Falle von Union und Rostock eben das Einzugsgebiet im Nordosten. Nicht zwangsweise das Buhlen um Zuschauer, sondern Sympathien, Interessierte etc…

    P.S. Laut englischer Wikipedia ist die Herkunft des Wortes nicht geklärt. Neben einem Zusammenhang mt räumlicher Nähe kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass der Begriff früher einfach nur ein Synonym für hohe Zuschauerzahlen war.

  3. @Bunki Ausverkauft und Hochsicherheitsmatch erzählen doch nichts über Derbycharakter, Hansa zieht Publikum, St Pauli tuts auch, womit wir schon beim Hochsicherheitsmatch sind und den Macken der Polizei.
    Was haben wir gestaunt damals gegen Pauli, als die Polizei strengstens den Finger hob.

    Medien tun nun mal zuspitzen um Aufmerksamkeit zu kreieren und Viele wollen genauso heiß essen, wie´s gekocht wird. Im Prinzip ist es Werbung, die sich um lebendige Wirklichkeiten nicht kümmern muß.

    Wenn ich mein Haus verlasse grüßt mich Wolfgang Thierse vom Plakat, und zwar täglich, ich krieg den nicht aus dem Augenwinkel und dann muß ich ihn anschauen. Er ist ein Greis und hat eine Haut wie ein Babyarsch. Das ist Körperverletzung, ich erwäge eine Klage und denke über eine Welt nach, die schon lange vergessen hat, was peinlich ist.

  4. @bunki es sind die Implikationen, die der Begriff Ostderby mit sich bringt. Interessehalber habe ich mal einen Thread im Unionforum dazu aufgemacht. Und die Antworten darin bestätigen, dass mit Ostderbys assoziiert wird: DDR-Fahnen, Ewiggestrige und Klubs, die mit ihrer Nachwendeerfolglosigkeit nicht zurecht kommen. Recht hast Du natürlich, was den Aufmacher angeht. Mir fällt da auch nichts ein. Aber vielleicht sollte man es doch auch so aufziehen, als ob die Hütte gegen St. Pauli oder Düsseldorf voll wird.

    @dogfood Sicher, geographisch etwas festmachen ist schwierig. Aber es sollte zumindest eine Region sein. Ob man das an der Definition Hochsicherheitsspiel festmachen kann, lasse ich mal dahingestellt. Das war wie Milan geschrieben hat auch gegen St. Pauli der Fall und wirklich sehr weit hergeholt. Recht hast Du natürlich, dass die Zuschauer es fühlen müssen. Nur wenn das letzte Punktspiel über zwanzig Jahre her ist, wie im Fall Rostock, wird es schwierig.

    Persönlich glaube ich, dass viele Rostocks Erstligazugehörigkeit sympathisch fanden und jetzt sehen wollen, ob man diesen für seine Verhältnisse erfolgreichen Verein schlagen kann.

  5. Viele Fragen bunki. Was es benötigt aus einem Spiel ein Hochsicherheitsspiel zu machen wissen wir spätestens seit dem Pokalendspiel gegen Schalke selbst als Frau Tappendorf im Vorfeld behauptete, „Union- und Schalkefans wären traditionell verfeindet“. Das Pokalendspiel war das erste Aufeinandertreffen beider Vereine zumindest in einem Pflichtspiel.

    Geradeaus dieser Erfahrung heraus stellt sich die Frage: Wem nutzt es wenn auf Grund eines Fussballspiels eine Hysterie der Angst bei der einheimischen Bevölkerung entfacht wird? Erinnert sei nochmals an Frau Tappendorfs Aussage sowie an die Presseberichte vor dem Spiel von Union in Unterhachingen.
    Wem nutzt es, wenn die Polizei ohne Anlass masiv gegen Fussballfans vorgeht? Erinnert sei an das Vorgehen der Polizei bei dem Spiel von Union in Paderborn. Vielleicht sind das Fragen mit denen wir uns auseinander setzen sollten. Andererseits muss auch die Frage gestellt werden Warum gibt es die Gewalt um die Fussballspiele herum und wie kann diese verhindert werden?
    Diese Methoden wie sie jetzt angewendet werden, erinnern sehr an die Methoden die auch zu DDR Zeiten angewendet wurden und diese haben schon dort nicht ihren Zweck erfüllt.
    Bunki Du suchst einen anderen Namen? Nimm doch einfach das was es ist, ein Punktspiel. Der scheint aber für unsere Presse nicht reißerisch genug zu sein daher werden immer die Namen Osthit, Ostderby oder ähnliches verwendet da diese immer Gewalt implizieren. Damit lässt sich doch leichter Auflage machen als mit einem öden Punktspiel.

    Der Begriff Derby stammt aus dem Pferdesport und bezeichnet dort das wichtigste klassische Rennen der dreijährigen Pferde, es ist und war gleichzeitig ein hochkarätiges gesellschaftliches Ereignis.

    Interessant in diesen Zusammenhang finde ich wie im Vorfeld des Spiels die Stimmung aufgeheizt wird. Die Rostockerfans kochen vor Wut und viele Fragen sind auch bei den Fans von Union offen. Warum wird nicht erklärt warum Hansa nur sowenig Karten bekommt und wer dies veranlasst hat? Warum wird nicht offen gemacht welche Gründe es hat das Hansafans den Unionbereich nur in neutraler Kleidung betreten darf und wer diese Entscheidung zu verantworten hat?

  6. Wann ist ein Derby ein Derby? Räumliche Nähe ist das eine, ich sehe das wie dogfood aber relativ und nicht absolut. Wohin orientiert sich jemand aus Mecklenburg-Vorpommern? Nach Berlin oder Rostock, und das gilt nicht nur im Fußball.

    Die Hochsicherheitseinstufung wäre auch für mich eher kein Merkmal eines Derbys, denn wenn die Hansa-Fans so weitermachen, spielten sie sonst bald immer mehr Derbys in der ganzen Republik.

    Lasst Cottbus ab- oder aufsteigen und Union und Hansa mal 15 Jahre in der 2. Liga – dann kann ein Ost-Derby draus werden.

  7. @Sojus

    Supaaaaa-Ideeee. Punktspiel! Das ich da nicht drauf komme. Nein so etwas aber auch. Damit würde ich bestimmt viele Zeitungen verkaufen. Danke. Ist ja auch ein relativ selten vorkommendes Ereignis. Und diesmal zudem noch so plötzlich. Punktspiel! Werde ich mir merken. Herr, schick Hirn vom Himmel. Manch einer versteht den Sinn von Überschriften nicht!

    Und nein, ich suche nicht einen anderen Namen. Ich bleibe bei Klasiker, der geographisch im Osten angesiedelt ist. Ich habe nur etwas gegen Sebastians Nörgelei daran gesagt. Da bemüht man sich den Begriff Derby nicht inflationär zu missbrauchen und schon passt es den Herren und Damen auch nicht.

    Und was deine Fragen angeht, @sojus, die hat Hansa den Seinen sehr deutlich beantwortet. Jeder der sich über die Ursachen infomieren wollte, hätte es gekonnt. Und manche haben bewusst weggehört und den Unschuldigen gemimt.

    Die Fragen nach der Hysterie sind übrigens ein ganz anders Thema. Und Presseberichte zu Haching? Hat da einer zu viel Online in bayersichen Zeitungen geschmökert? In Berlin waren die kein Thema. Nur als entrüstetes Beispiel für negative Stimmungsmache gegen Unionfans. Und das auch nur in einer Zeitung, die zufälligerweise nicht der Medienpartner des FC Wundervoll ist.

    Ach, eins noch: Hier ging es um Begrifflichkeiten. Um Sprache. Aber das nur nebenbei.

    P.S. Interessant ist übrigens immer wieder, dass oft genug die Kommentare kommentiert werden, weniger aber der Beitrag selber.

  8. Um mal den Beitrag zu kommentieren @Sebastian- sehr gut recherchiert und ins Verhältnis gesetzt, hat mir gut gefallen.

    @Bunki Was meinst du denn mit dem Sinn von Überschriften? Was meinst du mit´ Herr schick Hirn vom Himmel?´, wenn nicht Wolfgang Thierse mit dem Babyarsch im Gesicht.
    Natürlich mußt du Zeitung verkaufen wie andere ihre Partei. Aber ist doch ok, wenn manche nicht kaufen.

  9. Lieber @Milan

    Kaufen? Verkaufen? Darum geht es doch gar nicht!! Hast du die Kommentare von @Sojus gelesen, oder nicht? Hast du mitbekommen, dass @Sebastian sich über die Zeitungsüberschriften mokiert, oder nicht? Es geht also um die Verschlagwortung des Spiels „Union vs. Hansa“, es geht um die äußere Darstellungsform, es geht um Medienkritik. Und wenn ich dann den Vorschlag lese von Punktspielen als Wort für Überschriften, also etwas das primär als Lesenanreiz dienen soll und nicht der Informationsbeschaffung respektive einer wissenschaftlichen Aufarbeitung, dann frage ich mich, wie man ernsthaft auf den Vorschlag Punktspiel kommen kann.

    Natürlich ist es jedem überlassen zu tun und zu lassen was er will. Keiner muss eine Zeitung kaufen. Man kann auch mit seinen Freunden das Gespräch so beginnen: Stell dir vor, gestern Abend war ich bei einem Punktspiel. Toll, nicht wahr? Ja, ein richtiges Punktspiel. War auch ganz possierlich, das Kleine. 1:0 gewonnen hat es. Und wenn es so weiter wächst, wird nochmal ein richtiger Tabellenführer daraus.

    Ist aber egal jetzt, keiner muss zum einem Ostderby gehen. Ich bin zu einem Ostklassiker gegangen (einem schönen übrigens) und war froh, dass ein Steffen Baumgart mit mir einer Meinung war. Für den war das nämlich auch ein „Ostderby“, ein Klassiker.

  10. also, „Stell dir vor, gestern Abend war ich bei einem Punktspiel. Toll, nicht wahr? Ja, ein richtiges Punktspiel. War auch ganz possierlich, das Kleine. 1:0 gewonnen hat es. Und wenn es so weiter wächst, wird nochmal ein richtiger Tabellenführer daraus.“ hätte ich ganz & gar großartig gefunden. in meinem blog. aber da steht´s ja auch, gottseidank.

    der mann sagt eben schon wieder was schlaues, dass es nämlich durchaus einen unterschied macht, ob einer (und das ist wertneutral) für den tagesspiegel, den kurier oder die morgenpost schreibt, weil der stil der texte ein anderer ist, weil die vermutete leserschaft eine andere ist. da hat er recht, der mann.

    ich persönlich war ja nicht bei einem derby, klassiker oder dings, sondern bei union. war auch schön.

  11. ich fand den thread im unionforum schon so albern. heul doch nicht so rum, ist nun mal osten wenn da früher mal oberliga gespielt wurde. und immer nur das angeblich ach so schlechte image oder ein paar vereinzelte fahnen zu beweinen, mein gott. wenn selbst zingler und beeck die nummer eins im osten ausspielen wollen, dann stell dich doch mal nicht so an. gibt nun wahrlich schlimmeres. zur geographie wurde auch schon was geschrieben. und das union jetzt mit allen anderen früher mal ddr-klubs verwechselt wird, steht auch nicht zu befürchten.

  12. @steffi

    schön, dass wenigstens du erkennst, dass ich ausnahmesweise einmal versucht habe, deinen unnachahmlichen, einzigartigen Sil zu kopieren. Ist mir altem Meckerkopf natürlich nicht gelungen. Das Original ist immer besser als das Plagiat. Deshalb lese ich dich auch so gerne bei Texti und nicht mich selbst.

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