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Die finale Stimmungskanone.

Ehrlich, ich bin froh, dass es heute abend zuende geht.  So froh, dass mir fast schon egal ist, wer gewinnt, und wie hoch und in welchen Farben. Ich will wieder richtigen Fußball sehen. So welchen, der nach frisch gemähtem Rasen riecht. Fußball, bei dem die Luft staubig ist und Opas mit Schiebermützen Expertengespräche führen. Wo´s für einen Pass, der ankommt, Szenenapplaus gibt. Danach geht man nach Hause, wertet auf dem Waldspaziergang das Spiel aus, und wenn es ein sehr schlimmes Spiel war, kehrt man noch bei Tante Maggie ein, oder geht in die Abseitsfalle, und trinkt sich´s zurecht. Anderntags sind alle wieder normal.

In den letzten zwei Wochen fehlte mir eben das: Normalität. Man lief so rum, draußen, und dachte sich: dit is besoffen. Dit komplette deutsche Volk is besoffen.

Nun ist dieses Phänomen der bevölkerungsübergreifenden Fußball-Begeisterung nicht ganz neu. Schon 2006 gingen selbst Hausfrauen im Deutschland-Trikot zum Einkaufen, flaggten ganze Straßenzüge Schwarz-Rot-Gold und verbrachten Hunderttausende ihren Jahresurlaub auf den Fanmeilen der Republik. Es waren dies aber keine Fußballfans im eigentlichen Sinn, keine Stadiongänger und Auswärtsfahrer mit Hunderten Spielen auf dem Buckel.

[Philipp Köster: Keine Ahnung? Kein Problem! 11Freunde ]

Im Gegensatz zu Philipp Köster finde ich nicht, dass es bessere und schlechtere Fans gibt. Auch nicht, dass man auswärtsfahrend Stadion-Credibility erwerben muss. Hausfrauen in Trikots können sehr sexy sein. Und ein Abseits erkenne ich auch erst in der dritten Zeitlupe. Bloß dieser Irrsinn im Zwei-Jahres-Takt, der ist anstrengend. Was bringt Menschen dazu, alle zwei Jahre mal nach dem Fußball zu sehen? Was außer Hinterköpfen sieht man auf einer Fanmeile? Feiert man sich da leer, auf Vorrat, ganz so, als gäbs nicht 24 Monate später das Selbe nochmal in einer anderen Stadt? Hat man nach der großen Party den großen Kater und braucht zweimal 365 Tage, bis das Bier wieder schmeckt?

Und vor allem: Was ist denn so´n bißchen Europameister gegen einen Zweitligaaufstieg von Union?

Ganz genau. Nüschte.

Ich bitte daher auch und gerade beim Feiern immer die Verhältnismäßigkeit zu beachten. Vielen Dank!

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